Mesocco

Gemeinde im Kanton Graubünden in der Schweiz Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Mesocco (rätoromanisch Mesauc, deutsch auch Misox) ist eine politische Gemeinde im Schweizer Kanton Graubünden. Sie gehört zur Region Moesa.

Schnelle Fakten Lage der Gemeinde ...
Mesocco
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Wappen von Mesocco
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Moesa
BFS-Nr.: 3822i1f3f4
Postleitzahl: 6563
Koordinaten: 737782 / 139198
Höhe: 769 m ü. M.
Höhenbereich: 593–3281 m ü. M.[1]
Fläche: 164,77 km²[2]
Einwohner: 1420 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 9 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
21,2 %
(31. Dezember 2023)[4]
Website: www.mesocco.ch
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Mesocco
Mesocco
Lage der Gemeinde
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Karte von Mesocco
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Geographie

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Historisches Luftbild von Werner Friedli von 1953
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Pian San Giacomo, historisches Luftbild von Werner Friedli (1953)

Zur Gemeinde Mesocco gehören die nördlich gelegenen Orte Pian San Giacomo (1170 m ü. M.) und San Bernardino (1626 m ü. M.). Südlich des Dorfes dominiert das auf einem Felssporn gelegene Castello di Mesocco das Tal. Unterhalb der Ruine steht die wegen ihrer kunsthistorisch wertvollen Monatsbilder bedeutende Kirche Santa Maria del Castello.

Das Gemeindegebiet erstreckt sich hinauf bis zum Tambohorn (3279 m ü. M.) auf dem Alpenhauptkamm, der hier die Grenze nach Italien markiert. Nachbargemeinden sind Rossa, Soazza, Rheinwald sowie Madesimo, Campodolcino und San Giacomo Filippo in Italien.

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Während der Jungsteinzeit (4500 vor Christus) war Mesocco Tec-Nev schon bewohnt.[5] Mesolithische Werkzeuge aus Silex und Keramik wurden bei einer neolithischen Feuerstelle gefunden, als die Autobahn A13 erbaut wurde. Festere Siedlungen gehen auf die Bronzezeit und die vorrömische Eisenzeit zurück. Im Dorf wurde eine beachtliche Nekropole aus der ersten Eisenzeit ausgegraben. Auf dem Hügel Gorda befand sich eine römische Siedlung und Gräber aus dem frühen Mittelalter. Der Ort wurde erstmals im 9. Jahrhundert im Churrätischen Reichsgutsurbar erwähnt. 1203 findet er sich als Mesoco und 1383 als Misogg, was sich in deutsch Misox und romanisch Mesauc spiegelt.

Noch heute gut sichtbar sind die Ruinen des Castello di Mesocco, das von etwa 1100 bis 1480 den Freiherren von Sax und 1480 bis 1549 den Trivulzio, den damaligen Herren des Misox, als Herrschaftssitz diente. 1219 wird die Kirche S. Maria mit ihren wertvollen Fresken von 1450 aus der Werkstatt der Seregnesi unterhalb der Burg erwähnt. Die Pfarrkirche SS. Pietro e Paolo wird ebenfalls 1219 bezeugt, sie wurde im 17. Jahrhundert verändert und 1959 renoviert.

Mesocco war das nördlichste der vier Felder (italienisch: Squadre) des Hochgerichts Misox und in die vier Degagne Crimeo, Cebbia, Andergia und Darba unterteilt, die jeweils von einem Konsul geführt wurden. 1480 traten Mesocco und Soazza aus freien Stücken dem Grauen Bund bei. Seit 1538 ist die Kirche S. Rocco mit angegliedertem Hospiz belegt, und seit 1668 wirken und leben hier Kapuziner. Die bekanntesten der zahlreichen Kapellen sind die 1419 erstmals erwähnte Kapelle San Giacomo sowie San Giuseppe in Andergia, die den Evangelischen während der Reformation als Versammlungsort diente, und San Giovanni Nepomuceno in Cebbia, die 1978 durch eine Überschwemmung zerstört und dann wieder aufgebaut wurde.

1549 kam der aus Locarno geflüchtete Reformator Giovanni Beccaria ins Misox nach Roveredo und Mesocco, wo er als evangelischer Lehrer und Prediger tätig war. 1555 ging er mit den evangelischen Flüchtlingen Locarnos ins Exil nach Zürich. 1559 kehrte er nach Mesocco zurück und nahm seine Lehr- und Predigertätigkeit im Tal wieder auf, um den entstandenen evangelischen Gemeinden zu dienen. 1561 wurde er aufgrund katholischer Interventionen im Rahmen der Gegenreformation von Mesocco verbannt und flüchtete ins tolerantere Chiavenna und 1571 nach Bondo, wo er als reformierter Pfarrer tätig war.[6][7]

Zahlreiche Patrizierhäuser stammen aus dem 19. Jahrhundert, teilweise auch von früher. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Wasserkraftwerke Isola und Spina, in den Sechzigerjahren die Autobahn A13 erbaut, 1967 der San-Bernardino-Tunnel eingeweiht und die touristische Infrastruktur in San Bernardino aufgebaut, so dass das Misox und die Gemeinde Mesocco einen wirtschaftlichen Aufschwung erleben konnten. Trotzdem haben Ackerbau und Viehzucht Bedeutung behalten, einige Alpweiden werden weiterhin mit Rindern, Ziegen, Schafen und Schweinen bestossen.

In Cebbia wurde am 7. August 1978 die Dorfkirche San Giovanni Nepomuceno durch ein gewaltiges Hochwasser der Moesa zerstört.[8] Der gleichzeitige Erdrutsch von Orsora erreichte die Autostrasse A13, so dass Schlamm und Schutt den Tunnel blockierten, der direkt unter der Pfarrkirche hindurchführt.[9]

Bevölkerung

Weitere Informationen Bevölkerungsentwicklung ...
Bevölkerungsentwicklung
Jahr1701177318021850190019502000[10]20102020
Einwohner1013921862118211731150120112251323
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Verkehr

Der seit 1907 bestehende Betrieb der Bahnstrecke Bellinzona–Mesocco wurde 1972 eingestellt, seither gewährleisten Postautos von Bellinzona, Roveredo GR, San Bernardino GR und Thusis den öffentlichen Verkehr. Die Hauptstrasse 13 führt durch Mesocco hindurch, die Autobahn A13 dagegen westlich an Mesocco vorbei.

Kultur

  • Fondazione Archivio a Marca[11]

Sehenswürdigkeiten

Sport

  • Football Club Alta Moesa[15]

Persönlichkeiten

Literatur

  • Aurelio Ciocco: Mesòcch e i sò sitt. Due secoli di storia dei nomi di luogo e nelle testimonianze locali. Tipo-Offset Jam, Prosìto 2012.
  • Luigi Corfù: Microparcellizzazione ed economia idrica: il caso di Mesocco. In: Archivio Storico Ticinese. 2. Serie, Nummer 145, Bellinzona 2009, S. 41–56.
  • Rinaldo Giambonini, Agostino Robertini, Silvano Toppi: Mesocco. In: Il Comune. Edizioni Giornale del Popolo, Lugano 1971, S. 193–204.
  • Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 494–497 (italienisch).
  • Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Band VI: Die italienischbündnerischen Talschaften Puschlav, Misox und Calanca (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 17). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1945, ISBN 978-3-906131-55-9.
  • Balser Puorger: Misox. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 5: Maillard – Monod. Attinger, Neuenburg 1921, S. 119, 120 (Digitalisat).
  • Cesare Santi: Famiglie originarie del Moesano o ivi immigrate. Menghini, Poschiavo 2001, S. 157–160.
  • Cesare Santi: Mesocco (Gemeinde). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 15. Juni 2015.
  • Emilio Tagliabue: È davvero esistita la zecca di Mesocco? In: Rivista Italiana di Numismatica, anno 1890, fascicolo III, Milano 1890, S. 369–424.
  • Verschiedene Autoren: Mesocco. In: Storia dei Grigioni. 3 Bände. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2000.

Bilder

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Einzelnachweise

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