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Melli Beese
deutsche Pilotin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Amelie Hedwig Beese-Boutard (* 13. September 1886 in Laubegast; † 21. Dezember 1925 in Berlin-Schmargendorf[1]), besser bekannt unter ihrem Rufnamen Melli Beese, war eine deutsche Pilotin. Sie ging als die Frau in die Geschichte ein, die als erste in Deutschland die Prüfung zum Erwerb eines Privatpilotenscheins ablegte.





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Leben
Zusammenfassung
Kontext
Beese war die einzige Tochter des Steinmetzmeisters und späteren Architekten und Fabrikbesitzers Richard Beese und dessen Ehefrau Hedwig (geb. Hartmann) und kam in Laubegast, einem Vorort der sächsischen Residenzstadt Dresden, zur Welt. Ihre Eltern waren wohlhabend und förderten die begabte Tochter auf allen Gebieten. Ihre vergleichsweise gesicherte finanzielle Lage war auch deshalb bedeutsam, weil Motorflugausbildung und Flugbetrieb in der Frühzeit der Luftfahrt häufig nur Menschen mit überdurchschnittlichem Einkommen offenstanden.[2] Von 1906 bis 1909 studierte Beese Bildhauerei an der Königlichen Akademie der freien Künste in Stockholm. In Schweden lernte sie auch ihre große Leidenschaft, das Hochseesegeln, kennen. Beese profitierte dort davon, dass die Stockholmer Kunstakademie Frauen bereits zum Studium zuließ, während deutsche Kunstakademien zu dieser Zeit vielfach noch verschlossen waren.[3] Beese war zudem von den Berichten und technischen Fortschritten in der Aviatik fasziniert. So las und sammelte sie Berichte über die Flugversuche der Brüder Wright. Um 1909 fasste sie den Entschluss, selbst Pilotin zu werden, und wandte sich damit einem in Deutschland damals männlich geprägten Betätigungsfeld zu.[4]
Ausbildung
Das Jahr 1910 war entscheidend für die Luftfahrt: Léon Delagrange stürzte tödlich ab, Thérèse Peltier gab öffentlich bekannt, doch nicht Pilotin werden zu wollen, Raymonde de Laroche erhielt als erste Europäerin ihre Flugerlaubnis, gefolgt von Marie Marvingt, und im November desselben Jahres erwarb Hélène Dutrieu als dritte Frau die Flugerlaubnis des Aéro-Club de France.
Als Beese im November 1910 nach Deutschland zurückkehrte, besuchte sie als Externe am Technikum Dresden Vorlesungen in Mathematik, Mechanik, Schiffbau und Flugmechanik.[5] Sie wurde anfangs von Flugschulen abgewiesen und musste zudem für die Ausbildung höhere Gebühren als männliche Schüler aufbringen.[4] Sie wurde bei drei Flugschulen abgewiesen und erst an einer vierten Flugschule zögernd angenommen.[6] In der Frühzeit der Motorfliegerei hing der Zugang von Frauen zu Flugunterricht oft vom Wohlwollen einzelner männlicher Ausbilder ab, solange es kaum von Frauen geführte Ausbildungsangebote gab.[2] Solche Ausschlussmechanismen wurden in der Öffentlichkeit zudem durch pauschale Abwertungen prominenter Flieger gestützt, die Frauen wegen angeblicher Panikneigung für grundsätzlich ungeeignet erklärten.[2] Noch im selben Jahr suchte sie auf dem Flugplatz Johannisthal einen Fluglehrer. Als erstes sprach sie bei den Albatros Flugzeugwerken vor. Diese schickten sie zu den Wright-Flugzeugwerken weiter („wegen mangelnder Erfahrung mit weiblichen Schülern“).
Bei der Flugmaschine Wright GmbH hatte bereits die Ballonfahrerin Käthe Paulus Flugstunden genommen. Ihr Fluglehrer Paul Engelhard weigerte sich jedoch, noch einmal eine Frau zu unterrichten; er schickte Beese weiter zur Ad Astra, einer in Johannisthal ansässigen frühen Fluggesellschaft, die auch Piloten ausbildete und bis etwa Mitte 1912 bestand. Der bei der Flugmaschine Wright GmbH maßgebliche Paul Engelhardt äußerte 1910 gegenüber Beese, er halte es für ausgeschlossen, dass eine Frau mit Flugmaschinen umgehen könne.[2] Deren Fluglehrer, Robert Thelen (1884–1968), erklärte sich schlussendlich zur Aufnahme Beeses als Schülerin bereit.
In den 1910er-Jahren wurde nur dann geflogen, „wenn ein entfaltetes, in die Luft gehaltenes Taschentuch sich nicht bewegt“.[7] Flugschüler saßen deshalb manchmal wochenlang in den Hallen des Flugplatzes und warteten, bis sich eine Gelegenheit zum Aufstieg ergab. Schwere Probleme bereitete ihr von nun an der zeitgenössische Männlichkeitswahn: Beeses Kameraden sahen in ihr eine unwillkommene Konkurrentin und versuchten, ihr Fliegen zu verhindern. Erst nachdem Beese Thelen zur Rede gestellt hatte, durfte sie erstmals aufsteigen. Ihre ersten Flüge fanden mit Thelen in einem Wright-Doppeldecker statt. Am Abend des 12. Dezember 1910 sprang bei einem Übungsflug eine Antriebskette von der Motorwelle. Thelen und Beese stürzten im Gleitflug aus 20 Metern Höhe zu Boden.[8] Der Unfall führte zu schweren Beinverletzungen sowie Rippen- und Nasenbeinbrüchen.[6] Gegen die Schmerzen wurde sie mit Morphin behandelt, was eine lebenslange Sucht auslöste. Einige Tage nach dem Unfall starb ihr Vater.
Im Januar 1911 kehrte Beese nach Johannisthal zurück. Für den als abergläubisch geltenden Robert Thelen war ihre Bruchlandung der Beweis, dass „Frauen im Flugzeug eben Unglück bringen“, und er verweigerte ihr den weiteren Unterricht. Ihr Schulungsvertrag wurde daraufhin in beiderseitigem Einvernehmen aufgehoben. Sie konnte erst nach monatelangem Warten und dem Wechsel der Flugschule wieder selbst ans Steuer eines Motorflugzeugs zurückkehren.[6]
Anfang Juli 1911 unterschrieb Beese einen Schulungsvertrag bei den Rumpler-Werken.[8] Hellmuth Hirth, der Fluglehrer, war von der Idee wenig begeistert, gab jedoch dem Druck der Rumpler-Direktion nach, die sich durch eine weibliche Werkspilotin einiges an Publicity versprach. Beese hatte mit der negativen Einstellung Hirths zu kämpfen: So musste sie nahezu täglich darum ringen, in der Reihe der Flugschüler überhaupt an die Reihe zu kommen.[6] Jedes Mal, wenn sie an der Reihe war, saß bereits ein anderer Schüler im Flugzeug oder „technische Probleme“ verhinderten den Flug. Einmal, während eines Übungsfluges, war sogar ihr Flugzeug dahingehend sabotiert worden, dass die gelöste Verspannung der Tragflächen einen Absturz zur Folge gehabt hätte, wenn Beese dies nicht sofort nach dem Abheben bemerkt hätte, was Hirth als „Streich von Männern, einer Frau gespielt, die unerlaubt in ein Männern vorbehaltenes Revier eingedrungen ist“ abtat. Als weitere Beispiele für die berichteten Schikanen wurden manipulierte Zündkerzen oder das (nahezu) vollständige Ablassen von Benzin genannt, wodurch Beese zur Notlandung gezwungen wurde.[4][6] Am 27. Juli 1911 absolvierte Beese ihren ersten Alleinflug, woraufhin der Konkurrenzneid mancher männlicher Fliegerkollegen offener hervortrat.[2] So kam es zu Schikanen von sabotierten Kraftstoffsystemen bis zur systematischen Benachteiligung bei Flugwetter und der Zuteilung qualitativ minderwertiger Maschinen.[2]
Beese nutzte 1911 zur Absolvierung von Trainingsstunden auch die nur knapp ein Jahr bestehende Mitteldeutsche Fliegerschule am Flugplatz Weimar-Lindenberg. Aufgrund des Mangels an Flugschülern waren freie Kapazitäten in Weimar vorhanden.[9]
Ohne ausreichende Flugerfahrung meldete sich Beese schließlich ein erstes Mal zur Prüfung an. Für die Teilnahme an Wettflügen war das Flugzeugführerzeugnis des Deutschen Luftfahrer-Verbandes (DLV) nötig. Zum Erwerb dieser Lizenz waren 3000 Mark zu zahlen und der Antragsteller hatte eine gesonderte Versicherung abzuschließen, welche das Risiko einer Bruchlandung absichern sollte.[5] Die Prüfung bestand aus drei geschlossenen Rundflügen von mindestens fünf Kilometern Länge. Nach jedem Flug musste vorschriftsmäßig gelandet und der Motor ausgeschaltet werden. Die Landung hatte punktgenau, bei einer Toleranz von maximal 150 Metern, zu erfolgen.
Beeses erste Prüfung endete fast mit einem Unfall. Kaum war sie in der Luft, setzte der Motor aus. Sie leitete sofort die Landung ein und musste feststellen, dass der Benzintank sabotiert worden und Benzin ausgelaufen war. Sie berichtete den Vorfall jedoch nicht, er wurde erst in ihrer Autobiografie erwähnt. Derartige Sabotageakte wurden später teils als „Streiche“ verharmlost und zugleich als angeblicher Schutz von Frauen rationalisiert.[2] Danach meldete sie sich erst wieder zur Prüfung an, als der Unterricht wegen der Abwesenheit von Hellmuth Hirth einmal ausfiel. Am 13. September 1911, ihrem 25. Geburtstag, stieg sie in den frühen Morgenstunden mit der Rumpler-Taube auf und flog die vorgeschriebenen Runden und Figuren. Die Berliner Presse lobte die „gute Manier“ der Prüfungsflüge, hob „vollkommen korrekte“ Landungen hervor und berichtete von Glückwünschen nach der endgültigen Landung.[6] Bevor die anderen Flugschüler auf dem Flugplatz eintrafen, hielt sie bereits als erste Frau Deutschlands die Flugzeugführerlizenz Nummer 115 in ihren Händen.[10][5] Ihre Sportzeugen waren anerkannte Fluglehrer in Johannisthal, und zwar der Inhaber der Fluglizenz Nummer 4 Ellery von Gorrissen und Cornelius Hintner. Beese erwarb den Pilotenschein knapp vor Božena Laglerová, die zu der Zeit verletzungsbedingt pausieren musste und im Oktober den Flugschein Nummer 125 erhielt.
Beese hatte mit Edmund Rumpler, dem Besitzer der Rumpler-Werke, vertraglich vereinbart, an den Johannisthaler Herbstflugwochen (24. September bis 1. Oktober 1911) für ihn zu starten, wenn sie rechtzeitig die dazu nötige Fluglizenz erwerben würde. Zwei der Meisterflieger, Josef Suvelack und Hans Vollmöller, drohten dem Konstrukteur, dass sie nicht starten würden, wenn eine Frau im Werksteam mitfliege. Bevor Beese zu einem Flugzeug kam, musste erst Flugplatzdirektor Georg von Tschudi bei Rumpler intervenieren, der im Vorfeld der Flugwochen mit der Teilnahme einer Frau für seinen Anlass geworben hatte und um seine Attraktion fürchtete.
Beese nutzte ihre Chance. Unter 24 Teilnehmern erreichte die unerfahrene Fliegerin mit ihrer Rumpler-Taube den 5. Rang. Nach dem vierten Tag lag sie auf Rang 2, am fünften Tag durfte sie jedoch nicht starten, weil wegen des schlechten Wetters „das Fliegen nunmehr einer Frau nicht mehr zuzumuten“ gewesen sei. Bei demselben Anlass stellte sie mit zwei Stunden und neun Minuten einen neuen Dauerweltrekord für Frauen auf. Ein in der Berliner Presse überlieferter Kommentar hob hervor, dass Beeses Leistungen auf der Rumpler-Taube manchem männlichen Berufskollegen „zur Ehre gereichen“ konnten.[2] Am 27. September 1911[11] gelang Beese beim Flug mit einem Passagier mit 825 Metern ein neuer Höhenweltrekord für Frauen; der alte lag bei 400 Metern. Die Rekorde stellten neue Höhen- und Dauerflugrekorde für Frauen dar.[4] Am 15. Oktober nahm Beese an einem Flugtag auf der Jerxerheide bei Detmold teil. Die Veranstalter waren der Detmolder Rennverein und die Berliner Gesellschaft für Luftschiffahrt und Flugwesen e. V. Die Flugschau fand auf der damaligen Pferderennbahn statt. Neben Beese waren außerdem als Piloten Hans Vollmöller und Gustav Witte eingeladen. Für 16:00 Uhr waren die Schauflüge im Programmheft angekündigt. Gerade als Melli Beese fliegen wollte, kamen Nebel und Wind auf. Die Zuschauer wurden durch die Zeitverzögerung unruhig und durchbrachen die Absperrzäune. Beese musste auf den Flug verzichten.[12][13]
Flugschule Melli Beese GmbH



Im Jahr 1912 gründete Beese, angeblich finanziell unterstützt von dem Fabrikanten Karl August Lingner, gemeinsam mit Charles Boutard und Hermann Reichelt die Flugschule Melli Beese GmbH. Reichelt brachte einen seiner selbst gebauten Eindecker mit, Boutard stellte einen ebenfalls selbst konstruierten Eindecker zur Verfügung. Beese benutzte ihre alte Rumpler-Taube als Schulflugzeug. Mit der Gründung trug Beese zur Schaffung von Ausbildungsstrukturen bei, die Frauen nicht mehr ausschließlich auf die oftmals ablehnende Praxis bestehender Flugschulen verwiesen.[2]
Bei der vielbeachteten Gründung ihrer Flugschule kritisierte Beese das bisherige Ausbildungssystem scharf: „Auf mannigfache Anregung hin habe ich mich entschlossen, auf dem Flugplatz Johannisthal eine eigene Flugschule zu errichten. Ich bin dabei von der Erwägung ausgegangen, dass es an der Zeit ist, den in vielen Beziehungen ungeregelten Zuständen in manchen Flugschulen dadurch ein Ende zu machen, dass ein wirklich ordnungsgemäßes und straff geordnetes Institut die Ausbildung zum Flieger nach festgesetzten Grundsätzen übernimmt. Vor allem soll der Unterricht schnell erfolgen, und zwar auf Wunsch auf Maschinen verschiedener Gattung […]. Da ich einerseits unter allen Umständen nur eine beschränkte Anzahl von Schülern annehmen will und mir andererseits drei Maschinen und drei Fluglehrer zur Verfügung stehen, so wird der fast überall eingerissene Übelstand entfallen, dass die Schüler Wochen und Monate auf dem Flugplatz verweilen, ohne überhaupt zum Fliegen zu kommen.“
Das Flugschulenbüro und Wohnung von Beese befand sich in Johannisthal zuerst auf der Kaiser-Wilhelm-Straße 45; Sterndamm 83, nach Umbenennung der Straße. Nach ihrer Heirat mit Boutard befanden sich Wohn- und Flugschulbüroräume am Sterndamm Nr. 82.[14] In der Zeit ihres Bestehens durchliefen vom Januar 1912 bis zum April 1914 erfolgreich 16 Flugschüler die fliegerische Ausbildung.[15]
Neben der Flugschule machten sich Beese und ihre Teilhaber an den Nachbau der Rumpler-Taube. Bald schon konnten sie die Beese-Taube aus eigener Produktion zu einem günstigen Preis von 12.000 Mark anbieten. Darüber hinaus plante sie die Konstruktion eines Flugbootes. Beese entwarf und konstruierte daneben weitere Flugzeuge; einzelne technische Lösungen ließ sie patentieren.[4] Das geplante Flugboot entwickelte sie gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner und späteren Ehemann Charles Boutard für größere Luftreisen.[4]
Am 25. Januar 1913 heiratete Melli Beese ihren Teilhaber Jean Charles Boutard in Berlin-Johannisthal, nahm dabei die französische Staatsbürgerschaft und zunächst dessen Familiennamen an.[16] Das Paar zog in eine Villa am Sternplatz in der Nähe des Flugplatzes Johannisthal.[17]
Als der Erste Weltkrieg sich abzuzeichnen begann, erhielten vor allem die großen Flugzeugwerke staatliche Förderung. Beese und Boutard setzten all ihre Hoffnungen auf ihr Flugboot, das sie für eine im August 1914 in Warnemünde stattfindende Veranstaltung anmeldeten. Das fertige Flugzeug lag bereits an der Warnow, als am 1. August 1914 der Krieg begann und Melli Beese und ihr Mann als „feindliche Ausländer“ verhaftet wurden. Beese galt aufgrund ihrer Ehe mit dem französischen Piloten Boutard als „feindliche Ausländerin“ und ihr Fliegen wurde untersagt.[6] Das Fliegende Boot wurde von den Behörden zerstört.
Erster Weltkrieg
Bei Kriegsbeginn mussten Beese und Boutard ihre gutgehende Fabrik und Flugschule schließen. Sie durften den Flugplatz und ihre Flugschuppen sowie die Fabrik nicht mehr betreten. Charles Boutard wurde interniert, Melli Beese unter Hausarrest gestellt. Nachdem ihr Mann vorläufig zurückkehren durfte, wurde das Paar in Wittstock/Dosse interniert. Isoliert, ohne Arbeit und von Wachposten misstrauisch beäugt, erkrankten beide an Tuberkulose. Melli Beese konsumierte verstärkt Morphium.
Nach Ende des Ersten Weltkrieges kehrte Melli Beese nach Johannisthal zurück. Ihre Flugzeugschuppen waren geräumt und ihre Flugzeuge demontiert worden. Die Aufstellung von Luftstreitkräften wurde den Deutschen im Versailler Vertrag 1919 verboten und Beese stand vor dem finanziellen Nichts. Boutard wurde nach Frankreich gebracht, wo er sich für seinen Verbleib in Deutschland während des Krieges rechtfertigen musste. Beese bemühte sich um eine Entschädigung von der Regierung für ihre Fabrik und den Erhalt ihrer Flugzeuge. Das erhaltene Geld investierte sie, doch die Automobilfirma, welche sie unterstützte, ging in Konkurs. Das fortgesetzte Flugverbot stellte eine erhebliche psychische Belastung dar und stand mit depressiven Phasen in Verbindung.[4]
„Fliegen ist notwendig. Leben nicht“
Noch gab die morphiumsüchtige, am Boden zerstörte Frau nicht auf. Gemeinsam mit dem zurückgekehrten Charles Boutard plante sie, mit zwei Flugzeugen um die Welt zu fliegen. Lange mussten die beiden nach Geldgebern für ihre Unternehmung suchen. Zwar erklärten sich die Fokker-Werke bereit, eine ausgediente Kriegsmaschine zur Verfügung zu stellen, das Projekt scheiterte dann aber doch an einer unzureichenden Finanzierung. Sie fand nach dem Krieg keinen tragfähigen Neuanfang mehr, weil sich keine Geldgeber mehr gewinnen ließen und der soziale Abstieg die Situation zusätzlich verschärfte.[6]
Bereits im Jahr 1923 zog Beese in eine Berliner Pension und lebte getrennt von Boutard.[3] Da von Beese keine Tagebücher oder Briefe überliefert sind, bleiben insbesondere ihre letzten Lebensjahre nur fragmentarisch greifbar.[3] 1925 musste Beese die Lizenz ihres Pilotenscheines erneuern, machte dabei aber eine Bruchlandung, die sie allerdings unverletzt überstand. Ihr Suizid wird häufig als Reaktion auf das als unwiederbringlich empfundene Ende ihrer Fliegerkarriere beschrieben.[6] Am 21. Dezember 1925 erschoss sie sich in der von ihr bewohnten Pension in der Friedrichsruher Straße 30 in Berlin-Schmargendorf, nachdem sie die Worte „Fliegen ist notwendig. Leben nicht.“ auf einen Zettel geschrieben hatte – eine Paraphrase des alten Seefahrerspruches „Seefahrt tut not, Leben tut nicht not“. Das Polizeiamt Wilmersdorf übernahm die Untersuchung ihrer Todesumstände.[18] Sie wurde auf dem Friedhof Berlin-Schmargendorf beigesetzt. Die Grabstätte befindet sich in der Abt. L2-73 und ist seit 1975 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet.
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Späte Ehrungen
- 1971 wurde in Berlin-Halensee eine Grünanlage zu Ehren Beeses eingeweiht (Melli-Beese-Anlage, Ecke Storkwinkel/Schwarzbacher Straße) und eine im selben Jahr von Annelise Rudolph erschaffene Skulptur Taube enthüllt.[19]
- Zum Gedenken des 50. Todestages wurde 1975 eine Eisenmedaille gegossen. Die Frontseite zeigt die Flugzeugführerin Melli Beese; die Rückseite das Geburtshaus in Dresden-Laubegast.[20]
- Die DDR-Postverwaltung edierte 1982 einen Sonderbrief mit Sonderstempel, der an die deutsche Pilotin erinnert.[21]
- Auf dem Friedhof Schmargendorf erhielt Melli Beese 1975 ein Berliner Ehrengrab.[19]
- Seit den 1990er-Jahren trägt eine Grundschule im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick den Ehrennamen der deutschen Fliegerin.[5] Auch in Dresden-Neustadt gibt es eine Grundschule gleichen Namens.
- Die Straßen einer 1994 gebauten Siedlung nahe des ersten deutschen Flugplatzes im Berliner Ortsteil Johannisthal tragen die Namen einiger bekannter Flugpioniere. Dort gibt es seit 2002/2005 auch eine Melli-Beese-Straße.[22]
- Im Jahr 2004 beschloss das Bezirksamt Tempelhof, einen bis dahin namenlosen Weg in Melli-Beese-Promenade zu benennen.[23]
- In mehreren deutschen Städten gibt es mittlerweile Melli-Beese-Straßen oder Melli-Beese-Wege, darunter Augsburg, Bremen, Cottbus, Detmold, Dresden, Falkensee, Frankfurt am Main, Fürth, Heilbronn, Ingolstadt, Köln, Lübeck, Saarbrücken, Sindelfingen, Treuenbrietzen und Zernsdorf sowie im Ortsteil Berlin-Kladow.
- Die Haupterschließungsstraße des Flughafens Berlin Brandenburg wurde als Melli-Beese-Ring benannt.
- Ein Berliner Motorseglerclub gab sich den Namen Aeroclub „Melli Beese“ e. V. im Deutschen Technikmuseum.[24]
- Seit 2025 gibt es in Gütersloh eine Melli-Beese-Straße in einem neuen Gewerbegebiet gegenüber dem ehemaligen Flughafen.
- Die „Universal-Stiftung Helmut Ziegner“ betreibt in Melli Beeses Johannisthaler Wohnhaus eine Jugendhilfeeinrichtung unter dem Namen „Villa Melli Beese“.[25]

- Seit 2020 gibt es am Deutschen Haus (am Markt) in Wittstock/Dosse eine Gedenktafel für Melli Beese, gestiftet von Dr. Peter Bihl. In den Jahren 1917/1918 war das Ehepaar in diesem Haus interniert.
- 2016 wurde das Geburtshaus in Dresden-Laubegast von einer privaten Initiative erworben, um das Gebäude zu erhalten, zu sanieren und auch für Besucher sowie kulturelle Veranstaltungen zu öffnen.[26]
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Rezeption
Der schwedische Schriftsteller Aris Fioretos entwarf in seinem Roman Nelly B.s Herz eine Protagonistin, die nach dem Vorbild Melli Beeses gestaltet ist und biografische Eckpunkte aufgreift, Leerstellen der Überlieferung jedoch literarisch fiktionalisiert.[3]
Film
Das zweiteilige Dokudrama Eroberung der Lüfte – Die ersten Fliegerinnen (ORF/NDR/Arte 2024) von Stefan Ludwig erzählt Melli Beeses Lebensgeschichte. Beese wird dabei von Lilith Häßle gespielt.[27]
Literatur
- Eva-Maria Bast: Melli Beese (1886–1925). Geboren, um zu fliegen. Tollkühne Frau im Höhenrausch. In: dies., Elena de F. Oliveira, Melanie Kunze (Hrsg.): Dresdner Frauen: Historische Lebensbilder aus der Stadt an der Elbe. Bast Medien, Überlingen 2018, ISBN 978-3-946581-59-8, S. 64–69.
- Gertrud Pfister: Fliegen – ihr Leben. Die ersten Pilotinnen. Orlanda-Frauenverlag, Berlin 1989, ISBN 3-922166-49-0.
- Astrid Röben: „Fliegen ist notwendig, leben nicht“ (Pilotinnen-Serie, Teil 1) In: Aero International, Nr. 1/2018, S. 76–78
- Günter Schmitt, Werner Schwipps: Pioniere der frühen Luftfahrt. Sonderausgabe. Gondrom Verlag, Bindlach 1995, ISBN 3-8112-1189-7.
- Günter Schmitt: Als die Oldtimer flogen. transpress Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-344-00129-9.
- Dietmar Sehn: Dresdner Straßengeschichten. Wissenswertes, Unterhaltsames und Kurioses. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2006, ISBN 3-8313-1620-1.
- Barbara Spitzer: Melli Beese. Bildhauerin, Pilotin – eine ungewöhnliche Frau. Bezirksamt Treptow, Dresden 1992 (Begleitband zur Ausstellung Melli Beese, Bildhauerin, Pilotin – eine ungewöhnliche Frau, Berlin 1992).
- Peter Supf: Beese, Amelie. In: Neue Deutsche Biographie. (NDB). Band 1. Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 738 (deutsche-biographie.de).
- Livia Käthe Wittmann, Barbara Zibler: Melli Beese und die „Flügel am Horizont“. Die Geschichte der ersten deutschen Pilotin. Trafo-Literaturverlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-89626-814-3.
- Hans Ahner: Sturz in die Tiefe. Verlag Neues Leben, Berlin 1983 (biografischer Roman).
- Moderne Frauen. In: Der Deutsche Correspondent. Baltimore MD 6. April 1913 (loc.gov [PDF; 2,9 MB; abgerufen am 7. Dezember 2020]).
- Markus Hennen: Vom Wandel der Erinnerungskultur, Der Wittstocker Friedensweg – Auf Spurensuche, Flyer der Stadt Wittstock/Dosse als kommunales Projekt im Kulturland Brandenburg 2020: „Krieg und Frieden“
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Weblinks
Commons: Melli Beese – Sammlung von Bildern
- Tatjana Dietl: Flugpionierin Melli Beese. In: Aus der Sammlung, Das ist neu. 17. April 2023, abgerufen am 26. Januar 2025.
- Tatjana Dietl: Sie wollte fliegen, immer nur fliegen! Melli Beese – Eine Pilotin, die Luftfahrtgeschichte schrieb (Teil 1). Deutsches Museum München, 25. September 2020; abgerufen am 28. Oktober 2020.
- Tatjana Dietl: „Dir fehlen Flügel und du möchtest fliegen? Krieche!“ Melli Beese – Eine Pilotin, die Luftfahrtgeschichte schrieb (Teil 2). Deutsches Museum München, 27. November 2020; abgerufen am 7. Dezember 2020.
- Heike Wolter: Melli Beese. In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.
- Literatur von und über Melli Beese in der Sächsischen Bibliografie
- Melli Beese. Erste deutsche Pilotin. (PDF) In: Wanderausstellung „Frauen in Naturwissenschaft und Technik“. Fachhochschule Lübeck, abgerufen am 17. September 2014 (Posterausstellung zur Ausleihe).
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Einzelnachweise
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