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britisches Kampfflugzeug Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die English Electric Canberra war ein zweistrahliges britisches Kampfflugzeug der Zeit des Kalten Krieges der English Electric Company. Sie gehörte der ersten Generation von Strahlflugzeugen an, wurde ab 1944 als Ersatz für die De Havilland DH.98 Mosquito entwickelt und 1951 von der Royal Air Force in Dienst gestellt. In den USA in Lizenz gefertigte Exemplare der US Air Force sind unter dem Namen Martin B-57 bekannt.
English Electric Canberra | |
---|---|
Canberra PR.9 | |
Typ |
|
Entwurfsland | |
Hersteller | English Electric |
Erstflug | 13. Mai 1949 |
Indienststellung | Mai 1951 |
Produktionszeit | 1951 bis 1961 |
Stückzahl | 1352 |
Insgesamt wurden 1352 Canberras produziert, darunter 403 B-57 und 48 Flugzeuge für die Royal Australian Air Force. Die erste britische Einsatzstaffel war ab Mai 1951 die 101. Squadron in RAF Binbrook und im Bereich der RAF Germany war ab August 1954 die 149. Squadron in RAF Gütersloh der erste Verband. Im Jahr 1955 gab es 35 aktive Canberra-Bomberstaffeln in der RAF, und bei der RAF Germany waren Canberras bis Anfang der 1970er-Jahre stationiert.
Verschiedene Versionen wurden nach Argentinien, Kanada, Chile, Ecuador, Äthiopien, Frankreich, Indien, Neuseeland, Pakistan, Peru, Rhodesien, Südafrika, Schweden, Venezuela und Westdeutschland exportiert. Die RAF Germany flog die Canberra etwa zwei Jahrzehnte. In der deutschen Bundeswehr wurden 1963 bis 1993 drei Exemplare beim Amt für Militärisches Geowesen für Bildflüge eingesetzt. Am 23. Juni 2006 wurden die letzten Canberras der RAF nach 55 Jahren offiziell außer Dienst gestellt.
Das Flugzeug wurde ursprünglich als leichter Bomber und später als Fotoaufklärer eingesetzt. In der USAF verwendete man die B-57 unter anderem als Bodenangriffsflugzeug Martin B-57G im Vietnamkrieg. Andere Einsätze fanden während der Sueskrise 1956 und im malayischen Bürgerkrieg durch die RAF sowie in den Kriegen zwischen Äthiopien und Eritrea bzw. Somalia, in den Indo-Pakistanischen Kriegen und in den „Buschkriegen“ Rhodesiens und Südafrikas statt. Eine für den Höheneinsatz modifizierte Version stellte 1957 mit 21.430 m einen Höhenweltrekord auf und diente der USAF vor der Indienststellung der Lockheed U-2 zu Spionageflügen über China und der Sowjetunion.
Während des Koreakriegs beschaffte das US-Militär die Variante B-57 der Canberra als taktischen Bomber und damit als düsengetriebenen Nachfolger verschiedener Bomber, die noch im Zweiten Weltkrieg entwickelt worden waren. Das Flugzeug erfüllte seine Erwartungen allerdings nur teilweise, da die Beladungs- und damit Bombenkapazität gering war und die B-57 mit zeitgemäßen Flugabwehrwaffen leicht zu bekämpfen war. Zudem begann die Lizenzfertigung durch die Glenn L. Martin Company erst 1953, so dass das Flugzeug im Koreakrieg nicht mehr zum Einsatz kam. Nach 403 in der US Air Force in Betrieb genommenen Einheiten wurde 1957 der Bau der B-57 eingestellt. Martin modifizierte das Flugzeug während der Produktionsphase. Die frühen Baureihen waren nahezu identisch mit dem britischen Modell, später wurden zunehmend Komponenten aus US-Produktion eingebaut und Varianten für verschiedene Aufgaben hergestellt.
Im Vietnamkrieg waren 94 Flugzeuge des Typs B-57B im Einsatz, obwohl ihre Technik zu diesem Zeitpunkt bereits veraltet war. 51 der Maschinen wurden zerstört, 38 davon durch feindlichen Beschuss.
Zu einem Sonderstatus kam die Martin B-57G. Diese Version war das Ergebnis eines Forschungsprogramms zur gesteigerten Nachtkampffähigkeit der US Air Force während der Vietnamkriegs. Diese Nachtangriffe sollten den Nachschubverkehr über den Ho-Chi-Minh-Pfad unterbrechen. Nachdem erste Bombardierungen des Pfads im Jahr 1965 nur geringe Erfolge zeigten, befahl Präsident Lyndon Baines Johnson im Dezember 1965 ein Forschungsprogramm zur gesteigerten Nachtkampffähigkeit, das die Air Force im Februar 1966 unter dem Titel Shed Light startete. Von den rund 100 technischen Lösungen, die dabei untersuchte wurden, kam kaum eine über den Status des Prototyps hinaus. Einige wurden aber später weiterentwickelt und in jüngeren Waffenplattformen verwendet. So gehen die militärische Verwendung von Forward Looking Infrared und der Nachtbildtechnik LLLTV in den USA im Wesentlichen auf dieses Programm zurück.
Das einzige im Rahmen von Shed Light wesentlich umgebaute Flugzeug, das über Prototypen hinaus in den Einsatz kam, war die B-57G. Ende 1967 erhielten erstmals drei B-57B aus dem 3rd Wing der Pacific Air Forces durch Mitarbeiter von Martin und Westinghouse Electric Corporation Nachtsichtgeräte eingebaut, zunächst noch unter einem Flügel. Sie waren die ersten Flugzeuge, die die Bezeichnung B-57G trugen. Die Variante mit diesem ersten Nachtkampf-Einbau war auch als Tropic Moon II bekannt. Von Dezember 1967 bis August 1968 flogen die Maschinen Probeeinsätze über dem Ho-Chi-Minh-Pfad und erzielten eine schlechte Waffenwirkung: Von 456 aufgeklärten nordvietnamesischen LKW wurden nur 39 nachweislich vernichtet.
Die nächste Baureihe, Tropic Moon III, erhielt Anfang 1969 umfangreichere Sensoreinheiten in einer neu geformten, knollenförmigen „Nase“ des Rumpfs. Dieses von Westinghouse entwickelte Paket enthielt vorwärts gerichtetes Suchradar, Forward Looking Infrared, ein Tiefflugvideoaufnahmegerät sowie einen Laser-Reichweiten- und Zielerfassungssucher. Die Besatzung wurde um einen Sensorbediener erweitert. Zum Ausgleich für das Gewicht der Sensoreinheit entfiel die Bordkanone, so dass die Bewaffnung sich auf vier 500-Pfund-Bomben unter den Tragflächen beschränkte. Dabei kam in der Regel Munition aus der Serie Paveway I zum Einsatz. Sobald das Ziel von den Sensoren entdeckt und erfasst war, wurde per Lasersystem die Entfernung bestimmt, das Ziel markiert und die Bombe in dieses gelenkt.
Elf dieser Flugzeuge wurden ab September 1970 an das Mitte 1969 reaktivierte 13. Bombergeschwader auf dem Luftwaffenstützpunkt Ubon in Thailand geliefert, vier bleiben als Ausbildungsflugzeuge auf der MacDill Air Force Base in Florida. Die B-57G Tropic Moon III war vom Oktober 1970 im Kampfeinsatz und erwies sich als grundsätzlich geeignete Waffe, zeigte sich aber als wenig effizient im Vergleich mit den Gunships, die etwa zur gleichen Zeit in größerer Zahl zum Einsatz kamen. Im Rahmen der Operation Commando Hunt V vernichteten B-57G rund 2000 LKW, während die Gunships der Typen Lockheed C-130 A und E, die ebenfalls mit Sensorsystemen aus dem Programm Shed Light ausgerüstet waren, bis zu 12.000 Fahrzeuge vernichteten. Zudem war der Betrieb der B-57G aufwändig und teuer. Die Flugzeuge waren bis April 1972 im Einsatz. Anschließend wurde das 13. Bombergeschwader erneut deaktiviert. Die noch flugfähigen Maschinen gingen an die 190th Bombardment Group (Tactical) der Kansas Air National Guard über und wurden auf der Forbes Air Force Base stationiert. Während des Einsatzes über Vietnam ging am 12. Dezember 1969 eine Maschine verloren. Es ist unklar, ob dafür nordvietnamesisches Flugabwehrfeuer verantwortlich war oder der Zusammenstoß mit einer amerikanischen Aufklärungsmaschine.
Im Rahmen des „Pave Gat“-Programmes wurde eine B-57G mit dem dreiläufigen 20-mm-Geschütz XM197 auf einer einstellbaren Vorrichtung (im Bereich des Bombenschachts) bestückt, um sie als Gunship einzusetzen. Die Tests waren zwar erfolgreich, doch die Maschine wurde nie für Einsätze in Vietnam benutzt.
Insgesamt war die B-57 der letzte taktische Bomber, den das US-Militär beschaffte. Diese Flugzeugklasse wurde durch Gunships, Kampfhubschrauber, Mehrzweckkampfflugzeuge und genauer gelenkte Waffensysteme an strategischen Bombern ersetzt. 1983 wurden die verbleibenden B-57 im US-Militär außer Dienst gestellt. Die letzten drei flugfähigen WB-57F überließen die Streitkräfte der NASA als Plattform für wissenschaftliche Experimente in großer Flughöhe. 2012 waren diese Flugzeuge vorübergehend noch einmal militärisch über Afghanistan als fliegende Gefechtsstände im Einsatz.[1]
Für die Luftstreitkräfte des Vereinigten Königreiches und einiger anderer Staaten wurden folgende Baureihen der Canberra entwickelt. Einige waren auch in Deutschland, insbesondere bei der Royal Air Force Germany (RAF Germany) stationiert (siehe auch die Informationen über das Bezeichnungssystem britischer Luftfahrzeuge).
Unbemanntes Zielmarkierungsflugzeug. 18 umgebaute B.Mk.2.
Umbau der B(I).Mk.8. Für die RNZAF wurden 10 Flugzeuge, für die SAAF 6 Flugzeuge umgebaut.
Die folgenden Baureihen entstanden für die Royal Australian Air Force (RAAF), der Luftstreitkraft des großen südpazifischen Commonwealth-Staates:
Die folgenden Versionen waren ausschließlich für den Export vorgesehen:
Die B-57 wurde bei Martin, Omaha in Serie gebaut.
Abnahme der B-57 durch die USAF:[2]
Version | 1953 | 1954 | 1955 | 1956 | 1957 | SUMME |
---|---|---|---|---|---|---|
B-57A | 8 | 8 | ||||
B-57B | 54 | 118 | 30 | 202 | ||
B-57C | 36 | 2 | 38 | |||
B-57E | 59 | 9 | 68 | |||
RB-57A | 15 | 52 | 67 | |||
RB-57D | 1 | 14 | 5 | 20 | ||
SUMME | 23 | 106 | 155 | 105 | 14 | 403 |
Umbau der B-57 nach Fiskaljahren:[3]
Version | 1957 | 1958 | 1959 | 1960 | 1961 | 1962 | 1963 | 1964 | 1965 | 1966 | 1967 | 1968 | 1969 | 1970 | 1971 | 1972 | Summe | Umbau aus |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
B-57B | 4 | 15 | 19 | RB-57B, EB-57B | ||||||||||||||
B-57C | 1 | 3 | 1 | 5 | RB-57C, TB-57C | |||||||||||||
B-57E | 1 | 1 | 2 | RB-57E, EB-57E | ||||||||||||||
B-57G | 2 | 8 | 6 | 16 | B-57B | |||||||||||||
EB-57A | 12 | 12 | RB-57A | |||||||||||||||
EB-57B | 22 | 22 | B-57B, RB-57B | |||||||||||||||
EB-57D | 7 | 2 | 9 | RB-57D | ||||||||||||||
EB-57E | 28 | 2 | 1 | 1 | 1 | 33 | B-57E, RB-57E, TB-57E | |||||||||||
RB-57A | 1 | 1 | 2 | B-57A | ||||||||||||||
RB-57B | 14 | 8 | 2 | 24 | B-57B | |||||||||||||
RB-57C | 6 | 8 | 1 | 15 | B-57C, RB-57B, TB-57C | |||||||||||||
RB-57E | 4 | 4 | 2 | 2 | 1 | 13 | B-57B, B-57E, EB-57E, TB-57E | |||||||||||
RB-57F | 3 | 12 | 4 | 3 | 22 | B-57B, RB-57B, RB-57A | ||||||||||||
TB-57C | 1 | 5 | 1 | 7 | B-57B | |||||||||||||
TB-57E | 31 | 1 | 32 | |||||||||||||||
WB-57C | 5 | 5 | RB-57C | |||||||||||||||
19 | 19 | RB-57F | ||||||||||||||||
Summe | 1 | 5 | 2 | 24 | 0 | 35 | 18 | 3 | 18 | 57 | 45 | 5 | 4 | 9 | 7 | 24 | 257 |
(FY = Fiscal Year. Das FY 1957 ging vom 1. Juli 1956 bis zum 30. Juni 1957.)
Beispiele:
Die B-57 hatte eine hohe Unfallrate zu verzeichnen. 84 B-57, 34 RB-57/EB-57 und 4 TB-57 gingen im Zeitraum 1953 bis 1971 durch Unfälle verloren. Dazu kamen 10 Flugzeuge im Zeitraum 1972 bis 1976, die in den Statistiken nicht mehr nach Funktionen aufgeteilt waren, zusammen also 132 Flugzeuge. In Vietnam verlor die USAF 47 Flugzeuge, davon 40 B-57, 5 RB-57 und 2 EB-57.[6]
Kenngröße | Daten (B(I).Mk 58) | (Martin B-57G Canberra) |
---|---|---|
Verwendungszweck | zweisitziger leichter Bomber | zweisitziger Nacht-Störbomber |
Länge | 19,96 m | |
Spannweite | 19,31 m | 19,51 m |
Höhe | 4,74 m | |
Flügelfläche | 89,50 m² | |
Flügelstreckung | 4,2 | |
Leermasse | 10.519 kg | |
Startmasse | normal 21.319 kg maximal 23.234 kg | maximal 24.948 kg |
Antrieb | zwei Rolls-Royce Avon-109-Strahltriebwerke mit je 3.402 kp Schub | zwei Wright J65-W-5 Turbojets mit je 3.266 kgf Schub |
Marschgeschwindigkeit | 650 km/h | |
Höchstgeschwindigkeit | 821 km/h in Seehöhe 901 km/h in 12.200 m Höhe | 937 km/h |
Anfangssteiggeschwindigkeit | 18,3 m/s | |
Dienstgipfelhöhe | 14.630 m | |
Reichweite | 1.300 km | |
Überführungsreichweite | 5.792 km |
Kampfmittel bis zu 908 kg an zwei Außenlaststationen unter den Tragflächen
Luft-Boden-Lenkflugkörper:
Ungelenkte Bomben:
Ungelenkte Luft-Boden-Raketen:
Zusatzbehälter:
Kampfmittel bis zu 2722 kg in einem zentralen internen Waffenschacht
Ungelenkte Bomben:
Zusatzbehälter:
Alle drei von der Bundeswehr eingesetzten Maschinen blieben in Museen erhalten. Die Maschine mit dem Luftwaffen-Kennzeichen 99+34 ist im Internationalen Flugzeugmuseum in Villingen-Schwenningen ausgestellt,[7] die 99+35 ist im Militärhistorischen Museum Flugplatz Berlin-Gatow und die 99+36 im Technik-Museum Sinsheim zu besichtigen.[8]
Zudem findet sich seit 2016 eine English Electric Canberra PR.7 im Royal Air Force Museum in Laarbruch-Weeze am Niederrhein.[9]
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