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„Rache für Sadowa!“ (frz. „Revanche pour Sadowa!“) forderte die französische Öffentlichkeit ab 1866, nachdem Preußen in der Entscheidungsschlacht des Deutschen Krieges, die zwischen den böhmischen Dörfern Sadová und Königgrätz ausgetragen worden war, die Armeen der Österreicher und Sachsen vernichtend geschlagen hatte. Frankreich konnte nicht mehr in den Krieg eingreifen, da Preußen schnell Frieden schloss, statt die günstige Situation für Eroberungen auszunutzen. Die Tatsache, dass sich nach Sadowa anstelle der gewohnten deutschen Zersplitterung mit dem Norddeutschen Bund ein mächtiger, geeinter Nachbar unter preußischer Vormachtstellung bildete, wurde von den Franzosen als ein preußischer Sieg über Frankreich angesehen, der zwar auf dem Rücken der Österreicher ausgetragen wurde, aber für die Grande Nation eine „blutige Demütigung und beispiellose Erniedrigung in unserer (d. h. der französischen) Geschichte“[1] sei.
Die unverhohlenen Forderungen nach einem Krieg und der Eroberung der linksrheinischen Gebiete, wie schon zur Rheinkrise 1840, schlugen ein weiteres Kapitel in der deutsch-französischen Erbfeindschaft auf. Ziel war es, den neuen Nachbarn im Keim zu ersticken. Es folgte 1870 die französische Kriegserklärung zum Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71.
Heute ist Sadowa (tschechisch Sadová) eine Gemeinde mit rund 330 Einwohnern in Tschechien, 15 Kilometer nordwestlich des Stadtzentrums von Königgrätz (tschechisch: Hradec Králové), dem Verwaltungszentrum der Region Hradec Králové mit etwa 95.000 Einwohnern.
Die Wendung das „Rad der Geschichte“ ist seit dem 18. Jahrhundert gebräuchlich und steht für den Fortgang der geschichtlichen Entwicklung. Im Kommunistischen Manifest von Karl Marx und Friedrich Engels aus dem Jahr 1848 heißt es im Abschnitt I (Bourgeois und Proletarier):
Mit der Feststellung, dass sich das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen lässt, drückt man heute aus, dass historische Entwicklungen nicht rückgängig gemacht werden können.
Räder müssen rollen für den Sieg! war der Titel einer propagandistischen Werbekampagne der Deutschen Reichsbahn im Jahr 1942. Wesentliches Ziel der Kampagne war die Erhöhung der Transportleistung in der Wende des Zweiten Weltkriegs. Anlass der Kampagne waren zunehmende Nachschubprobleme im Russlandfeldzug, für die in weiten Teilen die Eisenbahn verantwortlich gemacht wurde.
Im Rahmen der Kampagne erschien eine Serie von Anzeigen, die dazu aufforderten, unnötige Reisen zu unterlassen. So zeigte ein Motiv ein Zugabteil, in dem ein Soldat in Marschausrüstung vor einem sitzenden Reisenden steht. In großen Lettern war darüber geschrieben:
Verbunden damit war die Unterzeile:
Diese Bemerkung stammt aus Gotthold Ephraim Lessings Drama Emilia Galotti, wo der Maler Conti zum Prinzen von Guastalla sagt:
Conti stellt damit die Konzeption über die handwerkliche Ausführung. Zuvor hat er seine eigene Malerei so beschrieben:
Im 1881 erschienenen Dekamerone der Verkannten, einer parodistischen Darstellung der so genannten Theaterdekamerones, steht folgender Dialog:
Der italienische Maler Raffael wurde durch seine harmonischen und ausgewogenen Kompositionen und lieblichen Madonnenbilder berühmt. Zu Lebzeiten genoss er das Privileg, nur unter seinem Vornamen bekannt zu sein, und bis weit ins 19. Jahrhundert hinein galt er als größter Maler aller Zeiten.
Dieser Satz des Radio-Reporters Herbert Zimmermann im Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 ging in die Geschichte ein. Zimmermann schildert damit das entscheidende Tor der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen das Team Ungarns beim Stande von 2:2 kurz vor Schluss:
Danach rief Zimmermann begeistert aus:
Zu Ehren Zimmermanns trägt der Herbert-Award seinen Namen für herausragende journalistische Leistungen im Sportjournalismus.
Der Journalist und Schriftsteller Egon Erwin Kisch veröffentlichte 1925 eine Sammlung von Reportagen unter dem Titel „Der rasende Reporter“. Dieser Titel wurde bald zur Bezeichnung für Kisch selbst.
Der rasende Roland (italienisch: „Orlando furioso“) ist ein Epos des italienischen Renaissance-Dichters Ludovico Ariosto. Die Hauptfigur Roland – Vorbild ist der fränkische Markgraf Hruotland – wird als Neffe Karls des Großen ausgegeben. Als die ebenso schöne wie zauberkräftige Angelika, eine chinesische Prinzessin, an den Hof Kaiser Karls kommt, verlieben sich die meisten Ritter auf der Stelle in sie. Roland verliert wegen seiner Liebe sogar den Verstand.
Mit „Rasender Roland“ bezeichnet man heute – ohne Bezug auf Ariosts Werk – einen wütenden Menschen. Ironisch verwendet wurde der Name als Bezeichnung der langsamen Schmalspurbahn Der rasende Roland auf der Insel Rügen.
Der Rattenfänger von Hameln ist eine der bekanntesten deutschen Sagen. Die Sage berichtet von einem Flötenspieler, der die Stadt Hameln von einer Rattenplage erlöste und danach um seinen Lohn geprellt wurde. Dafür rächte er sich, indem er die Kinder mit seinem Flötenspiel aus der Stadt lockte. Der historische Kern der Rattenfängersage lässt sich nicht ermitteln. Als gesichert kann jedoch gelten, dass die ursprüngliche Kinderauszugs-Sage erst Ende des 16. Jahrhunderts mit einer Rattenvertreibungs-Sage verknüpft wurde.
Das Wort Rattenfänger wird heute oft verwendet, um Politiker zu bezeichnen, die auf die Verführbarkeit der Wähler spekulieren.
Diese Worte stammen aus Friedrich Schillers, von Franz Schubert später vertontem Gedicht Der Alpenjäger und sind ein Teil der Belehrung, die der Berggeist einem Jäger erteilt, der eine Gazelle bis auf den höchsten Berggrat getrieben hat, um sie dort zu erlegen. Das Gedicht endet mit folgenden Zeilen:
Die Vierte Strophe von Friedrich Schillers Gedicht Der Jüngling am Bache wurde später in das Lustspiel Der Parasit eingebaut und endet mit der folgenden Strophe:
Man kommentiert damit heute beengte räumliche Verhältnisse, z. B. wenn plötzlich Besuch erscheint. Beispiele:
Der US-amerikanische Präsidentschaftskandidat George H. W. Bush gab 1988 auf der Republican National Convention folgendes Versprechen ab:
Das Versprechen war eine wichtige Aussage im Wahlkampf, die Rede brachte es in das Bewusstsein des amerikanischen Volkes und gilt als einer der entscheidenden Gründe für den Wahlsieg.
Nach seiner Wahl zwangen eine sich abflachende Konjunktur und eine demokratische Mehrheit im Kongress Bush zu Kompromissen. 1990 erhöhte er verschiedene Steuern und brach so sein Wahlversprechen. „Read my lips.“ ist dadurch zu einem Synonym für gebrochene Wahlversprechen geworden.
Auch die SPÖ hat das Bush-Zitat in Wahlspots in der Nationalratswahl 2006 gegen den damaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel verwendet, der versprach, keine Koalition mit der SP einzugehen, sollte diese ihren EU-Kurs beibehalten:
In jedem der sieben SPÖ Werbespots kamen Aussagen des Bundeskanzlers aus der Vergangenheit vor, die dann aus dem Off als Lügen bezeichnet wurden.
Mit diesen Worten forderte Mao Zedong die Rotgardisten zum Widerstand gegen das Parteiestablishment der Kommunistischen Partei Chinas auf:
1964 gründeten 49 Schüler der Qinghua-Mittelschule die erste Rote Garde und wollten der Schulleitung neue Ideen und Vorschläge zur Reformation der Schule unterbreiten. Die Gruppe schrieb einen Brief an Mao persönlich, in dem sie ihm ihre Vorstellungen darlegten. Mao antwortete ihnen, die Rebellion der Roten Garden in der Schule sei richtig und revolutionär, und er unterstütze sie.
Diese politische Forderung stammt aus dem 1808 erschienenen Werk Theorie der vier Bewegungen (Théorie des quatres Mouvements). des französischen Sozialphilosophen Charles Fourier, in dem er ein umfassendes System des utopischen Sozialismus entwirft.
Fourier sah die Versorgung des Einzelnen in der Gesellschaft mit dem Lebensnotwendigen als ein Recht an und deutet das Verurteiltsein des Menschen zur Arbeit seit dem Sündenfall zu einem Menschenrecht um. Als Preis der Erkenntnis sah man bis dahin die Mühen der Arbeit.
Diese Feststellung stammt aus dem Alten Testament. Im 94. Psalm ist davon die Rede, dass das Volk Gottes von den Gottlosen unterdrückt wird, Gott ihm aber beistehen wird:
Recht muß Recht bleiben –! ist auch ein Gedicht von Kurt Tucholsky, in dem es um Kriegsanleihen geht und das mit folgenden Versen endet:
Der Focus-Redakteur Frank Mertgen schrieb 2005 in einem Editorial unter der Überschrift Recht muss Recht bleiben:
Diese sprichwörtliche Wendung beruht wohl auf Psalm 12, 7. Dort heißt es:
Im Buch der Sprichwörter (10,20) steht:
Der Zitatensammler Georg Büchmann fragt in seinen Geflügelten Worten:
Eine Reformation an Haupt und Gliedern ist eine grundlegende Umgestaltung einer Organisation. Die Forderung wurde ursprünglich in einem Text zur Vorbereitung des Konzils von Vienne im Jahr 1311 aufgestellt. Dort heißt es:
Eine Reform der Kirche an Haupt und Gliedern wird gewöhnlich als Hauptzweck der großen Konzilien des 15. Jahrhunderts bezeichnet.
Papst Clemens V. berief für das Jahr 1311 ein Konzil nach Vienne. Von allen beim Konzil von Vienne eingereichten Gutachten ist nur der „Tractatus de modo generalis concilii celebrandi“ erhalten. Dort heißt es:
Das Konzil entschied, dass den Templern die ihnen 1307 im Templerprozess vorgeworfene Häresie und Blasphemie nicht nachgewiesen worden seien. Dennoch sei dieser Orden aufzulösen, um weiteren Schaden von der Kirche abzuwenden.
Regeln für den Menschenpark ist eine Rede, die der deutsche Philosoph Peter Sloterdijk im Juli 1999 auf Schloss Elmau hielt und die im selben Jahr als Buch erschien. Der Vortrag löste eine intensive öffentliche Debatte über die Anwendung von Gentechnologie auf den Menschen aus:
Mit dem italienischen Lied Là ci darem la mano versucht Don Giovanni in der Mozart-Oper Der bestrafte Wüstling oder Don Giovanni, eine Braut in sein Schloss zu locken:
Reich mir die Hand, mein Leben ist der Titel eines 1955 uraufgeführten Filmes von Karl Hartl. In diesem Film erinnert sich die Sängerin Anni Gottlieb an Mozarts Totenbett an ihre gemeinsame Zeit als seine Schülerin und letzte Geliebte.
Dies ist der Titel eines 1982 vom österreichischen Liedermacher Peter Cornelius geschriebenen Schlagers, in dem das Aussteigen thematisiert wird. Mit diesem Ausdruck wird allerdings deutlich gemacht, dass man urlaubsreif sei. Im Schlager heißt es:
Die Deutsche Bahn wirbt mit diesen Worten für ihre Urlaubsangebote an der Nordsee:
Der Tagesspiegel dreht diese Worte um, wenn er vom deutschen Fußballtorhüter Nick Hamann schreibt, der vier Jahre auf den britischen Inseln gespielt hat. Es heißt dann, anspielend auf einen gewissen Reifungsprozess:
Der Satiriker und Poetiker Gottfried Wilhelm Sacer gab 1673 unter dem Pseudonym Hartmann Reinhold eine Satire über die Schwächen zeitgenössischer Dichtkunst heraus, der er den Titel Reime dich, oder ich fresse dich! gab.
Sacer war ein ausgesprochener Gegner poetologischer Neuerungen, die mit Philipp von Zesen eingesetzt hatten.
„Reim dich, oder ich fress dich!“ sagt man heute umgangssprachlich, scherzhaft, wenn sich Verse schlecht reimen.
Als Kaiser Wilhelm I. im September des Jahres 1876 die Stadt Leipzig besuchte, lud eine Leipzigerin den ihrem Hause als Gast zugewiesenen Prinzen Friedrich Karl von Preußen mit folgenden Worten in ihre Wohnung ein:
Auch ein Grabspruch von Peter Rühmkorf beginnt so:
Der erste literarische Nachweis dieser Redewendung findet sich 1907 bei Johannes Richard zur Megede in dem Roman Modeste.[11] Nach Johannes Ilberg dürfte die Formulierung umgangssprachlich bereits im 19. Jahrhundert allgemein gebräuchlich gewesen sein.[12] Prominent wurde das Wortgefüge durch den deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt in der Bundestagsdebatte vom 17. September 1982 im Bericht zur Lage der Nation, als der SPD-Koalitionspartner FDP einen Koalitionswechsel vorbereitete: „Das wäre nicht so schlecht, Reisende soll man nicht aufhalten.“[13] Die Wendung wurde seitdem immer wieder von Politikern gebraucht, wenn es um Abtrünnige ging, beispielsweise von Jörg Tauss im August 2004[14] und Klaus Wowereit im Oktober 2011.[15]
Eine schwäbische Sage, die Gustav Schwab nach mündlicher Überlieferung 1826 in seiner Ballade Der Reiter und der Bodensee bearbeitete, erzählt, dass ein Reiter ahnungslos über die Schneefläche des zugefrorenen Bodensees galoppiert:
Er wundert sich über die gleichmäßige Landschaft:
Als er unbemerkt auf der anderen Seite angekommen ist, fragt er
Als der Reiter dies hört und begreift, welcher Gefahr er entronnen ist, fällt er vor Schreck tot vom Pferd.
Seegfrörni ist in der Schweiz die Bezeichnung für das Zugefrieren eines Sees. Überliefert ist, dass 1573 der Elsässer Postvogt Andreas Egglisperger mit seinem Ross den zugefrorenen Bodensee nach Überlingen überquerte. Dieses Ereignis inspirierte Schwab zu seiner Ballade. Hieran erinnert auch der Brunnen Der Reiter über den Bodensee in Überlingen.
Beim Schrecken nach einem unbewusst überstandenem Unheil wird an den Reiter über den Bodensee erinnert.
Dies ist der Titel einer Reiterbiografie von Clemens Laar aus dem Jahr 1936 und eines Films von Arthur Maria Rabenalt aus dem Jahr 1941, das die Geschichte eines deutschen Rittmeisters erzählt, der im Ersten Weltkrieg gelähmt wurde, seine Krankheit aber besiegte und schließlich als Springreiter siegreich aus einem Turnier hervorging.
In diesem nationalistischen Drama wird das wiedererstarkte Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg gefeiert und die Geschichte des Rittmeisters von Brenken erzählt, der als Offizier im Weltkrieg schwer verwundet wurde und seither gelähmt ist. Auch sein Rittergut ist hoch verschuldet, doch ihn treibt nur ein Gedanke: Er will wieder reiten und um jeden Preis Turniere gewinnen.
Vorbild für den Film war der Reiter Carl-Friedrich von Langen, der im Ersten Weltkrieg schwer verwundet wurde und kurze Zeit sogar auf einen Rollstuhl angewiesen war. 1928 gewann er bei den Olympischen Spielen in Amsterdam, den ersten, an denen Deutschland wieder teilnehmen durfte, zwei Goldmedaillen.
Der Titel wird auch ironisch verfremdet verwendet. So heißt eine Schallplatte, die die sprachlichen Fehlleistungen des ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Heinrich Lübke wiedergibt „… redet für Deutschland“.
„Kaiser Friedrich reitet für Deutschland – Die Enthüllung des Reiterstandbildes Friedrichs III. in Bremen und der Besuch Wilhelms II. in der Hansestadt im Jahre 1905“ war der Titel eines wissenschaftlichen Kolloquiums im Juli 2005 zur Erinnerung an die glanzvolle Inszenierung der deutschen Kaisermacht in Bremen anlässlich der Enthüllung des Standbildes des deutschen Kaisers Friedrichs III.
Die Feststellung „Religion“ sei „Opium des Volkes“ stammt aus der 1844 veröffentlichten Abhandlung Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie von Karl Marx, in der Marx zu folgendem Ergebnis kommt:
Weiter stellt er fest:
Diese Aussage wurde in der Folgezeit auf die Form „Religion ist Opium für das Volk“ verkürzt.
Diese Ansicht findet sich in der Schrift Vom Geist der Gesetze des französischen Rechtsphilosophen Charles de Montesquieu und lautet im französischen Original so:
In dem Maß, in dem der Luxus zunimmt, wenden sich die Bürger ihrem Eigeninteresse zu. Montesquieu ist der Ansicht, je weniger Luxus vorhanden ist, desto vollkommener ist die Republik.
Diese lateinische Formel bedeutet auf Deutsch „Er / Sie ruhe in Frieden!“ Daneben gibt es noch die Aufforderung:
Diese Worte finden sich in Todesanzeigen oder auf Grabsteinen, auch als Abkürzung RIP. Sie geht auf Psalm 4,9 zurück, worin es ohne Bezug auf den Tod heißt:
Die Stelle ist Ausdruck großen Gottvertrauens des Psalmisten.
Die Ausdrücke Revolution von oben – Revolution von unten gehen auf den Schriftsteller Friedrich Schlegel zurück, der sie in seiner Abhandlung Signatur des Zeitalters verwendete.
Die Revolution von oben führt er auf die „Anhänger der aus der Revolution hervorgegangenen neuen Despotie“ zurück, womit die Regierung Napoleons I. gemeint ist. Er führt dann weiter aus:
In seinen Briefen aus Paris schrieb der deutsche Schriftsteller Ludwig Börne über einen Anhänger des spanischen Thronprätendenten und zeitweiligen Gegenkönigs Don Carlos, er sei einer von denen, „die in Pantoffeln und Schlafrock die Rückkehr Heinrichs V. abwarten“.
Der preußische Minister Otto Theodor Freiherr von Manteuffel (1805–1882) griff diese Worte auf, als er vor einer Beamtenrevolution in der ersten Kammer warnte. Seiner Meinung nach sei eine solche Revolution sehr gefährlich, „gerade weil man sich dabei im Schlafrock und Pantoffeln beteiligen kann, während der Barrikadenkämpfer wenigstens den Mut haben muss, sich zu exponieren.“
Diese Anweisung gehört in den Zusammenhang der Bergpredigt Jesu.[18] Jesus will die Menschen von selbstgerechtem Verurteilen ihrer Mitmenschen zurückhalten. Ihm geht es darum, Selbsterkenntnis zu üben. Im griechischen Original lautet der Satz:
Weiter führt Jesus aus:
Das französische Wort Rififi wurde von Auguste Le Breton in seinem 1953 im Slang geschriebenen Kriminalroman Du Rififi chez les hommes geprägt, nach welchem der gleichnamige Kinofilm (deutsch: Rififi; Frankreich-Premiere: 13. April 1955) gedreht wurde. Der mit einem Budget von 200.000 $ gedrehte Film über Gangster in der Pariser Unterwelt bekam auf dem Festival von Cannes 1955 einen Preis als beste Regie.[20] Zu Beginn des Films wird Sängerin Viviane in einem Jazzclub gezeigt, als sie einen Jazzsong namens Rififi singt. Eine Einbruchsszene in einen Juwelierladen in der Pariser Rue de Rivoli wird 32 Minuten wortlos gezeigt. Der Film wird von Kritikern als der beste französische Gangsterfilm eingestuft.[21] Nachdem das Film-Gegenstück Du Rififi chez les femmes 1957 erschienen war, schrieb Le Breton 11 Romane bis 1969 mit „Rififi“ im Titel.[22]
Während dieser Zeit wurde das Wort in die deutsche Sprache übernommen. Das Rififi ist nach dem Duden ein „raffiniert ausgeklügeltes, in aller Heimlichkeit ausgeführtes Verbrechen“.[23] Im Deutschen wird der Ausdruck jedoch auch für Krawall oder Schlägerei gebraucht. Für das Deutsche Institut der Filmkunde ist es ein Wort aus der Pariser Verbrechersprache und bedeutet „blutige Keilerei“.[24] Auch der Comictitel Rififi in Palumbien aus der Serie Marsupilami (Band 10, September 2003) nimmt darauf Bezug.
„Right or wrong – my country!“ („Recht oder Unrecht – mein Vaterland!“) ist ein englischer Wahlspruch, der bedingungslosen Patriotismus ausdrückt. Als Urheber wird der US-Offizier Stephen Decatur junior angesehen, der dies nach dem Sieg im Amerikanisch-Tripolitanischen Krieg 1805 als Toast äußerte:
In einer ausdrücklich reflektierteren Form benutzte den Gedanken der deutsch-amerikanische General und Innenminister Carl Schurz, als er am 29. Februar 1872 vor dem Senat äußerte:
Jahre später führte er diesen Gedanken auf einer antiimperialistischen Tagung weiter aus:
Diese Worte sagt man, wenn aufeinander folgende Weisungen widersprüchlich sind. Sie sind seit 1881 aus einem militärischen Scherz in der satirischen Wochenzeitschrift Fliegende Blätter bezeugt und haben ihren Ursprung in ungeordneten militärischen Befehlen. Es konnte vorkommen, dass sich Soldaten zur Tarnung in einem Kartoffelacker verstecken sollten, gleich darauf aber den Acker zur Vermeidung von Flurschäden wieder räumen mussten.
Es ist heute eine unwillige Bemerkung zu ständigen Veränderungen oder widersprüchlichen Entscheidungen.
Siehe weiter oben unter Reiter über den Bodensee.
Dies war der Beiname des Ritters Pierre du Terrail, Chevalier de Bayard. Französisch heißt sein Beiname:
Die Tageszeitung Die Welt schreibt über Bayard:
1503 verteidigte er angeblich ganz allein die Brücke über den Fluss Garigliano gegen 200 feindliche Reiter. Diese Heldentat machte ihn in Frankreich sehr populär. In einem alten Lied heißt es:
Dies ist der Beiname von Don Quijote, der Hauptfigur in Miguel de Cervantes’ Roman Der sinnreiche Junker Don Quijote von der Mancha (El ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha). Es handelt sich um die Übersetzung von El caballero de la triste figura. Don Quijote liest einen Ritterroman nach dem anderen, bis er schließlich glaubt, er selbst müsse sich aufmachen, als fahrender Ritter das Unrecht zu bekämpfen. Seinem Klepper verleiht er den Namen Rocinante (span. fue rocín antes [= vorher war’s ein Klepper]) und macht ein Bauernmädel zur Gebieterin seines Herzens, die er nicht weniger wohlklingend Dulcinea von Toboso (span. dulce [= süß]) nennt. Der Beiname ist ein Einfall des Knappen Sancho Pansa: Im 19. Kapitel des ersten Buches begegnet Quijote einem Leichenzug und glaubt, auf der Tragbahre liege ein verwundeter oder erschlagener Ritter, den er rächen müsse. Als er unhöfliche Antworten bekommt, gerät er in Wut und greift den Leichenzug an. Sancho Pansa stellt seinen Herrn danach folgendermaßen vor: „Wenn vielleicht jene Herren wissen wollen, wer der Held war, der sie so zugerichtet, so möget Ihr ihnen sagen: Es war der berühmte Don Quijote von der Mancha, der auch mit einem andern Namen der Ritter von der traurigen Gestalt genannt wird.“[27]
Auf diesen Roman geht auch die Wendung „mit Windmühlen kämpfen“[27] (acometer molinos de viento) für einen unsinnigen Kampf zurück. Don Quijotes Kampf gegen die Windmühle(n) ist die bekannteste Episode des Romans. Sie spielt im Original nur eine untergeordnete Rolle, ist aber für die meisten modernen Bearbeitungen dieses Stoffs zentral. Das hat folgenden Grund: Das 19. Jahrhundert war von diesem ausweglosen Kampf des gnädigen Herrn gegen die gnadenlose Maschine fasziniert, weil der rasante technische Fortschritt damals den Machtverlust der Aristokratie vorantrieb. Die lächerliche Auflehnung des Junkers gegen Windmühlen war dafür das ideale Symbol.
Dieser englische Satz („Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.“) stammt von der US-amerikanischen Schriftstellerin Gertrude Stein, die in Paris lebte und dort Mittelpunkt eines Kreises von Malern und Schriftstellern war. Ihr Prosastil der assoziativen Reihung und scheinbar sinnlosen Wiederholung von Gleichem sollte Ausdruck der fließenden Zeit sein.
Der Satz stammt aus dem Gedicht Sacred Emily im Band Geography and Plays von 1913, wobei Stein mit dem Gleichklang von a rose und Eros spielt:
Man verwendet das Zitat, bei dem das Substantiv auch durch ein anderes ersetzt sein kann, um von etwas zu sagen, dass es mit sich selbst identisch ist.
Rosen für den Staatsanwalt ist ein Spielfilm des deutschen Regisseurs Wolfgang Staudte aus dem Jahr 1959, der als bissige Satire auf die Zustände in der bundesdeutschen Justiz der Adenauer-Ära eingeht.
Der Kriegsgerichtsrat Dr. Wilhelm Schramm schwärmt von den „alten Zeiten“ und besorgt sich verstohlen am Zeitungsstand die Deutsche Soldatenzeitung. Als ihm ein Strauß weißer Rosen zugestellt wird, argwöhnt seine Frau eine außereheliche Beziehung, doch Schramm beruhigt sie: Die Rosen stammen von der Frau des wegen antisemitischer Äußerungen beschuldigten Studienrates Zirngiebel und sind das verabredete Zeichen für dessen gelungene Flucht.
Der Titel wurde zum Inbegriff der Bestechung von Justizbeamten.
Mit diesem Vers endet ein Monolog Wallensteins in Friedrich Schillers Trauerspiel Wallensteins Tod. Vor einer Schlacht hatte Wallenstein auf Anraten Oktavio Piccolominis seinen Schecken gegen ein anderes Pferd ausgetauscht, was ihm das Leben gerettet hatte:
Der Ausdruck Roter Faden im Sinne von „leitender, verbindender Grundgedanke“ geht auf Goethes Roman Die Wahlverwandtschaften zurück, wo die Hauptidee im Tagebuch Ottiliens mit dem durchlaufenden roten Faden im Tauwerk der englischen Marine verglichen wird:
In der griechischen Mythologie gab es den Ariadnefaden, ein Geschenk der Prinzessin Ariadne, Tochter des Minos, an Theseus. Mit Hilfe des Fadens fand Theseus den Weg durch das Labyrinth, in dem sich der Minotauros befand.
Ein Kennfaden ist eine Produkt- oder Materialkennzeichnung mittels eines meist in das Produkt eingefügten besonderen Fadens. Der Faden wird meist durch seine Farbe erkennbar gemacht.
Beim Roten Faden in Hannover handelt es sich um einen Rundgang zu den 36 wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt.
Der Ausdruck Rotte Korah geht auf das 4. Buch Mose zurück, in dem geschildert wird, wie ein Mann namens Korah sich mit zweihundertfünfzig Leuten gegen Moses auflehnt und wie diese dafür von Gott durch Feuer getötet werden.[31]
In Wilhelm Buschs Trilogie Tobias Knopp wird dieser von Rektor Debisch mit einer Flasche Rotwein bewirtet, die allerdings dessen Sohn heimlich mit Wasser aus der Regenrinne aufgefüllt hat. Die Vorfreude der Herren Debisch und Knopp kommt in diesem Zweizeiler zum Ausdruck.
Das Zitat wird heute meist scherzhaft als Kommentar beim Kredenzen eines Rotweins gebraucht und ist zum Beispiel die Überschrift über einen Artikel zu einer Studie, die die Zeitschrift Nature veröffentlichte und in dem es um den Rotwein-Inhaltsstoff Resveratrol als Anti-Aging geht:
Mit dem „Rufer in der Wüste“ ist nach christlicher Interpretation der biblische Johannes der Täufer gemeint. Die Bezeichnung lautet vollständig „Stimme des Rufers in der Wüste“ (griechisch: φωνὴ βοῶντος ἐν τῇ ἐρήμῳ, phōnē boōntos en tē erēmō; lateinisch: „vox clamans in deserto“) und geht auf Jes 40,3 EU und Mk 1,3 EU zurück. Die Ortsbezeichnung „in der Wüste“ könnte darauf hinweisen, dass Johannes unweit von Qumran lebte, wo eine streng asketische Gemeinschaft der kommenden Heilszeit entgegensah. Der Begriff wird heute im Sinne von „unbeachtet“, „vergebens“ verwendet. Der Zitatensammler Georg Büchmann schreibt dazu in seinen Geflügelten Worten:
„Ein Rufer in der Wüste“ ist Titel des Romans von Jakob Bosshart (1921).
In der Schlacht von Jena und Auerstedt schlugen die französischen Truppen unter Napoléon Bonaparte am 14. Oktober 1806 die preußisch-sächsische Armee. Es war absehbar, dass Napoleon nun Berlin erobern würde. Deshalb richtete dort der preußische Minister Friedrich Wilhelm Graf von der Schulenburg-Kehnert eine Aufforderung an die Einwohner:
„Der König hat eine Bataille verlohren. Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht. Ich fordere die Einwohner Berlins dazu auf. Der König und seine Brüder leben! Berlin, den 17. October 1806. Graf v. d. Schulenburg.“
Dieses geflügelte Wort wurde zum Motto der Gesellschaft nach dem Wiener Kongress bzw. insbesondere nach den Karlsbader Beschlüssen von 1819, mit denen politische Aktivitäten unterdrückt wurden. Das repressive Zeitalter bis 1848 wurde später Biedermeier genannt. Dieser Name entstammt einer 1855 erschienenen parodistischen Gedichtsammlung eines fiktiven Schulmeisters Gottlieb Biedermaier, die der Jurist und Schriftsteller Ludwig Eichrodt und der Arzt Adolf Kussmaul erfanden. Der namensgebende Biedermaier begnügte sich darin mit seinem beschaulich-ruhigen Leben ohne jedes politische Engagement.
Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren ist ein vaterländischer Roman des Schriftstellers Willibald Alexis aus dem Jahr 1852.
Abgeleitet davon wird inzwischen auch die gegenteilige Aussage gebraucht: Unruhe ist die erste Bürgerpflicht, beispielsweise als Titel eines Buches von Konrad Jule Hammer aus dem Jahr 1968.
Aus Friedrich Schillers Gedicht Der Spaziergang stammt der folgende Vers, auf den wohl die sprachliche Fügung „der ruhende Pol“ zurückgeht:
Dieses Zitat wurde gerne vom Naturforscher Alexander von Humboldt gebraucht und wurde später auch ein Lieblingszitat des Physikers Hermann von Helmholtz. Bei Humboldt steht das Zitat am Schluss der Monographie Versuche über die gereizte Muskel- und Nervenfaser:
Heute versteht man unter einem ruhenden Pol einen Menschen, der bei Unruhe Ruhe ausstrahlt.
In Richard Wagners Oper Die Walküre sagt Helmwige zu ihrem Pferd:
„Ruhig, Brauner! Brich nicht den Frieden“
Der Ausdruck wird in der Alltagssprache verwendet, um ungeduldige oder erregte Menschen zu kommentieren.[36]
Diese Worte sagt Jesus Christus zu der suchenden Maria Magdalena nach seiner Auferstehung am Ostermorgen im Evangelium nach Johannes (Joh 20,15-17 EU):
Im griechischen Original heißt es:
Die lateinische Fassung (VUL) dieser Bibelstelle Noli me tangere wird gleichfalls benutzt und bezeichnet darüber hinaus künstlerische Darstellungen der Szene.
In der Neuen Zürcher Zeitung schreibt der Romanist Hans-Martin Gauger zu dieser Bibelstelle:
Von dieser Bibelstelle abgeleitet ist der Name „Rühr-mich-nicht-an“ für das Große Springkraut, dessen auffälliges Merkmal es ist, dass die Fruchtkapseln unter so starkem Druck stehen, dass sie bei Berührung aufplatzen und die enthaltenen Samen herausgeschleudert werden.
Dies ist der Refrain des patriotischen englischen Lieds Rule, Britannia! aus dem Drama Alfred: a Masque (Alfred: ein Maskenspiel) des schottischen Dichters James Thomson. Es gilt als inoffizielle Nationalhymne Großbritanniens und gehört zum festen Repertoire der Londoner Promenadenkonzerte. Das Lied hat folgenden Kehrvers:
Rule, Britannia! wird – wie die patriotischen Stücke Land of Hope and Glory und Jerusalem – traditionell von der BBC während der Last Night of the Proms (Abschlussveranstaltung der Promenadenkonzerte) aufgeführt und gewöhnlich von einem Gaststar gesungen.
Ludwig van Beethovens Orchesterwerk Wellingtons Sieg oder die Schlacht von Vitoria beginnt – nach einem Trommelwirbel – mit Rule Britannia. Auch Richard Wagner bearbeitete das Thema Rule Britannia für Orchester. Eine etwas eigenwillige Interpretation des Liedes lieferte Margaret Rutherford als Miss Marple in dem Film Mörder ahoi! (Murder Ahoy, 1964). Zudem wird bei Fußballspielen der englischen Nationalmannschaft stets der Kehrvers aus Rule Britannia zu unterschiedlichen Zeitpunkten von den Fans intoniert.
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