Leidenhofen

Ort in der Gemeinde Ebsdorfergrund Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Leidenhofen ist ein Ortsteil der Gemeinde Ebsdorfergrund im Osten des mittelhessischen Landkreises Marburg-Biedenkopf.

Schnelle Fakten Gemeinde Ebsdorfergrund ...
Leidenhofen
Koordinaten: 50° 44′ N,  49′ O
Höhe: 219 (215–233) m ü. NHN
Fläche: 6,91 km²[1]
Einwohner: 852 (Mai 2011)[2]
Bevölkerungsdichte: 123 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1974
Postleitzahl: 35085
Vorwahl: 06424
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Geographische Lage

Das Dorf grenzt südlich an Winnen, östlich an Dreihausen sowie westlich an Hachborn und an der Nordseite an Ebsdorf. Leidenhofen liegt zwischen den Lahnbergen und den Ausläufern des Vogelsberges. Westlich am Ort vorbei verläuft die Landesstraße 3089. Der Ort liegt am Leidenhöfer Kopf mit 393 m Höhe.

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext
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Turm der Kirche

Ortsgeschichte

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Leidenhofen erfolgte unter dem Namen Liudenhoue im Jahr 1018, als Kaiser Heinrich II. seine Landgut in Liudenhoue dem Kloster Kaufungen schenkte.[1] In Leidenhofen wohnten diejenigen, die im Königshof Ebsdorf arbeiteten. Das Dorf hieß deshalb zuerst Liudenhoven (Liuden – Leute), der Leutehof. In erhaltenen Urkunden wurde der Ort später unter den folgenden Ortsnamen erwähnt:[1] Ludinhohe (1327), Ludenhaben (1357), Laudinhabin (1434) und Leidenhofen (ab 1500).

Die Wehrkirche wurde im 13. Jahrhundert erbaut. Der Turm ist heute noch erhalten. Das Kirchenschiff wurde in den 1960er Jahren abgerissen und erneuert.

Juden sind seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Leidenhofen nachweisbar. 1885 lebten in zwei Familien neun jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger im Dorf, was 2 % der Ortsbevölkerung entsprach. Sie gehörten zur jüdischen Gemeinde in Nordeck und gingen in die dortige Synagoge. Ihre Toten bestatteten sie auf dem jüdischen Friedhof Rauischholzhausen. 1924 lebten nur noch zwei Menschen jüdischen Glaubens in Leidenhofen.[3]

Zum 1. Juli 1974 wurden im Zuge der Gebietsreform in Hessen die vorher selbständigen Gemeinden Ebsdorfergrund, Beltershausen, Ebsdorf, Hachborn, Ilschhausen, Leidenhofen und Rauischholzhausen kraft Landesgesetz zur neuen Großgemeinde Ebsdorfergrund zusammengeschlossen.[4][5] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Ebsdorfergrund wurden Ortsbezirke gebildet.[6]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Leidenhofen angehört(e): [1][7]

Gerichte seit 1821

Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Der Kreis Marburg war für die Verwaltung und das Assistenzamt Treis war als Gericht in erster Instanz für Wermertshausen zuständig.[12] In Treis wurde ein Assistenzamt eingerichtet, das 1833 als eigenständiges Justizamt Treis ausgegliedert wurde und für Wermertshausen zuständig war. Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde durch einen Gebietstausch Treis an das Großherzogtum Hessen abgetreten, Wermertshausen wurde dem Justizamt Marburg zugeordnet. Am 1. September 1867 erfolgte die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg.[13][14] Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Leidenhofen 852 Einwohner. Darunter waren 24 (2,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 162 Einwohner unter 18 Jahren, 327 zwischen 18 und 49, 162 zwischen 50 und 64 und 204 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 315 Haushalten. Davon waren 75 Singlehaushalte, 84 Paare ohne Kinder und 120 Paare mit Kindern, sowie 30 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 57 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 210 Haushaltungen leben keine Senioren.[2]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
 1467:24 Hausgesesse
 1577:40 Hausgesesse
 1630:30 Hausgesesse (3 vierspännige, 6 dreispännige, 3 zweispännige, 3 einspännige Ackerleute, 21 Einläuftige).
 1681:31 hausgesessene Mannschaften
 1747:50 Haushalte
 1838:Familien: 45 nutzungsberechtigte, 20 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 7 Beisitzer
Leidenhofen: Einwohnerzahlen von 1778 bis 2011
Jahr  Einwohner
1778
 
285
1800
 
?
1834
 
392
1840
 
444
1846
 
454
1852
 
504
1858
 
502
1864
 
490
1871
 
459
1875
 
470
1885
 
443
1895
 
425
1905
 
453
1910
 
452
1925
 
477
1939
 
490
1946
 
735
1950
 
706
1956
 
638
1961
 
616
1967
 
657
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
852
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[2]

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
 1861:476 evangelisch-lutherische, 14 jüdische Einwohner, 4 Mitglieder abweichender Sekten
 1885:426 evangelische (= 96,16 %), kein katholischer, 9 jüdische (= 2,03 %) Einwohner. 7 Christen anderer Konfession (= 1,58 %), ein anderer (= 0,23 %) Einwohner
 1961:555 evangelische (= 90,10 %), 61 katholische (= 9,90 %) Einwohner

Historische Erwerbstätigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
 1773:Erwerbspersonen: 3 Schmiede, 2 Wagner, 4 Schneider, 2 Maurer, 8 Leineweber, 1 Bier- und Branntweinwirt, 8 Tagelöhner(-innen)
 1838:Familien: 53 Ackerbau, 9 Gewerbe, 10 Tagelöhner.
 1961:Erwerbspersonen: 149 Land- und Forstwirtschaft, 108 Produzierendes Gewerbe, 29 Handel und Verkehr, 27 Dienstleistungen und Sonstiges.

Politik

Für Leidenhofen besteht ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Er umfasst das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Leidenhofen.[6] Der Ortsbeirat Leidenhofen besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 51,72 %. Alle Kandidaten gehörten der „Dorfgemeinschaftsliste Leidenhofen“ an.[15] Der Ortsbeirat wählte Christian Fritz-Emmerich zum Ortsvorsteher.[16]

Sehenswürdigkeiten

Infrastruktur

Im Ort gibt es

  • eine Mehrzweckhalle,
  • die Regenbogenschule, eine Grundschule im nahegelegenen Ebsdorf

Persönlichkeiten

  • Caspar Preis (wohl im 17. Jahrhundert–1667 oder später), der Verfasser der Stausebacher Ortschronik, wurde hier geboren
  • Wilhelm Bombös (1894–nach 1974), Prokurist und Sportfunktionär, lebte zuletzt im Altenheim Leidenhofen
  • Ludwig Preiß (1910–1996), Politiker, Mitglied des Deutschen Bundestages, wurde hier geboren

Literatur

Anmerkungen und Einzelnachweise

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