Loading AI tools
archäologische Kultur Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Laugen-Melaun-Kultur ist eine spätbronzezeitliche und früheisenzeitliche Kulturgruppe in den Alpenregionen Trentino (bis Rovereto), Münstertal, Süd- und (zunächst) Osttirol sowie einem Teil des Unterengadins unterhalb des Reschenpasses.[1][2] Benannt wurde sie nach zwei Fundorten im Eisacktal, an denen entsprechende Artefakte zu Tage kamen: dem kleinen Laugensee zwischen Natz und Elvas sowie der Ortschaft Mellaun (früher oft Melaun geschrieben) bei Brixen.
Die Laugen-Melaun-Kultur entstand im Verlauf des 14. Jahrhunderts v. Chr. im Zuge der allgemeinen kulturellen Umwälzungen in Europa, die sich in Mitteleuropa abzeichneten und zur Ausbildung der Urnenfelderkultur führten. Dabei kam es für ungefähr 300 Jahre zu Bevölkerungsverschiebungen. Manche Gruppen erreichten das Mittelmeer und die alten Kulturvölker nahmen Kenntnis von ihnen. Benannt ist die Urnenfelderkultur nach dem nun plötzlich auftretenden Brauch, die Verstorbenen nicht mehr in großen, steinernen Familiengräbern zu bestatten, sondern die Leichen zu verbrennen und die Asche in Urnen zu füllen. Hinter diesem Wandel müssen ganz neue religiöse Vorstellungen gesteckt haben.
Südlich des Alpenhauptkammes finden wir ab etwa 1350/1250 v. Chr. eine Kultur, die nach zwei wichtigen Fundorten bei Brixen Laugen-Melaun-Kultur genannt wird. Mit dem Beginn der Laugen-Melaun-Kultur findet sich eine Keramik von besonderer Qualität und zahlreichen neuen Formen, darunter auch aufwendig verzierte Krüge. Dass das Etschtal und seine Seitentäler von einem fremden Volk erobert worden wären, kann man aus den archäologischen Quellen nicht ablesen, denn die meisten Siedlungen z. B. in Eppan, die es in der mittleren Bronzezeit gegeben hat, wurden weiterhin bewohnt. Möglicherweise ist nur eine neue kriegerische Oberschicht eingewandert, die neue kulturelle Impulse mitgebracht hat.
Neu waren aber nicht nur die Keramik und die Brandbestattung in Urnen, auch die Anlage spezieller Heiligtümer, manchmal in unglaublicher Abgeschiedenheit ist zu beobachten. Diese Heiligtümer sind manchmal hoch aufgetürmte Steinkegel, manchmal liegen sie auf Bergspitzen, manchmal in der Nähe der Gewässer. Immer hatten sie aber mit dem Verbrennen von Opfergaben zu tun. Deshalb werden sie als Brandopferplätze bezeichnet. Dort scheinen unter den rauchenden Opfergaben auch Feste stattgefunden zu haben, denn für diese Plätze sind Haufen von zerschlagener Keramik typisch. Besonders auffallend sind die vielen Krüge und Schalen. Aus diesem Grund kann man vermuten, dass um 1300 v. Chr. der Wein bei kultischen Feiern eine bestimmte Rolle spielte. Neben den Metallen war vor allem der Wein der bedeutendste Handelsfaktor im Etschtal.
Vom 13. bis zum 11. Jahrhundert (Spätbronzezeit) florierte die Laugen-Melaun-Kultur noch durch den Abbau des für die Bronzeherstellung benötigten Kupfererzes (reiche Grabbeigaben, „Laugen-Melaun A“, auch in Osttirol) und litt entsprechend mit dem Aufkommen des Eisens im Umland ab ca. 1000 („Laugen-Melaun B“, Osttirol wendet sich ab und dem Ostalpenraum zu, vgl. Fundort Breitegg). Im 8. Jahrhundert nimmt der Gebrauch von Eisen auch lokal zu, die entsprechende Stufe „Laugen-Melaun C“ schließt sich jedoch nicht der nördlichen Hallstattkultur an. Erst unter mediterranem Einfluss (Höhepunkt der etruskischen Kultur auch in der Poebene, Griechen bei den Seealpen, Veneter, reger transalpiner Handelsverkehr) bildet sich die Laugen-Melaun-Kultur im späten 6. Jahrhundert in die Fritzens-Sanzeno-Kultur um und verschmilzt so mit der nördlich angrenzenden Inntalkultur, die bis dahin Bestandteil der Hallstattkultur war.[3] Keramik im Laugen-Melaun-Stil findet sich seit 1200 v. Chr. auch im Gebiet der sonst anders geprägten Alpenrheintalgruppe,[4][5][6] jedoch aus lokaler Fertigung, und noch im Sarganserland.[7][8]
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.