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Stadt in Polen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Karpacz [schlesisch Krummahiebel) ist eine Stadt im Powiat Karkonoski der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Die Stadt gehört der Euroregion Neiße an.
] (deutsch Krummhübel,Karpacz | ||
---|---|---|
Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Niederschlesien | |
Powiat: | Jelenia Góra | |
Fläche: | 37,96 km² | |
Geographische Lage: | 50° 47′ N, 15° 45′ O | |
Höhe: | 480 m n.p.m. | |
Einwohner: | 4487 (31. Dez. 2020)[1] | |
Postleitzahl: | 58-540 bis 58-550 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 75 | |
Kfz-Kennzeichen: | DJE | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Nächster int. Flughafen: | Breslau | |
Gmina | ||
Gminatyp: | Stadtgemeinde | |
Einwohner: | 4487 (31. Dez. 2020)[1] | |
Gemeindenummer (GUS): | 0206011 | |
Verwaltung (Stand: 2013) | ||
Bürgermeister: | Radosław Jęcek | |
Adresse: | ul. Konstytucji 3 Maja 54 58-540 Karpacz | |
Webpräsenz: | www.karpacz.pl |
Karpacz liegt im Riesengebirge im Tal der Großen Lomnitz. Die Ortsmitte befindet sich auf 630 m n.p.m. Höhe. Unmittelbar südlich, an der Grenze zu Tschechien, erhebt sich die Schneekoppe (1603 m n.m.), der höchste Berg des Riesengebirges. Nördlich und westlich von Karpacz schließen sich die Vorberge des Riesengebirges an, die Höhen von 700 bis 900 m erreichen.
Karpacz (deutsch Krummhübel) wurde erstmals 1599 als Blei- und Eisenmine für den Bergbau erwähnt. Es gehörte zum Fürstentum Schweidnitz-Jauer, das bereits 1392 erbrechtlich an die Krone Böhmen gefallen war. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts entstand um das Bergwerk eine Holzarbeitersiedlung, für die 1599 „25 Possessionen[2], worunter 2 Handwerker und 1 Barbier“ belegt sind. Um 1622 zogen Glaubensflüchtlinge aus Böhmen nach Krummhübel. Um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert wurde an der Großen Plomnitz die Siedlung Neuhäuser und an der Kleinen Lomnitz, die auch als Plagnitz bezeichnet wurde, entstanden weitere Wohnbauten. Damals wurde zeitweise der Ortsname „Cromhübel und Plagnitz“ verwendet.
Bekannt wurde Krummhübel durch die sogenannten „Laboranten“, die aus den einheimischen Kräutern Arzneimittel herstellten und diese weit über Schlesien hinaus, u. a. nach Polen und Russland vertrieben. Diese hatten sich bereits Ende des 17. Jahrhunderts in einer zunftähnlichen Organisation zusammengeschlossen, die im 18. Jahrhundert eine Blütezeit erlebte. Durch staatliche Verordnungen wurden die Kräutersammler Anfang des 19. Jahrhunderts in ihrer Tätigkeit eingeschränkt, wodurch die Laborantenzunft eingegangen ist. Der letzte Laborant war Ernst August Zölfel († 1884), dem Theodor Fontane in seinem Werk „Der letzte Laaborant“ geschildert hatte.
Um 1745 hatte das Dorf eine evangelische Grundschule, die in angemieteten Räumen untergebracht war; 1772 wurde ein hölzernes Schulhaus gebaut.[3] Um 1840 waren die Dorfbewohner auf die evangelische und die katholische Kirche im nördlich gelegenen Arnsdorf angewiesen. Das zuständige Patrimonialgericht befand sich ebenfalls in Arnsdorf.[3] Am Ort gab es ein altes, stillgelegtes Bergwerk, eine Wassermühle, eine Papiermühle (eine Bütte), zwei Ziegeleien, mehrere Webstühle für die Herstellung von Baumwollstoffen und Leinen, eine Walkmühle und eine Reihe von weiteren Handwerksbetrieben.[3]
Krummhübel war vor Ende des 19. Jahrhunderts ein Hauptsitz professioneller Sammler von n, die der geschlossenen Gilde der Laboranten oder Landapotheker angehörten. Sie bildeten Lehrlinge aus, die nach fünfjähriger Lehrzeit das Recht erwarben, nach ärztlichen Vorgaben Arzneimittel zuzubereiten. Sie verkauften die Heilmittel auch auf Märkten und ins Ausland. Um 1840 hatte die Gilde in Krummhübel 18 Mitglieder und im Gebirge 27. Die Zunft war durch zwei Prager Studenten der Medizin entstanden, die um 1700 hierher geflohen waren, um sich einem Duell zu entziehen.[3][4]
Nach dem Anschluss an das Eisenbahnnetz der am 6. Juni 1895 eröffneten und 1934 elektrifizierten Strecke der Riesengebirgsbahn GmbH wurden verschiedene metallverarbeitende Industriebetriebe eingerichtet. Außerdem stieg die Bedeutung des Fremdenverkehrs, der während des Ersten als auch während des Zweiten Weltkriegs fast zum Erliegen kam. Von 1910 bis 1915 wurde die Lomnitztalsperre bei Krummhübel erbaut.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region um Krummhübel im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel es wie fast ganz Schlesien an Polen und wurde in Karpacz umbenannt.[5] Die deutsche Bevölkerung wurde – soweit sie nicht vorher geflohen war – 1945/46 aus Krummhübel weitgehend vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner waren teilweise Zwangsumgesiedelte aus Ostpolen, das an die Sowjetunion gefallen war.
1960 erhielt Karpacz das Stadtrecht. Nach der Politischen Wende 1989 hat die Stadt als internationales Touristikzentrum an Bedeutung gewonnen.[6]
Siehe auch:
Das Wappen ist ein dreigeteiltes Schild. Im schwarzen Umrandungsfeld erscheint der Name des Ortes in silbernen Versalien. Im oberen Feld symbolisieren die Farben weiß, blau und rot die Berglandschaft, über die eine goldene Sonne ihre Strahlen breitet. Das rechte untere Feld enthält drei stilisierte braune, mit gold umrandete Fichten auf grünem Grund. Das linke untere Feld mit drei stilisierten Fischen auf blauem Grund verweist auf die früher hier betriebene Fischzucht.
Das heutige Wappen wurde im Jahr 2005 von der Stadtverwaltung Karpacz eingeführt. Da die Farbgebung nicht ganz den heraldischen Anforderungen entspricht, werden auch andere Wappen verwendet: Im oberen breiten Feld erscheint der Berg in blau und silber, über dem die Sonne aufsteigt, rechts unten sind drei goldene Fichten auf grünem Grund und daneben drei silberne Fische auf blauem Grund angeordnet.
Karpacz unterhält Städtepartnerschaften mit
Außerdem besteht eine Städtefreundschaft mit Oberwiesenthal in Deutschland (Sachsen).
Ihre Lage macht die Stadt neben Szklarska Poręba (Schreiberhau) zum wichtigsten Zentrum des polnischen Tourismus im Riesengebirge. Die Stadt ist Ausgangsbasis für Wanderungen ins Riesengebirge, das in großem Umfang ein Nationalpark ist, bietet Möglichkeiten für Wintersport (→Skigebiet Kopa, Skigebiet Biały Jar) und verfügt über ca. 8500 Gästebetten. Als besondere Attraktionen stehen den Touristen Rodelbahnen (traditionelle und eine witterungsunabhängige Alpine Coaster) zur Verfügung. In den Jahren 1923, 1929 und 1934 wurden in Krummhübel die deutschen Meisterschaften im Rennrodeln ausgetragen, im Jahre 1938 im Ortsteil Brückenberg.
In Karpacz befindet sich mit der Orlinek eine K85-Skisprungschanze, auf der die Sprungwettbewerbe der Junioren-Weltmeisterschaft 2001 ausgetragen wurden.
Der Legende nach soll der Riese und Berggeist Rübezahl hier gewohnt haben. In der Literatur wurde Krummhübel unter anderem durch die Erzählung Die Laboranten von Krummhübel von Hans Reitzig berücksichtigt. Die sogenannten Laboranten, Laienapotheker, die den Reichtum an Kräutern in der Gegend zur Herstellung von Arzneien nutzten, vermarkteten diese bis nach Polen und Russland. Der letzte Laborant, Ernst August Zölfel, starb 1894. Dieses Thema griff ebenfalls Theodor Fontane auf, der zahlreiche Sommer in Krummhübel verbrachte und sich von einem ungeklärten Mordfall an einem Krummhübeler Förster zu seinem Roman Quitt inspirieren ließ.[8] Neben einer Straßenbrücke über die Große Lomnitz (Łomnica) weist ein Stein auf eine angebliche Gravitationsstörung hin, bei der es sich jedoch in Wirklichkeit um eine optische Täuschung handelt: Autos, Flaschen und Bälle rollen auf der Straße scheinbar bergauf. Tatsächlich hat die Straße auf diesem Teilstück jedoch ein Gefälle.[9] Die Unübersichtlichkeit des umliegenden Geländes führt zu dieser Sinnestäuschung.
Am 3. und 4. April 1944 wurde in Krummhübel, einem kriegsbedingten Ausweichquartier des Auswärtigen Amtes, eine „Arbeitstagung der Judenreferenten“ von zwölf europäischen diplomatischen Vertretungen des AA durchgeführt. Das Treffen wurde initiiert von der von Ribbentrop eingerichteten Informationsstelle Antijüdische Auslandsaktion und konkret vorgeschlagen von dem Verbindungsmann Ribbentrops zu Himmler, Horst Wagner.[10] Auf dieser Tagung verständigten sich die Teilnehmer auf eine Intensivierung der judenfeindlichen Propaganda in Europa. Franz Alfred Six forderte die „physische Beseitigung der Ostjuden“, wie der Judenreferent des AA Eberhard von Thadden protokollierte. Rudolf Schleier leitete die Sitzungen. Weitere bekannte Teilnehmer der Aktion waren Harald Leithe-Jasper, Adolf Mahr, Gustav Richter, Heinz Ballensiefen, Peter Klassen, Botschaft Paris, Hans-Otto Meissner, Generalkonsulat Mailand, Hans Hagemeyer und Ernst Kutscher. Konkrete Einzelheiten über die Shoah, die während der Tagung mitgeteilt wurden, sollten ausdrücklich nicht ins Protokoll genommen werden.[11] Die Tagung sollte als Start für eine „Antijüdische Auslandsaktion“ (oder „Antijüdische Aktionsstelle“) dienen.[12]
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