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Truppenteil auf Verbandsebene Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Geschwader (von französisch escadre und italienisch squadra, deutsch „Gevierthaufen“) bezeichnet man militärische Verbände bei Marine und Luftwaffe.
Als Geschwader wurden ursprünglich Kavallerieformationen (Eskadron) bezeichnet. Seit dem 17. Jahrhundert fand der Begriff als Synonym für Flotte oder Teilflotte Verwendung. Eine entscheidende Voraussetzung für die Anwendung des Geschwaderprinzips bildete der gegen Ende des 19. Jahrhunderts allgemein durchgesetzte Bau einer größeren Anzahl relativ gleichwertiger Kriegsschiffe einer Klasse (Typen- bzw. Serienbau).[1]
In der Kaiserlichen Marine war das Geschwader die Grundgliederung für die Großkampfschiffe, in der Regel Linienschiffe, Schlachtschiffe oder Kreuzer. Je zwei aus Großkampfschiffen eines Typs bestehende Divisionen bildeten ein Geschwader, mehrere Geschwader die Flotte.
In Frankreich und Italien heißt der deutsche Dienstgrad Vizeadmiral noch heute Vice-Amiral d’Escadre beziehungsweise Ammiraglio di Squadra (wörtlich: „Geschwaderadmiral“).
Bei der Deutschen Marine ist ein Geschwader in Anlehnung an das angloamerikanische System eine Zusammenfassung von mehreren gleichartigen Kriegsschiffen zu einem Kampfverband auf Regiments- oder Bataillonsebene. Auch für einen Einsatz zeitweilig zusammengestellte Verbände aus verschiedenen Einheiten werden im allgemeinen Sprachgebrauch als Geschwader bezeichnet. Marinefliegergeschwader entsprechen im Wesentlichen den Geschwadern der Luftwaffe.
Im deutschen Sprachraum wurde der Begriff Geschwader als Organisationseinheit von Luftstreitkräften während des Ersten Weltkrieges eingeführt. Bei den Bezeichnungen wird meist die jeweilige Aufgabenbezeichnung vorangestellt, gefolgt von einer Nummerierung. Meist gibt es auch entsprechende Kürzel, Beispiel: Jagdbombergeschwader 32 (JaboG 32).
Die Gliederung der Geschwader den deutschen Luftstreitkräften ist generell nicht auf die Luftstreitkräfte anderer Nationen übertragbar, da unterschiedliche Führungsphilosophien sich in zahlreichen Variationen der Strukturen abbilden.
In den deutschen Luftstreitkräften gab es u. a. Geschwadertypen für folgende Rollen:
Rolle | Zeitraum | Aufgabe | Bemerkung |
---|---|---|---|
Aufklärungsgeschwader | Luftwaffe (Wehrmacht), Luftwaffe (Bundeswehr) | Luftaufklärung | jahrzehntelang reine Fotoaufklärung, heute auch elektronische Aufklärung |
Bombengeschwader | Fliegertruppe (Deutsches Reich) | Taktischer Bodenangriff | |
Fliegerzielgeschwader/Fl.Ziel-Gesch. | Luftwaffe (Wehrmacht) | Zielschlepp | |
Flugzeugüberführungsgeschwader/Fl.Ü.G. | Luftwaffe (Wehrmacht) | ||
Fliegerverbindungsgeschwader/Fl.Verb.Gesch. | Luftwaffe (Wehrmacht) | ||
Hubschraubertransportgeschwader/HTG | Luftwaffe (Bundeswehr) | Lufttransport | |
Hubschraubergeschwader/HSG | Luftwaffe (Bundeswehr) | Lufttransport, Combat Search and Rescue (CSAR) | |
Jagdfliegergeschwader/JG | NVA (DDR) | Luftkampf | |
Jagdgeschwader/JaGe, JG | Fliegertruppe (Deutsches Reich), Luftwaffe (Wehrmacht), Luftwaffe (Bundeswehr) | Luftkampf | bis zur Einführung der F-86K Anfang der 1960er Jahre reine Tag-Jagdgeschwader, mit Zulauf der F-86K Allwetter-Jagdgeschwader |
Jagdbombenfliegergeschwader/JBG | NVA (DDR) | Taktischer Bodenangriff | |
Jagdbombergeschwader/JaboG | Luftwaffe (Bundeswehr) | Taktischer Bodenangriff | |
Kampfgeschwader/KG | Fliegertruppe (Deutsches Reich), Luftwaffe (Wehrmacht) | Taktischer Bodenangriff | de facto mit zweimotorigen Bombern ausgerüstete Bombergeschwader |
Lehrgeschwader/LG | Luftwaffe (Wehrmacht) | Einsatzbeurteilung von Luftfahrzeugen | oft auch in Kampfeinsätzen gewonnen |
Leichtes Kampfgeschwader/LeKG | Luftwaffe (Bundeswehr) | Taktischer Bodenangriff | Luftnahunterstützung |
Lufttransportgeschwader/LTG | Luftwaffe (Bundeswehr) | Taktischer Lufttransport | |
Luftunterstützungsgeschwader | Bundesheer (Österreich) | Taktischer Lufttransport | |
Marinefliegergeschwader/MFG | NVA (DDR), Deutsche Marine | diverse | Einsatzrollen bei MFGs erschließen sich nicht aus der Bezeichnung: Die NVA betrieb das mit Jagdbombern ausgerüstete MFG 28 und auch die Bundesmarine betrieb zwei Jagdbomberverbände. Heute betreibt die Deutsche Marine nur noch Seefernaufklärer und Hubschrauber. |
Marinejagdgeschwader | Fliegertruppe (Deutsches Reich) | Luftkampf | |
Nachtjagdgeschwader/NJG | Luftwaffe (Wehrmacht) | Nachtjagd | |
Schlachtgeschwader/SG und Sch.G | Luftwaffe (Wehrmacht) | Taktischer Bodenangriff | Luftnahunterstützung, aus Sturzkampfgeschwadern hervorgegangen |
Schnellkampfgeschwader/SKG | Luftwaffe (Wehrmacht) | Taktischer Bodenangriff | |
Sturzkampfgeschwader/St.G | Luftwaffe (Wehrmacht) | Taktischer Bodenangriff | Luftnahunterstützung |
Taktisches Luftwaffengeschwader | Luftwaffe (Bundeswehr) | Luftaufklärung, Luftkampf, Taktischer Bodenangriff | „Mehrrollen-Geschwader“ |
Transporthubschraubergeschwader/THG | NVA (DDR) | Lufttransport | |
Überwachungsgeschwader | Bundesheer (Österreich) | Luftkampf | de facto Jagdgeschwader |
Zerstörergeschwader/ZG | Luftwaffe (Wehrmacht) | Luftkampf | de facto mit zweimotorigen schweren Jägern ausgerüstete Jagdgeschwader |
Anmerkung: Strategische Einheiten gibt es im deutschen Sprachraum praktisch keine. Eine Ausnahme bildet am ehesten noch die Transport- und Luftbetankungs-Staffel der deutschen Flugbereitschaft (1. LTStff/FlBschft BMVg).
Bereits während des Ersten Weltkriegs wurden in den deutschen Luftstreitkräften die ersten Geschwaderformationen, bestehend aus jeweils mehreren Staffeln, aufgestellt. Bis Kriegsende entstanden:
In der Luftwaffe der Wehrmacht bestand ein Geschwader aus drei bis vier Gruppen zu je 27 Flugzeugen und den Gruppenstäben und dem Geschwaderstab.
In den Luftstreitkräften der NVA bestand ein Jagdfliegergeschwader in der Regel aus der Geschwaderführung, mit dem Kommandeur an der Spitze, den Stellvertretern sowie:
Die Jagdfliegerstaffeln waren einem Bataillon gleichgestellt, wurden von aktiven Fliegern im Dienstgrad Major oder Oberstleutnant aus der Dienstgradgruppe der Stabsoffiziere kommandiert und bestanden aus je drei Fliegerketten. Den Staffelkommandeuren oder Staffelführerern war auch das technische Personal unterstellt. Eine Besonderheit war, dass die Luftfahrzeuge nicht den Flugzeugführern, sondern den Technikern fest zugeteilt waren. Die Kontroll- und Reparaturstaffel war ebenfalls einem Bataillon gleichgestellt, die Kommandeure stammten meist aus dem Fachbereich Triebwerk/Zelle. Sie war etwa seit Mitte der 1970er Jahre in vier, später fünf Kontroll- und Reparaturgruppen (KRG) unterteilt, die für je ein oder zwei verwandte Fachgebiete zuständig waren.
Das fliegende Personal bestand ausschließlich aus Berufssoldaten, das technische Personal aus Berufssoldaten (Offiziere, Fähnriche und Berufsunteroffiziere) sowie Zeitsoldaten in Unteroffiziersrängen.
Die Dienststellung des Geschwaderkommandeurs war mit der in der Luftwaffe der Wehrmacht und der Bundeswehr verwendeten Funktionsbezeichnung Kommodore vergleichbar.
Die Luftwaffe bezeichnet die fliegenden Verbände als Fliegergeschwader und die Flugabwehrverbände als Flugabwehrraketengeschwader. Hierarchisch sind sie dem Schiffsgeschwader der Deutschen Marine und dem Regiment des Heeres vergleichbar.
Die Funktionsbezeichnung für den kommandierenden Offizier eines Fliegergeschwaders (im amerikanisch-englischen Sprachraum wing, im britisch-englischen Sprachraum group) ist Kommodore im Rang eines Oberst oder Kapitäns zur See. Die Luftwaffe verfügt derzeit über Taktische Luftwaffengeschwader, Lufttransportgeschwader und Hubschraubergeschwader. Die Marine besitzt derzeit zwei Marinefliegergeschwader. Die Heeresflieger bezeichnen ihre fliegenden Verbände als Regimenter.
Zum Bestand eines Fliegergeschwaders der Luftwaffe gehören in der Regel:
Zur Fliegenden Gruppe gehören die fliegenden Staffeln sowie die Flugbetriebsstaffel, die u. a. aus dem Flugsicherungszug mit Platz- und Anflugkontrolldienst und Flugberatung, der Fliegerhorstfeuerwehr, dem Fernmeldezentrum, dem Elektronikunterstützungszug sowie dem Fernmeldeelektronikzug besteht.
Die Technische Gruppe ist für die Bereitstellung der Luftfahrzeuge durch Instandhaltung und Instandsetzung zuständig. Zusätzlich werden hier logistische Aufgaben wahrgenommen. Eine Ausnahme von dieser grundsätzlichen Gliederung stellt das Taktische Luftwaffengeschwader 33 mit einer Fliegerhorstgruppe (für Sicherungs- und Transportaufgaben) dar.
In Auslandseinsätzen und Übungen werden Strukturen aufgestellt, die sich an den jeweiligen Rahmenbedingungen (zum Beispiel Anzahl der Waffensysteme, geforderte logistische Unterstützung, erforderlicher Objektschutz usw.) orientieren.
Beispiele für bisherige Einsatzgeschwader der Bundeswehr sind:
Das einzig verbliebene Flugabwehrraketengeschwader 1 (FlaRakG 1) der Luftwaffe gliedert sich in drei Flugabwehrraketengruppen (FlaRakGrp) mit den Unterstützungs- und Kampfstaffeln.
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