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multilaterale Friedenstruppe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Implementation Force, deutsch Umsetzungstruppe (kurz IFOR), bezeichnete die unter NATO-Kommando stehende, multilaterale Friedenstruppe, die am 20. Dezember 1995 in Bosnien und Herzegowina die UNPROFOR ablöste und ihre Tätigkeit im Rahmen der Operation Joint Endeavour aufnahm. Am 21. Dezember 1995 wurde daraufhin die seit April 1993 bestehende NATO-Luftoperation Deny Flight eingestellt. Ihr folgte am 9. Januar 1996 auch die Einstellung der seit Juli 1992 bestandenen Luftbrücke nach Sarajevo im Rahmen der Operation Provide Promise.
IFOR | |
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Einsatzgebiet | Bosnien und Herzegowina |
Deutsche Bezeichnung | Implementation Force |
Basierend auf UN-Resolution | 1031 |
Art der Mission | Mission zur Sicherung des Waffenstillstands |
Beginn | 15. Dezember 1995 |
Ende | 12. Dezember 1996 |
Einsatzstärke (max.) | 57.000 Soldaten |
Militär aus | 36 Ländern von:[1] |
Kartenübersicht |
Der Gründung vorausgegangen waren schwierige Verhandlungen, die erst nach massivem internationalen Druck am 21. November 1995 in Dayton, Ohio, zu einer Einigung zwischen den Konfliktparteien im ehemaligen Jugoslawien führten. IFOR sollte die militärischen Aspekte des Friedensabkommens von Dayton umsetzen.
Nachdem am 15. Dezember 1995 der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in der Resolution 1031 die IFOR definierte und einrichtete, wurde die NATO beauftragt die Waffenstillstandsvereinbarungen sowie die Truppenentflechtung zu überwachen.[2] An diesem erstmaligen Einsatz der NATO, außerhalb der bisherigen Rolle als kollektives Verteidigungsbündnis, beteiligten sich 16 NATO- und 17 Nicht-NATO-Länder, darunter 14 Staaten aus dem Rahmen des NATO-Programms Partnership for Peace (PfP) einschließlich Russland und der Ukraine. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges war dies damit auch die erste gemeinsame Militäroperation zwischen den „Supermächten“ Vereinigte Staaten und Russland.
Am 18. Mai 1996 wurde der IFOR-Einsatz vom NATO-Rat verlängert und auch auf die Unterstützung des Wiederaufbaus ausgeweitet.
Durch die UN-Resolution 1088 vom 12. Dezember 1996 erfolgte die Übertragung des IFOR-Mandats auf die Nachfolgemission SFOR.
Die Sollstärke der IFOR betrug rund 57.000 Soldaten, davon stellten die USA rund 20.000, Großbritannien 13.000 und Frankreich 7.500 Soldaten. Das NATO-Kommando der IFOR unterstand politisch dem Nordatlantikrat und militärisch dem Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE) und dessen Supreme Allied Commander Europe (SACEUR) General George A. Joulwan (USA). SACEUR beauftragte wiederum den Oberbefehlshaber (CINCSOUTH) des operativen Kommandobereichs der Allied Forces Southern Europe (AFSOUTH) in Neapel mit der Führung der Implementation Force (IFOR) mit Hauptquartier in Sarajevo. Am 7. November 1996 folgte ein Wechsel innerhalb der IFOR-Führung vom NATO-Kommandobereich AFSOUTH zu den Land Forces Central Europe (LANDCENT), das zum Allied Forces Central Europe (AFCENT) mit Hauptquartier in Brunssum (Niederlande) gehörte.
IFOR untergliederte sich wiederum in drei Kommandobereiche:
Das Hauptquartier für die Versorgung der IFOR-Kontingente (Logistic Support HQ) hatte seinen Sitz im kroatischen Zagreb und unterstand dem IFOR Commander for Support (C-SPT). In Split gab es zudem ein Büro der NATO Maintenance and Supply Agency (NAMSA).
Die Operationsgebiete und multinationale Divisionen (MND) in Bosnien und Herzegowina und in Kroatien waren wie folgt disloziert:
Die Bezeichnung des Befehlshabers der IFOR lautete COMIFOR (Commander Implementation Force):
Die Soldaten des deutschen Kontingents GECONIFOR (L) (GErman CONtingent Implementation FORce (Land)) hatten ihre Standorte in Zadar (Heeresflieger), Benkovac (Pioniere), Šibenik (Einsatzunterstützung: Nachschub und Instandsetzung), Camp Solaris (Transport), in Trogir (Sanitäter mit Feldlazarett) und in Primošten (Feldjäger).
Das Heer der Bundeswehr stellte ab Ende Januar 1996 unter Führung von Brigadegeneral Friedrich Riechmann das erste Hauptkontingent für GECONIFOR (L) mit rund 2.600 Soldaten bereit. Zuvor hatten sogenannte Vorauskommandos ab dem 22. Dezember 1995 die späteren Liegenschaften infrastrukturell vorbereitet. GECONIFOR war in 4 Einsatzverbände sowie ein Feldlazarett gegliedert:
Stationiert wurde der Verband auf dem Gelände des Flughafens von Zadar von dem sowohl deutsche als auch alliierte Truppen in Kroatien und Bosnien und Herzegowina unterstützt wurden.
An allen Standorten waren zusätzlich Einheiten der Fernmeldetruppe stationiert. Leitverband der Fernmeldetruppe des 1. Kontingentes war das Fernmelderegiment 4 aus Regensburg.
Befehlshaber des 1. und des 3. deutschen Heereskontingent war der Brigadegeneral Friedrich Riechmann. Befehlshaber des 2. Kontingents war der Brigadegeneral Henning Brümmer.
Im Juni 1996 wurde in Lukavac ein sogenannter vorgeschobener Teilgefechtsstand eingerichtet. Aufgabe der rund 100 deutschen Soldaten aus allen Standorten in Kroatien war die logistische Unterstützung der US-Armee bei der Umstrukturierung der Liegenschaften im Bereich Tuzla.
In Šibenik war im Rahmen des EU-Verbandes auch eine Einheit Instandsetzungssoldaten stationiert, die Fahrzeuge mit speziellen Panzerungen für den Einsatz vorbereitete, Ersatzteillogistik und Reparaturen durchführte. Es fanden dort auch Spezialumbauten wie z. B. Ausrüstung des Fuchs mit Gefechtsturm statt. Die meisten der ca. 200 Soldaten kamen aus Potsdam-Eiche/Golm und wurden unterstützt durch einen San-Bereich und Fernmeldern aus den dortigen Standorten, die jedoch größtenteils in Primošten stationiert waren, da sich dort das Feldlager befand. In Primošten war auch eine größere Einheit des Deutsch-Französischen Korps stationiert, die mit Sicherungsaufgaben betraut war (ca. 150 Soldaten).
Das Heereskontingent führte bis zum 18. Dezember 1996 rund 492 Konvois und Transporteinsätze sowie 1.050 Lufttransporteinsätze durch die Heeresflieger durch. Der Pioniereinsatzverband erneuerte 9 Brücken oder setzte sie instand, baute 35 km neue Straßen und erneuerte Straßenabschnitte auf einer Länge von 21 km.
Es gab 29 Einsätze von Zerstörern und Fregatten der Deutschen Marine (mehrfache Einsätze), 4 Tankereinsätze sowie 29 MPA-Einsätze (Seeraumüberwachung).
Kampfflugzeuge vom Typ Tornado flogen 1006 ECR-Einsätze zum Schutz von deutschen und NATO-Flugzeugen sowie 1085 RECCE-Einsatzflüge zur Aufklärung der Streitkräfte der ehemaligen Konfliktparteien und zur Überwachung der Militärstützpunkte und Waffenlager. Stützpunkt war der Flugplatz der italienischen Luftstreitkräfte in San Damiano bei Piacenza.
Der Sanitätsdienst mit dem Feldlazarett führte 10.925 ambulante und 2.046 stationäre Behandlungen von Patienten aus 58 Nationen durch.
Der Vertrag von Dayton gab auch dem Österreichischen Bundesheer erstmals die Möglichkeit, außerhalb einer unmittelbaren UN-Mission an einem friedenssichernden Einsatz teilzunehmen. Basis dafür waren die UN-Resolutionen 1031 und 1088, die Durchführung oblag der NATO, wodurch im Rahmen des PfP-Programms das eigentlich neutrale Österreich an einem NATO-Einsatz teilnehmen konnte. Die Ministerweisung 147/95 vom 15. Dezember 1995 legte die nationale Grundlage dafür, dass bereits im Jänner 1996 die ersten österreichischen Soldaten ihre Tätigkeit in Bosnien aufnehmen konnten. Benannt wurde der Einsatz mit AUSLOG/IFOR (Austrian Logistic Contingent/Implementation Force).
Am 10. Februar 1996 folgte das Hauptkontingent der First Mission, bezeichnet als AUSLOG/IFOR 1, unter dem Kommando von Oberstleutnant Günther Kienberger. Es bestand aus einer Stabskompanie und einer Transportkompanie mit insgesamt ca. 300 Mann (sowie gelegentlich einer weiblichen Ärztin). Die Transportkompanie setzte sich aus drei Transportzügen zusammen, von denen zwei mit mittelschweren ÖAF-Kippern 16.162 bzw. 16.192 und einer mit schweren ÖAF-sLkw 20.320 ausgerüstet waren. Jeder Zug bestand aus jeweils 3 Gruppen zu je 6 Lkw, jeder Lkw war mit je zwei Kraftfahrern im Unteroffiziers- oder Mannschaftsrang besetzt. Somit handelte es sich um eine rein logistische Einheit, die den NATO-Kampftruppen als Unterstützungstruppe beigegeben war. Eine Teilnahme dieser Einheit an „gewaltsamen Maßnahmen zur Friedensdurchsetzung“ (also an Kampfeinsätzen) war von seiten Österreichs nicht vorgesehen. Wenn keine militärischen Anforderungen bestanden, führte sie auch zivile Transporte durch (z. B. für das Wiederaufbauprojekt „Nachbar in Not“ des ORF und der österreichischen Caritas). Im Laufe der Zeit verringerten sich die militärischen Aufgaben so sehr, dass praktisch nur mehr für den Wiederaufbau gefahren wurde. Trotzdem war AUSLOG eine voll in die IFOR integrierte Truppe, der sämtliche militärische Einrichtungen und Dienstleistungen offen standen.
Die Stabskompanie umfasste die üblichen Stabs- und Versorgungsaufgaben wie Wachdienst, Küche, COMCEN und Sanitätsversorgung. Es befand sich fast immer ein katholischer oder evangelischer Militärpfarrer beim österreichischen Kontingent, wobei dieser nicht mit den anderen Soldaten alle 6 Monate rotierte.
In Österreich wurde der Einsatz durch das Kommando Auslandseinsätze vorbereitet und abgewickelt. Federführend dabei war das Panzerartilleriebataillon 4 (PzAB4) in Gratkorn, für die fahrtechnische Ausbildung zeichnete das Versorgungsregiment 1 (VR 1) in Graz verantwortlich. Trotz seiner langen Erfahrung mit Auslandseinsätzen (besonders Syrien/Golan und Zypern) war der Einsatz mit der NATO in einem Einsatzraum, der bis vor kürzester Zeit noch Kriegsgebiet gewesen war, für das Österreichische Bundesheer ein Novum. So wurden in größter Eile Kugelschutzwesten und moderne Kampfhelme von der französischen Armee geleast, wodurch die österreichischen Soldaten – sonst ausgestattet mit dem Feldanzug 75 – voll adjustiert Ähnlichkeit mit französischen Soldaten hatten. Jeder Soldat musste auf Basis einer freiwilligen Meldung zum Auslandseinsatz eine Untersuchung auf Einsatztauglichkeit über sich ergehen lassen, wobei er sportlich, psychologisch und medizinisch getestet wurde. In der Einsatzvorbereitung wurde, besonders ab AUSLOG/IFOR 2 und die durch den Ersteinsatz gewonnenen Erfahrungen, größter Wert auf Eigenschutz, Mine Awareness und den Umgang mit illegalen Straßensperren und örtlichen Warlords gelegt. Die als Kraftfahrer vorgesehenen Soldaten wurden je nach vorhandenen Lenkerberechtigungen in Heeresfahrschulen auf die Anforderungen in Bosnien ausgebildet. Die Lkw wurden nachträglich mit Kevlarplatten rund um die Führerhäuser versehen, die Geschossen aus Infanteriewaffen bis zu Kal. 7,62 mm NATO widerstehen sollten. Da das „BH“ (Bundesheer) auf den Kennzeichen zu leicht mit den Anfangsbuchstaben für Bosnien-Herzegowina hätte verwechselt werden können, wurde es mit einer rot-weiß-roten Flagge abgeklebt.
Disloziert war das Kontingent im Camp BELUGA (Belgien, Luxemburg, Greece, Austria) in Visoko 25 km nordwestlich von Sarajevo auf dem Gelände der ehemaligen Textilfabrik VITEX. Zum Einsatz kamen innerhalb einer Halle aufblasbare DRASH-Zelte, damals ebenfalls eine Neuigkeit. Die Konvoifahrten führten entweder in die nähere Umgebung von Sarajevo, oder mehrtägig bis nach Kroatien, Österreich und Ungarn. In diesen Fällen wurde üblicherweise in anderen Camps von IFOR, z. B. in Slawonski Brod oder Tuzla, übernachtet. Bewaffnet war jeder Soldat mit dem StG 77(Steyr AUG), Kommandanten und Spezialfunktionen mit der P 80 (Glock 17), im Camp befanden sich weiters einige MG 74 zur Verstärkung. Die Transporte wurden grundsätzlich als Konvois durchgeführt, wobei sLKW und Kipper meistens getrennt voneinander operierten. Mindestens ein Puch G kam als Kommando- und Führungsfahrzeug zum Einsatz, je nach Bedarf wurde zusätzlich ein SanKW (Pinzgauer) und/oder ein KranKfz eingeteilt.
Die Ablöse erfolgte im Rhythmus von 6 Monaten, jeweils Februar oder August. Soldaten, die länger als diese 6 Monate bleiben wollten, konnten eine freiwillige Meldung zur Verlängerung abgeben, die in der Regel auch angenommen wurde.
Der Kontakt zur Bevölkerung war in den allermeisten Fällen sehr freundlich. Einerseits wurde die Hilfe der österreichischen Soldaten für den Wiederaufbau sehr positiv wahrgenommen, andererseits hatte Österreich auf dem Balkan noch einen guten Ruf aus der Zeit der k.u.k. Monarchie. Außerdem war besonders in Kroatien die rasche Anerkennung des neu gegründeten Staates durch Österreich und dessen Außenminister Alois Mock äußerst hilfreich.
Mit dem 20. Dezember 1996 wandelte sich die Implementation Force (IFOR) zur Stabilization Force (SFOR). Ihr Ziel war die Aufrechterhaltung eines sicheren Umfeldes zur fortgesetzten Konsolidierung des Friedens, der in der Folge die Anwesenheit der NATO-geführten Streitkräfte in Bosnien-Herzegowina entbehrlich machen sollte.
Am 1. April 1997 folgte Griechenland Belgien als Lead Nation. Am 18. Juni 1998 erfolgte die Verabschiedung der belgischen und der luxemburgischen Kräfte sowie deren Ablösung durch die Bulgaren. Zwei Tage später wurde das Camp von BELUGA auf HELBA (HELlenic, Bulgaria, Austria) umbenannt.
Am 14. September 1999 fand zwischen dem österreichischen und dem deutschen Befehlshaber eine Besprechung betreffend eine Eingliederung des AUSLOG-Transportzuges in die deutsche GECON-Logistikeinheit in Rajlovac (5 km nordwestlich von Sarajevo) statt. Das erste Implementierungskonzept hierfür lag bereits am 10. November desselben Jahres vor, einen Monat später begann ein Erkundungskommando mit dem Lagerabbau und den Umzugsarbeiten im Einsatzraum.
Insgesamt wurden bei AUSLOG/IFOR bzw. SFOR zehn Kontingentsrotationen durchgeführt, wobei die Stärke stets reduziert wurde, um Kapazitäten für andere Missionen freizubekommen. Dem Ministerratsbeschluss vom 6. Juni 2000 zufolge wurde die Mission in Bosnien und Herzegowina von der Republik Österreich mit März 2001 vollends aufgelöst, da Österreich plante, sich mit rund 2.000 Soldaten an der EU-Kriseneingreiftruppe zu beteiligen. Seit 1. Jänner 2000 wurden zu SFOR daher nur noch Stabsmitglieder nach Camp Butmir in Sarajevo entsandt.
Insgesamt nahmen an der Mission knapp 2.000 Soldaten des Bundesheeres teil. Im Laufe der Jahre wurden 6.800.000 Kilometer gefahren und 461.900 Tonnen Güter aller Art transportiert. Der letzte Kommandant von SFOR war der Steirer Oberstleutnant Dietmar Foditsch.
Die im Einsatz verwendeten Fahrzeuge (Puch G, ÖAF Kipper und ÖAF sLkw) wurden nach Österreich rückverlegt und waren dort noch Jahre lang an ihren Veränderungen für den Bosnien-Einsatz (Härtung, Aufschriften IFOR bzw. SFOR) erkennbar.
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