KZ-Nebenlager Redl-Zipf
Außenlager des KZ Mauthausen (1943-1945) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Außenlager des KZ Mauthausen (1943-1945) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das KZ-Nebenlager Redl-Zipf, Deckname Schlier, war ein Außenlager des KZ Mauthausen auf dem Gemeindegebiet von Neukirchen an der Vöckla in Österreich. Es diente ab 1943 zur Produktion von Triebwerken der V2. 1945 wurde das Geldfälscherkommando der Aktion Bernhard hierher verlegt.
Nach Luftangriffen auf Wiener Neustadt ab dem 13. August 1943 auf die dortigen Raxwerke und die Wiener Neustädter Flugzeugwerke wurden einige bedeutende Rüstungsbetriebe in Stollen oder Höhlen verlegt ("U-Verlagerung"). Die Bierkeller der Brauerei Zipf wurden ausgewählt, weil sie aus geologischen Gründen relativ unempfindlich gegen Bombenangriffe waren und weil vom Bahnhof Redl-Zipf an der Westbahn ein Anschlussgleis direkt ins Brauereiareal führte. Als Deckname des Rüstungsbetriebes wurde „Steinbruch-Verwertungs G.m.b.H., Betrieb Schlier“ gewählt;[1] Schlier deswegen, weil in der Nähe von Zipf ein Mergelvorkommen ist. Die „Steinbruch Verwertungs GmbH“ hatte ihren Sitz in Attnang-Puchheim; der Ausbau und die Verwaltung lagen in den Händen von Dr. Rickhey und SS-Sturmbannführer Dr. Fritz Loth.[2]
Das KZ Redl-Zipf war ein Nebenlager des KZ Mauthausen. Es wurde unter dem Kommando von SS-Hauptsturmführer Georg Bachmayer gebaut und am 11. Oktober 1943 eröffnet. Die Anzahl der Häftlinge im Lager schwankte stark, mit 1500 bis 1900 Zwangsarbeitern aus Frankreich, Italien, Polen, der Sowjetunion und Spanien als Höchststand. Nach dem Ausbau des Stollensystems durch die Häftlinge wurde Anfang 1944 der Betrieb eines Raketenteststands der „Vergeltungswaffe“ V2 aufgenommen. In dem „Vorwerk Schlier“ in Zipf wurden ca. 500 Triebwerke getestet, bevor sie in die V2 eingebaut und auf Großbritannien abgefeuert wurden. Die Anlage umfasste neben dem Triebwerksprüfstand eine Anlage zur Erzeugung von Flüssigsauerstoff (mit fünf Maschinen mit insgesamt ca. 1500 t/Monat Kapazität zur Versorgung der Versuche und von Fronteinheiten[3]) und einen Trafobunker. Die Häftlinge bauten auch einen Gleisanschluss. In der Anlage arbeiteten viele Wissenschaftler, Ingenieure, Facharbeiter und Verwaltungsangestellte. Die Bewachung wurde von der SS, durch SD-Angehörige und von einer eigenen Wehrmachteinheit zur Absicherung von Zipf und Umgebung gestellt. Deren Zahl überstieg die Einwohnerzahl von Zipf.
Unfälle und Explosionen beim Testbetrieb des Triebwerkprüfstands forderten am 29. Februar 1944 und am 28. August 1944 etliche Todesopfer, u. a. Ilse Oberth, eine Tochter des Raketenforschers Hermann Oberth. Dadurch wurden die Triebwerkstests verzögert; zeitweise wurde auch die Sauerstoffproduktion lahmgelegt. Nach der zweiten Explosion wurden dort keine Triebwerke mehr getestet, sondern nur mehr Flüssigsauerstoff produziert.
Auch ein Teil der Nibelungenwerke wurde in das Stollensystem verlagert.
Das Lager Schlier beherbergte ab April 1945 auch die 141 Häftlinge des Geldfälscherkommandos der Aktion Bernhard, die aus dem KZ Sachsenhausen nach Zipf gebracht wurden.
Der Historiker Stefan Wedrac bezifferte 2018 den Häftlingshöchststand auf 2000 bis 2300 Menschen; davor war mitunter nur von 500 bis 900 Personen die Rede gewesen. Gesichert ist, dass mindestens 267 Häftlinge in diesem KZ starben. Da kranke Häftlinge in das KZ Mauthausen zurücktransportiert oder in der NS-Tötungsanstalt Hartheim vergast wurden, wurden vermutlich wesentlich mehr Menschen ermordet.[4]
Das Lager wurde am 3. Mai 1945 unter dem letzten Lagerkommandanten, SS-Obersturmführer Alfons Bentele, evakuiert; die Häftlinge wurden auf Lastwagen und zum Teil zu Fuß ins KZ Ebensee transportiert. Die SS setzte am 4. Mai 1945 das Lager in Brand; heute sind nur mehr einzelne Grundmauern der Lagerbaracken zu sehen. Die Anlage selbst besteht noch heute, der Trafobunker kann besichtigt werden. Die Stollen befinden sich auf dem Firmengelände der Brauerei und können nur bei Führungen betreten werden. Ein Gedenkstein erinnert an die KZ-Stätte. Die ARGE Schlier bemüht sich um eine größere öffentliche Zugänglichkeit des Geländes.[5]
Von den Baracken des Lagers selbst ist nichts mehr zu sehen. Das Gelände ist heute eine Wiese.
Heute noch erhalten und frei zugänglich sind
Nicht frei zugänglich, weil im Gebiet der Brauerei gelegen, sind
Eine Gedenkstätte konnte auf dem Gebiet der Gemeinde nicht errichtet werden. So wurde neben der Kirche von Zipf im Gemeindegebiet von Vöcklamarkt ein Denkmal errichtet.
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