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Köstlin ist der Name einer mehrheitlich in Württemberg ansässigen evangelischen Theologen- und Beamtenfamilie, die eine stattliche Zahl bedeutender Persönlichkeiten in Kirche und Gesellschaft hervorgebracht hat. Ebenso haben Mitglieder dieser Familie auf dem Gebiet der Musik, der Dichtung und der Schönen Künste besonders zur Zeit der Romantik eine bedeutende Rolle gespielt.
Die Familie Köstlin ist schwäbischen Ursprunges. Die ersten urkundlichen Erwähnungen finden sich im 15. Jahrhundert auf dem Gebiet der Reichsstadt Esslingen (Henslin Köstlin 1460, Peter Cöstlin 1495). Im 16. Jahrhundert begegnen die Brüder Cosmann Köstlin (* 1563), Schultheiß in Mettingen, von dem die nicht näher erforschte Mettinger Linie abzweigt, und Johannes (* 1565), Weingärtner, verheiratet mit Ursula Knapp († 1593), der die Esslinger Linie begründete. Dessen Sohn Cosmann (1592–1646), ein gelernter Schuhmacher, diente im Dreißigjährigen Krieg als kaiserlicher Unteroffizier und wurde 1643 Torwart am Mettinger Tor in Esslingen. Sein durch die Kriegsläufte in Worms geborener einziger Sohn, Cosmann (1641–1685), schlug als erster Köstlin die Theologenlaufbahn ein und amtierte als Pfarrer in Degenfeld und Deizisau, zuletzt als Diakonus in Esslingen. Von seinen zwei überlebenden Söhnen wurde der ältere, Cosmann Friedrich Köstlin (1675–1739), Chirurg und Ratsherr in Esslingen, und der jüngere, Tobias Köstlin (1679–1725), wie sein Vater ebenfalls Pfarrer, zuletzt in Bönnigheim.[1]
Während die Ehe des Chirurgen Cosmann Friedrich Köstlin mit einer Angehörigen der Familie Hegel kinderlos blieb, hatten Tobias Köstlin mit seiner Frau Christiana Dorothea geb. Hauff (1687–1733), einer Urgroßtante des Dichters Wilhelm Hauff, zehn Kinder, von denen sieben im jugendlichen Alter verstarben. Es überlebten Cosmann Friedrich Köstlin (1711–1790), Tobias Köstlin (1713–1761), herzoglicher Rat, Untervogt und Keller zu Brackenheim, sowie Heinrich Köstlin (1718–1748), Pfarrer von Rötenberg im Schwarzwald, dessen Sohn Friedrich (1747–1814) als Stadtpfarrer die Alpirsbacher Linie begründete. Sowohl die Brackenheimer als auch die Alpirsbacher Linie sind später im Mannesstamm erloschen. Ein Sohn des Brackenheimer Tobias ist der jung verstorbene aber dennoch bedeutende Professor für Naturgeschichte an der Stuttgarter Hohen Karlsschule, Karl Heinrich Köstlin.[2]
Gemeinsamer Vorfahre der unten angeführten Persönlichkeiten und aller noch heute lebenden Familienangehörigen ist somit der älteste Sohn des Bönnigheimer Stadtpfarrers, Cosmann Friedrich Köstlin, welcher im Jahr 1747 zum Superintendenten (Dekan) in Heidenheim und 1753 zum „Senior Ministerii“ (Oberpfarrer) in Esslingen ernannt wurde[3][4] und im Jahr 1763 ein neues Kirchengesangbuch herausgab.[5]
Theologisch war die Familie Köstlin vom Pietismus geprägt: zum Teil enge persönliche Kontakte bestanden zu Philipp Jakob Spener, August Hermann Francke, Johann Albrecht Bengel und Friedrich Christoph Oetinger.
Die Familie kennzeichnet eine starke Neigung zur Kunst, insbesondere zur Dicht- und Liedkunst der Romantik. So gehörten die Brüder Heinrich (1787–1859) und August Köstlin (1792–1873) der Schwäbischen Dichterschule an und waren mit Justinus Kerner, Karl Mayer, Ludwig Uhland, Gustav Schwab, Eduard Mörike und Nikolaus Lenau befreundet. Über die Liederkomponistin Josephine Köstlin geb. Lang ergaben sich Beziehungen zu Musikern wie Fanny und Felix Mendelssohn Bartholdy und Clara und Robert Schumann. Die Tochter der Liederkomponistin, Maria Fellinger geb. Köstlin (1849–1925), gehörte zum engeren Freundeskreis um Johannes Brahms, von dem sie als Bildhauerin, Malerin und Fotografin bekannte Porträts schuf. Kultureller Treffpunkt war die Villa Köstlin des Ehepaares Christian Reinhold und Josefine Köstlin in der Tübinger Rümelinstraße 27, die mittlerweile unter Denkmalschutz gestellt worden ist. Heute befindet sich dort das Zentrum für Islamische Theologie als Einrichtung der Universität Tübingen. Der Unternehmer Ulrich Köstlin setzt sich aktuell dafür ein, dass die Villa im Sinne seiner Vorfahren wieder für Dichterlesungen und musikalische Soireen zur Verfügung gestellt wird.
Das Familienwappen Köstlin, das bereits der erste Pfarrer führte, zeigt im Schild einen auf dem Kopf stehenden „gestürzten“ Schrank mit Kugelfüßen (redend gemeint, den Namen von „Kästl[e]in“, schwäbisch „Kasten“ für Schrank, ableitend, doch wird der Name als alemannisch verkürzte Form von „Konstantin“ gedeutet), auf dem Helm den Rumpf eines bärtigen Mannes mit Zipfelmütze. Die Farben sind unbekannt.
Bis zum heutigen Tag ist der Hauptanteil dieser alten Familie des Bildungsbürgertums mit immer noch mehr als 100 Adressbucheintragungen schwerpunktmäßig in Württemberg vertreten.
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