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deutscher evangelischer Theologe und Kirchenhistoriker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Julius Köstlin (* 17. Mai 1826 in Stuttgart; † 12. Mai 1902 in Halle (Saale)) war ein deutscher evangelischer Theologe, Kirchenhistoriker sowie Mitbegründer des Vereins für Reformationsgeschichte.
Julius Köstlin, Sohn und jüngstes von sechs Kindern des Obermedizinalrates Karl Heinrich Gotthilf von Köstlin, wurde aus Gesundheitsgründen zunächst zu Hause unterrichtet, bevor er 1835 das Gymnasium in Stuttgart besuchen konnte. Nach dem Abitur studierte er an der Universität Tübingen Theologie, und orientalische Sprachen, speziell das Arabische. Er war seit 1844 Mitglied der Burschenschaft Walhalla Tübingen.[1] Nach seinem Ersten Staatsexamen übernahm Köstlin 1848 zunächst eine Stelle als Vikar in Calw, bevor er noch im gleichen Jahr Studienreisen unter anderem nach Heidelberg und Bonn, dann nach London und Edinburgh sowie anschließend über Hamburg, und Kiel nach Berlin unternahm. Überall besuchte er Zentren und Werke der Inneren Mission und war dabei vor allem beeindruckt vom Rauhen Haus des Hamburger Geistlichen Johannes Wichern. Nachdem er in Berlin Vorlesungen bei Leopold von Ranke gehört hatte, reiste er weiter über mehrere ost- und mitteldeutsche Städte zu dem Zentrum der Herrnhuter Brüdergemeine.
Im Jahre 1850 kehrte Köstlin nach Stuttgart zurück, übernahm eine Stelle als Repetent und legte zwei Jahre später seine Zweite Staatsprüfung ab. Nach seiner anschließenden Promotion zum Doktor der Philosophie folgte er im Jahre 1855 einem Ruf an die Universität Göttingen, wo er als Extraordinarius für neutestamentliche Exegese und zweiter Universitätsprediger lehrte. Hier waren es vor allem die Arbeiten an der Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche und an Luthers Katechismus, die diese Zeit prägte sowie die Promotion zum Doktor der Theologie.
Zum Herbst des Jahres 1860 wechselte Köstlin auf Initiative des preußischen Kultusministers von Bethmann-Hollweg an die Universität Breslau, wo er ein Ordinariat für Systematische Theologie übernahm. Hier war es vor allem seine Beschäftigung mit Martin Luther, die diese Zeit prägte. Er verfasste eine angesehene, aber nicht ganz unumstrittene umfangreiche Lutherbiographie sowie zahlreiche Einzelwerke über die Person und die Theologie Martin Luthers. Darüber hinaus wurde Köstlin 1867 schließlich in das schlesische Konsistorium gewählt, obwohl bereits fünf Jahre zuvor darüber verhandelt worden war. Köstlin erschien als konservativer Vermittlungstheologe und echter liberaler Schwabe für seine neue Umgebung als zu religiös-liberal und an die norddeutsche Mentalität des Protestantismus nicht genügend angepasst. Ab dem Jahre 1869 übernahm er noch die Herausgabe der in Hamburg erscheinenden Zeitschrift für theologische Studien und Kritiken.
Im Jahre 1870 folgte Köstlin schließlich einem Angebot der Universität Halle, wo man ihn in gleicher Position wie in Breslau einsetzte. Auch hier beschäftigte er sich weiterhin mit Luthers Thesen und hatte hierbei eine heftige religiös-kontroverse Auseinandersetzung mit dem katholischen Kirchenhistoriker Johannes Janssen, einem entschiedenen Gegner Luthers, auszufechten, obwohl auch Köstlin Luther durchaus nicht unkritisch bewertet hatte. Ebenso wie in Breslau wurde Köstlin auch hier zusätzlich noch in das sächsische Konsistorium gewählt sowie ab 1873 in den Kirchengemeinderat der Gemeinde von St. Laurentius in Halle. Im Jahr 1875 reiste er als Delegierter zur Generalsynode nach Eisenach wo das Thema einer Neuordnung der preußischen Kirchenverfassung verhandelt wurde. Weiterhin war Köstlin 1883 Mitbegründer des Verein für Reformationsgeschichte mit Sitz in Magdeburg und gehörte dessen Vorstand an. Besonders der evangelische Kirchenhistoriker Karl Knaake (1835–1905) profitierte von der Unterstützung dieses Vereins und von Köstlins selbstloser Förderung, so dass Karl Knaake seine Weimarer Lutherausgabe im Jahr 1883 veröffentlichen konnte.
Ab dem Jahre 1896 zog sich Köstlin gesundheitsbedingt immer mehr aus dem aktiven Dienst zurück, veröffentlichte aber immer noch einzelne Schriften. Für seine Verdienste wurde er mit dem Kronenorden Zweiter Klasse mit Stern sowie mit dem Roten Adlerorden Zweiter Klasse mit Eichenlaub ausgezeichnet. Nach einem langen und bewegten Leben starb er schließlich am 12. Mai 1902 mit fast 76 Jahren. Er wurde auf dem halleschen Laurentiusfriedhof bestattet.
Julius Köstlin war verheiratet mit der Pfarrerstochter Pauline Schmid (1831–1913), mit der er zehn Kinder hatte, darunter:
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