Johann Andreas Engelhardt

deutscher Orgelbauer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Johann Andreas Engelhardt (* 19. Dezember 1804 in Lossa (Finne); † 1866) war ein deutscher Orgelbauer des 19. Jahrhunderts.

Leben und Werk

Engelhardt stammte aus Lossa bei Naumburg (Saale) und war vom mitteldeutschen Orgelbau in seiner sächsisch-thüringischen Ausprägung um 1800 beeinflusst.[1] Über seine Lehr- und Gesellenzeit ist bisher nichts bekannt. Um 1829 ließ er sich in Herzberg am Harz nieder und wirkte ausgehend vom Harz bis in die Regionen von Braunschweig und Hannover.

Engelhardt schuf zusammen mit seinem Sohn Gustav Carl Engelhardt (* 8. April 1843; † 1917) über 100 Orgeln, von denen noch 20 weitgehend erhalten sind. In der Regel handelt es sich um ein- oder zweimanualige Dorforgeln mit begrenzter Registerzahl. Klanglich und architektonisch sind seine Werke in der Übergangsperiode vom ausgehenden Barock, Klassizismus und der Frühromantik angesiedelt. Die Dispositionen sind noch weitgehend spätbarock geprägt, während sein Konkurrent Philipp Furtwängler einen fortschrittlichen Klang anstrebte.[1]

Sein Sohn Gustav Carl Engelhardt (1843–1917) führte die väterliche Werkstatt bis 1880 fort. Von ihm ist in Heimburg (1871) eine zweimanualige Orgel erhalten.[2]

Werkliste (Auswahl)

Zusammenfassung
Kontext

In der fünften Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale, ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal und ein kleines „p“ ein nur angehängtes Pedal, die arabische Zahl in der vorletzten Spalte die Anzahl der klingenden Register. Bedeutende erhaltene historische Gehäuse (mit modernen Orgeln) werden durch Kursivierung angezeigt.

Weitere Informationen Jahr, Ort ...
JahrOrtKircheBildManualeRegisterBemerkungen
1830 Lerbach Ev.-luth. Kirche Thumb II/P 14/19 ursprünglich I/P/14; 1863/1864 Erweiterung um ein Oberwerk durch den Erbauer in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Gustav Carl Engelhardt; 2016/2017 umfassende Restaurierung durch Jörg Bente.
1833 Barbis St.-Petri-Kirche
Thumb
II/P 19 Erweiterung der Orgel von Johann Tobias Hansen (1753) um ein Oberwerk mit 5 Registern
1835 Trautenstein Ev.-luth. Kirche St. Salvator Thumb I/P 11
1840 Börnecke Ev.-luth. Kirche II/P 20
1841 Osterode am Harz St. Jacobi (Schlosskirche)
Thumb
II/P 26 1950 durch Paul Ott Umbau und 1994 Restaurierung durch Rudolf Janke
1841 Goslar-Oker Martin-Luther-Kirche I/P 13 Später Erweiterungsumbau; die Register von Engelhardt blieben jedoch erhalten[3]
1843 Westerode St.-Nicolai-Kirche I/P 10 Fast vollständig erhalten[4]
1845 Herzberg am Harz St. Nicolai
Thumb
II/P 36 Klassizistischer Prospekt; größte erhaltene Orgel Engelhardts (28 Register original)
1847–1850 Goslar Marktkirche III/P 46 1970 durch Orgel von Karl Schuke ersetzt[5]
1851 Wollershausen St. Marien Thumb II/P 16 Nahezu unverändert erhalten; 2000 Restaurierung durch Gebr. Hillebrand
1854 Osterhagen St.-Martins-Kirche
Thumb
II/P 17 Hinter Prospekt von Johann Michael Kahlert (1770) aus Duderstadt/St. Servatius
1855 Scharzfeld St.-Thomas-Kirche Thumb II/P 20
1856 Wettmar St. Marcus Thumb II/P 14 Teilweise erhalten; 2005–2006 umfassende Restaurierung durch Jörg Bente[6]
1856 Clenze St. Bartholomäus
Thumb
II/P 18 1968–1970 Pfeifenwerk durch Karl Schuke bis auf Reste im Pedal fast vollständig erneuert[7]
1857 Bilshausen St. Kosmas und Damian Thumb II/P 21 1984 Restaurierung durch Gebr. Krell/Duderstadt
1857 Schwiegershausen Michaeliskirche Thumb
1859 Bad Lauterberg im Harz St.-Andreas-Kirche Thumb II/P 25 Prospekt und anderer Orgelbauteile von Engelhardt erhalten und in Neubau durch Rudolf Janke integriert
1860 Jerstedt St.-Lukas-Kirche I/P 13 Abbruch 1980 verhindert, heute original erhalten, 1992 restauriert von Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt, erstmalige Verwendung von Zink als Pfeifenmaterial (Feststellung Prof. Uwe Pape, TU Berlin)
1861 Lucklum Kommendekirche I/P 13 Fast vollständig erhalten
1861 Düshorn St. Johannes der Täufer
Thumb
II/P 19 14 Register erhalten
1861/62 Gladebeck St. Nikolai II/P 17 Weitgehend erhalten[8]
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Literatur

  • Hans Ulrich Funk: Johann Andreas Engelhardt. Ein frühromantischer Orgelbauer und sein Wirken. Traugott Bautz, Nordhausen 2023, ISBN 978-3-95948-001-7.
  • Winfried Topp, Uwe Pape: Norddeutsche Orgelbauer und ihre Werke 2: Peter Tappe / Martin Haspelmath. Pape Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-921140-57-9.
  • Harald Vogel: Orgelgeschichte in Südniedersachsen. In: Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Keweloh (Hrsg.): Orgeln in Niedersachsen. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5, S. 72–81.
  • Karl Wurm: Orgeln in Südniedersachsen. In: Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Keweloh (Hrsg.): Orgeln in Niedersachsen. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5, S. 82–91.

Einzelnachweise

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