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deutscher Schriftsteller Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Jochen Missfeldt (* 26. Januar 1941 in Satrup, Kreis Schleswig-Flensburg) ist ein deutscher Schriftsteller und Journalist. Sein Werk umfasst Gedichte, Erzählungen, Romane und eine Biographie Theodor Storms. Er schrieb Beiträge für verschiedene deutsche Tageszeitungen und drehte für den NDR den Fernsehfilm Überflug.
Nach dem Abitur ging Jochen Missfeldt 1961 zur Bundeswehr und wurde in Uetersen (Schleswig-Holstein) und Phoenix (USA) zum Piloten ausgebildet. Bis 1982 diente er bei der Luftwaffe, die längste Zeit als Pilot, zunächst auf der Lockheed F-104, dem „Starfighter“, später auf der McDonnell F-4, der „Phantom“. Zuletzt war er Oberstleutnant und Staffelkapitän im Aufklärungsgeschwader 52 in Leck. Im Alter von 41 Jahren wurde er, wie bei Piloten von Strahlflugzeugen zu dieser Zeit üblich, in den Ruhestand verabschiedet. Nach seiner Pensionierung studierte er Musikwissenschaft, Philosophie und Volkskunde in München und Kiel. Seit 1985 ist er freier Autor und Mitarbeiter verschiedener Zeitungen. 1998/99 war er Stipendiat im Künstlerhof Schreyahn, 1999/2000 im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg, 2009 für zwei Monate Ehrengast in der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo. Er ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.
In seinen literarischen Arbeiten schöpft Missfeldt immer wieder aus seinen Erlebnissen und Erfahrungen als Pilot der Luftwaffe. Noch während seiner Bundeswehrzeit veröffentlichte er einen Gedichtband mit dem bei einem Offizier unerwarteten Titel Gesammelte Ängste (1975).
Es folgten 1977 der Fernsehfilm Überflug und nach einem weiteren Gedichtband zwei Erzählungssammlungen aus dem Fliegermilieu, Zwischen Oben zwischen Unten und Capo Frasca und andere Fliegergeschichten.
Den endgültigen Durchbruch erlangte er mit seinem Roman Solsbüll, einer Familiengeschichte über drei Generationen mit stark autobiographischen Zügen. Die Handlung spielt in einem fiktiven Ort im Norden Schleswig-Holsteins. In diesem Buch ist bereits alles zu finden, was seine späteren Werke kennzeichnet: die Verknüpfung von (schleswig-holsteinischer) Landschaft und (deutscher) Geschichte, von poetischen Naturbeschreibungen und grotesk-parodiehaften Szenen, von genau und nüchtern beobachteter Alltagsrealität und surrealen Traumsequenzen, von knapper, distanzierter Sprache vermischt mit umgangssprachlichen Wendungen und lyrischen Einschüben. Der Ort Solsbüll und Gustav Hasse, Missfeldts Alter Ego, tauchen wieder auf in dem komplexen Roman Gespiegelter Himmel,[1] für den er 2002 den Wilhelm-Raabe-Preis erhielt.[2]
Auch in seinem Roman Steilküste trägt der Ich-Erzähler autobiographische Züge, wieder tauchen Elemente der Landschaft und der Geschichte aus Solsbüll und Gespiegelter Himmel auf.[3]
Neben seinem erzählerischen Werk schreibt Missfeldt Reportagen, vor allem zu fliegerischen Themen. Ein Teil davon ist in dem Band Kommt Zeit, kommt Raum (2012) zusammengefasst. Auch in diesen Texten geht es Missfeldt nicht um die bloße Wiedergabe von Fakten und Abläufen, sondern im Mittelpunkt stehen immer der Mensch, der mit ihnen umgeht, und sein Erleben. Auch hier verknüpft der Autor eine knappe, präzise Techniksprache mit ebenso knappen und zugleich poetischen Naturbeschreibungen.
Missfeldts Affinität zur Musik zeigen seine „Opernspiele“, die unter dem Titel Deckname Orpheus Beiträge für die Programmhefte der Bayerischen Staatsoper versammeln.
2013 erschien seine umfassende Storm-Biographie, die von der Kritik positiv aufgenommen wurde.[4][5][6]
In Zusammenarbeit mit den Malern Klaus Fußmann und Friedel Anderson erschienen die Bände Schleiland (2012) und Wiedergänger. Eine andere Geschichte von Sylt (2015). Im ersteren verknüpft Missfeldt in drei Essays Geschichte, Kulturgeschichte und Landschaft der Schlei-Region mit ganz persönlichen Erinnerungen und phantastischen Einsprengseln. Wiedergänger erzählt die Geschichte des Gregor, einer Art Mentor des Ich-Erzählers, die auf vielfältige Weise mit der Zeitgeschichte und der Geschichte der Insel verwoben wird.
2017 brachte der Rowohlt Verlag zwei Romane Missfeldts heraus: eine überarbeitete Ausgabe von Solsbüll und Sturm und Stille. Nach seiner umfassenden Storm-Biographie schreibt Missfeldt darin eine weitgehend fiktive Autobiographie von Storms zweiter Ehefrau Dorothea.
Im Film Überflug wurde ein typischer Flug mit einer Phantom RF-4E von Luftwaffenstützpunkt des Aufklärungsgeschwader 52 in Leck zum Luftwaffenstützpunkt des Aufklärungsgeschwader 51 (a. D.) in Bremgarten dokumentiert. Die Strecke wurde in rund 50 Minuten zurückgelegt. Das Besondere am Dokumentationsstil waren die vielen Geschichten am Boden. Alle Erzählstränge hatten gemeinsam, dass irgendwann die Phantomauflärer aus dieser Formation (meist) im Tiefflug darüberflogen und in Sekunden wieder aus deren Leben verschwanden. Es wurde immer wieder zwischen der Sichtweise des Piloten und der Menschen am Boden umgeschaltet.
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