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französischer Schriftsteller und Erzähler Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Jean Giono (* 30. März 1895 in Manosque im Département Alpes-de-Haute-Provence; † 9. Oktober 1970 ebenda) war ein französischer Schriftsteller, der vor allem in seinen frühen Prosawerken naturreligiöse Vorstellungen vertrat und neben Frédéric Mistral und Marcel Pagnol als Schriftsteller seiner Heimat, der Provence, gilt.
Jean Giono, Sohn eines Schusters und einer Büglerin, wuchs in Armut auf. Während seiner Schulzeit erkrankte sein Vater schwer, sodass er früh die Schule verließ und Geld verdienen musste. Aus dem Ersten Weltkrieg kehrte er unter dem Eindruck des Soldatentodes seines Freundes Louis David als Pazifist zurück. Neben seiner Erwerbsarbeit in einer Bank versuchte er sich als Romancier. Um 1930 debütierte er mit den Romanen Colline und Naissance de l’Odyssée (Die Geburt der Odyssee), die auf Anhieb Erfolg hatten. Die Verkaufserlöse versetzten ihn in die Lage, in Manosque ein Haus zu erwerben, Lou Paraïs genannt, und sich von da an ganz der Schriftstellerei zu widmen.[1]
Im Jahr 1935 bildete sich bei einem Landaufenthalt um Giono und seinen Freund Lucien Jacques ein Gesprächskreis naturverbundener pazifistisch gesinnter Menschen, der die Cahiers du Contadour veröffentlichte. In dieser Zeit entdeckte Giono den amerikanischen Schriftsteller Herman Melville für den französischen Buchmarkt.[2] Gemeinsam mit Jacques übersetzte Giono das Werk Moby Dick ins Französische. Das Buch erschien 1941 bei Gallimard. Der Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 bedeutete das Ende der Jahrestreffen der Contadoureans.
Giono begegnete in Manosque während des Krieges der aus Köln emigrierten deutsch-jüdischen Schriftstellerin und Journalistin Luise Straus-Ernst, die einen Teil seines Romans Triomphe de la vie ins Deutsche übersetzte.[3] Im Gegenzug gab er ihr den Rat, ihre Autobiographie, an der sie damals schrieb, Nomadengut (statt Laut gedacht) zu nennen.[4] Sein Verhältnis zu Juden blieb dennoch zwiespältig, wie besonders aus seinem Journal de l'Occupation hervorgeht.[5]
Schon vor dem Krieg als angeblicher Sympathisant hoher NS-Funktionäre, die seine naturverbundene Literatur schätzten, vorübergehend inhaftiert und von Angehörigen der Résistance persönlich attackiert,[6] kam Giono nach der Befreiung Frankreichs (1944) wegen des Verdachts auf Kollaboration mit den deutschen Besatzern erneut für fünf Monate in Haft. Anklage wurde nie erhoben, gleichwohl erschien Gionos Name auf der Schwarzen Liste, sodass er bis 1947 der Möglichkeit zu publizieren beraubt war. 1954 wurde er schließlich in die renommierte Académie Goncourt aufgenommen.
Neben Jacques war Giono mit dem Essayisten Jean Guéhenno, dem Maler Georges Gimel und dem Schriftsteller André Gide befreundet, der ihn einmal den Vergil der Provence nannte.[7] Von den Kriegsjahren 1914–1918 abgesehen lebte Giono stets in seiner provenzalischen Heimat. Ein Parisaufenthalt 1929 konnte ihn darin nur bestärken.[8] Er liebte die Natur, entsprechend pries er in seinen Werken, die häufig in der Haute Provence spielen, neben der antiken Mythologie das schlichte Leben der erdverbundenen Bauern und Hirten. Mit seiner poetisch-pantheistischen Botschaft gewann er in den 1930er Jahren besonders unter der Jugend zahlreiche Anhänger.[9]
Gionos Roman Que ma joie demeure (Bleibe, meine Freude), 1935 erschienen, sei damals „eher als philosophisches Handbuch für eine neue Lebenskunst denn als literarisches Werk aufgenommen“ worden, erklärt Kindlers Neues Literaturlexikon. „Aus diesem Grund kam es zu manchen Konflikten zwischen Giono und seinem begeisterten Publikum, denn der Autor mußte viele Leser enttäuschen, die sich ratsuchend an ihn wandten.“[7]
Im Ton nüchterner, dafür von komplizierterer Bauart waren Gionos Nachkriegswerke, in denen nun, statt der Natur, der Mensch im Vordergrund stand. Die Literaturkritik spricht diesbezüglich von seiner Stendhal-Periode. Das stärkste Echo erzielte er mit dem Roman Le Hussard sur le toit (Der Husar auf dem Dach) von 1951, der mehrmals verfilmt wurde.
Nach Jean Giono ist der Literaturpreis Prix Jean Giono benannt.
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