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französischer Schriftsteller und Publizist Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Jean Paulhan (geboren am 2. Dezember 1884 in Nîmes; gestorben am 9. Oktober 1968 in Boissise-la-Bertrand, Département Seine-et-Marne) war ein französischer Schriftsteller und Publizist.
Nach seinem Studium an der Sorbonne war Paulhan 1907 bis 1910 Lehrer für Literatur und Leibesübungen in Antananarivo, der Hauptstadt von Madagaskar. Nach seiner Rückkehr lehrte er bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs Malagasy an der École des langues orientales. Während des Krieges war er Sergeant bei den 9. Zuaven und wurde im Dezember 1914 verwundet. Er war ein Förderer des Dichters und Essayisten Francis Ponge, in dessen Elternhaus er damals verkehrte.[1]
Nach Ende des Krieges arbeitete er zunächst für die Zeitschrift Littérature und ab 1920 als Redakteur für die Nouvelle Revue Française (NRF). Nach dem Tod von Jacques Rivière war er von 1925 bis 1940 Chefredakteur der NRF. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er im literarischen Zweig der Résistance, u. a. zusammen mit Jean-Paul Sartre. Paulhan war anonymer Mitverleger der sehr einflussreichen Novelle Das Schweigen des Meeres,[2] die im Untergrund erschien.
Im Juni 1946 schrieb er einen empörten Beitrag über die Strafverfolgung gegen einige der Kollaboration beschuldigte Journalisten und Schriftsteller im Zuge des staatlichen Programms der Commission d’Épuration, weil gleichzeitig Ingenieure, Unternehmer und Bauarbeiter, die für die deutschen Besatzer an der Errichtung des sogenannten Atlantikwalls gearbeitet hatten, nicht nur straflos blieben, sondern sogar neue Gefängnisse bauten, in denen nun diese Journalisten einsaßen.[2]
In der Nachkriegszeit arbeitete er zusammen mit Sartre an der Zeitschrift Les Temps Modernes. Zudem half er dem Verleger Jean-Jacques Pauvert 1947–1952, die Werke de Sades neu herauszubringen. Seine heimliche Geliebte Dominique Aury schrieb ihm unter dem Pseudonym Pauline Réage den erotischen Roman Geschichte der O, den Pauvert 1954 verlegte; Paulhan schrieb dazu ein Vorwort. Pauvert und Paulhan hielten die reale Identität der Autorin dabei geheim.
Als 1953 die NRF wieder erscheinen konnte, wurde Paulhan erneut Chefredakteur und blieb es bis 1963. Da er darüber hinaus über 40 Jahre lang Lektor bei Gallimard, dem bedeutendsten literarischen Verlag in Frankreich war, kann sein Einfluss auf die französische Literatur des 20. Jahrhunderts kaum überschätzt werden. Am 24. Januar 1963 wurde er Mitglied der Académie française.
Sein Nachlass befindet sich im Institut mémoires de l’édition contemporaine (IMEC).
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