Loading AI tools
Technik der japanischen Handwerkskunst Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Katagami (japanisch 型紙) oder Ise-katagami (伊勢形紙 bzw. 伊勢型紙) ist eine Technik der japanischen Handwerkskunst, um Papierschablonen zum Färben von Stoffen herzustellen. Als Zentrum dieser Handwerkskunst gilt die Stadt Suzuka in der Präfektur Mie. Als Ausgangsmaterial dient Japanpapier (和紙), das in mehreren Lagen zusammengeklebt wird. Als Klebemittel dient der Saft der Kaki-Frucht, der dem Papier auch seine charakteristische braune Färbung gibt. Um die Papierschablonen zum Färben von Kimonos auf dem Stoff zu fixieren, wurde früher ein fein geknüpftes Netz aus einzelnen Seidenfasern, heute Seidengaze verwendet.
Der Begriff Katagami kennt im Japanischen sowohl zwei Schreib- als auch zwei Verwendungsweisen. Er bezeichnet zunächst einmal Schnittmuster, wie sie im Schneiderhandwerk zur Herstellung von Kleidung verwendet werden. Darüber hinaus ist Katagami zugleich auch eine allgemeine Bezeichnung für Papierschablone. Mit der Verwendung des Begriffs in unterschiedlichen Handwerkskünsten gehen zugleich zwei differierende Schreibweisen einher.
Zum einen verwendet man eine Kombination der beiden Schriftzeichen für kami (紙, Papier) und katachi (形, „(äußere) Form, Gestalt, Figur, Muster“), zum anderen die Kombination aus dem Schriftzeichen Papier und dem Kanji kata (型, „(Guss)Form, Schablone, Matrize, Schnittmuster, Modell“).[Anm. 1][1]
Soll betont werden, dass die Katagami als Schablonen zur Färbung von Stoffen verwendet werden, dann erweitert man die Bezeichnung zu Ise-Katagami (伊勢形紙). Ise ist der Name der alten Provinz Ise,[Anm. 2] die heute zum größten Teil der Präfektur Mie entspricht. Der Daimyō der Provinz Ise besaß in der Edo-Zeit ein Monopol für die Herstellung und den Vertrieb von Färbeschablonen.[Anm. 3][2] In dieser Zeit bis zur nachfolgenden Meiji-Zeit wurden Katagami vornehmlich in der zuerst genannten Schreibung mit dem Schriftzeichen katachi (形) benutzt, beispielsweise auf den Lizenzen für fahrende Händler. Von der auf die Meiji-Zeit folgenden Taishō-Zeit an finden sich beide Schreibungen für Katagami. Wann es zur Unterscheidung der Schreibweisen kam, ist noch ungeklärt.
1959 ernannte das Amt für kulturelle Angelegenheiten Ise-Katagami in der Schreibung 伊勢型紙 zum schützenswerten immateriellen Kulturgut. Seither wird diese Schreibung im Kultur- und Bildungsbereich benutzt. Außerdem erklärte 1978 das Wirtschaftsministerium Ise-Katagami in der konkurrierenden Schreibung 伊勢形紙 zum schützenswerten traditionellen Handwerk. Daher wird diese Schreibung im Handwerks- und Handelsbereich verwendet. Vereinfacht gesagt spiegelt sich heute in den konkurrierenden Schreibweisen der Unterschied zwischen Kultur und Handwerk bzw. Handel wider.
Zur Förderung von Handel und Gewerbe wurde 2008 die Genossenschaft (伊勢型紙産地協議会) gegründet, die u. a. ihren Namen vom Patentamt schützen ließ. Auf Antrag dieser Gesellschaft wurde 2009 Ise-Katagami (伊勢型紙) als Markenzeichen eingetragen. Auch die Stadt Suzuka verwendet im Allgemeinen die Bezeichnung in dieser Schreibung.
1992 wurde die „Gesellschaft für den Erhalt des Ise-Katagami“ (伊勢型紙技術保存会, Ise Katagami Gijutsu Hozonkai) gegründet. Im Jahr darauf, 1993 wurde die Technik des Ise-Katagami als wichtiges immaterielles Kulturgut deklariert.[3] 1997 eröffnete das Ise-Katagami-Kunstmuseum (伊勢型紙美術館) in Suzuka. Darüber hinaus wurden sechs Personen als Lebende Nationalschätze in der Kategorie Färben/Textilien ausgezeichnet.
Zunächst werden drei Blatt Japanpapier mittels kakishibu (柿渋), dem Kakitannin-reichen Saft der Kaki-Frucht zusammengeklebt. Die Papierauswahl des Schablonenschneiders beschreibt Friedrich Deneken 1896 so: „Den Stoff giebt ihm dasselbe aus den Fasern des einheimischen Maulbeerbaumes gefertigte zähe und feste Papier, das auch zu Schreibzwecken verwendet wird. Diesem Gebrauch hat auch, wie Schriftzüge auf den meisten Schablonen erkennen lassen, das zu ihrer Herstellung verwendete Material gedient, ehe es in die Hände des Schablonenmeisters kam.“[4] Dann wird das Muster mit Hilfe von Schneide- und Gravurwerkzeugen (道具彫り, dōgu-bori) aus dem Papier ausgeschnitten. Zum Ausschneiden werden vier Grundtechniken verwendet:
Die Papierschablonen werden zum Färben von Stoffen mit bunten Mustern etwa bei der Yūzen-Technik verwendet. Die Konturen der Papierschablone werden mit Reispaste auf das Textil übertragen, die Fläche des Musters anschließend mit einem Pinsel oder einer Bürste eingefärbt.
Heute dienen Papierschablonen als Bestandteil des Interieurs auch als Raumschmuck.
Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum frühen 19. Jahrhundert entwickelte sich ein reges Geschäft zwischen Katagami-Händlern aus Ise und Färbereien in vielen japanischen Orten. Teilweise lassen sich die Stempel der Händler im infraroten Licht nachweisen. Nach der Öffnung des Landes wurden während der Meiji-Zeit viele Katagami verkauft und fanden ihren Weg in ausländische Design-Studios und Sammlungen.[5] Aus dem Nachlass von Heinrich von Siebold kamen im März 1909 laut Internationale Sammlerzeitung in der Wiener Galerie „Au Mikado“ 12000 Katagami auf den Markt.[6]
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.