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österreichische Autorin und Antifaschistin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Irene Harand (* 7. September 1900 als Irene Leopoldine Wedl in Wien,[1][2][3] Österreich-Ungarn; † 2. Februar 1975 in New York City[4][3][5]) war eine US-amerikanisch-österreichische Politikerin, Publizistin, Schriftstellerin und Widerstandskämpferin, die besonders als Gegnerin des Nationalsozialismus bekannt wurde.
Irene Leopoldine Wedl wurde im September 1900 im 5. Wiener Gemeindebezirk Margareten in der Hartmanngasse 1[1] als drittes von vier Kindern in eine gutbürgerliche Familie[6] hineingeboren. Ihr katholischer Vater war Franz Wedl, ein Anstreichermeister, ihre evangelische Mutter Sophie, geborene Markely, stammte aus einer siebenbürgisch-sächsischen Familie, die als junge Frau nach Wien gekommen war.[2]
Sie wird „als voller Widersprüche“ und als „konservativ katholisch, zugleich [als] überzeugte Kosmopolitin und Frauenrechtlerin mit einem erstaunlichen internationalen Netzwerk“ sowie als „Antiideologin und politische Kämpfernatur“ beschrieben.[6] Am 14. August 1921 heiratet sie in der Pfarrkirche St. Elisabeth im 4. Bezirk Wieden den k.u.k. Offizier[2] Franz Harand.[1]
In den späten 1920er Jahren arbeitete Harand im „Verband der Kleinrentner und Sparer Österreichs“ des jüdischen Rechtsanwalts Mori(t)z Zalman(n)[7] (geboren am 7. November 1882 in Bârlad, Rumänien; gestorben am 29. Mai 1940 im KZ Sachsenhausen), den sie 1926 kennenlernte und der sich unentgeltlich für Opfer der Inflation einsetzte. In diesem Verband wurde sie schließlich seine Stellvertreterin und schrieb für dessen Zeitung Welt am Morgen. 1930 gründete sie gemeinsam mit Zalman die „Österreichische Volkspartei“ (steht nicht in Verbindung mit der ÖVP der Zweiten Republik), die sich für Kleinrentner und Ärmere einsetzte und, im Gegensatz zu den anderen Parteien in Österreich, aktiv gegen den Antisemitismus auftrat. Bei den Wahlen am 9. November 1930 erhielt die Partei nur 0,4 Prozent der Wählerstimmen und konnte nicht in den Nationalrat einziehen.
Im Herbst 1933 gründeten Zalman und Harand die „Weltbewegung gegen Rassenhass und Menschennot“, die unter dem Namen „Harand-Bewegung“ bekannt wurde und als Antithese zur NSDAP-„Hitler-Bewegung“ auftrat. Die „Harand-Bewegung“ hatte zwischen 1933 und 1938 mehrere tausend Mitglieder und Ortsgruppen in vielen europäischen Staaten. Ihr Sprachrohr war die Wochenzeitung Gerechtigkeit, die von 1933 bis 1938 in einer Auflage von ca. 28.000 Exemplaren – für kurze Zeit auch in polnischer und französischer Sprache – erschien. Ein Weltkongress der „Harand-Bewegung“ scheiterte 1937 an den finanziellen Möglichkeiten der Organisation und der mangelnden Unterstützung der österreichischen Behörden.
1935 erschien ihr Buch „Sein Kampf“. Antwort an Hitler, welches sie auf eigene Kosten herausgab, in dem sie diverse antisemitische Stereotype widerlegte und in einem eigenen Kapitel auf die Fälschung der Protokolle der Weisen von Zion einging. 1936 erschien das Buch auf Französisch, 1937 auf Englisch. In ausgedehnten Vortragsreisen durch Europa und die USA (1937) versuchte Irene Harand die Öffentlichkeit gegen den Nationalsozialismus und im Speziellen gegen den Antisemitismus zu mobilisieren. Da sie der Ansicht war, dass prekäre wirtschaftliche Verhältnisse einen Nährboden für die Ideologie der Nationalsozialisten bildeten, übernahm sie Firmpatenschaften und organisierte Weihnachtsbescherungen für die Kinder Mittelloser und die Zusendung von Lebensmittelpaketen an Bedürftige. Sie versprach Hoteliers vor allem in ländlichen Regionen Gratis-Inserate in der Zeitung Gerechtigkeit, sofern diese die Zeitschrift abonnierten und sich verpflichteten, jeden Gast unabhängig von Herkunft und Religionszugehörigkeit aufzunehmen. Als Protest gegen die Münchner Ausstellung „Der ewige Jude“ gab die „Harand-Bewegung“ Verschlussmarken mit Porträts berühmter jüdischer Persönlichkeiten heraus.
Die überzeugte Katholikin Irene Harand war bis in die 1940er Jahre Monarchistin und eine Anhängerin des Austrofaschismus. Die „Harand-Bewegung“ wurde Teil der Vaterländischen Front und verteidigte bis zum Schluss den autoritären Kurs der Regierungen von Engelbert Dollfuß und Kurt Schuschnigg. Gegen antisemitische Strömungen innerhalb des Austrofaschismus und der katholischen Kirche in Österreich trat die „Harand-Bewegung“ jedoch massiv auf.
Nach dem „Anschluss Österreichs“ 1938 wurde ein Kopfgeld von 100.000 Reichsmark auf Irene Harand ausgesetzt und ihre Bücher wurden in Salzburg öffentlich verbrannt. Harand, die zu jener Zeit in Großbritannien war, konnte jedoch nicht gefasst werden und flüchtete in die USA, wo sie die Exilorganisation „Austrian Forum“ mitbegründete und in den 1940er Jahren die Frauenorganisation der amerikanischen „Non-Sectarian Anti-Nazi League to Champion Human Rights“ führte. Zudem verhalf sie österreichischen Juden zu Visa für die USA, wodurch mehr als 100 Menschen vor der nationalsozialistischen Verfolgung fliehen konnten.[8] 1941 war sie in London an der Gründung des Free Austrian Movements beteiligt.
Vor 1971 wurde Harand Staatsbürgerin der Vereinigten Staaten.[9]
Irene Harand starb 1975 in New York. Ihre Asche wurde am 27. Juni 1975 in einem auf Friedhofsdauer ehrenhalber gewidmeten Grab (Abteilung ARI, Nummer 153) im Urnenhain der Feuerhalle Simmering beigesetzt,[5] in dem im März 1976 auch ihr 1975 verstorbener Mann Frank (vormals Franz) Harand bestattet wurde.[10]
Harands einstiger Mitstreiter Moriz Zalman (auch: Moritz Zalman bzw. Zalmann) erhielt ebenfalls auf Friedhofsdauer ehrenhalber gewidmetes Grab[7][11] in den Ehrengräber Krematorium (Abteilung 6, Ring 3, Gruppe 4, Nummer 39).[12]
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