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Film von Maria Schrader (2021) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ich bin dein Mensch (internationaler Titel I’m Your Man) ist ein deutscher Spielfilm von Maria Schrader aus dem Jahr 2021. Die melancholische Komödie handelt von der Begegnung zwischen einer Frau (dargestellt von Maren Eggert) und einem humanoiden Roboter (Dan Stevens).
Film | |
Titel | Ich bin dein Mensch |
---|---|
Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 2021 |
Länge | 108 Minuten |
Altersfreigabe | |
Stab | |
Regie | Maria Schrader |
Drehbuch | Jan Schomburg, Maria Schrader |
Produktion | Lisa Blumenberg |
Musik | Tobias Wagner |
Kamera | Benedict Neuenfels |
Schnitt | Hansjörg Weißbrich |
Besetzung | |
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Der Film wurde im März 2021 im Wettbewerb der 71. Internationalen Filmfestspiele Berlin uraufgeführt und die Hauptdarstellerin Maren Eggert wurde mit dem Silbernen Bären für die beste darstellerische Leistung ausgezeichnet. Im selben Jahr folgten vier Deutsche Filmpreise, darunter in den Kategorien Spielfilm, Regie und Hauptdarstellerin.
Der Film lief am 1. Juli 2021 im Majestic Filmverleih in den deutschen Kinos an. Ich bin dein Mensch wurde als deutscher Kandidat für die Oscarverleihung 2022 ausgewählt. Am 22. Dezember 2021 wurde er im Rahmen des Filmmittwochs im Ersten ausgestrahlt.[2]
Berlin in naher Zukunft: Die Wissenschaftlerin Alma arbeitet am Vorderasiatischen Museum auf dem Gebiet der Altorientalistik. Sie ist derzeit Single, ihr Leben besteht hauptsächlich aus intensiver Forschung an gewissen sumerischen Keilschriften und der regelmäßigen Versorgung ihres demenzkranken Vaters, die sie sich mit ihrer Schwester Cora teilt. Um an dringend benötigte Forschungsgelder zu gelangen, lässt Alma sich zur Teilnahme an einer außergewöhnlichen Studie überreden: Sie soll als Produkttesterin drei Wochen lang mit einem humanoiden Roboter des Unternehmens Terrareca zusammenleben, der darauf ausgelegt ist, den „perfekten Lebenspartner“ zu verkörpern.
Obgleich man ihr versichert, dass die Künstliche Intelligenz (KI) des Prototyps – sein Name ist Tom – bereits so exakt wie möglich an ihre ermittelten persönlichen Präferenzen angepasst worden sei, ist Alma anfangs mehr als einmal befremdet, weil dazu anscheinend auch ein britischer Akzent sowie recht klischeehafte Vorstellungen von romantischer Stimmung gehören. Tom beruhigt sie jedoch: Sein System werde sich anhand ihrer Reaktionen ständig neu kalibrieren und dadurch immer weniger Irritationen verursachen. Tatsächlich hat er bald nicht mehr nur platten Charme zu bieten, sondern auch Einfühlungsvermögen, Takt, Humor, auf Verlangen sogar Zorn. Nachdem Alma seine physische und kognitive Ausstattung kühl inspiziert und dabei klargestellt hat, dass erotische Kontakte ausgeschlossen sind, drängt sie ihre Skepsis allmählich zurück und versucht der bizarren „Beziehung“ einen Anstrich von Normalität zu geben.
Toms Herstellerfirma empfahl den beiden, eine gemeinsame Vergangenheit zu erfinden. Alma erinnert sich gern an ihre erste Jugendliebe während eines Urlaubs in Dänemark, an eine Tischtennisplatte, wo sie jenen Jungen immer traf. Tom meinte zwar, er habe Alma bei einem wissenschaftlichen Kongress kennengelernt, doch eine Jugend in Dänemark zu imaginieren bereitet ihm ebenso wenig Mühe. Es spielt auch eigentlich keine Rolle, da Alma gerade ganz andere Dinge bewegen:
Ihr langjähriges Forschungsprojekt wird von einem Tag zum anderen obsolet, weil ein ausländisches Institut ihr zuvor gekommen ist. Ihrem Vater geht es zunehmend schlechter. Ihr Ex-Gefährte Julian hat eine neue Liebe gefunden und wird wieder Vater, während Alma noch immer um das Kind trauert, das sie verlor. Wenigstens erweist sich Tom als zuverlässige Stütze und hilft ihr Situationen zu meistern, die sie allein kaum ertragen hätte. Als sie einmal, frustriert und betrunken, ihrem Prinzip untreu wird und Sex von ihm verlangt, verweigert er sich, was sie ihm anderntags ebenfalls dankt.
Doch kann ein Roboter sich wirklich auch nur ansatzweise in menschliche Befindlichkeiten einfühlen? Soweit es Alma betrifft, kann Tom das durchaus, denn ihre Situation ist an sich nicht schwer zu begreifen. Von seiner Unverblümtheit überfordert, flüchtet sie nach draußen, wo Tom sie sucht, bis sie einander im nächtlichen Pergamonmuseum wiederfinden. Nach der folgenden einzigen gemeinsamen Nacht entscheidet sich Alma am Morgen dafür, das Projekt mit Tom zu beenden, und bittet ihn zu gehen. Als sie kurz darauf ihre Meinung ändert, ist er verschwunden. Anschließend begegnet sie zufällig einem männlichen Teilnehmer der Studie, der sich geradezu überschwänglich glücklich über das Zusammenleben mit der auf ihn hin programmierten weiblichen KI äußert. Im Anschluss formuliert Alma ihr Gutachten, in welchem sie sich vehement gegen humanoide Partner ausspricht. Im Wesentlichen begründet sie ihre Ablehnung damit, dass durch die konstruierten idealen Partner jede Notwendigkeit und jeder Antrieb wegfallen würde, sich mit realen Partnerschaften auseinanderzusetzen.
Einige Tage später stellt sich heraus, dass Tom nicht zu seiner Herstellerfirma zurückgekehrt ist. Im nächsten Augenblick sieht man Alma auf der Fahrt nach Dänemark – und sie hat richtig geraten. Versonnen auf jener Tischtennisplatte liegend erzählt sie Tom, wie sie sich damals oft mit geschlossenen Augen ausmalte, dass der Junge, in den sie verliebt war, ihr ganz nah wäre und sie gleich küssen werde. Wenn sie dann die Augen geöffnet habe, sei sie aber immer allein gewesen. Darauf schließt sie die Augen …
Für Maria Schrader ist Ich bin dein Mensch der dritte Spielfilm als alleinverantwortliche Regisseurin. Das Drehbuch, basierend auf Motiven der gleichnamigen Kurzgeschichte von Emma Braslavsky, schrieb sie gemeinsam mit Jan Schomburg. Die Produktion wurde ursprünglich vom SWR initiiert, dabei regten Fernsehfilmredaktionen Schriftsteller wie Braslavsky dazu an, Kurzgeschichten über die Welt von morgen zu verfassen. Eine daraus resultierende Anthologie mit der 70-seitigen Kurzgeschichte Ich bin dein Mensch war bereits 2019 unter dem Titel 2029 – Geschichten von morgen im Suhrkamp Verlag erschienen.[3]
Der Titel der Originalgeschichte wurde von dem Leonard-Cohen-Song I’m Your Man inspiriert, den Tom in Braslavskys Vorlage täuschend echt imitieren kann. Darin arbeitet Alma als international bekannte Paartherapeutin, die davon überzeugt ist, dass Liebe zwischen den Menschen funktionieren kann. Tatsächlich zerbricht aber ihre Beziehung mit dem Musiker Julian nach zehn Jahren. Alma bestellt sich daraufhin einen humanoiden Roboter („Hubot“) als neuen Partner, versucht dies aber vor ihrem Umfeld geheim zu halten. Als die anfängliche Euphorie über Tom abebbt, der weder high werden kann noch ein Alphatier ist, lässt sie bei ihm ein verbotenes „Alpha-Plugin“ aus dem Darknet installieren. Tom begegnet ihr daraufhin im Rauschzustand und verhält sich gegenüber Almas Umfeld äußerst aggressiv. Alma hat Angst vor juristischen Konsequenzen und verzweifelt an Toms Veränderung. Dennoch hat sie mit ihm aggressiven Sex. Ihren zerschundenen und verletzten Körper präsentiert Alma kurze Zeit später öffentlich auf einer Tagung, auf der mehrheitlich die neue Liebe mit Robotern propagiert werden sollte. Als sie nach Hause zurückkehrt, will sie sich von Tom trennen, der aber um ihre Liebe zu kämpfen beginnt. Am Ende lässt sich Alma von ihm zu einem Kuss hinreißen. Daraufhin kommt es bei Tom aufgrund der vorher installierten Plugins zu einem Systemausfall. Tom erstarrt für mehrere Minuten, wodurch Alma erstickt. Als Tom wieder zu sich kommt und bemerkt, was er getan hat, löst er sein Selbstzerstörungsprogramm aus.[4] In ihrem Roman „Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten“ (Suhrkamp, 2019) ließ Braslavsky die Figur des Tom in Fragmenten als Ursprungs- bzw. Sub-Programm eines Hubots namens Goran wieder auftauchen, wobei Goran allerdings mängelbehafteten Code und möglicherweise auch recyclete Versatzstücke anderer Hubots enthält.[5]
Schraders Film wurde von der Produktionsgesellschaft als „melancholische Komödie um die Fragen der Liebe, der Sehnsucht und was den Menschen zum Menschen macht“ beschrieben.[6]
Die Dreharbeiten fanden unter der COVID-19-Pandemie angepassten Bedingungen in Berlin und Dänemark statt und gingen Anfang September 2020 zu Ende. In Berlin drehte man vor der Kulisse der James-Simon-Galerie, dem Besucherzentrum der Museumsinsel,[7] im Pergamonmuseum, hier im Ausstellungsraum des Markttors von Milet, in dem Tom nach Alma sucht und die hier im Film arbeitet, im Berliner Futurium und im Spandauer Forst. Die Mitarbeiter des Vorderasiatischen Museums, Juliane Eule und Christopher Hölzel, fungierten als Fachberater.[8]
Der Film wurde von der Letterbox Filmproduktion produziert. Eine erste Vorstellung vor Fachpublikum erfolgte im März 2021 im Rahmen des European Film Markets der Internationalen Filmfestspiele Berlin, wo das Werk um den Goldenen Bären konkurrierte. Den Weltvertrieb für Ich bin dein Mensch übernahm Beta Cinema.[6] Am 1. Juli 2021 folgte der offizielle deutsche Kinostart im Majestic Filmverleih.[9] Im September 2021 wurde Ich bin dein Mensch beim Toronto International Film Festival vorgestellt.[10] Ein Kinostart in den USA fand durch Bleeker Street am 17. September 2021 statt.[11]
In Deutschland wurde der Film von der FSK ab 12 Jahren freigegeben. In den USA erhielt er von der MPAA ein R-Rating, was einer Freigabe ab 17 Jahren entspricht.[12][13]
Im internationalen Kritikenspiegel der britischen Fachzeitschrift Screen International belegte Ich bin dein Mensch mit zwei von vier möglichen Sternen einen vorletzten Platz unter allen 15 Berlinale-Wettbewerbsfilmen. Die Rangliste führte der japanische Spielfilm Das Glücksrad und der deutsche Dokumentarfilm Herr Bachmann und seine Klasse mit je 3,3 Sternen an.[14] Bei Rotten Tomatoes wurde der Film von 96 Prozent der Kritiker als gut befunden.[15]
Julian Hanich schreibt im Filmbulletin, der Film werfe Fragen über menschliche Perfektion, die Welt als Wille und Vorstellung, Narzissmus, Hedonismus und Utilitarismus auf. Manches im Film sei zwar albern, vieles jedoch pointiert und nicht weniges sofort anschließbar an das, was uns im Jahr 2021 umtreibt, da wir schließlich in Zeiten von Parship, Elite Partner und anderen Algorithmus-betriebenen Vermittlungsagenturen lebten, die das Verlangen nach dem astreinen Gegenüber zu stillen versprechen, und in Zeiten von Amazon, Alibaba und anderen Online-Versandhäusern, die das Prinzip des Belohnungsaufschubs untergraben und sofortige Wunschbefriedigung verheißen.[16]
Wendy Ide in ihrer Rezension für Screen Daily sieht in dem Film das Potenzial, ein Arthouse-Erfolg auf dem Niveau von Toni Erdmann zu werden. Sie lobt das Casting und insbesondere die Filmmusik, die wie auch die Handlung im Verlauf des Films zunehmend fesselnd und komplex werde.[17]
Awardswatch räumt ein, dass der Film gewisse Parallelen zu großen Vorbildern wie Kubricks oder Spielbergs Filmen, wie auch Spike Jonzes Her oder Black Mirror aufzeigt, allerdings sei es „die neugierige Darstellung romantischer Dynamiken und die feinfühlige Erkundung von Weiblichkeit, Männlichkeit und Sexualität, die I’m Your Man auszeichnet“.[18]
The Hollywood Reporter schreibt: „Mit verschmitztem Humor und nicht wenig Schmerz fragt I’m Your Man, ob wir wirklich wollen, dass unsere Fantasien wahr werden, und was passiert, wenn wir uns verlieben“ – und fügt an, es handele sich bei dem Werk um eine ergreifende, aussagekräftige Komödie über die Liebe.[19]
Für Anna Smith von der Deadline wird folgende zentrale Frage in Ich bin dein Mensch gestellt: „Wenn das Glück erreicht wird, spielt es eine Rolle wenn seine Quelle künstlich ist?“ Das filmische Ergebnis bezeichnet sie dann als „genauso anregend wie lustig“.[20]
Dietmar Dath zeigt sich sehr angetan, der Untertitel zu seiner Filmkritik in der F.A.Z. lautet: „Komik, Technik, Phantastik und die ganz großen Menschheitsfragen: Maria Schraders Science-Fiction-Dramakomödie ‚Ich bin dein Mensch‘ macht mehr richtig als die beste Maschine.“ In seiner Besprechung geht Dath auf die „visuelle[…] Kraft“ des Films, die „subtilen Vergleichseinladungen zwischen Stimmungsebenen, bis in die Soundtrackfeinheiten“ und die „überdurchschnittlich sorgfältig gearbeiteten Dialoge“ wie die überhaupt „hohe Sprachsensibilität des Drehbuchs“ ein und kommt zum Schluss, dass Ich bin dein Mensch „sich sogar etwas erlauben kann, das Science-Fiction eigentlich immer leisten sollte, im Kino aber kaum je hinkriegt: philosophische Fragen über technisch-naturwissenschaftliches Erkennen und Können in historisch vergänglichen sozialen und psychologischen Konstellationen zu untersuchen“.[21]
In Deutschland verzeichnet der Film Stand Dezember 2021 118.452 Besucher.[22]
Mit Ich bin dein Mensch konkurrierte Maria Schrader erstmals um den Goldenen Bären, den Hauptpreis der Berlinale.[23] Hauptdarstellerin Maren Eggert wurde dort für ihre Leistung mit einem Silbernen Bären geehrt.[24] Beim Berlinale Summer Special im Juni folgte beim einmalig vergebenen Berlinale Publikumspreis für den besten Wettbewerbsfilm ein zweiter Platz, hinter dem Dokumentarfilm Herr Bachmann und seine Klasse.[25] Zudem gewann Ich bin dein Mensch vier Lolas beim Deutschen Filmpreis (Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch, Beste weibliche Hauptrolle) und befand sich in der Vorauswahl für den Europäischen Filmpreis 2021.[26] Ich bin dein Mensch wurde des Weiteren als Kandidat für den besten internationalen Film bei den Oscars ausgewählt und kam bis in die Vorauswahl der 15 besten Filme.[27][28]
Erhaltene Auszeichnungen und Nominierungen im Überblick:
Filmpreis (Auswahl) |
Kategorie | Preisträger/ Nominierte |
Resultat |
---|---|---|---|
Bayerischer Filmpreis 2022 | Bestes Drehbuch | Jan Schomburg, Maria Schrader |
Gewonnen |
Berlinale 2021 | Silberner Bär – Beste Hauptrolle | Maren Eggert | Gewonnen |
Goldener Bär | Lisa Blumenberg | Nominiert | |
Publikumspreis | Maria Schrader | Nominiert | |
Deutscher Filmpreis 2021 | Bester Spielfilm | Lisa Blumenberg | Gewonnen |
Beste Regie | Maria Schrader | Gewonnen | |
Bestes Drehbuch | Jan Schomburg, Maria Schrader |
Gewonnen | |
Beste weibliche Hauptrolle | Maren Eggert | Gewonnen | |
Beste männliche Hauptrolle | Dan Stevens | Nominiert | |
Festival des deutschen Films 2021 | Filmkunstpreis – Bester Film | Lisa Blumenberg | Nominiert |
Filmkunstpreis – Beste Regie | Maria Schrader | Nominiert | |
Filmkunstpreis – Bestes Drehbuch | Jan Schomburg, Maria Schrader |
Gewonnen | |
Rheingold-Publikumspreis[29] | Maria Schrader | Nominiert |
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