Loading AI tools
Richtung von einem Bezugspunkt zu einem anderen Punkt auf der Erdoberfläche Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Himmelsrichtung beschreibt die Richtung von einem Bezugspunkt (z. B. Standort) zu einem anderen Punkt auf der Erdoberfläche. Die vier Haupthimmelsrichtungen (auch Kardinalpunkte) sind die Grundrichtungen Norden, Osten, Süden, Westen. Himmelsrichtungen beziehen sich auf den jeweiligen Horizont und die Lage der Erdachse, die Haupthimmelsrichtungen definieren die Richtung der geografischen Koordinaten, der Längenkreise (Meridiane), die sich in den Punkten Nord- und Südpol treffen und der Breitenkreise, die parallel zur Erdrotation ost-westlich laufen. In bestimmten Kulturen, z. B. indianischen oder buddhistischen, wird dieses Konzept erweitert auf sechs Himmelsrichtungen durch die Aufnahme von Zenit (oben/himmelwärts) und Nadir (unten/erdwärts).
Die vier Himmelsrichtungen werden mit „N“ (Nord), „O“ oder „E“ (Ost, oder englisch East), „S“ (Süd) und „W“ (West) abgekürzt. Sie dienen der Orientierung mit der Sonne (siehe Sonnenlauf), dem Kompass oder der astronomischen Azimutmessung sowie der Angabe von Richtungen auf der Erdoberfläche, von Kursen oder von Windrichtungen. Als Grundrichtungen bilden sie auch den Raster in Landkarten.
In der Astronomie spricht man statt Nord und Süd auch vom Meridian, da der tägliche Höchststand von Sternen auch nördlich des Zenits erfolgen kann (siehe Obere Kulmination). Die vertikale Ost-West-Linie über den Zenit wird hingegen als Erster Vertikal bezeichnet.
Auf mittelalterlichen deutschen Darstellungen werden die Himmelsrichtungen auch nach dem Stand der Sonne wie folgt benannt:
Diese Bezeichnungen sind im deutschsprachigen Raum im 20. und 21. Jahrhundert nicht mehr gebräuchlich. Dasselbe gilt für die früher verwendeten Richtungsangaben Levante (lat. aufsteigend) außer für spezifisch den Nahen Osten und Ponente (lat. untergehend; Westen). In manchen slawischen Sprachen haben sich dagegen einige dieser ursprünglichen Bezeichnungen in der wörtlichen Übersetzung erhalten.
Weiterhin im deutschen Sprachgebrauch verankert sind bestimmte traditionelle geographische Lagebezeichnungen:
Für genauere Richtungsangaben dienen die Zwischenrichtungen Nordost, Südost, Südwest und Nordwest. Sie stehen wie die vier Haupthimmelsrichtungen rechtwinklig zueinander und sind deren Winkelhalbierende. Zusammen mit ihnen teilen sie die Kompass- bzw. Windrose in Achtel zu je 45 Grad und werden in dieser Form in der Tradition des Winkelmaßes seit der Antike verwendet.
In der estnischen und der finnischen Sprache haben die Nebenhimmelsrichtungen eigenständige Namen:
Zur genaueren Orientierung sind in See- und Luftfahrt die Himmelsrichtungen noch feiner unterteilt. Der volle Umfang der Windrose wird in 360° im Uhrzeigersinn unterteilt und beginnt mit Norden:
0° = N | → | 90° = O (oder E) | → | 180° = S | → | 270° = W |
Die Windrose, auch Kompassrose (englisch compass rose), zeigt heute meist die 360-Grad-Teilung. Traditionell ist sie (heute zusätzlich) in 32 gleich große Winkel zu je 11,25 Grad unterteilt, die auch als nautischer Strich bezeichnet werden. Osten wird in der Navigation mit E (englisch East) abgekürzt, um eine Verwechslung mit Null («O» ↔ «0») bzw. mit der französischen Abkürzung für Westen («Ouest») zu vermeiden. Feiner unterteilte Kompassrosen haben noch benannte Markierungen bei halben Strichen.
Im Vermessungswesen erfolgt die Teilung eines Vollkreises in 400 Gon, auch Neugrad genannt. Im Artilleriewesen erfolgt die Unterteilung in 6400 Artillerie-Strich, geschrieben 6400¯, oder in der Schweiz in Artilleriepromille A‰. Diese Angaben werden immer noch zur Orientierung benutzt.
Die Windrose ist in der Heraldik eine gemeine Figur. Sie kommt nicht oft vor und wird durch übereinander gelegte Sterne dargestellt. Die Nordrichtung wird selten hervorgehoben.
Seit längerer Zeit zieht man aber die Angabe von Gradzahlen vor.
In vielen Fachgebieten – unter anderem in der Astronomie, Geodäsie, Kartografie und Navigation – ist eine feinere Unterteilung der Himmelsrichtungen notwendig. Meist wird dafür das Gradmaß (0° bis 360°) verwendet, wobei die Nordrichtung dem Azimut (oder Kurs) 0° entspricht. Demgemäß ist Osten = 90°, Süden 180° und Westen 270°.
Beim Militär und speziellen Vermessungen sind auch sogenannte Strichteilungen in Verwendung (360° = 64-0-0 Strich, im engl. Sprachraum auch 6400 mil). Letztere hat u. a. den Vorteil, dass der Tangens von 1 mil annähernd 1/1000 ist, sich solche Winkelangaben bei bekannter Entfernung also leicht in Strecken umrechnen lassen.
(siehe Abschnitt Erdzweige#Himmelsrichtungen auf Basis der Erdzweige)
Laut dem in der Antike verfassten „Buch des Gelben Kaisers“ (黄帝内经) zeigen die Hauptfarben Grün, Weiß, Rot, Schwarz und Gelb die Himmelsrichtungen Ost, West, Süd, Nord und Mitte an.[1] Das System der farbigen Himmelsrichtungen übernahmen auch nicht-chinesische Völker.[2] Entsprechend reichen wahrscheinlich auf die Perser die Bezeichnungen „Schwarzes Meer“ (im Sinne von „nördlich gelegenes Meer“ bzw. „Nordmeer“) und „Rotes Meer“ („Südmeer“) zurück.[3] Den Tataren hingegen verdanken wohl u. a. „Weißrussland“ (Belarus), Rotrussland und Schwarzrussland ihre Namen, aber auch die „Goldene Horde“ der Mongolen.[4]
Von chinesischen Seefahrern und Astronomen wurden statt der vier Haupthimmelsrichtungen die zwölf Himmelsrichtungen der Erdzweige bevorzugt. Entgegen den acht Himmelsrichtungen europäischer Prägung haben diese anstatt einer 45°- eine 30°-Einteilung. Für Seefahrer reichten diese zwölf Himmelsrichtungen jedoch nicht aus, weshalb man ihre Zahl verdoppelte und somit eine Staffelung in 15°-Abständen erreichte. Dabei wurden für die Himmelsrichtungen zwischen den Erdkreisen neue Bezeichnungen mit unterschiedlichem Ursprung eingeführt. Erfahrene Seefahrer wie Zhèng Hé benutzten sogar einen 48-gliedrigen Kompass.
Ein früher auch bei der Bundeswehr gelehrtes Verfahren zur Bestimmung der Südrichtung mit Hilfe einer Analoguhr mit Zwölfstundenskala kann stark fehlerbehaftet sein. Demnach liegt angeblich, wenn man den Stundenzeiger zur Sonne – oder zum Horizontpunkt unter der Sonne – ausrichtet, Süden auf der Winkelhalbierenden zwischen der 12-Uhr-Marke und dem Stundenzeiger, in der Sommerzeit auf der Winkelhalbierenden zwischen der 1-Uhr-Markierung und dem Stundenzeiger. Tatsächlich kommen in Deutschland je nach Tages- und Jahreszeit dabei Richtungsfehler in der Größenordnung von bis zu 45° zustande.[5]
Bei einer Uhr mit – rarem – 24-h-Ziffernblatt entfällt das Winkelhalbieren. Zeigt der Zeiger (bei Winterzeit) zum Fußpunkt der Sonne, weist der 12-Uhr-Strich nach Süden.
Die Abweichungen rühren her von folgenden Effekten:
Gering sind die Fehler bei MEZ nächst dem 15°-Meridian, zeitlich nahe Mittags, im Jahreslauf nahe den Äquinoktien, wenn der Sonnenhöchststand des Tages niedriger als 45° liegt, was bei einer geografischen Breite von ≥ 45° im Winterhalbjahr zutrifft.
Nachts kann – mit Korrekturen für die Mondphase – analog der Mond auf seiner Bahn genutzt werden. Nur genau bei Vollmond ist er recht genau um Mitternacht im Süden.
Die Anfangsbuchstaben jedes Wortes sind die Himmelsrichtungen im Uhrzeigersinn.
Vor allem im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurden die Himmelsrichtungen in neulateinischer Sprache bezeichnet:
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.