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schwedische Malerin, Spiritistin, Theosophin und Anthroposophin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Hilma af Klint (* 26. Oktober 1862 auf Schloss Karlberg in Solna; † 21. Oktober 1944 in Djursholm) war eine schwedische Malerin. Sie gilt als eine Pionierin der abstrakten Malerei[1] und als eine der hervorragenden Malerinnen des frühen 20. Jahrhunderts. Sie stellte ihr großes Œuvre, das vom theosophischen Okkultismus inspiriert war, zeitlebens nicht aus und verfügte, dass es frühestens 20 Jahre nach ihrem Tod ausgestellt werden dürfe. Erst in den 1980er-Jahren wurden ihre Werke international bekannt und anerkannt.
Hilma af Klint wurde als viertes Kind von Mathilda Sonntag († 1920) und Victor af Klint († 1898) auf Schloss Karlberg geboren. Der Vater war Offizier bei der schwedischen Marine, die Familie war wohlhabend. Im Jahr 1872 zog die Familie von Karlberg an die Nortullsgatan in Stockholm; an der Riddargatan besuchte sie eine Mädchenschule.
Von 1880 bis 1882 lernte sie an der Schwedischen Kunsthochschule zusätzlich bei Kerstin Cardon Porträtmalerei. Sie gehörte zu den ersten Malerinnen, die an der Königlichen Akademie der freien Künste in Stockholm von 1882 bis 1887 Malerei studierten, nachdem diese Institution von 1864 an auch Frauen in der Kunst den Zugang gewährt hatte. Ihre Lehrer dort waren unter anderem Georg von Rosen und August Malmström.
Nach dem Abschluss der Kunstakademie (1887) malte Hilma af Klint im eigenen Atelier. Zunächst schuf sie naturalistische Landschaften und Porträts gemäß ihrer akademischen Ausbildung und oft nach Auftrag. Hilma af Klint blieb unverheiratet und kinderlos.
Der frühe Tod ihrer Schwester Hermine steigerte ihr Interesse an Religion und Spiritismus. Bereits im Jahr 1879, im Alter von siebzehn Jahren, beteiligte sich Hilma af Klint an Séancen. Wie viele Künstler und Intellektuelle ihrer Generation interessierte sie sich für Theosophie[2] und 1888 trat sie der Theosophischen Gesellschaft (TG) bei und folgte 1895 nach der Spaltung derselben der Theosophischen Gesellschaft Adyar (Adyar-TG). An Edvard Munch, der in der direkten Nähe ihres Ateliers 1894 eine Ausstellung hatte, interessierte sie, wie er psychischen Zuständen malerisch Ausdruck verlieh. Malerei jenseits des naturalistischen Ausdrucks war die Folge für sie. Auf der Suche nach einer geistigen Dimension, auch in der Kunst, nahm sie ab 1886 regelmäßig mit vier weiteren Frauen an Zusammenkünften der Gruppe „De Fem“ („Die Fünf“) teil; in dieser Gemeinschaft fungierte sie selbst als Medium. Die Gruppe dokumentierte ihre Erfahrungen in Notizbüchern und praktizierte lange vor den Surrealisten das automatische Zeichnen und Schreiben.
Von 1900 bis 1901 war sie als Zeichnerin und Malerin beim „Veterinärinstitutet“ („Tiermedizinische Hochschule“) angestellt. Im November 1906 und damit früher als die gemeinhin als Pioniere der Abstrakten Malerei geltenden Künstler malte sie die erste Serie kleinformatiger abstrakter Bilder. Diese markieren den Anfang einer Schaffensperiode, die später in der großformatigen Serie Malereien für den Tempel mündete, einem Projekt, das schließlich 193 Gemälde umfasste, die meisten davon abstrakt, ihr zentrales Œuvre.[3]
Im Jahr 1908 traf Hilma af Klint erstmals mit Rudolf Steiner zusammen, der – damals noch Generalsekretär der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft – Schweden besuchte. Sie erhoffte sich von ihm Deutungen ihrer Malereien. Steiner besuchte ihr Atelier zwar, interpretierte und analysierte ihre Werke allerdings nicht, äußerte sich hingegen kritisch gegenüber der Art ihrer medialen Inspirationen. In der Folge hörte sie für vier Jahre vollkommen auf zu malen mit der Ausnahme eines Porträts im Jahr 1910.[3]
Unabhängiger von medialen Einflüssen war Hilma af Klint, als sie 1912 an der Tempelserie wirkte. Ihre Kompositionen wurden zunehmend strenger: Die organischen Gebilde der früheren Jahre wichen geometrischen Formen. Sie wandte sich mehr und mehr Steiners Anthroposophie zu und schloss sich 1920 der Anthroposophischen Gesellschaft an. Nach dem Tod ihrer fast blinden Mutter, die sie jahrelang versorgt hatte, hatte sie mehr Zeit zu reisen und besuchte das erste Goetheanum in Dornach, wo sie Steiner erneut traf. In den folgenden Jahrzehnten weilte sie mehrmals monatelang am Goetheanum. Durch die Hinwendung zur Anthroposophie entwickelte sie in den 1920er-Jahren einen davon beeinflussten Stil.
Zu Lebzeiten untersagte Hilma af Klint jegliche Ausstellung ihrer abstrakten Werke und verfügte testamentarisch, dass sie erst 20 Jahre nach ihrem Tod öffentlich gezeigt werden durften. Eine große Anzahl ihrer Arbeiten blieb der Öffentlichkeit lange verborgen, eingelagert bei ihrem Neffen und Erben Erik af Klint. Anfang der 1980er-Jahre machte dieser den Bestand für wenige Kunsthistoriker und Theologen zugänglich. Schließlich kam ihr Gesamtwerk von mehr als eintausend Werken und 125 Notizbüchern in die Obhut der Stiftelsen Hilma af Klints Verk[4] in Stockholm, die es bis heute (Stand 2020) verwaltet und veröffentlicht. Nach dem Willen der Malerin darf ein genau definiertes zentrales Konvolut ihrer Werke nie verkauft werden.[5]
Es war der schwedische Kunsthistoriker Åke Fant, der in den 1980er-Jahren Hilma af Klint in der internationalen Kunstwelt bekanntmachte. Er präsentierte Hilma af Klint 1984 anlässlich einer nordischen Konferenz in Helsinki. Zwei Jahre später, 1986, wurden einige ihrer Werke Seite an Seite mit den Pionieren der Abstrakten Kunst gezeigt wie Kandinsky, Malewitsch, Mondrian und Picabia in der von Maurice Tuchman eingerichteten Ausstellung The Spiritual in Art in Los Angeles, Chicago und Den Haag, zu der Fant den Katalogbeitrag verfasste. Im deutschsprachigen Raum wurde af Klint erstmals dem kunstinteressierten Publikum im Jahr 1991 in der Einzelausstellung Okkultismus und Abstraktion. Die Malerin Hilma af Klint (1862–1944)[6] in der Albertina in Wien, gefolgt von Stationen in Graz und Passau, vorgestellt, danach 1995 in der großen Ausstellung Okkultismus und Avantgarde in Frankfurt.
Zu der großen Retrospektive im Jahr 2013 im Moderna Museet in Stockholm, die anschließend im Hamburger Bahnhof in Berlin, im Museo Picasso Málaga in Málaga sowie im Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk, Dänemark gezeigt wurde, erschienen umfangreiche Kataloge.[7] Viele Werke wurden in dieser Wanderausstellung erstmals etwa 100 Jahre nach ihrer Entstehung gezeigt. Ebenfalls 2013 waren einige Werke von Hilma af Klint auf der Biennale in Venedig ausgestellt.[8]
Im Jahr 2018 zeigte das Guggenheim in New York City eine Retrospektive der Künstlerin.[1] Im selben Jahr entstand der Dokumentarfilm Jenseits des Sichtbaren der Regisseurin Halina Dyrschka über Leben und Werk der Malerin.[9] 2019 fand im Lenbachhaus München die Ausstellung Weltempfänger statt, und dort wurden Werke von ihr und zwei weiteren Künstlerinnen gezeigt. Für ihr Gesamtwerk wird als kunsthistorischer Beleg angeführt, dass ein Teil der Bildsprache der abstrakten Kunst durch okkulte Kunst beeinflusst wurde.[10] Hilma af Klint gilt gleichermaßen als Pionierin der abstrakten wie der mystischen Kunst.[11][12]
Sofia Lundberg schrieb gemeinsam mit Alyson Richman und M.J. Rose den Roman Hilma über Hilma af Klint, der im März 2023 im Piper Verlag veröffentlicht wurde.[13]
Ausstellungsbeteiligungen zu Lebzeiten
Einzelausstellungen posthum (Auswahl)
Ausstellungsbeteiligungen posthum (Auswahl)
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