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Bezeichnung für eine Vielzahl von naturspirituellen Bräuchen, Traditionen und Religionen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Hexentum ist die Bezeichnung für eine Vielzahl von naturspirituellen Bräuchen, Traditionen und Religionen, meist aus Großbritannien, Zentral- und Osteuropa und Nordamerika. Die Traditionen des Hexentums bestehen, seit es die Menschheit gibt, und schon in der Steinzeit waren gewisse Rituale üblich, die man heute dem Hexentum zurechnet. Allerdings wurde der Begriff „Hexentum“ aufgrund der negativen Besetzung des Wortes Hexe und Hexerei durch die Hexenverfolgung erst im 20. Jahrhundert populär.[1]
Durch die Aufhebung des Verbots der Hexerei in England im Jahre 1951 wurde es Autoren möglich, offen über die Traditionen des Hexentums zu schreiben, die vor allem in England schon damals sehr weit verbreitet waren. Das erste Buch, das im 20. Jahrhundert veröffentlicht wurde und über das Hexentum in England offen berichtete, erschien 1954 unter dem Titel Witchcraft Today.[2] Schon vor Aufhebung des Verbots erschienen Bücher, die oft als Fantasyroman getarnt waren, so zum Beispiel das Buch High Magic’s Aid im Jahr 1949.[3] Durch die Aufhebung des Verbots konnte offen über die regionalen Traditionen gesprochen werden. Autoren wie Gerald Gardner, Doreen Valiente, Raymond Buckland und Scott Cunningham machten das Hexentum und die Religion Wicca, welche die größte Untergruppe des Hexentums ist, in Europa, später auch im Rest der Welt, populär und sorgten dafür, dass das Hexentum zu einem der spirituellen Pfade mit dem größten Zuwachs an Anhängern wurde. 2001 bezeichneten sich in England so wenig Menschen als Anhänger von Hexentum oder Wicca, dass diese nicht einmal in einer Statistik erfasst wurden; 2011 dagegen bezeichneten sich bereits 56.620 Personen als Hexen, 11.766 als Anhänger des Wicca.[4] In den Vereinigten Staaten von Amerika bezeichneten sich 1990 knapp 8.000 Personen als Anhänger des Wicca, 2014 waren es bereits 950.000 Personen.[5] Für Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen aktuell keine aussagekräftigen Statistiken vor, einige Hochrechnungen gehen von rund 200.000 Hexen in Deutschland aus, andere Schätzungen von wenigen Tausend.[6]
Das Wort Hexe (zu mhd. hecse, hesse, ahd. hagzissa, hagazussa) leitet sich vom althochdeutschen hag (Zaun, Hecke) ab; die genaue Bedeutung des Wortes ist ungeklärt, jedoch wird es häufig mit „Zaunreiter“ übersetzt.[1][7]
Im Hexentum ist Hexe die Bezeichnung für eine Person, die eine naturspirituelle Praktik ausübt oder einer Naturreligion angehört, die dem Hexentum zugerechnet werden kann.[8] Das Wort wird geschlechtsneutral genutzt, d. h., auch ein Mann wird als Hexe, nicht etwa als Hexer bezeichnet. Hexen versuchen stark im Einklang mit der Natur zu leben und nutzen dazu verschiedene psychologische und meditative Techniken, die im Hexentum häufig als Magie bezeichnet werden;[9][10][11] siehe hierzu Glaubensinhalte.
Der Mythos des Hexenkults ist eine Hypothese der Geschichtswissenschaftlerin Margaret Murray, die heute als widerlegt angesehen werden kann. In ihrem Werk Der Hexen-Kult in Westeuropa beschrieb sie einen angeblichen heidnischen Widerstand gegen das Christentum aus Gruppen von Hexen, die einen männlichen Gott anbeten. Dieser Kult soll angeblich seit dem Neolithikum bis zum Beginn der Hexenverfolgung bestanden haben.[12]
Bekannte Historiker wie der Experte für Hexenverfolgung C. L. Ewen und der Experte für das Hexentum Ronald Hutton haben die Hypothese von Murray kritisiert, da sie aus einem Buch von Norman Cohn zitierte, welcher selbst keine Belege angab. In manchen Punkten schrieb Murray zwar korrekte Dinge, jedoch ist vor allem die Behauptung, dass Hexen sich in Gruppen getroffen hätten und dass dieser Kult eine Art Widerstand gegen das Christentum gewesen wäre, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit falsch.[13] Das Buch Murrays sorgte aber dafür, dass das Hexentum wieder populärer wurde, und inspirierte unter anderem Gerald Gardner dazu, selbst Bücher zu schreiben.
Druiden waren die geistliche Elite des Keltentums. Seit wann es Druiden gab, ist schwer zu belegen, da nur wenige archäologische Funde vorliegen; es ist aber wahrscheinlich, dass Druiden im Keltentum etwa seit dem 2. Jahrhundert v. u. Z. präsent waren.[14]
Über die genaue Funktion der Druiden bei den Kelten ist nicht viel bekannt, da die meisten überlieferten Texte römischen oder christlichen Ursprungs sind. Es wird vermutet, dass Druiden neben der Funktion als Geistliche auch Philosophen, Rechtsgelehrte oder Heilkundige waren. Zu den Aufgaben als Geistliche gehörten unter anderem das Vollziehen von magischen Ritualen, das Sammeln von heiligen Pflanzen, das Darbringen von Opfergaben und das Ausbilden von Personen für den Stand des Vates.[14][15]
Diese keltischen Druiden sind jedoch nicht zu identifizieren mit den in der irischen Mythologie erscheinenden Druiden. Robert Hutton weist darauf hin, dass im Irischen jeder Magiewirkende als Druide bezeichnet wurde. Diese Bezeichnung verweist daher nicht auf spezifische magische oder religiöse Vorstellungen oder belegt eine Kontinuität zwischen den keltischen Druiden und den in den irischen Sagen und Heiligenerzählungen erscheinenden Druiden, sondern kennzeichnet die betreffenden Gestalten schlicht als „Zauberer“ bzw. „Hexer“ oder „Hexen“, wobei der Begriff hier nicht negativ konnotiert ist.[16]
Seit dem 18. Jahrhundert besteht ein immer größer werdendes Interesse an den alten Traditionen der Kelten und in der Folge entstand ein neuzeitliches Druidentum als Teil der neopaganen Bewegung. Seither haben immer mehr Menschen es sich zur Aufgabe gemacht, die alten Riten und Traditionen zu erforschen und wiederzubeleben.[17]
Das englische witch wurde und wird, wie das deutsche Hexe als Zuschreibung in erster Linie für Personen verwendet, die Anderen mit Mitteln der Magie schadet, also Schadenzauber anwenden. Dies galt auch in früheren Zeiten, als der Glaube an die Macht der Magie noch verbreiteter war als heute. Seltener sind damit alle gemeint, die Magie praktizieren, ob zu guten oder zu bösen Zwecken, insbesondere volkstümliche magische Praktiken, weniger aus Büchern gelernte Zauberei. Erst in modernen Zeiten können auch Anhänger (neu-)heidnischer Naturreligionen oder sogar Trägerinnen einer spezifisch weiblichen Autorität gegen die männliche Vorherrschaft gemeint sein. Wenn in mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Zeiten kirchliche oder weltliche Autoritäten auch Anwender gut oder „weißer“ Magie „Hexen“ nannten, wurde das eher als polemisches Mittel der Verfolgung und Herabsetzung gesehen. Die Zeitgenossen selbst, einschließlich der Praktizierenden, verwendeten dann andere Bezeichnungen. In englischsprachigen Ländern war die Bezeichnung Cunning Folk oder Wise Folk üblich. Dieses Weise Volk gab es in fast jeder Kultur der westlichen Welt, der genaue Ursprung ist nicht bekannt.[18] Dass das Wort „Hexe“ also selbst ins Positive gewendet und als Selbstzuschreibung gebraucht wird, ist eher eine moderne Entwicklung.
Als Hexe (Frau) oder Hexenmeister (Mann) werden nun im deutschsprachigen Europa alle Personen bezeichnet, die Rituale vollzogen, großes Wissen über die Natur – und damit auch über Phytotherapie – hatten und die häufig auch Divination betrieben. Hexenmeister (englisch warlock) ist im heutigen Hexentum allerdings eher als Beleidigung üblich und bezeichnet einen Verräter (jemand, der z. B. geheime Traditionen verrät), oder eine Person, die ein Betrüger ist (die z. B. behauptet, übernatürliche Kräfte zu haben, um damit Geld zu verdienen).[19]
Als Burning Times (dt. Zeit des Brennens) wird im Hexentum der modernen Wiccas der Zeitraum der Hexenverfolgung in Europa und Nordamerika bezeichnet. Entgegen verbreiterer populärer Vorstellungen gab es zwar eine Hexenverfolgung bereits im Mittelalter, die Hauptperiode lag allerdings später, in der frühen Neuzeit.[20] Für Wicca-Anhänger, für die eine Kontinuität zwischen ihren Vorstellungen und den historischen Beschreibungen von Hexen und deren Verfolgung gegeben ist, ist der Bezug sehr wichtig. Allerdings neigen sie dazu, die Dauer und Intensität der Verfolgung und insbesondere die Zahl der Opfer gegenüber den Angaben von Historikern weit zu überschätzen.[21]
Besonders nennenswert sind wohl die Hexenprozesse von Salem im Jahr 1692. Zwischen 150 und 300 Personen wurden der Hexerei bezichtigt, knapp 150 inhaftiert und 20 zum Tode verurteilt, weitere 5 Personen starben in Haft. Besonders ist an diesen Prozessen, dass im Gegensatz zu anderen Hexenprozessen in Nordamerika auch einige Männer angeklagt waren und sich unter den inhaftierten tatsächlich eine „echte“ Hexe befand.[22] In Europa kam es im Gegensatz hierzu tatsächlich öfter vor, dass nicht nur für die Kirche unliebsame Frauen, sondern auch Männer, Kräuterhexen und Anhänger von naturspirituellen Religionen angeklagt wurden.[1]
Die Prozesse begannen, als sich im Winter des Jahres 1692 die Tochter und Nichte des Predigers Samuel Parris seltsam verhielten; sie gaben unverständliche Laute von sich, versteckten sich und gaben an, in der Nacht gequält und gekratzt zu werden. Nachdem der Arzt des Dorfes keine Ursache für die Symptome finden konnte, wurden sie für besessen erklärt; ursächlich war angeblich ein Fluch. Die Kinder beschuldigten schon bald drei Frauen, die Personen zu sein, die sie angeblich verflucht hätten: Sarah Good, eine Bettlerin, Sarah Osborne, eine bettlägerige Frau, und Tituba, die Sklavin von Samuel Parris. Alle drei wurden angeklagt und unter dem Vorwurf der Hexerei verurteilt. Sarah Good wurde gehängt, Sarah Osborne starb in Haft und Tituba wurde inhaftiert; ob sie hingerichtet wurde, starb oder später befreit wurde, ist nicht bekannt. Tituba ist die einzige der Angeklagten, die tatsächlich mit dem Hexentum in Verbindung gebracht werden kann. Sie war eine Kräuterhexe, praktizierte schamanische Rituale der Ureinwohner und erzählte den Kindern des Dorfes Geschichten über Hexerei.[22]
Schon während des Prozesses gegen die drei Hauptangeklagten folgten weitere Anschuldigungen, die mit der Zeit immer mehr wurden. Bis 1693 traf sich das Gericht ungefähr einmal im Monat.
„Old“ George Pickingill (* 1816 in Hockley; † 10. April 1909 in Canewdon) war ein englischer Okkultist, der zum Cunning Folk gezählt wurde. Inwieweit er für die Entwicklung des modernen Hexentums entscheidend war, ist umstritten. Pickingill stammt angeblich aus einer Familie, die seit dem 11. Jahrhundert als Cunning Folk bzw. als Kräuterhexen bekannt war. Er benannte als Ausgangsperson seiner Familientraditionen die Hexe „Julia von Brandon“, welche angeblich im Jahr 1071 n. u. Z. ein Ritual vollzogen haben soll, um Hereward Schutz und Erfolg im Kampf zu geben.[23] Ob Julia tatsächlich existiert hat, ist ebenfalls umstritten, jedoch liegen Museen wie dem Hexenmuseum Schweiz[24] Exponate vor, die ihre Existenz bestätigen sollen.
Pickingill hat zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehrere Coven gegründet. Er wurde dadurch als „Neun Coven Vater“ bekannt, ob es sich aber tatsächlich um ganze neun Gruppen gehandelt hat, kann nicht belegt werden. Zumindest von einem dieser Coven kann die Existenz belegt werden; der sogenannte New Forest Coven wurde vermutlich von Pickingill gegründet, welcher Dafo als seine Hohepriesterin einsetze. Der Coven praktizierte regionale Traditionen des Hexentums aus Südengland, welche später durch Gerald Gardner als Wicca bekannt werden sollten.[25] Gardner wurde im September 1939 von Dafo in den Coven initiiert.[11][26]
Nachdem Gardner in den New Forest Coven initiiert wurde, begann er die Traditionen des Coven schriftlich festzuhalten. Er hatte das Ziel, das Hexentum zu verbreiten, und schuf unter der Bezeichnung Wica, welche später zu Wicca abgewandelt wurde, einen neuen Begriff, um die Traditionen des Hexentums aus Südengland zu vereinen und in eine Religion umzuwandeln. Im Jahre 1946 zog er nach London um, wo er beschloss die Aufklärung über das Hexentum und die Verbreitung des Wicca zu seiner Lebensaufgabe zu machen.[27]
Unter dem Titel High Magic’s Aid erschien 1949 Gardners erstes Buch über das Hexentum. Da Hexerei zu diesem Zeitpunkt in England noch unter Strafe stand, veröffentlichte Gardner sein Buch nicht als Sachbuch, sondern tarnte es als Fantasyroman. In diesem Buch schrieb Gardner eine fiktionale Geschichte über Olaf, Jan und Thur, welche sich gemeinsam auf die Suche nach den alten Bräuchen begeben. In Verlauf des Buches treffen die drei Hauptpersonen zuerst auf eine einzelne Hexe, später auf einen Coven. Viele Rituale des New Forest Coven werden in dem Buch beschrieben, so beispielsweise die Initiation bereits im ersten Kapitel. Gardner hinterließ viele Hinweise darauf, dass es sich nicht wirklich um einen Roman handelt, denn schließlich wollte er ja, dass der Leser dies herausfindet.[3][28]
1954 erschien das Buch Witchcraft Today, in welchem Gardner, da das Verbot der Hexerei aufgehoben wurde, zum ersten Mal offen über das Hexentum sprach. In diesem Sachbuch schreibt Gardner im ersten Teil über die Geschichte des Hexentums und berichtet im zweiten Teil von seinen persönlichen Erfahrungen im New Forest Coven. Witchcraft Today war das erste erfolgreiche Sachbuch über das Hexentum im 20. Jahrhundert.[2][29]
Gardner selbst hatte sehr spezielle Vorstellungen, wie Wicca aussehen sollte, und wollte es klar vom allgemeinen Hexentum abgrenzen. Nachdem er nach London umgezogen war, gründete er seinen eigenen Coven, um dort mehr Autorität ausüben zu können.[11]
Viele Regeln, wie beispielsweise das unbekleidete Abhalten von Ritualen, und Gardners sehr hohe Bereitschaft, über den Coven zu berichten, missfielen den Mitgliedern, nicht zuletzt Gardners alter Hohepriesterin Dafo, welche extra für ihn den New Forest Coven verließ, und Doreen Valiente, Gardners zweiter Hohepriesterin. Nachdem Dafo Mitte der 1950er Jahre aus Protest den Bricket Wood Coven verlassen hatte, bat Valiente ihn im Namen aller Mitglieder darum, feste Regeln aufzustellen, welche später als the old laws (dt. das alte Gesetz) bekannt werden sollten. Der Inhalt war für die meisten Mitglieder des Coven immer noch nicht zufriedenstellend, woraufhin Valiente den Coven verließ, die old laws überarbeitete und einen neuen Coven gründete.[11][30]
Nachdem Gardner 1958 Thelma Capel als Nachfolgerin Valientes initiiert hatte, machte er sich auf eine Reise, um das neu gegründete Museum of Witchcraft and Magic zu besuchen. Capel nutzte diese Zeit der Abwesenheit Gardners, um die Regeln des Coven zu ändern. Fortan wurden alle Rituale in Roben vollzogen, bei einer Initiation wurden einem nicht mehr die Augen verbunden, es wurden alle acht anstelle von nur vier Festen des Jahresrades gefeiert, Rituale wurden mit Musik und Tanz verbunden und es wurde den Mitgliedern erlaubt, ein eigenes Buch der Schatten parallel zum gemeinsamen Buch des Coven zu führen.[27] Die Abspaltungen des Coven führten dazu, dass sich Wicca in ganz England, später auch im Rest Europas, Nordamerika und schließlich auf der ganzen Welt verbreitete.[11]
Doreen Valiente begann, nachdem sie den Bricket Wood Coven verlassen hatte, selbst Bücher zu schreiben. Ihr erstes Buch ähnelte stark Witchcraft Today und erschien 1962 unter dem Titel Where Witchcraft Lives. So wie Gardner kombinierte auch Valiente hier einen geschichtlichen Teil mit persönlichen Erfahrungen.[31]
Valiente sollte später als „Mutter der modernen Hexen“ bekannt werden, denn sie schrieb insgesamt fünf Bücher über das Hexentum, überarbeitete fast jeden Text über Wicca und schrieb viele Gedichte, Lieder und Rituale, wie beispielsweise die Offenbarung der Göttin oder das Herabziehen des Mondes. Auch das Hexencredo stammt in seiner ursprünglichen Form von Valiente.[32]
Valiente schaffte es mit ihren Texten und ihrer Öffentlichkeitsarbeit, viele Klischees, die von Gardner geschaffen wurden, wieder abzubauen und das Hexentum so darzustellen, wie es auch wirklich gelebt wurde.[11]
Scott Cunningham war selbst nie ins traditionelle Wicca initiiert und war wesentlicher Auslöser für das Aufkommen des eklektischen Wicca. Er behielt die Traditionen zwar bei, dass man, um ein traditioneller Wicca zu werden, von einem anderen Wicca initiiert werden muss, vertrat aber die Ansicht, dass man, wenn man beispielsweise in einer Gegend wohnt, in der es keinen Coven gibt, sich auch selbst dem Pfad verschreiben kann.[33] Cunningham zählt zu den bekanntesten und erfolgreichsten Autoren im Bereich des Neopaganismus und hat über zwanzig Bücher geschrieben, von denen viele in mehrere Sprachen übersetzt wurden.
Raymond Buckland war ein traditioneller Wicca. Er wurde in der Linie des schottischen Wicca initiiert und brachte diese Tradition mit in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo er mehrere Coven gründete, die dafür sorgten, dass sich Wicca in den USA verbreitete und das wurde, was es heute ist.[34] Buckland formte später seine eigene Traditionslinie, die sich stark an den Traditionen der Angelsachsen orientierte.[35] Mit seinem Buch Buckland’s Complete Book of Witchcraft machte er viele Traditionen des traditionellen Wicca öffentlich und vergrößerte dadurch auch das Interesse an Hexentum und Wicca.[36]
Das Hexentum ist ein naturspiritueller Pfad; der wesentliche Bestandteil des Hexentums ist ein Leben im Einklang mit der Natur. Sie wird als heilig oder sogar gottgleich angesehen, sie gilt als Ursprung allen Seins, als allumfängliche lebensspendende Kraft.[37]
Für die meisten Rituale innerhalb des Hexentums werden keine künstlichen Dinge, sondern nur der eigene Körper und Gegenstände genutzt, die man entweder in der Natur finden kann, oder die aus Dingen gefertigt wurden, die man in der Natur findet. Fast alle Rituale, Andachten und Festtage werden im Freien verbracht. In vielen Traditionen wird auch vorher andere Kleidung angelegt, um einen genauen Übergang vom Alltag in die magische Arbeit zu symbolisieren. Geburt, Leben und Tod, der Kreislauf von Tag und Nacht und der Wandel der Jahreszeiten werden als Naturwunder wahrgenommen und gefeiert. In Ritualen zu den Jahreskreisfesten wird der Natur unter anderem für ihre Gaben gedankt.[38]
Im Hexentum wird Magie (engl. Magick) von Zauberei (engl. Magic), welche im Deutschen ebenfalls oft als Magie bezeichnet wird, klar abgegrenzt. Die Magie im Hexentum hat nichts Übernatürliches an sich; sie bezeichnet lediglich das aktive Ausüben von Ritualen und anderen Praktiken innerhalb des Hexentums, welche sich fast immer rational erklären lassen. Die meisten magischen Praktiken basieren auf meditativen oder psychologischen Techniken und dienen dazu, sein eigenes Leben glücklicher zu gestalten oder sich mehr mit der Natur zu verbinden.[39][40]
Häufig werden im Hexentum Ritualwerkzeuge genutzt, welche als Unterstützung in der magischen Arbeit dienen sollen. Sie erfüllen unterschiedliche Aufgaben, wie beispielsweise die Förderung der Konzentration.[33]
Im Gegensatz zur klassischen Fünf-Elemente-Lehre wird im Hexentum das fünfte Element nicht als Quintessenz, sondern als Geist oder Äther bezeichnet und steht nicht über den anderen Elementen, sondern bildet ein eigenständiges. Die Elemente werden als Bestandteil aller Dinge gesehen, die natürlich vorkommen und somit als heilig betrachtet werden. In Ritualen werden die Elemente häufig genutzt, beispielsweise beim Schaffen eines Schutzkreises, um sich mehr mit der Natur verbinden zu können.[42][43]
Element | Beispiele für Assoziationen | Beispiele für Vorkommen in der Natur |
---|---|---|
Äther (Geist) | Gedanken, Spiritualität, Macht | Tag und Nacht, Jahreszeiten, Gezeiten |
Wasser | Gefühle, Intuition, Träume | Meer, Seen, Flüsse, Regen |
Feuer | Geburt und Tod, Wille, Erfolg | Sonne, Wüsten, Vulkane, Flammen |
Erde | Schutz, Bann, Fruchtbarkeit | Mond, Wälder, Felder, Gesteine |
Luft | Weisheit, Hingabe, Freiheit | Himmel, Stürme, Wellen, Klippen |
Als traditionelles Hexentum bezeichnet man alle Traditionen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, sich so weit wie möglich an den ursprünglichen Traditionen der Kräuterhexen, Druiden und anderen ehemaligen Naturreligionen zu orientieren und diese fortzuführen. Diese Aufgabe gestaltet sich oft schwierig, denn viele Dinge sind nur aus zweiter Hand überliefert worden, oder es handelt sich lediglich um Vermutungen anhand von archäologischen Fundstücken. Die meisten Personen, die sich heute als traditionelle Hexen sehen, folgen den Traditionen aus England und dem ehemaligen Germanien um das 17. bis 20. Jahrhundert.[11]
Wicca ist im Gegensatz zum allgemeinen Hexentum nicht nur ein spiritueller Pfad oder eine Lebensart, sondern auch eine Religion; sie wird dem traditionellen Hexentum zugerechnet. Die Traditionen des Wicca stammen vermutlich aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert aus der Region des New Forest. Der Begriff Wicca wurde von Gardner etabliert, welcher die Traditionen schriftlich fixierte, zusammenfasste und so den Grundstein für den Wandel von einem spirituellen Pfad in eine organisierte Religion legte.[11][44]
Das wesentliche Merkmale des Wicca ist die Arbeit mit der großen Göttin und dem gehörnten Gott, wobei diese meist nicht als real existierende Gottheiten, sondern eher als Verkörperungen für Elemente des Lebens gesehen werden; die Göttin steht hierbei für Geburt, Leben und Tod, der Gott für den Kreislauf des Jahres.[45] Wer sich als traditioneller Wicca bezeichnen möchte, der muss von einer anderen Person initiiert werden, die bereits als (Hohe-)Priester initiiert wurde; im Wicca gibt es drei Grade, in welche man durch einen Coven eingeweiht wird. Manche Traditionen und Rituale werden nur mündlich weitergegeben und man erfährt sie nur durch die Arbeit mit einem Coven. Außerdem werden so genannte Geheimnisse bei der Initiation weitergereicht.[30][46]
Stregheria ist eine italienische Tradition des Hexentums, die erstmals 1899 schriftlich erwähnt wurde.[47]
Seinen Ursprung hat Stregheria vermutlich im 14. Jahrhundert. Es orientiert sich sehr stark an okkulten Vorstellung und ist in der Auslebung dem Wicca sehr ähnlich, mit dem wesentlichen Unterschied, dass es keine Coven gibt und dass Göttin und Gott nicht nur als Sinnbilder, sondern tatsächlich als real existent angesehen werden.[48]
Viele Hexen des 21. Jahrhunderts, vor allem in Europa und Nordamerika, nutzen das Hexentum mehr als spirituelle Lebensweise und konzentrieren sich weniger auf eine spezielle Tradition. Die beiden häufigsten „Arten“ von solchen Hexen sind eklektische und grüne Hexen.
Das eklektische Hexentum zeichnet sich dadurch aus, dass es sehr individuell ist. Anhänger dieser Tradition kombinieren verschiedene Vorstellungen und Praktiken aus vielen verschiedenen anderen Traditionen des Hexentums und Religionen. Eklektische Hexen praktizieren meist alleine und passen ihre Tradition an die aktuellen Gegebenheiten und ihre eigenen Bedürfnisse an.[33]
Das grüne Hexentum kann als Abwandlung des traditionellen Hexentums angesehen werden, in das Elemente aus dem Wicca und dem Schamanismus eingeflossen sind. Im Fokus steht die Verehrung der Natur und Rituale nehmen eine eher untergeordnete Rolle ein. Die enge Arbeit mit der Natur und ein hohes Wissen über Flora und Fauna sind für grüne Hexen bezeichnend.[49]
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