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Film von Clive Barker (1987) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Hellraiser – Das Tor zur Hölle ist ein Horrorfilm des englischen Autors Clive Barker, der auf seiner Novelle Das Tor zur Hölle (The Hellbound Heart) beruht. Durch seine kunstvollen Bilder und Spezialeffekte hebt sich der Body-Horror-Film von vielen anderen Horrorfilmen ab und hat unter Fans Kultstatus erreicht.
Film | |
Titel | Hellraiser – Das Tor zur Hölle |
---|---|
Originaltitel | Hellraiser |
Produktionsland | Vereinigtes Königreich |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1987 |
Länge | 93 Minuten |
Altersfreigabe | |
Stab | |
Regie | Clive Barker |
Drehbuch | Clive Barker |
Produktion | Mark Armstrong, David Saunders, Christopher Webster |
Musik | Christopher Young |
Kamera | Robin Vidgeon |
Schnitt | Richard Marden |
Besetzung | |
| |
→ Synchronisation | |
Chronologie | |
In Deutschland erschien der Film am 3. März 1988, um 4 Minuten gekürzt. Die ungeschnittene Originalfassung ist in Deutschland erst 2011 erschienen und war bis dahin nur als Import, etwa aus Österreich, erhältlich.
Frank kauft in einem Café im Orient einen mit Ornamenten verzierten Würfel von einem hageren Mann. Zurück in seinem Haus in der westlichen Zivilisation untersucht er den Würfel und entdeckt einen Mechanismus: Er öffnet ihn, verdreht ihn und setzt ihn wieder zusammen. Der Würfel öffnet das Tor zu einer anderen Dimension, in der Zenobiten (im Englischen „Cenobites“) genannte Wesen mit unvorstellbaren sinnlichen Erfahrungen experimentieren. Frank wird von den Zenobiten in ihrer Dimension gefangen.
Einen ungewissen Zeitraum später zieht der Bruder von Frank, Larry, mit seiner Frau Julia in das Haus ein. Beim Einzug geschieht ein Missgeschick: Larry verletzt sich, als er mithilfe von zwei Lieferanten eine sperrige weiße Bettmatratze in den ersten Stock zu tragen versucht, am rechten Handrücken an einem aus einem Holzpfosten hervorstehenden Nagel und Blut tropft aus seiner aufgerissenen Hand auf die Holzdielen des Dachbodens. Dadurch beginnt Frank, einen neuen Körper zu materialisieren und Kontakt zu seiner Schwägerin Julia aufzunehmen. Mit dieser hatte er hinter dem Rücken seines Bruders eine Affäre. Der untote Frank zieht Julia in seinen Bann. Sein Körper besteht anfangs nur aus den Knochen und den wichtigsten Organen. Um sich wieder vollständig zu materialisieren und dadurch endgültig den Zenobiten entkommen zu können, braucht er mehr Blut.
Indem sie unterwegs fremde Herren betört und diese mit nach Hause nimmt, lockt die manipulierte Julia immer mehr männliche Gäste, die auf ein amouröses Abenteuer hoffen, auf den Dachboden, wo Julia die ahnungslosen Besucher hinterrücks mit einem Hammer erschlägt und von Frank aussaugen lässt. Durch die blutigen Opfer materialisiert sich Frank zunehmend zu einem vollständigen Menschen. Doch durch ein Missgeschick gerät der golden verzierte Zauberwürfel in die Hände von Kirsty, Larrys Tochter aus erster Ehe, die das abgründige Tor erneut öffnet. Von den abscheulichen Kreaturen bedrängt, die plötzlich im Zimmer auftauchen, bietet Kirsty in ihrer Verzweiflung den Zenobiten ihre Hilfe an, den flüchtenden Frank zu verraten, damit die Zenobiten ihn wieder in ihre Welt holen können.
Die deutsche Synchronfassung entstand bei der Hermes Synchron, Berlin. Ronald Nitschke schrieb das Dialogbuch und führte Regie. Für die Kinoauswertung wurden einige Szenen gekürzt oder komplett geschnitten. Diese Teile wurden 2017 im CSC-Studio in Hamburg nachsynchronisiert. Hierfür übernahm Dr. Gerd Naumann Buch und Regie.[2]
Rolle | Darsteller | Synchronsprecher |
---|---|---|
Larry Cotton | Andrew Robinson | Knut Reschke Nachsynchro: Konstantin Graudus |
Julia Cotton | Clare Higgins | Sonja Deutsch Nachsynchro: Dagmar Dreke |
Kirsty Cotton | Ashley Laurence | Maud Ackermann Nachsynchro: Melanie Isakowitz |
Frank Cotton | Sean Chapman Oliver Smith (als Monster) |
Ronald Nitschke Nachsynchro: Thomas Schmuckert |
Lead Cenobite / Pinhead | Doug Bradley | Helmut Krauss |
Die Zenobiten (der Name ist vom Koinobitentum abgeleitet) sind Mitglieder des „Ordens der klaffenden Wunde“ („Order of the Gash“), sie bezeichnen sich als Theologen dieses Ordens. Nach ihrer Selbstdarstellung sind sie „Forscher in den weiteren Regionen der Erfahrung“ („Explorers in the further regions of Experience“), dementsprechend erscheinen sie einigen Menschen wie Engel, anderen Menschen jedoch wie Dämonen („Demons to some – Angels to Others“). Die als „Engineer“ bezeichnete Entität, welche sowohl in der literarischen Vorlage als auch im ersten (als „Lumpenmann“) und fünften Teil der Filmserie auftaucht, scheint im „Order of the Gash“ über Pinhead zu stehen. Die in „The Hellbound Heart“ ursprünglich vor religiös neutralem Hintergrund geschilderten Zenobiten erhielten durch die verschiedenen Verfilmungen rasch einen aus christlicher Sicht teuflischen Charakterzug.
Die Figur des Pinhead taucht in allen Hellraiserfilmen auf. Sie trat jedoch unter dem Namen „Pinhead“ erst im zweiten Teil der Serie in Erscheinung, in der literarischen Vorlage ist er nur einer der „Cenobites“. In der Verfilmung wird er im Abspann als „Lead Cenobite“ aufgeführt.
Im zweiten und vor allem im dritten Film der Serie wird auf die Geschichte des Pinhead genauer eingegangen. Ehemals war Captain Elliot Spencer, so sein früherer Name, ein in Indien stationierter britischer Offizier im Ersten Weltkrieg. Er öffnet während eines einsamen Rituals eine würfelförmige Puzzlebox. Die Lösung des Puzzles beschert dem von den Gräueln des Krieges geplagten Mann eine Erweiterung des Daseins auf eine grausame und bizarre Art. Von den für die Hellraiser-Saga typischen Ketten in das Labyrinth des Leviathan gezogen, durchlebt Spencer eine körperliche Veränderung. Horizontale und vertikale Narben zieren fortan seinen aschfahlen, kahlen Schädel. An jedem ihrer Schnittpunkte wird ihm ein Nagel eingehämmert. Seitdem ist er Pinhead, der wohl berühmteste Zenobit. Sein Konterfei ziert unzählige Poster, T-Shirts und sonstiges Merchandise.
Der Würfel, auch als Spieluhr, LeMarchand-Box, Medium oder Lament Configuration (in etwa „Wehklage-Konstrukt“) oder einfach als die Box bezeichnet, taucht in allen Filmen der Serie auf. Der Würfel soll von dem französischen Spielzeugmacher Philip LeMarchand im Jahr 1749 hergestellt worden sein; über seine Beweggründe dafür entstanden unterschiedliche Geschichten. Er soll außer der Lament Configuration bis zu seinem angeblichen Verschwinden im Jahr 1811 noch andere Würfel entwickelt haben. Einige dieser Würfel tauchen in den Fortsetzungen zu Hellraiser auf, andere in Comics oder in Erzählungen von Fans. Zur Idee einer Box als Tor oder Tür und aufschließbares Schloss zu einer anderen Dimension siehe auch Mechanische Geduldspiele, Vexier und unmögliche Figuren des M.C. Escher.
In Wirklichkeit wurde die chinesische Puzzle-Box von Designer Simon Sayce entworfen. Der Würfel besteht aus Holz und besitzt die Maße 3 × 3 × 3 Zoll (= 7,6 × 7,6 × 7,6 Zentimeter), denn der Kombination mit der Zahl 3 sollen magische Kräfte innewohnen. Für die goldenen Ornamente auf dem Würfel ließ sich Designer Simon Sayce von mittelalterlichen Schriften aus Nordafrika und China sowie der altenglischen Mythologie inspirieren. In den gold-schwarzen Verzierungen des Würfels sind subtil gezeichnete Symbole eingearbeitet, die man erst bei genauem Hinschauen erkennt, zum Beispiel das stilisierte Gesicht einer Frau, ein kriechender Mann und einige Säbel. Außerdem ließ sich Künstler Sayce von der Sammlung des Pitt Rivers Museum, das alte Folterinstrumente und chirurgische Bestecke ausstellt, gestalterisch anregen.[3]
Auf Rotten Tomatoes erhielt der Film eine positive Wertung von 68 %, wobei 40 Rezensionen gezählt wurden;[4] Metacritic ermittelte einen Metascore von 57 von 100 basierend auf 16 Kritiken.[5] In der Internet Movie Database wurde er durchschnittlich mit 7,0 von 10 Punkten bewertet.[6]
Kim Newman schrieb im Monthly Film Bulletin, dass die auffälligste Eigenschaft von Hellraiser seine „Ernsthaftigkeit“ sei – besonders in einer Zeit, wo Horrorfilme wie Nightmare – Mörderische Träume oder Tanz der Teufel zur Komik tendierten. Zwar leide der Film unter einigen Zugeständnissen, dennoch stelle er eine Rückkehr zum „innovativen“ Horrorkino dar.[7] Peter Bradshaw beschrieb den Film im Guardian rückblickend als „äußerst bizarr und vollkommen irre“, aber „effektiv“,[8] Bob Mccabe in der Empire als einen der „verstörendsten“ Horrorfilme der letzten 20 Jahre.[9]
Richard Harrington nannte Hellraiser in der Washington Post einen „düsteren, oft beunruhigenden und gelegentlich furchteinflößenden Film“, meinte aber, dass Barker die Umsetzung seiner Vorlage auf einen Film nicht ganz geschafft habe.[10] Die New York Times befand die Schauspieler als „uninteressant“, wobei die Spezialeffekte „nicht schlecht“ seien.[11] In der Variety wurde der Film als „gut gemacht“ und „gut gespielt“ bezeichnet, auch die visuellen Effekte seien „mit Geschick“ ausgeführt worden.[12] Roger Ebert bewertete Hellraiser in der Chicago Sun-Times hingegen negativ und schrieb: „Dieser Film hat keinen Witz, keinen Stil und keinen Sinn, und der wahre Horror hieran ist, dass die Schauspieler diesen kreativen Totalbankrott spielen und die Techniker ihn umsetzen müssen.“[13]
Das Lexikon des internationalen Films urteilte: „Naiv konstruierter Horrorfilm, der sich ganz auf die Scheußlichkeit seiner Spezialeffekte verläßt und weder von Inszenierung noch Darstellung her Interesse verdient. Die Aneinanderreihung vorhersehbarer Schockeffekte ist trotz gelegentlich aufschimmernder Ironie auf die Dauer langweilend.“[14] Thomas Vesely bezeichnete den Film auf allesfilm.com als „wahre[n] Klassiker des Genres“ wie auch „eine Meisterleistung an Horror“. Gelobt wurden die „ausgezeichnete[n]“ Darstellungen, die Regie und das „fabelhafte“ Drehbuch.[15] Björn Helbig vergab auf Filmstarts 4,5 von 5 Sternen und meinte: „Barker hat mittlerweile in seinen zahlreichen Romanen gezeigt, dass es ihm um wesentlich mehr geht, als einfach zu schocken – obwohl es „Hellraiser“ an drastischen Szenen keinesfalls mangelt. […] Doch eigentlich erzählt Barker in seinem dunklen Drama die Geschichte eines klassischen Märchens, in dem die böse Stiefmutter ihr Eigeninteresse über das der Familie stellt. „Hellraiser“ handelt von menschlichen Eigenschaften, von Liebe und Leid, Gier, Lust, Sehnsucht und der Suche nach Erfüllung.“[16]
Hellraiser gilt als Meilenstein des Horror-Kinos. Neben Nightmare on Elm Street war er einer der ungewöhnlichsten und auch erfolgreichsten Horrorfilme der 1980er Jahre. Clive Barker zeigte in der Verfilmung seiner Novelle The Hellbound Heart eine düstere, beklemmende Version von menschlichen Eigenschaften wie Moral oder Liebe, aber auch von Übersinnlichem und Übernatürlichem. Zu dem Film sind bislang neun Fortsetzungen erschienen, teilweise direkt als Videoproduktionen ohne Kinoauswertung:
Wie es bei Filmserien häufig der Fall ist, schwanken Qualität und Anspruch der einzelnen Teile sehr stark. Bei vielen Fans gilt die erste Fortsetzung von 1988 (Hellbound) als Höhepunkt der Serie, da ein wesentlicher Teil der Handlung in der Dimension der Zenobiten spielt. Jedoch sehen es auch viele Fans als größten Schwachpunkt des zweiten Teils an, dass hier Zenobiten auf überaus plumpe Weise entmystifiziert werden.
Da Bloodline kommerziell floppte, entschloss man sich, die Hellraiser-Filme nicht mehr für das Kino zu produzieren, stattdessen werden die Filme direkt über Video und DVD vermarktet. Diese Fortsetzungen sind bei Fans und Kritikern recht umstritten, da die Zenobiten nur als Nebenfiguren auftreten und die Filme zum Teil eher im Mystery-Genre einzuordnen sind, als bei Horror oder Splatter.
Unter Kritikern und unter vielen Fans gilt Inferno als gelungenere Form dieser Filme, man kann ihn ohne Probleme als spannenden Mystery-Horror bezeichnen. In Hellseeker taucht noch einmal Kirsty Cotton aus den ersten drei Teilen auf, der Film verzichtet jedoch weitgehend auf das Hellraiser-typische Spiel mit dem Tabubruch. Deader, der siebte Teil der Serie, knüpft wieder an einige der typischeren Motive der Serie an, reizt diese jedoch kaum aus. Der achte Teil der Filmserie, Hellworld, sollte ursprünglich kein Hellraiser-Film werden; das zu dünne Drehbuch wurde jedoch um einige Motive angereichert, um den Film fast schon nachträglich zum Teil der Serie zu machen.
Im 2011 erschienenen Film Hellraiser: Revelations wurde die Figur des Pinhead erstmals in der Filmreihe nicht von Doug Bradley dargestellt.
Neben den Filmen wurde die Geschichte um die Zenobiten und die Spieluhren in Comics und auch durch Fans im Internet fortgeführt. Dabei wurde der in The Hellbound Heart zurückhaltend geschilderte Hintergrund um viele Details erweitert.
Sonar Entertainment arbeitet an einer Fernseh-Serienumsetzung des Franchises.[17] Robert Halmi Sr. erwarb die Produktionsrechte am 1. April 2012 auf dem MipTV Market in Cannes, Frankreich.[18]
Am 7. Oktober 2022 wurde die Neuauflage Hellraiser – Das Schloss zur Hölle veröffentlicht. An der Entwicklung des Drehbuchs war auch David S. Goyer beteiligt, die Regie übernahm David Bruckner. Die Rolle von Pinhead übernahm Jamie Clayton.
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