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deutscher Steinmetz und Architekt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Franz Heinrich Metzendorf (* 4. Oktober 1866 in Heppenheim; † 15. Februar 1923 in Bensheim) war ein deutscher Steinmetz und Architekt.
Heinrich Metzendorf entstammte einer aus Schlitz in Oberhessen kommenden alten Steinmetzfamilie, die Anfang des 19. Jahrhunderts an die Bergstraße zog. Er war das älteste von fünf Kindern, die einzige Schwester und der jüngste Bruder Jakob starben früh, seine Brüder Franz und Georg waren ebenfalls Architekten. Heinrich erlernte nach Volksschule und Gymnasium in Bensheim im elterlichen Betrieb das Maurer- und Steinmetzhandwerk. Nach der Sonntagszeichenschule bei Stadtbaumeister Klein in Heppenheim und zwei Kursen an der Hessischen Landesbaugewerkschule Darmstadt (in den Wintersemestern 1882/83 und 1883/84; Vorgängereinrichtung der Hochschule Darmstadt) arbeitete er als Gehilfe und Volontär in zwei Architekturbüros. Im Wintersemester 1886/87 war er für ein Semester als Hospitant an der Technischen Hochschule Darmstadt eingeschrieben. Noch vor Erlangung eines Abschlusses sammelte er Erfahrungen als Bauleiter und strebte die Baubeamten-Laufbahn an. Am 18. Juli 1887 begann er als Kreisbauaufseher-Aspirant beim Garnisonbauamt Darmstadt. Nach eineinhalb Jahren bat er um Beurlaubung, da er in das Architekturbüro von Georg Haude (1864–1916) nach Elberfeld wechselte. Dort machte er offensichtlich Karriere und stieg bald zum Teilhaber des wirtschaftlich starken Büros auf.
Vermutlich aus gesundheitlichen Gründen wechselte er 1895 an die Bergstraße zurück und eröffnete im selben Jahr ein eigenes Architekturbüro in Heppenheim. Kurz darauf siedelte er in das benachbarte Bensheim über.
In seinem erfolgreichen Architekturbüro beschäftigte Heinrich von 1897 bis 1905 seinen jüngeren Bruder Georg Metzendorf (1874–1934), der 1900 Bürovorsteher wurde und von 1901 bis 1905 sogar Teilhaber. Schwerpunkt der gemeinsamen Tätigkeit waren von der Reformarchitektur geprägte Villen.
Der jüngeren Bruder Franz übernahm unterdessen den elterlichen Steinmetzbetrieb.
Im Sommer 1905 schied Georg Metzendorf aus dem gemeinsamen Büro wieder aus und eröffnete selbst ein Architekturbüro in Bensheim an der Bergstraße.
Im Umfeld und mit Unterstützung seines wichtigsten Förderers, des Papierfabrikanten Wilhelm Euler (1847–1934), errichtete Heinrich Metzendorf zahlreiche Beamtenhäuser, Villen, Fabrikanlagen und Arbeiterhäuser. Ein besonders markantes Beispiel für seinen Architekturstil ist die Villa, die er um die Jahrhundertwende für den Regierungsrat Karl Weber (1859–1940) in Darmstadt schuf. Dafür ernannte ihn 1901 der hessische Großherzog Ernst Ludwig zum Professor. 1902 zog er in sein neuerbautes Haus Ernst-Ludwig-Straße 25 in Bensheim.
Im Jahre 1904 baute Heinrich Metzendorf für die Deutsche Milchwerke AG von Arthur Sauer eine Fabrikanlage mit Werksiedlung in Stockheim in Oberhessen. Dieses Projekt begründete die jahrzehntelange Zusammenarbeit zwischen dem Büro von Heinrich Metzendorf und dem Unternehmen Deutsche Milchwerke AG.
Ab 1908 bis 1912 baute er für den Nervenarzt Rudolf Laudenheimer (1869–1947) in Alsbach eine Anzahl von Villen mit dazugehörigen Wirtschaftsgebäuden, um die das Sanatorium erweitert wurde. Die Bekanntschaft mit Laudenheimer brachte ihn in Verbindung mit wichtigen Künstlerpersönlichkeiten der damaligen Zeit sowie dem Kreis der Lebensreformer. Heinrich Metzendorf baute die Gärtnerinnen-Lehranstalt auf der Orbishöhe in Zwingenberg. Ab 1910 war er der Architekt für Paul Geheebs Odenwaldschule in Ober-Hambach bei Heppenheim.
Nach 1900 nahm Metzendorf kaum mehr an Architekturwettbewerben teil. Stattdessen wurde er sehr häufig in die Jury solcher Wettbewerbe berufen. So war er 1911 Mitglied der zwölfköpfigen, hochrangig besetzten Jury, die über die Neubebauung des Berliner Flugplatzes Johannisthal-Adlershof zu entscheiden hatte.
In den 1907 gegründeten Deutschen Werkbund trat Metzendorf 1908 ein, verließ ihn aber 1919, vier Jahre vor seinem Tod. Sein letztes großes Projekt war 1919/1920 das Fabrikgebäude der Firma Marx in Bensheim.
Heinrich Metzendorf nahm sich am 15. Februar 1923 in Bensheim das Leben. Nach seinem Tod wurde das Büro zunächst von seinem bisherigen Bauleiter Joseph Winter (bis Anfang 1927) und danach von Georg Fehleisen (bis 1928) weitergeführt.[1] Formell war es eine Außenstelle des Essener Büros von seinem Bruder Georg und Jacob Peter Schneider. Die endgültige Auflösung des Büros in Bensheim erfolgte 1940, nachdem der letzte Büroleiter, Richard Buschning (1909–1941), die Einberufung erhalten hatte.
Das Lebenswerk Heinrichs Metzendorfs manifestiert sich vor allem in 130 Bauvorhaben in Bensheim (die ihm später die Bezeichnung „Baumeister der Bergstraße“ einbrachten), aber auch im Entwurf des Siedlungskonzeptes und der Gestaltung der Dortmunder Gartenstadt. Hier realisierte er in der Zeit von 1913 bis 1914 in Zusammenarbeit mit seinem Bauleiter Joseph Winter 47 Villen und Hauseinheiten in dem für die Brüder Metzendorf typischen Heimatstil.
Metzendorf gelangte, wie viele andere Architekten der sog. traditionellen Moderne, nur zögerlich in das Bewusstsein von Öffentlichkeit und Forschung. Erst in den 1970er und 1980er Jahren besann man sich des architektonischen Erbes, doch auch danach folgten noch Abbrüche seiner Bauten – so seine von Walter Gropius seinerzeit gelobte Fabrikanlage der Papierfabrik Euler in Bensheim von 1908, die ab 2010 niedergelegt wurde.
2005 wurde die Bensheimer Berufsschule nach Heinrich Metzendorf benannt.[5]
Im Jahr 2013 fand eine Ausstellung über Heinrich Metzendorf und seinen Beitrag zur Reformarchitektur an der Bergstraße unter dem Titel Lebensräume gestalten im Museum Bensheim statt.[6] Begleitend dazu wurde die erste umfassende Monografie vorgestellt, die gebautes Werk wie auch soziale Netzwerke des Architekten betrachtet. (vgl. Literatur)
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