allgemeinbildendes Gymnasium in Lingen (Ems) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Gymnasium Georgianum ist ein allgemeinbildendes Gymnasium in Lingen (Ems) mit 1144 Schülern (Stand: 31. Januar 2020). Benannt ist die Schule seit 1859 nach Georg V., dem letzten König von Hannover.
Am 22. Januar 1680 eröffnete Wilhelm III. von Oranien eine Trivialschule (im Gebäude befindet sich heute die Kunstschule) in Lingen. 17 Jahre später wurde diese Lateinschule zum Gymnasium academicum, einer Hochschule, ausgebaut, die stiftungsgemäß evangelisch-reformiert war. Sie hatte zunächst vier evangelische Professoren. Es gab ein gemeinsames Kuratorium für Universität und Lateinschule. Grafschaft und Stadt Lingen waren damals Bestandteil der Niederlande, weshalb die Studenten vorwiegend aus den Niederlanden kamen. Das akademische Zepter des Rektors ist noch heute im Besitz des Georgianums, ebenso die historische Bibliothek.[2]
1814/1815 kam Lingen zum Königreich Hannover. 1819 beschloss die Regierung in Hannover, dass die Universität in Göttingen ausreiche. Tatsächlich hatte die Hohe Schule ihre Bedeutung zu dieser Zeit verloren: Folglich wurde das Gymnasium Academicum aufgelöst. Ostern 1820 gründete die königlich-hannoversche Regierung ein „paritätisches“, d.h. gemischtes protestantisch-katholisches Gymnasium, das zunächst über längere Zeit das kleinste seiner Art im Königreich Hannover war. Am 12. Oktober 1859 zog die Schule in Anwesenheit des Königs Georg V., der ihr den Namen Georgianum gab, in ein neues Schulgebäude an der Gymnasialstraße um.
Fast hundert Jahre später, am 26. September 1958, wechselte die Schule erneut, nämlich in das Schulgebäude an der Heidekampstraße.
Am 12. August 1968 entschied die Behörde, die Schule in zwei Gymnasien aufzuteilen, um einerseits den altsprachlichen und andererseits den neusprachlichen Zweig betonen zu können. So entstand für den neusprachlichen Zweig das neue Gymnasium Johanneum. Das Georgianum behielt dementsprechend seinen Titel als „Altsprachliches Gymnasium“.
Das Gymnasium Johanneum bezog neue Räumlichkeiten an der Kardinal-von-Galen Straße und bildete zusammen mit der ebenfalls dort befindlichen Kreisrealschule ein Schulzentrum. Die ebenfalls dort 1993 untergebrachte Integrierte Gesamtschule Lingen (IGS) tauschte 1998 mit dem Georgianum die Räumlichkeiten. Seitdem arbeiteten die Gymnasien eng zusammen und bilden seit dem 1. August 2009 unter dem Namen Georgianum wieder ein Gymnasium[3].
Das Profil des Gymnasiums Georgianum enthält neben den herkömmlichen Angeboten Aktivitäten und Fächer verschiedener Art.
So kann ab der Klasse 6 als zweite Fremdsprache Latein, Französisch oder Spanisch und ab Klasse 7 bilingualer Unterricht gewählt werden. Dieser wird in englischer Sprache durchgeführt und zwar in den ersten zwei Jahren im Fach Geschichte, in den Klassen 9 und 10 im Fach Erdkunde, sowie in der 11. bis 13. Klasse im Fach Politik.
Als dritte Fremdsprache (Wahlsprache) ab Klasse 7 wird Niederländisch angeboten. Als Arbeitsgemeinschaften lassen sich zum Beispiel Japanisch und Russisch anwählen.
Die Schüler können folgende altsprachliche Abschlüsse erwerben: kleines Latinum (nach Klasse 10), Latinum (nach Klasse 11), großes Latinum (mit Abschluss des Abiturs).
Die Profiloberstufe erlaubt den Schülern einen sprachlichen, einen gesellschaftswissenschaftlichen, einen naturwissenschaftlichen, einen musisch-künstlerischen oder einen sportlichen Schwerpunkt zu wählen.
Außerdem bietet die Schule eine (Hoch-)Begabtenförderung an, die es ermöglicht talentierte Schüler gezielt zu fördern. Dabei wird je nach Begabung ein altersgerechter und individueller Förderplan verfolgt, der nach anerkannten Fördermodellen ausgearbeitet wird.
Seit 1880 besteht der Gymnasial Turn- und Ruderverein (GTRV)[4] als ältester selbstständiger Schülerruderverein in Deutschland
Seit 1930 besteht der Verein ehemaliger Georgianer[5]
Seit dem Jahre 1981 organisieren die Abiturienten des Georgianums und des Johanneums zusammen mit denen des Franziskusgymnasiums das Abifestival in Lingen, das mittlerweile über 10.000 Besucher anlockt. Besonders hervorzuheben ist dabei die gemeinschaftliche Arbeit der damals noch drei Gymnasien.
Friedrich Frisius (1895–1970), Marineoffizier und Vizeadmiral im Zweiten Weltkrieg
Wilhelm Buitkamp (1900–1967), evangelisch-reformierter Theologe und von 1953 bis 1965 Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche in Nordwestdeutschland.
Heinrich Börsting (1900–1969), katholischer Priester und Bistumsarchivar
Hans-Erich Creutzig (1912–1987), deutscher lutherischer Theologe, Mitglied des Landeskirchenamtes Hannover der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers
Artur Weigandt (* 1994), Journalist, Übersetzer und Autor
Folgende bekannte Lehrer haben an der Schule (Lateinschule/Akademie/Gymnasium) gelehrt:
(nach Geburtsjahr sortiert; in Klammern ihre Lebensdaten bzw. der Zeitraum ihrer Tätigkeit)
Henricus Pontanus (1652–1714), deutscher reformierter Theologe (1697–1700)
Joan Frederik Nilant, auch Johan Frederik Nilant, (1680–1757) war ein niederländischer Lehrer, Philologe und Jurist
Johannes Ens (1682–1732), niederländischer reformierter Theologe (1719–1720)
Jakob Elsner (1692–1750), deutscher lutherischer Theologe (1720–1722)
Georg Heinrich Werndly (1693–1744), deutscher Missionsprediger und Professor für orientalische Sprachen (1737–1740)
Programm des Königlichen Gymnasium Georgianum zu Lingen. Lingen 1855; 1860–1864; 1867–1873; 1875; 1880; 1891–1899 (Digitalisat) (Jahrgänge 1868–1873; 1875; 1891–1899)
Jahresbericht über das Königliche Gymnasium Georgianum zu Lingen. Lingen 1874–1890 (Digitalisat) (Jahrgänge 1884–1890)
Gottlieb Lüttgert: Zur Geschichte der höheren Bürgerschule zu Lingen. In: Programm des Königlichen Gymnasium Georgianum zu Lingen. Lingen 1875, S. 11–16 (Digitalisat)
Skutella, Martin / Viedebantt, Oskar [Hrsg.]: Die Lingener Abiturienten 1832–1933 / auf Grund der Akten bearb. von Martin Skutella. Mit einem Anh. hrsg. von Oskar Viedebantt In: Georgiana Lingensia: Nachrichten vom Lingener Gymnasium Georgianum, Heft 2, Lingen 1933.
Staatsarchiv Osnabrück, Rep.729 Akz 39/1997 Nr. 384, 385
Album discipulorum scholae Lingensis (Archiv Gymnasium Georgianum Lingen)