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deutscher Fotograf, Bildhauer und Kunstschmied Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Fritz Kühn (* 29. April 1910 in Mariendorf; † 31. Juli 1967 in Ost-Berlin) war ein deutscher Kunstschmied, Fotograf, Bildhauer und Schriftsteller.
Er wurde als Sohn des Kunstschlossers und Schmiedes Artur Kühn geboren. Nach seiner Schulausbildung absolvierte Fritz Kühn ab 1924 zunächst eine Lehre als Werkzeugmacher. Gleichzeitig begann er zu fotografieren. Sein Vater eröffnete im Juli 1925 in Berlin-Weißensee eine Schmiedewerkstatt, die Kunstschmiede Artur Kühn.[1] Fritz Kühn lernte 1927 den Unternehmer Karl Schmidt kennen, der seine Selbstständigkeit förderte. 1937 legte Kühn die Meisterprüfung als Kunstschmied ab und eröffnete eine Atelier-Werkstatt in Berlin-Bohnsdorf (zur damaligen Zeit zu Berlin-Altglienicke gehörend) auf einem umgebauten Gutshof.[2] Im gleichen Jahr heiratete er Gertrud Moldenhauer.[3] 1938 erschien Kühns erstes von zwölf Kunst- und Fachbüchern Geschmiedetes Eisen im Wasmuth-Verlag. 1942 wurde sein Sohn Achim Kühn geboren. Aufgrund eines Herzfehlers wurde Kühn nicht zur Wehrmacht eingezogen.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges baute Fritz Kühn seine am 23. Dezember 1943 zerbombte Werkstatt in Bohnsdorf mit Hilfe seiner Gesellen wieder auf und kümmerte sich um Aufträge beim Wiederaufbau bedeutender Berliner Gebäude. So fertigte seine Werkstatt, in der er auch Lehrlinge ausbildete, beispielsweise neue Treppengeländer für das damalige Zeughaus, schmiedete Treppengeländer sowie Innen- und Außengeländer für die Staatsoper.[2]
1947 veröffentlichte Fritz Kühn eine erste fotografische Arbeit, 10 Jahre Kunstschmiede Fritz Kühn, in der seine Verbundenheit zum Werkstoff Eisen zum Ausdruck kommt. Kühn gelang ein innovatives Oberflächen-Behandlungsverfahren für das geschmiedete Eisen, das Fachleute mit „dem Tachismus von Yves Klein oder der informellen Malerei von Emil Schumacher“ vergleichen.[2]
Seine Kunstwerke fanden schnell internationale Anerkennung. Die DEFA drehte 1954 mit Fritz Kühn über sein Werk einen Film mit dem Titel Lebendiges Eisen im Atelier. Uraufführung war zu den Filmfestspielen in Montevideo/Uruguay. 1964 wurde er zum Professor an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst ernannt. Die Lehrtätigkeit fand in der damaligen Monbijoupark-Dependance der Hochschule, im Institut für angewandte Kunst[4] statt. 1958 erreichte er die notwendigen Genehmigungen zum Kauf seiner Atelier-Werkstatt und der nebenliegenden ehemaligen Koppel. Unter Leitung von Fritz Kühn begannen 1964 Planungen zum Neubau des Instituts für Metallgestaltung neben der Atelier-Werkstatt in Berlin-Grünau (Architekt: Horst Welser). Das Institut sollte gleichermaßen Ausbildungsstätte (Gesellen- und Meisterausbildung) sein und ein Kurssystem beinhalten zur Vorbereitung und zum Studium eines neu entwickelten Hochschul-Fachbereichs Metallgestaltung – in enger Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.[3]
Fritz Kühn war ein führender Vertreter der sakralen (kirchlichen) Baukunst in der DDR.[5] Seine bedeutendste Leistung auf diesem Gebiet waren das 1958 für die wieder errichtete katholische Bischofskirche St. Hedwig gefertigte drei Meter hohe Kuppelkreuz sowie eine transparente Brüstung aus Bronze und Kristallglas um die zentrale Bodenöffnung im Innenraum.
Nach dem plötzlichen Tod Fritz Kühns verstarb kurz darauf am 16. Oktober 1967 seine Ehefrau Gertrud. Die letzte Ruhe fanden die Eheleute Kühn in einem Ehrengrab der Stadt Berlin auf dem Waldfriedhof Grünau im Feld S.
Seitdem führt sein damals 25-jähriger Sohn Achim Kühn – der zu der Zeit in Weimar Architektur studierte – die Atelier-Werkstatt erfolgreich weiter.
Im Jahr 2010 erschien zum 100. Geburtstag von Fritz Kühn die Publikation Die kleinen Dinge bauen die Welt mit ausgewählten Zitaten und Briefen des Künstlers und anderer Persönlichkeiten, die ihre Erinnerungen an den Künstler schildern. Hierin bezeichnet der Landeskonservator Jörg Haspel Fritz Kühn als „einen der bedeutendsten Berliner Metallbildhauer des 20. Jahrhunderts überhaupt und eine der faszinierendsten Künstlerpersönlichkeiten der deutsch-deutschen Nachkriegsgeschichte.“ Im Weiteren spricht er sich nachdrücklich für die Sicherung des gesamten künstlerischen Nachlasses der Kunst der Metallgestaltung von Fritz Kühn aus, das für die Architektur- und Kunstgeschichte Berlins ein einmaliges Quellenmaterial bieten kann. Die Maßstäbe, die zur kunsthistorischen Bewertung des fotografischen Werkes von Fritz Kühn durch die Berlinische Galerie geführt haben, „sollten für den Metallkünstler und Kunstschmied Fritz Kühn erst recht Anwendung finden.“[6]
Am 20. Januar 2014 lehnte der Kulturausschuss Berlins Anträge der Linken[7] und Grünen zur Sicherung des künstlerischen Nachlasses ab, über das zum „Nationalen Kulturgut“[8] erklärte Werk Fritz Kühns zu beraten, um eine Lösung zu finden.[9] Eine Berliner Tageszeitung hatte noch im Januar 2014 gemahnt:
Wolfgang Thierse zählt „Fritz Kühn […] zweifellos zu den bedeutendsten Berliner Metallbildhauern und Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. […] gerade die Stadt Berlin [hat] eine besondere Verpflichtung, das Werk Fritz Kühns zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“[11]
Wegen offener Eigentumsprobleme und der ungelösten Finanzierung des Skulpturengartens wurde zum 17. Februar 2014 eine Zwangsräumung angekündigt, was ein breites Medienecho auslöste.[12] Seit Februar 2014 führt die Fritz-Kühn-Gesellschaft Gespräche mit dem Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) in Erkner bei Berlin über die Übernahme eines Teils des Nachlasses. Gegenstand der Gespräche ist der Papiernachlass von Fritz Kühn, der die Zeichnungen, schriftlichen Unterlagen und Fotos umfasst.[13][14]
Wie der Kunstwissenschaftler Peter Michel feststellt, gingen insgesamt 56 Werke oder Werkgruppen aus Fritz Kühns Schaffen und dem seines Sohnes Achim Kühn durch nach 1990 erfolgte städtebauliche Veränderungen in Berlin, Leipzig, Frankfurt (Oder) und an anderen Orten verloren.[15]
Mit seiner modernen und zugleich unangepassten Einstellung zur Metallgestaltung als experimenteller Universalist der Nachkriegsmoderne[9] wurde Fritz Kühn schnell international bekannt. Seine Werke – Skulpturen, Metallplastiken und angewandte Kunst – sind u. a. in 50 Städten der alten Bundesrepublik in Kirchen, Museen und Plätzen zu sehen.[16] Aus seinem unmittelbaren Werkstatt-Atelier in Berlin-Bohnsdorf gingen neben seinem Sohn Achim Kühn auch Rüdiger Roehl, Christian Roehl, Alfred Habermann und Peter Pechmann hervor. Seit 2010 führt der Enkel Tobias Kühn – Diplom-Designer – die Familientradition fort. Enkelin und Künstlerin Coco Kühn war sowohl Mitinitiatorin der Ausstellung White Cube im Palast der Republik, 2005, als auch der Temporären Kunsthalle Berlin auf dem Schloßplatz 2008–2010.
(Auswahl von 220 realisierten Arbeiten)[19]
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