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österreichischer Psychiater Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Friedrich Stumpfl (* 13. September 1902 in Wien; † 30. August 1997 in Innsbruck) war ein österreichischer Psychiater, Kriminalbiologe, nationalsozialistischer Rassenhygieniker und nach 1951 Gerichtsgutachter.
Stumpfl war der Sohn eines Hofrats.[1] Er belegte nach der Reifeprüfung ein Studium der Medizin und Anthropologie an den Universitäten Freiburg und Wien und wurde 1926 promoviert. 1930 wurde er Mitarbeiter der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie am Kaiser-Wilhelm-Institut in München und Assistent des Rassenhygienikers Ernst Rüdin mit dem von der Rockefeller Foundation und der DFG geförderten Forschungsschwerpunkt „Erbanlage und Verbrechen“. Stumpfl forschte an sogenannten Nichtsesshaften im Wanderhof Herzogsägmühle und versuchte zu belegen, dass Schwerverbrecher erbbedingt kriminell würden und versprach im Jahr 1936 Erbprognosen. Er arbeitete eng mit dem Kriminalbiologen Theodor Viernstein zusammen.[2]
Stumpfl beschäftigte sich als Mitarbeiter des Bayerischen Landesverbandes für Wanderdienste mit der Selektion von Nichtsesshaften fürs Konzentrationslager.[3][4] 1939 erhielt er die Lehrbefugnis für Psychiatrie, Kriminalbiologie und Erbcharakterkunde und kehrte nach Österreich zurück, um den Lehrstuhl und Institut für Erb- und Rassenbiologie an der Universität Innsbruck ab 1940 zu besetzen.[5]
Obwohl Stumpfl die Lehrbefugnis noch nicht erteilt wurde, erhielt er im April 1939 per Erlass des Reichsministers vertretungsweise die neu errichtete Professur für Erb- und Rassenbiologie am bisherigen Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie in Innsbruck. Dessen Vorstand Professor Gustav Bayer war beim Anschluss Österreichs von der Universität Innsbruck als Jude entlassen worden und hatte unmittelbar darauf gemeinsam mit seiner Tochter den Freitod gewählt.[6] Im September 1939 erhielt Stumpfl die Planstelle Bayers. Er wurde Direktor des Instituts für Erblehre und Rassenhygiene.
Am 15. Juni 1939 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde am 1. Jänner 1941 aufgenommen (Mitgliedsnummer 8.444.651).[7] Armand Mergen war während der NS-Herrschaft Schüler von Friedrich Stumpfl und ab 1959 Präsident der Kriminologischen Gesellschaft. Gemeinsam führten sie rassenbiologische Studien über Tiroler Karner und Jenische durch und etikettierten sie als asozial. Mergen wurde 1942 bei Stumpfl mit einer Dissertation über die Kriminalität der Geisteskranken, untersucht an 200 Fällen der Universitätsklinik Innsbruck, promoviert.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurde das Institut für Erb- und Rassenbiologie in Institut für Anthropologie und Erbbiologie umbenannt, Stumpfl blieb jedoch weiterhin Leiter. Eine politische Überprüfung von Stumpfl 1946 durch die Universität Innsbruck endete mit einer Einstellung des Verfahrens. 1947 wurde er im Zuge der Auflösung des Instituts seines Amtes enthoben. Ab demselben Jahr arbeitete er als Leiter der Kinderpsychiatrischen Beobachtungsstation am Institut für Vergleichende Erziehungswissenschaft in Salzburg, ab 1949 als Nervenarzt für Gerichtspsychiatrie in Wien, bis ihm wieder eine Stelle in Innsbruck angeboten wurde, wo er Vorlesungen zu forensischer Psychiatrie an der Universität hielt. Im April 1953 schlug ein Professorenkollegium der Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck unter F. J. Holzer Stumpfl zur Wiederverleihung der Venia legendi für das Fach der Psychiatrie vor.
Ab dem Wintersemester 1953/54 hielt Stumpfl wieder Vorlesungen zu forensischer Psychiatrie an der Universität Innsbruck.[8] und war dort von 1956 bis 1958 außerordentlicher Professor.
In einem Bewerbungsschreiben bezeichnete Stumpfl seine Familie als „großdeutsch und deutsch-völkisch“, antisemitisch und kirchenfeindlich.
Er erforschte vor allem Zusammenhänge zwischen Veranlagung und sozialem Verhalten bzw. Verbrechen. In seinen Studien versuchte er einen Zusammenhang zwischen charakterlichen Defekten und ihrem Auftreten in sozialen Gruppen herzustellen und pseudowissenschaftlich zu erklären. Dabei untersuchte er speziell „asoziales“ Verhalten und genetisch bedingte Kriminalität bei den Fahrenden, den „Karrnern“, Jenische, die zunehmend in die Verfolgungsmaschinerie der Nationalsozialisten gerieten. Stumpfl förderte die Aussonderung von Menschen, die das NS-Regime als „Asoziale“ harten Strafen bis zur körperlichen Vernichtung zuführte. Stumpfl und sein Institut waren für Diagnosen und Prognosen zuständig, die in der Folge über das Schicksal vieler Menschen mit entschied durch Einstufung als „Asozialer“, pathologisch Krimineller, Verweigerung des Ehezeugnisses. Als eine der wesentlichen Aufgabe des Instituts für Erb- und Rassenbiologie sah Stumpfl die „Züchtung“ einer Generation von Erbärzten.[5]
Sowohl seine Einstellung als auch die Forschungsgebiete änderten sich im Laufe seines Lebens kaum. So stellten seine Arbeiten hauptsächlich Zusammenhänge zwischen kriminellem bzw. „asozialem“ Verhalten und Anlage/Vererbung bzw. ihrem Auftreten in Verwandtschaftsbeziehungen oder in Bevölkerungsgruppen wie den „Karrnern“ her. In Studien, die er während der NS-Zeit geschrieben oder angelegt hatte, und mit denen er auch nach 1945 im Wissenschaftsbetrieb weiterarbeitete, sprach er von der Minderwertigkeit bestimmter Personen, in einer Fernsehdiskussion aus dem Jahre 1989 stellte er klar, nie das Wort minderwertig gebraucht zu haben.[5]
Vier theoretische Bezüge kennzeichnen Stumpfls wissenschaftliche Arbeiten:
Die Zusammenarbeit zwischen Mergen und Stumpfl wurde auch durch das Kriegsende nicht unterbrochen. 1949 erschien:
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