Freiamt (Schwarzwald)
Gemeinde in Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Freiamt ist eine Gemeinde im Landkreis Emmendingen in Baden-Württemberg etwa 25 km nördlich von Freiburg im Breisgau.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 10′ N, 7° 55′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Freiburg | |
Landkreis: | Emmendingen | |
Höhe: | 322 m ü. NHN | |
Fläche: | 52,9 km2 | |
Einwohner: | 4266 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 81 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 79348 | |
Vorwahl: | 07645 | |
Kfz-Kennzeichen: | EM | |
Gemeindeschlüssel: | 08 3 16 054 | |
Gemeindegliederung: | 5 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Sägplatz 1 79348 Freiamt | |
Website: | www.freiamt.de | |
Bürgermeisterin: | Hannelore Reinbold-Mench | |
Lage der Gemeinde Freiamt im Landkreis Emmendingen | ||
Freiamt liegt im Mittleren Schwarzwald in 255 bis 744 Meter Höhe. Auf dem Gemeindegebiet befindet sich der 744 Meter hohe Hünersedel.
Das Gemeindegebiet erstreckt sich zum einen Teil über das Grundgebirge des Mittleren Schwarzwaldes, zum anderen im Westen über dessen Vorbergzone. Eine Verwerfung, die das Freiamt von den Seilerhöfen im Süden über den Sägplatz bis zu den Hinterhöfen im Norden in nördlicher bis nordnordöstlicher Richtung durchquert, bildet die Trennlinie. An dieser Verwerfung, der sogenannten Hauptrandverwerfung, wurden bei der Entstehung des Oberrheingrabens Deckgebirgsschichten, die einst auch die benachbarten Schwarzwaldhöhen bedeckten, dort aber längst der Abtragung anheim gefallen sind, in die Tiefe versenkt, wo sie heute über der Rheinebene als Vorberge in Erscheinung treten oder, noch tiefer versenkt, unter den Schottern des Rheines und Tertiärsedimenten lagern.[2]
Im Freiamtgebiet besteht die Vorbergzone aus Buntsandstein und Muschelkalk. In den Tälern bildet der Buntsandstein, welcher der Vogesen-Formation zugeordnet wird, die Hänge, oben wird er von den Platten und Tonsteinen des oberen Buntsandsteins überlagert. Die Steinbrüche westlich der historischen Tennenbacher Kapelle und im Tennenbacher Tälchen geben einen Einblick in die Vogesensandstein-Formation.[3] Über dem Buntsandstein breitet sich eine unzusammenhängende Decke von unterem Muschelkalk aus. (Die höheren Muschelkalkschichten sind bereits der Erosion zum Opfer gefallen.) Die Decke ist vielfach zerlappt, da sie durch die sich einschneidenden Bäche stark erodiert wurde. Die rodenden Bauern im Mittelalter bevorzugten diese Muschelkalkflächen. Mit ganz wenigen Ausnahmen (zum Beispiel Hohreute) befinden sich auf diesen die Siedlungen der Freiamt-Vorbergzone. Die Vorbergscholle auf der sich das Freiamt ausdehnt, ist verglichen mit dem Gebiet nördlich der Bleich, kaum zerbrochen. Im Osten vermitteln etwa parallel zur Hauptrandverwerfung streichende Verwerfungen den Übergang zum Grundgebirge.
Die Buntsandstein-Muschelkalklandschaft wird charakterisiert durch tiefe Täler mit recht steilen, bewaldeten Hängen und durch sanft gewellte agrarisch genutzte Hochflächen in 400–450 m Höhe, auf denen der Wald weitgehend zurückgedrängt ist. Es ist ein ausgeprägtes Streusiedlungsgebiet mit Weilern, Hofgruppen und Einzelhöfen. Dazu gesellen sich die in den letzten Jahrzehnten entstandenen Neubaugebiete.
Östlich der Hauptrandverwerfung besteht der Untergrund aus Gneis in unterschiedlicher Ausprägung. Genannt seien der sogenannte Flasergneis und der Gneis der Steinach-Formation, in die sich der Brettenbach sein Tal gegraben hat. Die Engtalstrecke oberhalb des Sägplatzes befindet sich allerdings im Buntsandstein der Vorbergzone. Im Gneisgebiet haben die Täler sanfter geböschte Hänge, zum Teil eine Talsohle. Das Relief ist hier unruhiger, kuppig. Wald und Grünland dominieren. Die Siedlungen reihen sich in den Tälern auf. Die höchste Erhebung, der Hünersedel (744 m) liegt im Gneisgebiet, im benachbarten Steinbruch der Hauri K.G. wird Quarzporphyr gebrochen, Material, das auf vulkanische Tätigkeit im Erdaltertum zurückgeht.[4]
Als weiteres Geotop sei der Felssockel der Ruine Keppenbach, der aus Flasergneis besteht. erwähnt. Alte Stollenmundlöcher und Pingen in der Nähe erinnern an den früheren Erzbergbau.
Nachbargemeinden sind (im Uhrzeigersinn): Schuttertal (Ortenaukreis), Biederbach, Gutach im Breisgau, Waldkirch, Sexau, Emmendingen, Teningen, Malterdingen und Kenzingen.
Vom Freiämter Ortsteil Keppenbach aus besteht über die Passhöhe Gscheid eine Straßenverbindung zum im Elztal liegenden Gutach im Breisgau.
Die Gemeinde Freiamt besteht aus den fünf Ortsteilen Ottoschwanden, Mußbach, Reichenbach, Keppenbach und Brettental. Insgesamt gehören zur Gemeinde 62 Dörfer, Weiler, Zinken, Höfe und Häuser. Die Ortschaften Reichenbach, Keppenbach und das Zentrum Ottoschwandens haben dörflichen Charakter. Mußbach und Brettental sind mehr durch verstreute Bauernhöfe und einzelne Siedlungsgebiete geprägt.
Im Gemeindeteil Freiamt liegen die abgegangenen Ortschaften Bromshart, Büttenkropf (mglw. mit Busengraben identisch), Gutenrode, Hagstal, Hofen, das möglicherweise in Keppenbach aufgegangen ist, Holinstein, Nordbrechtsberg, Schönnenbrunnen, Brettenhardt und Mutterstegenhof.[5]
Monatsmittelwerte für Freiamt-Ottoschwanden (481 m), 1961 bis 1990
Quelle: DWD Klimadaten Deutschland[6] |
Das Gebiet des heutigen Freiamt unterlag im Mittelalter dem Einfluss der drei Machtträger Herren von Keppenbach, Kloster Tennenbach und Markgrafen von Hachberg.[7] Mit der Übernahme der Landgrafschaft Breisgau und der Vogtei über das Kloster Tennenbach setzten die Hachberger schließlich die Landesherrschaft durch.[7] 1344 wurde Ottoschwanden vom Kloster Andlau an Hachberg verkauft,[8] von 1356 bis 1386 waren Teile des heutigen Freiamt mit Zwing und Bann an Martin Malterer verpfändet.[7] Mit dem Ende der Markgrafschaft Baden-Hachberg im Jahre 1415 kam das Gebiet des heutigen Freiamt an den badischen Markgrafen Bernhard I. und gehörte von da an zu allen badischen Nachfolgegebilden. 1952 ging es im neu gegründeten Bundesland Baden-Württemberg auf.
Die Gemeinde wurde am 1. Juli 1971 unter dem Namen Ottoschwanden-Freiamt durch den freiwilligen Zusammenschluss der Gemeinden Ottoschwanden und Freiamt gebildet und am 16. August 1972 in Freiamt umbenannt.[9] Alt-Freiamt war im alten Land Baden flächenmäßig die zweitgrößte Gemeinde.
Um die Wende zum 11. Jahrhundert zog ein Sippenführer Otto mit Untertanen auf die Hochebene und brandrodete den Wald. Durch dieses Roden mit Feuer entstand die Schwendung des Otto und über Otenswant das spätere Ottoschwanden.[10]
Im Hochberger Land, zu dem Freiamt und Ottoschwanden gehörten, wurde die Reformation 1556 eingeführt. Auch heute noch ist der Ort evangelisch geprägt. In Freiamt gibt es zwei Kirchengemeinden: Mußbach/Keppenbach/Reichenbach mit dem Gemeindezentrum in Mußbach sowie die Kirchengemeinde Ottoschwanden/Brettental, deren Schwerpunkt in Ottoschwanden liegt. Außerdem gibt es eine neuapostolische Gemeinde, die ihr Gemeindehaus im Ortsteil Mußbach (Eckacker) erbaut hat.
Am 1. Januar 2013 wurde die römisch-katholische Kirchengemeinde Emmendingen-Teningen errichtet, zu der – abgesehen von den Patienten der Klinikseelsorge – über 13.000 Katholiken in Emmendingen, Freiamt, Sexau und Teningen gehören.[11]
Der Gemeinderat in Freiamt hat 14 Mitglieder. Er besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und der Bürgermeisterin als Vorsitzender. Die Bürgermeisterin ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Ergebnis:
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2024 |
Sitze 2024 |
% 2019 |
Sitze 2019 |
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FW | Freie Wählergemeinschaft | 45,6 | 6 | 45,7 | 6 | ||
CDU | Christlich Demokratische Union | 31,7 | 5 | 29,5 | 4 | ||
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 22,7 | 3 | 24,7 | 4 | ||
Gesamt | 100 | 14 | 100 | 14 | |||
Wahlbeteiligung | 72,7 % | 68,0 % |
Im Mai 2017 wurde Hannelore Reinbold-Mench mit 99,3 % der Stimmen für eine dritte Amtszeit wiedergewählt.[12]
Das aktuelle Wappen der Gemeinde vereint Elemente der Wappen von Alt-Freiamt und der ehemals selbständigen Gemeinde Ottoschwanden. In einem badischen Wappenschild – durch einen roten Schrägbalken geteiltes goldenes Feld als Zeichen langer Zugehörigkeit beider Orte zur Markgrafschaft Baden – findet sich im rechten unteren Feld die Tanne aus dem Wappen von Freiamt und links oben die Mondsichel sowie die beiden Sterne aus dem Ottoschwandener Wappen.
Die Gemeinde verbindet eine Partnerschaft mit der Gemeinde De Pinte in Belgien.
Neben dem Schwarzwaldtourismus prägen das Handwerk und vor allem Land- und Forstwirtschaft das Leben der Gemeinde. Freiamt versorgt sich als Bioenergiedorf selbst mit Energie aus erneuerbaren Quellen und exportiert darüber hinaus Strom.
Im Ortsteil Mußbach gibt es eine Grund- und Hauptschule, wobei der Grundschulzweig eine Außenstelle in Ottoschwanden besitzt.
Ein Heimatmuseum im Ortsteil Ottoschwanden stellt die Ortsgeschichte vor. Es ist u. a. in einem ehemaligen Leibgeding untergebracht, das vor seinem Umzug an den Freihof in Ottoschwanden im so genannten Vorhof stand, einem Gewann zwischen Rathaus und Reichenbach. Das „Bäule“ ist auch Kulisse eines Bauernmarktes am Freitag.
Außerdem befindet sich im Freihof ein privates Turmuhrenmuseum.[13]
In Freiamt ist die Vereinsdichte groß.
Gesang- und Musikvereine gibt es in Keppenbach/Reichenbach, in Mußbach/Brettental und in Ottoschwanden. Die Gemeinde verfügt über jeweils drei Vereine, von denen die zum alten Freiamt gehörenden Organisationen zusammen auftreten (Chorgemeinschaft und Musikvereine „Harmonie“ und „Freundschaft“).
Bei den Sportvereinen sieht es ähnlich aus, wobei dort die Grenzen der alten Gemeinden Freiamt und Ottoschwanden durch eine Spielgemeinschaft zwischen dem Sportclub Freiamt 1959 e. V. und dem Sportverein Ottoschwanden 1960 e. V. bei den Fußballmannschaften verwischt sind.[14]
Auch einen Gewerbeverein mit insgesamt 51 Mitgliedern gibt es in Freiamt.
Siehe: Liste der Naturdenkmale in Freiamt (Schwarzwald)
Das Naturschutzgebiet Kreuzmoos liegt zum Teil auf Freiämter Gemarkung.
Söhne und Töchter der Gemeinde:
Persönlichkeiten, die mit der Gemeinde in Verbindung stehen:
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