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österreichischer Philologe slowenischer Volkszugehörigkeit Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Franz Xaver Ritter von Miklosich, slowenisch Fran(c) Miklošič, (* 20. November 1813 in Pichelberg bei Luttenberg, im heute slowenischen Teil der Steiermark; † 7. März 1891 in Wien) war ein österreichischer Philologe slowenischer Volkszugehörigkeit. Er gilt als einer der Begründer der wissenschaftlichen Slawistik und als einer ihrer bedeutendsten Vertreter im 19. Jahrhundert.
Miklosich, Sohn eines untersteirischen Weinbauern, studierte mit der Hilfe seines Onkels, eines Landpfarrers, nach dem Gymnasialbesuch in Warasdin (kroatisch: Varaždin) und Marburg a. d. Drau (Maribor) Philosophie an der Universität Graz und wurde ebenda 1838 zum Dr. phil. promoviert. 1841 erwarb er nach dem anschließenden Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien auch den Grad eines Dr. jur. Nach der Supplierung der philosophischen Lehrkanzel in Graz bemühte er sich vergeblich um eine Habilitierung an der Universität Innsbruck, worauf er in mehreren Anwaltskanzleien tätig war.[1] Mit der Hilfe von Bartholomäus Jernej Kopitar, dem Zensor slawischer und griechischer Schriften an der Wiener k.k. Hofbibliothek, erhielt Miklosich 1844 dort eine Stelle als „Skriptor“[2] (Zensor), die er bis 1862 innehatte.
Durch eine Rezension von Franz Bopps Vergleichender Grammatik,[3] in welcher er slawische Sprachbeispiele ergänzte und damit die Notwendigkeit bewies, dass neben den verglichenen indogermanischen Sprachen Sanskrit bis Gotisch auch die Erforschung aller slawischen Sprachen notwendig sei, erregte Miklosich erstmals wissenschaftliche Aufmerksamkeit und begann somit seine slawistische Arbeit. Auf dem Reichstag von Kremsier, an dem er als slowenischer Abgeordneter teilnahm, war er dem Innenminister Graf Stadion durch seine besonnene Haltung aufgefallen, so dass dieser, der auch Bildungsminister war, an der Bestellung von Miklosich interessiert war, als an der Wiener Universität eine Lehrkanzel für Slawistik errichtet werden sollte. Als Miklosich aufgrund seiner 1845 in Leipzig erschienenen Arbeit über die Wurzeln slawischer Sprachen (Radices linguae slovenicae) trotz mangelnder Polnisch-Kenntnisse als geeignetster Kandidat eine Berufung auf den Slawistik-Lehrstuhl in Breslau erhalten sollte,[4] wurde er 1849 zunächst als außerordentlicher, im Jahr darauf als ordentlicher Professor auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für slawische Philologie an der Universität Wien berufen, den er bis 1886 innehatte. Zweimal war er Dekan der philosophischen Fakultät, 1853/54 auch Rektor der Wiener Universität. Er wurde im Jahr 1886 emeritiert.
Miklosich wurde in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 41B, Reihe G1, Nummer 25) beerdigt, wo später auch die Enkelin von Franz von Miklosich Dora Miklosich verehelichte Nüchtern ihre letzte Ruhe fand. Ihr Bruder Wolfgang von Miklosich (1893–1919), Lyriker und Musiker, wurde im Ersten Weltkrieg eingezogen und geriet 1915 in russische Gefangenschaft (Gefangenenlager Beresowka). 1919 aus der Gefangenschaft entlassen, starb Miklosich vor Antritt der Rückkehr in die Heimat an der Spanischen Grippe. Fünf seiner an Hedy Kempny aus der sibirischen Gefangenschaft gerichteten Gedichte wurden 2021 von Akos Banlaky vertont („13. Liedfantasie“ op. 69) und bei der Kempnyade 2021 uraufgeführt.
Miklosichs slawistisches Werk ist außerordentlich vielfältig und umfangreich. Zentrale Arbeitsgebiete waren die vergleichende Grammatik der slawischen Sprachen, Etymologie der slawischen Sprachen sowie Lexikographie des Kirchenslawischen. Die im Rahmen dieser Interessen entstandenen Monographien sind auch für die aktuelle Slawistik von Interesse und Nutzen, obschon in manchen Aspekten überholt. Irrtümlich benannte er so zum Beispiel das Altkirchenslawische als „Altslowenisch“ und war mit Bartholomäus Kopitar der Meinung, dass das Altkirchenslawische nicht auf dem Balkan, sondern im östlichen slowenischen Sprachraum, also in Pannonien als „Altslowenisch“ entstanden sei.[10] Bahnbrechend hingegen war Miklosich in der Erforschung von Lehnwörtern, sowie in der Personen- und Ortsnamenforschung.
Im Geiste eines Neueuropäismus[10] mit seiner unbewussten Sehnsucht aller europäischen Völker nach einer gemeinsamen Sprache beschäftigte sich Miklosich jenseits der slawischen Sprachen auch mit den Wechselbeziehungen zwischen den slawischen Sprachen und den benachbarten nichtslawischen Sprachen wie dem Griechischen, Türkischen, Ungarischen und besonders dem Rumänischen und Albanischen, wodurch er auch zum Begründer der rumänischen und der albanischen Philologie wurde.[10] Er verfasste aber auch umfangreiche Studien über Mundarten und Wanderungen der „Zigeuner“, und in einem zwölfbändigen Werk befasste er sich mit Kultur und Sprachen der Sinti und Roma.
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