Loading AI tools
öffentlich-rechtliche Satiresendung Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
extra 3 ist ein politisches Satiremagazin des Norddeutschen Rundfunks (NDR). Es wird in mehreren Staffeln an 25 Donnerstagen im Jahr im Ersten, ansonsten wöchentlich mittwochs im NDR Fernsehen präsentiert und ist jederzeit auf YouTube zu sehen.[3]
Fernsehsendung | |
Titel | extra 3 |
---|---|
Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Genre | Satire |
Erscheinungsjahre | seit 1976 |
Länge | 45 Minuten |
Ausstrahlungsturnus | wöchentlich |
Titelmusik | Felice Sound Orchestra – The Last Emperor[1][2] |
Produktionsunternehmen | Norddeutscher Rundfunk |
Idee | Dieter Kronzucker |
Premiere | 21. Sep. 1976 auf III. Fernsehprogramm der Nordkette |
Moderation | Christian Ehring (seit 2011 im NDR, seit 2014 auch im Ersten) |
Gegründet wurde die Sendung vom damaligen NDR-Chefredakteur Peter Merseburger und seinem Stellvertreter Dieter Kronzucker. Die Erstausstrahlung erfolgte am Dienstag, den 21. September 1976 im NDR Regionalprogramm. Rudolf Lauschke und Gerhard Quack entwickelten die Sendung. Die Sendeplätze wechselten im Laufe der Jahre: 1988 zum Beispiel jeden Freitag ab 20:15 Uhr, in den 1990er Jahren anfangs freitags um 20:45 Uhr, später und in den 2000er Jahren dann donnerstags um 22:30 bzw. 23 Uhr. Ende der 2000er wechselte die Sendung auf den Sonntagabend um 22:45 Uhr und läuft seit dem 8. Juni 2011 am Mittwochabend um 22:50 Uhr. Am 9. Oktober 2014 wurde extra 3 erstmals bei Das Erste ausgestrahlt, wo es seitdem staffelweise am Donnerstag um 22:50 Uhr im Wechsel mit anderen Satireformaten zu sehen ist.[4] Die Sendung wird ohne festen Sendeturnus auf tagesschau24 wiederholt.
Im Jahr 2018 hatten die Ausgaben im NDR Fernsehen durchschnittlich 244.000 Zuschauer bei einem Marktanteil von 7,1 % (NDR Sendegebiet, Zuschauer ab 3 Jahre). Die Ausgaben im Ersten hatten 2018 durchschnittlich 1,8 Millionen Zuschauer bei einem Marktanteil von 10,4 % (bundesweit, Zuschauer ab 3 Jahre).
Zum Vergleich: 1997 betrug die Einschaltquote der Sendungen im NDR Fernsehen durchschnittlich 180.000 Zuschauer, was einen Marktanteil von 5,7 % im NDR-Sendegebiet bedeutete (Zuschauer ab 3 Jahre). Die erste Sendung im Ersten am Donnerstag, dem 9. Oktober 2014, erreichte bundesweit 1,43 Millionen Zuschauer und entsprach einem Marktanteil von 8,4 %.[5]
In der Sendung vom 17. März 2016 wurde ein Lied mit dem Titel Erdowie, Erdowo, Erdogan ausgestrahlt.[6] Dieses befasst sich satirisch mit der Politik des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Der mit Erdoğan-Bildern unterlegte Text thematisiert die Einschränkung der Pressefreiheit in der Türkei, beispielsweise bei der Abschaltung des türkischen Fernsehsenders Bugün TV,[7] Menschenrechtsverletzungen sowie den Prozess gegen kritische Journalisten. Am 27. März 2016 wurde bekannt, dass der deutsche Botschafter Martin Erdmann ins Außenministerium in Ankara einbestellt worden war. Hierbei war unter anderem verlangt worden, die weitere Verbreitung des Videos zu unterbinden.[8] Der Botschafter musste sich nach Medienangaben für den rund zweiminütigen Beitrag rechtfertigen.[9] Daraufhin teilte das Auswärtige Amt mit, Erdmann habe bei dem Gespräch mit Unterstaatssekretär Murat Esenli deutlich gemacht, „dass Rechtsstaatlichkeit, die Unabhängigkeit der Justiz und der Schutz grundlegender Freiheiten, einschließlich der Presse- und Meinungsfreiheit, hohe Güter seien, die gemeinsam geschützt werden müssten“, sowie darauf hingewiesen, dass politische Satire in Deutschland von der Presse- und Meinungsfreiheit gedeckt sei „und es deshalb weder eine Notwendigkeit noch die Möglichkeit für ein Handeln der Bundesregierung gibt“.[10]
NDR-Fernsehen-Chefredakteur Andreas Cichowicz betonte, das diplomatische Handeln der türkischen Regierung aufgrund eines extra 3-Beitrages sei nicht mit dem sendereigenen Verständnis von Presse- und Meinungsfreiheit vereinbar.
Daraufhin veröffentlichte die Redaktion eine weitere Videoversion des Liedes mit türkischen Untertiteln.[11] Zudem wurde Erdoğan in der Sendung als „Mitarbeiter des Monats“ ausgezeichnet. Mit Stand Juni 2022 erreichte das Original auf der Internetplattform YouTube [6] bereits über 16 Millionen Aufrufe.
Als Reaktion auf diesen Eklat verlas Jan Böhmermann am 31. März 2016 in seiner Sendung das umstrittene Gedicht Schmähkritik,[12] das Grundlage für die Böhmermann-Affäre war.
Am 23. März 2017 legte die extra 3-Redaktion zu diesem Thema nach, diesmal mit dem Lied Neuer Song für Erdogan (den Schnuckel-Schnauzbart-Chef-Osman).[13] Erneut diente ein Lied von Nena als Vorlage, diesmal 99 Luftballons. Der wiederum mit Bildern Erdoğans unterlegte Text behandelt neben den Themen des ersten Liedes seinen Hass gegen Kurden, die Kritik an ausländischen Politikern und Ausweisung von türkischen Politikern aus den Niederlanden sowie Auftrittsverbote von türkischen Politikern in den Niederlanden und Deutschland.[14]
Die Spitzenkandidatin der AfD, Alice Weidel, forderte in ihrer Parteitagsrede im April 2017, die politische Korrektheit auf den Müllhaufen der Geschichte zu werfen.[15] In einer extra 3-Sendung äußerte Moderator Ehring Zustimmung mit den Worten: „Jawoll. Schluss mit der politischen Korrektheit, lasst uns alle unkorrekt sein. Da hat die Nazi-Schlampe doch recht. War das unkorrekt genug? Ich hoffe!“[16] Daraufhin stellte Weidel beim Hamburger Landgericht einen Unterlassungsantrag, der jedoch scheiterte. Das Landgericht argumentierte, dass es sich „klar erkennbar“ um Satire handele. Da Alice Weidel im „Blickpunkt der Öffentlichkeit“ stehe, müsse sie auch „überspitzte Kritik“ hinnehmen, zumal der Ausdruck „auf Weidel und ihre Forderung nach Abschaffung der Korrektheit Bezug“ nehme. Weidel legte Beschwerde beim Hanseatischen Oberlandesgericht ein,[17] zog diese jedoch wieder zurück.[18][19]
Als Dieter Kronzucker 1976 extra 3 „erfand“, sollten eigentlich einfach nur die Absurditäten des politischen Alltags abgehandelt werden, die Sendung wurde deshalb zwangsläufig zum reinen Satire-Magazin. Heute beleuchtet extra 3 wöchentlich das politische Geschehen in Form von satirischen Kurzbeiträgen, Moderationen und Stand-Ups. Neben Beiträgen, in denen aktuelle Geschehnisse satirisch dargestellt bzw. verarbeitet werden, gibt es in der Sendung auch einige feste Rubriken.
extra 3 läuft am Mittwoch um 22:00 Uhr im NDR Fernsehen oder am Donnerstag um 22:45 Uhr im Ersten (Stand: Dezember 2021). Die Sendung wird auf diversen ARD-Spartenkanälen und in den verschiedenen dritten Programmen wiederholt. Alle aktuellen Sende- und Wiederholungstermine listet der NDR auf der Homepage von extra 3 auf.[28]
Änderungen im Ersten
Mit dem Teilübergang ins Erste wurden einige Änderungen vollzogen: Die Sendung wurde um 15 Minuten auf 45 Minuten verlängert, das Studio-Set umgebaut und verschiedene regelmäßige neue Studio-Acts eingeführt, u. a. die Satiriker Oliver Kalkofe, Maxi Schafroth, Heinz Strunk, Torsten Sträter, die Parodisten Max Giermann und Michael Kessler sowie Kirstin Warnke und Janin Ullmann. Anfangs trat auch Schauspieler Armin Rohde in der filmischen Rubrik „Der Bodyguard“ auf sowie verschiedene prominente „Cameo“-Überraschungsgäste. An der inhaltlichen Ausrichtung der Sendung hat sich mit dem Teilübergang ins Erste nichts verändert.
Zeitraum | Name | Sendung |
---|---|---|
1976–1977 | Dieter Kronzucker | extra 3 |
1976–1977 | Peter Merseburger | extra 3 |
1976–1981 | Wolf von Lojewski | extra 3 |
1977–1989 | Lea Rosh | extra 3 |
1989–1997 | Hans-Jürgen Börner | extra 3 |
1997–2000 | Michael Gantenberg | extra 3 |
2000–2004 | Jörg Thadeusz | extra 3 |
2004–2007 | Thomas Pommer | extra 3 |
2007–2011 | Tobias Schlegl | extra 3 |
seit 2011 | Christian Ehring | extra 3 |
2014–2015 | Janin Ullmann | Realer Irrsinn XXL |
2016–2017 | Barbara Ruscher | Realer Irrsinn XXL |
2018–2019 | Maxi Schafroth | Realer Irrsinn XXL |
2020 | Sarah Kuttner | extra 3 mit Kuttner |
Die ersten Moderatoren der Sendung waren Dieter Kronzucker, Peter Merseburger und Wolf von Lojewski, die alle 1976 begannen. Von Lojewski hörte 1981 auf. 1977 kam Lea Rosh hinzu, die 1989 von Hans-Jürgen Börner abgelöst wurde. Seine Vertretung war Heidrun Petersen. Michael Gantenberg löste Börner 1997 ab, bis dieser 2000 durch Jörg Thadeusz ersetzt wurde. Gantenbergs und Thadeusz’ Vertretung war bis 2001 Patricia Schlesinger. Jörg Thadeusz selbst hörte am 26. Dezember 2004 auf und wurde durch den bereits am 15. April desselben Jahres beginnenden Thomas Pommer ersetzt. Seine Vertretung und die seines Nachfolgers Tobias Schlegl war Anja Reschke bis 2008. Schlegl moderierte die Sendung ab dem 19. Juli 2007 und wurde seinerseits am 29. Juli 2011 vom Kabarettisten Christian Ehring abgelöst.[29] Da Anja Reschke 2008 mit der Vertretung für Schlegl aufhörte, löste sie Christoph Lütgert ab, ehe sie 2011 doch wieder einstieg. Weitere Moderatoren der Sendung sind/waren Carl Heinz Ibe, Gerhard Quack, Lutz Lehmann, Lutz Mahlerwein, Navina Sundaram, Rolf Seelmann-Eggebert, Rudi Lauschke, Wolfgang Bremke und Ingrid Kansy. Die Sendung vom 18. Februar 2015 wurde ohne Angabe von Gründen von Torsten Sträter moderiert, Klaas Butenschön ergänzte gelegentlich Moderationen und übernahm die Rolle der Regie.
2015 wurden Sondersendungen namens extra 3 Spezial: Der reale Irrsinn XXL von Janin Ullmann und einer Gartenzwerghandpuppe moderiert. Von 2016 bis 2017 moderierte Barbara Ruscher, ab Februar 2018 Maxi Schafroth. Von Februar bis Dezember 2020 wurden die XXL-Sendungen durch extra 3 mit Kuttner ersetzt.[30] Sarah Kuttner widmete sich statt aktueller Politik eher Alltagsthemen und zeigte in jeder Ausgabe ältere Clips des realen Irrsinns. Genau wie der Reale Irrsinn XXL lief extra 3 mit Kuttner immer nur dann mittwochs, wenn Christian Ehring am darauffolgenden Donnerstag im Ersten zu sehen war. Seit 2021 werden aufgrund von Sparmaßnahmen beim NDR keine weiteren Kuttner-Ausgaben mehr produziert.[31] Inhaltlich gleich wird seit Februar 2021 extra 3 Spezial : Der reale Irrsinn auf der Couch ausgestrahlt, bei der die Beiträge durch abgefilmte Zuschauerreaktionen unterbrochen werden.
Im Rahmen des sogenannten extra 3 Powerpacks, einer Sendungsreihe im Herbst 2000, führten die Politiker Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), Thomas Goppel (CSU), Guido Westerwelle (FDP) und Gregor Gysi (PDS/Die Linke) als alleinige Moderatoren durch das Magazin.
Andere Mitarbeiter der Sendung waren Stefan Aust (ab 1976) als Reporter, Karsten Biehl (1976–1995) als Autor, Reporter und Interviewer, Theo Koll (1987–1988), Wigald Boning (1992–1993) und Dennis Gastmann (2004–2009) als Autor, Reporter und Interviewer, Mark Scheibe (2002–2003) als Pianist und Sänger, Janine Kunze alias Emma D (Ende 2004) als Co-Moderatorin, Karl-Otto Maue (1993–1996) und Hermann Hoffmann (1990) als Moderator, Humorist und Kapellmeister, Alfons alias Emmanuel Peterfalvi (2001–2006) als fiktiver französischer Reporter.
Das aktuelle Team von extra 3 (Stand: Juli 2019) besteht aus:
Von 1975 bis 1998 gab es beim Hörfunksender SWF3 eine Zeitfunksendung, die täglich von 12 bis 13 Uhr gesendet wurde und ebenfalls den Namen extra 3 trug.
Im Jahr 1992 sorgte die damalige Leiterin des Landesfunkhauses Niedersachsen Lea Rosh für NDR-interne Verstimmungen. Sie hatte „auf kurzem Dienstweg“ einen Bericht von extra 3 über einen vorher durch das Magazin Der Spiegel bekannt gewordenen Briefwechsel mit dem damaligen Potsdamer Oberbürgermeister und SPD-Parteikollegen Roshs, Horst Gramlich, unterbunden. Darin hatte sie Gramlich gebeten, ihr diskret beim Erwerb eines „Bauernhauses mit Pferdekoppel“ zu helfen. Gramlich hatte durch seinen Büroleiter antworten lassen, dass ihn und Rosh offenbar Welten trennten. Die extra 3-Redaktion beklagte nach Roshs erfolgreichem Eingreifen „klassische Zensur“. NDR-Programmdirektor Jürgen Kellermeier forderte von Rosh eine Entschuldigung bei der Redaktion wegen „Mitteln der hierarchischen Intervention, der Einschüchterung und der Drohung in eigener Privatsache“. Rosh kam dieser Forderung in sarkastischer Form nach.[40]
Der aktuelle Untertitel der Sendung ist „Der Irrsinn der Woche“. Bis 2014 wurde „Die einzige Satiresendung“ verwendet.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.