Erwitte

Stadt in Nordrhein-Westfalen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Erwitte

Erwitte (Erwitte/?) ist eine Stadt in Nordrhein-Westfalen, Deutschland und gehört zum Kreis Soest.

Schnelle Fakten Wappen, Deutschlandkarte ...
Wappen Deutschlandkarte
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Basisdaten
Koordinaten: 51° 37′ N,  21′ O
Bundesland:Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Arnsberg
Kreis: Soest
Höhe: 105 m ü. NHN
Fläche: 89,41 km2
Einwohner: 16.317 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 182 Einwohner je km2
Postleitzahl: 59597
Vorwahlen: 02943, 02945
Kfz-Kennzeichen: SO, LP
Gemeindeschlüssel: 05 9 74 016
Stadtgliederung: 15 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Am Markt 13
59597 Erwitte
Website: www.erwitte.de
Bürgermeister: Hendrik Henneböhl (CDU)
Lage der Stadt Erwitte im Kreis Soest
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Geografie

Zusammenfassung
Kontext

Geografische Lage

Erwitte liegt in Westfalen, etwa 8 km südlich von Lippstadt, 15 km östlich von Soest, ca. 60 km von Dortmund und 30 km westlich von Paderborn entfernt. Der höchste Punkt befindet sich im südöstlichen Stadtgebiet auf 183,8 m ü. NN und der niedrigste nordwestlich des Ortsteils Böckum auf 75,5 m ü. NN.

Geologie

Die Stadt liegt im Bereich der oberen Plänerkalk-Formation, der sog. Erwitte-Formation, die aus bis zu meterdicken gebankten, weißen bis grauen Mergelkalksteinen mit grauen dezimetermächtigen Mergel-Zwischenlagen besteht und die Grundlage für die lokale Zementindustrie bildet.[2]

Ausdehnung und Nutzung des Stadtgebietes

Die als „Größere Kleinstadt“ klassifizierte Stadt umfasst ein Gebiet von 89,41 Quadratkilometer. Die Ausdehnung des Stadtgebietes in Nord-Süd-Richtung beträgt rund sieben Kilometer, in Ost-West-Richtung 15,5 Kilometer. Der größte Teil des Stadtgebiets wird landwirtschaftlich genutzt.

Weitere Informationen Fläche nach Nutzungsart, Gebäude-,Frei- und Betriebsfläche ...
Fläche
nach Nutzungsart[3]
Gebäude-,
Frei- und
Betriebsfläche
Erholungs-
und
Friedhofs
fläche
Verkehrs-
fläche
Landwirt-
schafts-
fläche
Wald-
fläche
Wasser-
fläche
Moor,
Heide,
Unland
Abbau-
land
Flächen
anderer
Nutzung
Fläche in km²7,960,824,8670,72,180,870,991,020,01
Anteil an Gesamtfläche8,9 %0,9 %5,4 %79,1 %2,4 %1,0 %1,1 %1,1 %0 %
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Nachbargemeinden

Erwitte grenzt nördlich an die Stadt Lippstadt, östlich an die Stadt Geseke, südöstlich an die Stadt Rüthen, südlich an die Gemeinde Anröchte und westlich an die Gemeinde Bad Sassendorf.

Stadtgliederung

Erwitte gliedert sich in 15 Stadtteile.

ThumbBerenbrockBöckumEbbinghausenNorddorfVöllinghausen
Ortsteile der Stadt Erwitte (anklickbare Karte)
Weitere Informationen Ortschaft, Einwohner ...
Ortschaft Einwohner[4] Fläche Ortsvorsteher/in[5]
Bad Westernkotten 4.614 13,2 km² Franz-Josef Schütte (CDU)
Berenbrock 0318 3,45 km² Rita Ahle (CDU)
Böckum 0233 Ulrich du Mont (CDU)
Ebbinghausen 0211 Teresa Klause-Deimel (CDU)
Eikeloh 0476 7,73 km² Annemarie Altstädt (CDU)
Erwitte 6.670 Kai Günther (CDU)
Horn-Millinghausen 0973 3,24 km² Martin Jöring (SPD)
Merklinghausen-Wiggeringhausen 0149 Andreas Lutterbüse (CDU)
Norddorf 0137 Jürgen Werner (CDU)
Schallern 0315 3,55 km² Bodo Tiggesmeier (CDU)
Schmerlecke 0656 Mario Bußmann (SPD)
Seringhausen 0068 3,22 km² Meinolf Hötte (SPD)
Stirpe 1.047 5,56 km² Michael Andreas Peitz (CDU)
Völlinghausen 0750 7,73 km² Hubert Hense (CDU)
Weckinghausen 0049 2,24 km² Hubert Rickert-Schulte jun. (CDU)
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Geschichte

Zusammenfassung
Kontext
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Sankt-Laurentius-Kirche

St. Laurentius Erwitte und die Stadtkirche St. Petri Geseke waren die einzigen Urpfarreien zwischen Soest und Paderborn. Durch die Überlieferung aus Corvey ist die Existenz des Ortes im 9. Jahrhundert belegt. 2021/23 wurden jedoch die Fundamente einer 30 Meter langen steinernen Kirche aus dem frühen 10. Jahrhundert östlich von Erwitte im Ortsteil Eikeloh freigelegt, die am Ort einer älteren Hofstelle errichtet worden war und wohl schon im 12. Jahrhundert abgebrochen wurde.[6]

Der Ort Erwitte lag an einer Kreuzung des Hellwegs mit dem Lipperweg. Im Königshof Erwitte waren mehrere Könige und Kaiser zu Gast. Insbesondere Heinrich I. weilte dort 935 und fertigte dort verschiedene Urkunden aus. König Heinrich II. schenkte Bischof Meinwerk von Paderborn einige Güter der Umgebung. Konrad II. schenkte dem Bistum Paderborn 1027 die Curia regis in Erwitte.[7] Zum Königshof gehörte eine Kapelle. Diese war das älteste kirchliche Bauwerk der Umgebung. Die Pfarrrechte hatte indes die den Kölner Erzbischöfen unterstehende Laurentiuskirche. Diese wurde unter Erzbischof Sigewin von Are dem Patroklistift in Soest unterstellt.

Der Ort und die Umgebung waren im Mittelalter Sitz verschiedener bedeutender Adelsgeschlechter. Darunter waren auch die Herren von Erwitte. Zwar bestand schon 1027 ein Markt. Aber Erwitte hat sich im Mittelalter nicht zu einer Stadt im Rechtssinn entwickelt.

Die Kölner Erzbischöfe sind 1256 als Inhaber des örtlichen Gogerichts erstmals bezeugt. Erwitte war daher vielfach zwischen Köln und Paderborn umstritten. Im 17. Jahrhundert gelang es dem Adelsgeschlecht Landsberg zu Erwitte sowohl das kurkölnische Drostenamt Erwitte wie auch die Erbamtsmannschaft des Königshofsbezirk Erwitte-Westerkotten in einer Hand zu vereinen. Sie erbauten das Schloss Erwitte. Die Familie Droste zu Erwitte baute Haus Erwitte.

In der Zeit der Hexenverfolgungen um 1630 leitete Hexenkommissar Heinrich Schultheiß die Hexenprozesse in Erwitte. 1630 beschwerten sich die Westerkötter, dass „leider bey dieser inquisition, Exekution und Außrottung der Hexen viel zu nachsichtigh vergegangen werde“. Der Erwitter Pfarrer Jodocus Boget wurde 1630 wegen Hexerei auf dem Scheiterhaufen verbrannt.[8]

Erst nachdem in den 1920er Jahren mit der Zementindustrie ein wirtschaftlicher Aufschwung einsetzte, wurde Erwitte 1936 zur Stadt erhoben.[9]

Während der Zeit des Nationalsozialismus war in der Erwitter Burg eine Reichsschulungsburg der DAF und der NSDAP untergebracht.[10] Am Ostersonntag, 1. April 1945, erschoss ein Angehöriger des Freikorps Sauerland acht sowjetische Zwangsarbeiter in Erwitte.[11] Von 1959 bis 1970 war Erwitte Standort des Flugabwehrraketen-Bataillons 21 (Fla Rak Btl 21) sowie der 2. Batterie des Bataillons. Untergebracht waren die Einheiten in der Burg Erwitte, dem Schloss des Ortes. 1970 erfolgte der Umzug nach Echtrop am Möhnesee.

Eingemeindungen

Am 1. Januar 1975 wurde nach § 46 des Münster/Hamm-Gesetzes die bisherige Stadt Erwitte und die Gemeinden Bad Westernkotten, Berenbrock, Böckum, Ebbinghausen, Eikeloh, Horn-Millinghausen, Merklinghausen-Wiggeringhausen, Norddorf, Schallern, Schmerlecke, Seringhausen, Stirpe, Völlinghausen und Weckinghausen zu einer neuen Gemeinde zusammengeschlossen. Die Gemeinde erhielt den Namen Erwitte und das Recht, die Bezeichnung „Stadt“ zu führen. Das Amt Erwitte wurde aufgelöst. Rechtsnachfolgerin wurde die neugebildete Stadt Erwitte.[12][13]

Politik

Zusammenfassung
Kontext

Gemeinderat

Kommunalwahl 2020
Wahlbeteiligung: 58,6 % (2014: 56,0 %)
 %
50
40
30
20
10
0
41,3 %
21,1 %
20,1 %
5,8 %
11,7 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
  −8
−10
−12
−14
+3,8 %p
−12,7 %p
± 0,0 %p
−2,9 %p
+11,7 %p

Die 34 Sitze im Gemeinderat verteilen sich seit der Kommunalwahl 2009 folgendermaßen auf die Gruppierungen:

Weitere Informationen CDU, SPD ...
CDU SPD FDP BG Grüne
2020[14] 14 07 7 2 4
2014[15] 13 11 7 3
2009 12 10 9 3
2004 14 10 8 2
1999 17 11 6
1994 17 14 3
1989 15 16 3
1984 18 13 3
1979 18 13 3
1974 24 10
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Bürgermeister

Zurzeit bekleidet das Amt des Bürgermeisters Hendrik Henneböhl.[16]

Weitere Informationen Nr., Bild ...
Nr. Bild Name (Lebensdaten) Partei Amtsantritt Ende der Amtszeit
01 Heinrich Maurer
(1885–1965)
CDU 1947 1952
02 Heinrich Schmidt
(1886–1964)
SPD 1952 1956
03 Heinrich Maurer
(1885–1965)
CDU 1956 1964
04 Hans Rasche
(1923–1994)
CDU 1964 1979
05 Franz Meier
(1941–2022)
CDU 1979 1984
06 Heinz Schulte
(1933–2003)
CDU 1984 1989
07 Franz-Josef Spiekermann
(1935–2012)
SPD 1989 1991
08 Franz Meier
(1941–2022)
CDU 1991 1997
09 Wolfgang Fahle
(1934)
CDU 1997 2009
010 Peter Wessel
(1957)
CDU 2009 2020
11 Hendrik Henneböhl
(1988)
CDU 2020
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Wappen, Flagge und Siegel

Der Stadt Erwitte ist mit Urkunde des Regierungspräsidenten in Arnsberg vom 21. Dezember 1977 das Recht zur Führung eines Wappens verliehen worden (§ 3 Absatz 1 der Hauptsatzung),[17] das nahezu identisch ist mit dem Wappen des ehemaligen Amtes Erwitte.

Wappenbeschreibung

„Von Gold und Rot gespalten. Vorn ein aufgerichteter roter, goldgekrönter Löwe, hinten ein schräglinkes goldenes hausmarkenähnliches Zeichen in Form einer mit einem Querbalken versehenen Wolfsangel.“[18]

Bedeutung

Die Farben sind die des Klosters Corvey (erste urkundliche Erwähnung Erwittes), der Löwe entstammt dem Wappen der Ritter von Erwitte, das hausmarkenähnliche Zeichen wird als Sälzerhaken gedeutet und ist am Kirchturm der Johannes-Kirche in Bad Westernkotten angebracht.

Flagge und Banner

Der Stadt Erwitte ist ferner mit Urkunde des Regierungspräsidenten in Arnsberg vom 21. Dezember 1977 das Recht zur Führung einer Flagge und eines Banners verliehen worden (§ 3 Absatz 2 der Hauptsatzung).[17]

„Beschreibung der Flagge:
Von Gelb zu Rot im Verhältnis 1:1 längsgestreift, in der Mitte der Wappenschild der Stadt.

Beschreibung des Banners:
Von Gelb zu Rot im Verhältnis 1:1 längsgestreift, in der Mitte der oberen Hälfte der Wappenschild der Stadt.“

Siegel

Durch Urkunde des Regierungspräsidenten in Arnsberg vom 21. Dezember 1977 ist der Stadt Erwitte außerdem das Recht zur Führung eines Dienstsiegels verliehen worden. (§ 3 Absatz 3 der Hauptsatzung)[17]

„Siegelbeschreibung:
Das Siegel zeigt den Wappenschild der Stadt und führt im Siegelrund in Großbuchstaben oben die Umschrift STADT, unten ERWITTE.“

Städtepartnerschaft

Es besteht eine Partnerschaft mit der Stadt Aken in Sachsen-Anhalt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Zusammenfassung
Kontext
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Schloss Erwitte
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Altes Rathaus, ehemaliges Gogerichtsgebäude
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Windmühle in Schmerlecke

In Erwitte selbst und in den dazugehörenden Gemeinden gibt es zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Dazu zählen unter anderem:

Gruppen und Vereine rund um die Musik

  • Tambourkorps Musikverein Bad Westernkotten
  • DJK Fanfarenzug Erwitte
  • Erwitter Kinder- & Jugendchorwettbewerb
  • GFF (Gesellschaft der Freunde und Förderer klassischer Konzerte in Erwitte)
  • Hellwegmusikanten Erwitte e. V.
  • Jagdhornbläsercorps Erwitte
  • Kirchenchor Cäcilia
  • Männergesangverein 1885 Erwitte e. V.
  • Musikschule Erwitte
  • Tambourcorps Erwitte 1906 e. V.
  • Blasorchester Bad Westernkotten
  • Vocalensemble Erwitte

Parks

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Am Schloss Erwitte
  • Stadtpark[19] mit Schlossbad
  • Kurpark im Ortsteil Bad Westernkotten[20]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Kontext

Verkehr

Erwitte liegt an der Bundesautobahn 44. Im Ort kreuzen sich die Bundesstraße 1 und die Bundesstraße 55. Die durch Erwitte führende Bahnstrecke Münster–Warstein ist die Stammbahn der Westfälischen Landes-Eisenbahn und wird von dieser im Güterverkehr befahren. Der nächstgelegene Bahnhof für den Personenverkehr befindet sich in Lippstadt.

Der regionale Busverkehr erfolgt im Rahmen der Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH.

Ansässige Unternehmen

Bildung

  • Erich-Kästner-Grundschule Erwitte
  • Astrid-Lindgren-Grundschule Bad Westernkotten
  • Cyriakus-Grundschule Horn-Millinghausen
  • Städtisches Gymnasium Erwitte
  • Sekundarschule Anröchte/Erwitte
  • Lindenschule, Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Sprache im Ortsteil Bad Westernkotten (Träger Kreis Soest)
  • Musikschule Erwitte

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Personen, die mit dem Ort in Verbindung stehen

  • Jodocus Boget († 1630), Erwitter Pfarrer, wegen Hexerei auf dem Scheiterhaufen verbrannt
  • Franz Xaver Schulte (1833–1891), Pfarrer in Erwitte und Verfasser der „Geschichte des Kulturkampfes“ (1882)

Siehe auch

Literatur

  • Westfälischer Städteatlas, Band VI, 2. Teilband. Im Auftrage der Historischen Kommission für Westfalen und mit Unterstützung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, hrsg. von Heinz Stoob † und Wilfried Ehbrecht. Stadtmappe Erwitte, Autor: Wilfried Ehbrecht. Dortmund/Altenbeken 1999, ISBN 3-89115-940-4.
  • Amtsbürgermeister Maurer (Hrsg.): 1100 Jahre Erwitte. Westfälische Vereinsdruckerei, Münster 1936.
  • Clemens Böckmann: Die jüdische Gemeinde in Erwitte – Die Aufarbeitung von fast 300 Jahren jüdischer Geschichte in einer kleinen Stadt. Kreis Soest, Erwitte 1986.
Commons: Erwitte – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

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