Ernst Osterkamp (* 24. Mai 1950 in Tecklenburg auf dem Bauernhof „Osterkamp“[1]) ist ein deutscher Germanist, Hochschullehrer und Literaturkritiker. Von 2017 bis November 2023 war er Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und gilt als „einer der renommiertesten Germanisten des Landes“,[2] als „bedeutender Kenner Goethes[2] und „als glänzender Stilist“.[2]

Leben

Ernst Osterkamp studierte von 1968 bis 1977 Germanistik, Sozialwissenschaften und Philosophie in Münster,[3] wo er 1977 mit einer motivgeschichtlichen Studie über „Darstellungsformen des Bösen“[1] am Beispiel des Teufels als Lichtbringer promoviert wurde. Die prägenden Einflüsse der Studienjahre waren Theodor W. Adornos Ästhetische Theorie und Hans Blumenbergs Vorlesungen.[1][4]

Danach arbeitete er ein Jahr als freier Verlagsmitarbeiter und wurde 1979 wissenschaftlicher Assistent am Institut für Germanistik der Universität Regensburg. 1988 habilitierte er sich in Regensburg und wirkte dort bis 1992 als Privatdozent.[3]

Es folgten 1992 eine Gastprofessur an der Universität Würzburg und eine Professur für deutsche Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin,[5][3] nachdem er Rufe an die Universitäten in Kiel und Bochum abgelehnt hatte.[3] Der Neuaufbau des Instituts für Deutsche Literatur an der Humboldt-Universität – alle Mitarbeiter mussten sich neu bewerben – Anfang der 1990er Jahre bot Ernst Osterkamp ein „Experimentierfeld“, das „hochattraktiv“ gewesen sei.[6] Nach einem Verlängerungsantrag von einem Jahr[6] ging Ernst Osterkamp im November 2016 in den Ruhestand.

Ernst Osterkamps wissenschaftliches Interesse gilt der Literatur des Barock (darunter Johann Christian Günther), der Frühaufklärung, der Klassik (neben Goethe – der „Autor, der mich am meisten beschäftigt hat“[1] – auch Winckelmann,[1] Schiller sowie Caroline und Wilhelm von Humboldt) und der Moderne (insbesondere George und Borchardt, zu denen er „wegweisende Deutungen [vorlegte]“[2]) sowie den Wechselbeziehungen zwischen Dichtung, bildender Kunst und Oper.[7][8]

Zu seinen „Meisterschülern“, die er als akademischer Lehrer wesentlich förderte, zählen Jens Bisky und Steffen Martus.[2]

Seit etwa 1990 führte sein „literaturkritisches Verhältnis zu den Texten“, das er als „leidenschaftlicher Leser“ habe, dazu, dass er zahlreiche Rezensionen für die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb.[1]

Er ist ordentliches Mitglied der Akademien der Wissenschaften in Mainz (seit 2003), in Berlin-Brandenburg (seit 2006) und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (seit 2010; Wahl zu deren Präsident[8][2] im Oktober 2017, Wiederwahl im November 2020[9]).

Ernst Osterkamp bezeichnet sich als „unersättlichen Leser“[1] und als das wichtigste Lektüreerlebnis seiner Kindheit eine Reiseerzählung von Karl May: „Das unfassbare Glück, das eine Buch, das ich zu Weihnachten geschenkt bekam, ist bis heute nicht nur in meiner Erinnerung, sondern in meinem ganzen Körper gespeichert: Der Schatz im Silbersee mit echtem Lederrücken und Lesebändchen, in herrlichster Geschmacksunsicherheit von der Deutschen Buch-Gemeinschaft ausgestattet und vertrieben: Das war ein Schatz, den man nicht nur lesen, sondern auch riechen, schmecken und streicheln konnte, zumal wenn man ihn mit ins Bett nahm.“[1] Sein „Lieblingsbuch“ ist Gottfried Kellers Roman Der grüne Heinrich.[10]

Schriften (Auswahl)

Monographien

Herausgegebene Sammelbände

Herausgegebene Reihen und Zeitschriften

  • mit Werner Röpke: Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte. Begründet als Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker von Bernhard ten Brink und Wilhelm Scherer. de Gruyter, Berlin/New York 1995 ff, Band 1 (235) ff.
  • als Mitherausgeber: Zeitschrift für Germanistik. Neue Folge. Band IV (1994)–VIII (1998).
  • mit Wilfried Barner, Christine Lubkoll und Ulrich Ott: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft. Band 43 ff. (1999 ff.).
  • als Mitherausgeber: Transformationen der Antike. de Gruyter, Berlin/New York 2007 ff. Band 1 ff.
  • mit Wolfgang Braungart und Ute Oelmann: Castrum Peregrini. Neue Folge. Band 1 ff. Wallstein, Göttingen 2008 ff. [Zeitschrift zu Stefan George und seinem Kreis].

Autobiographisches

Einzelnachweise

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