Fahrenkamp kam nach einer vorwiegend praktischen Ausbildung – unter anderem bei Carl Sieben und Albert Schneiders in Aachen – nach Düsseldorf, wo er von 1909 bis 1912 im Büro des Architekten Wilhelm Kreis arbeitete. Ab 1911 war er an der Kunstgewerbeschule Düsseldorf tätig, zunächst als Assistent, dann als Hilfslehrer. Als die Architekturabteilung der Kunstgewerbeschule 1919 auf die Kunstakademie überging, wurden Fahrenkamp und seine Lehrerkollegen zu Professoren der Akademie. In den 1920er Jahren gehörte er zu den prominentesten Architekten Deutschlands. Unter Beibehaltung traditioneller Grundkonzeptionen verstand er es, zeitgenössische Tendenzen (expressionistische Architektur, Neues Bauen) aufzunehmen und ausgleichend umzusetzen. Fahrenkamp verfügte über gute, systematisch ausgebaute und gepflegte Kontakte in die Kreise der rheinisch-westfälischen Industrie, die ebenfalls viel zu seinem beruflichen Erfolg beitrugen.
Nach dem Scheitern des weltanschaulich (nationalsozialistisch) ausgerichteten Direktorates von Peter Grund übernahm Fahrenkamp 1937 (zunächst kommissarisch) die Leitung der Düsseldorfer Kunstakademie. Er orientierte die Ausbildung stärker an praktischen Bedürfnissen und suchte auch hier die Kooperation mit der Industrie. Er verstand sich und seine Arbeit als unpolitisch, konnte damit aber vermutlich nur wegen bester Kontakte in dem Umfeld von Hermann Göring und Joseph Goebbels bestehen. So erbaute er u.a. die Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei. Fahrenkamp stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[1]
Völlig unverständlich blieb es ihm, dass er nach 1945 in den Augen der Kulturpolitik wegen seiner hohen Position im Dritten Reich als nicht mehr tragbar galt und nicht wieder ins kulturelle Leben einbezogen wurde. Während sich andere Künstler erfolgreich gegen solche Behandlung wehrten und schließlich sogar ihre Vergangenheit völlig unter den Teppich kehren konnten, zog sich Fahrenkamp aus der Öffentlichkeit zurück. Von dieser weitgehend unbeachtet blieb er jedoch bis zu seinem Lebensende ein vielbeschäftigter Architekt.
1910: Wohnhaus in Düsseldorf-Oberkassel (zusammen mit Adam Dickmann (1876–1961)) ⊙51.229411886.76052
1910–1911: Wohnhaus in Düsseldorf-Oberkassel (zusammen mit Gustav Wagner) ⊙51.236.7457934
1911: Wohnhaus in Düsseldorf-Oberkassel ⊙51.229396.76135
1923: Niederlassung der Rheinstahl-Handelsgesellschaft mbH in Stuttgart-Feuerbach (unter Denkmalschutz; in den 1990er Jahren zum Veranstaltungsort umgebaut, seit 2003 spielt hier das Theaterhaus Stuttgart)[6]⊙48.8104399.179474
1925: Entwurf für das Lochner-Haus in Aachen, am Hauptbahnhof Im Auftrag des Unternehmers Rudolf Lochner sollte eines der ersten Hochhäuser Deutschlands mit konsequent angewandter Stahlskelettkonstruktion entstehen. Nach Fertigstellung des Stahlskeletts wurde der Bau jedoch wegen finanzieller Probleme des Bauherrn eingestellt. Rund vier Jahre war das Stahlskelett Deutschlands wohl bekannteste Investitionsruine, bevor der Bau von dem Kölner Architekten und Immobilienunternehmer Jacob Koerfer 1929–1930 in konstruktiv und gestalterisch völlig veränderter Form weitergeführt wurde. Unter dem Namen Haus Grenzwacht wurde es als Verwaltungsgebäude der Stadt Aachen genutzt und später unter Denkmalschutz gestellt.[11]
1927: Hotel „Breidenbacher Hof“ in Düsseldorf (1944 zerstört, 1946/1947 nach Plänen von Fahrenkamp wiederaufgebaut, 2005 abgerissen und bis 2008 durch Neubau von Hentrich, Petschnigg & Partner ersetzt)
vor 1927: Weberei der P. C. Neumann GmbH in Zittau[17][18] (nach 1990 teilweise abgerissen, die erhaltenen Bauteile zum Supermarkt umgebaut) ⊙50.893614.818324
1928: Büro- und Geschäftshaus für den Spielwaren-Einzelhändler Hugo von Othegraven in Mülheim an der Ruhr (seit 1928 mit Woolworth-Filiale im Erdgeschoss) ⊙51.427336.88
1938–1943: Präsidialgebäude des Deutschen Roten Kreuzes in Potsdam-Griebnitzsee (Überarbeitung eines Entwurfs von Norbert Demmel; heute Sitz der Juristischen Fakultät der Universität Potsdam)
1939: Pavillon “Deutsches Haus” auf der Internationalen Wasserbauausstellung Lüttich/Liège 1939 (Belgien)[24]
1955: Hotel Doerenkamp bei Ratingen, Krummenweg (nach 1986 abgerissen)[27]
1957: Landhaus für das Demag-Vorstandsmitglied Alfred E. Schulz in Ratingen-Hösel[28]⊙51.33316.898
1960: Erweiterung der Villa des Unternehmers Günther Henle in Duisburg, Wilhelmshöhe 10[29]⊙51.43436.8
1960–1961: Kaufhaus Althoff in Herne (später Karstadt, dann Hertie, nach Umbau seit 2021 Neue Höfe Herne) ⊙51.541857.221
August Hoff: Emil Fahrenkamp. Ein Ausschnitt seines Schaffens aus den Jahren 1924–1927. Hoffmann, Stuttgart 1928.
Christoph Heuter: Emil Fahrenkamp 1885–1966. Architekt im rheinisch-westfälischen Industriegebiet. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2002, ISBN 3-935590-37-7.
Brigitte Jacob: Emil Fahrenkamp. Bauten und Projekte für Berlin. jovis, Berlin 2007, ISBN 978-3-939633-31-0.
Judith Breuer, Gertrud Clostermann: Das Rheinstahl-Werk in Stuttgart-Feuerbach. Ein früher Industriebau Emil Fahrenkamps. Abriß oder Erhalt unter Einbezug in die Neuplanung. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 20. Jahrgang 1991, Heft 2, S. 100–107.
zeitgenössische Abb. in: Walter Müller-Wulckow: Deutsche Baukunst der Gegenwart. Bauten der Gemeinschaft. Langewiesche Verlag, Königstein im Taunus / Leipzig 1929, S. 50.
Aachener Zeitung:Er initiierte den Bau von Haus Grenzwacht.Aachener Zeitung,8.Oktober 2014,archiviertvomOriginal(nicht mehr online verfügbar)am28.Juni 2018;abgerufen am 14.Oktober 2022(deutsch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.aachener-zeitung.de
Luigi Monzo: Kirchen bauen im Dritten Reich. Die Inversion der kirchenbaulichen Erneuerungsdynamik am Beispiel der von Fritz Kempf entworfenen Kirche St. Canisius in Augsburg. In: Das Münster, Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 68. Jahrgang 2015, Heft 1 (April), S. 74–82.