Die duale Basis wird auch reziproke Basis genannt, denn
„Vektorsätze werden zueinander reziprok genannt, wenn die Vektoren des
einen Satzes jeweils senkrecht stehen auf denjenigen Vektoren des anderen
Satzes, die abweichende Indizes haben. Bei gleich indizierten Vektoren
wird Eins gefordert.“
Mathematisch ausgedrückt mit Basisvektoren und reziproker Basis eines n-dimensionalen euklidischen Vektorraums V bedeutet das:
mit dem Skalarprodukt „·“ des Vektorraums und dem Kronecker-Delta . Dies ist die Übertragung der definierenden Eigenschaften einer Orthonormalbasis auf eine schiefwinklige Basis. Bei einer Orthonormalbasis ist die reziproke Basis identisch zur gegebenen Basis.
Komponenten von Vektoren
Die reziproke Basis wird vor allem dazu verwendet, die Koeffizienten und Komponenten von Vektoren und Tensoren zu berechnen, beispielsweise
Insbesondere für die Basisvektoren ergibt sich[1]:143
Die auftretenden Skalarprodukte und sind die Metrikkoeffizienten des Vektorraums. Sie haben ihren Namen daher, dass mit ihrer Hilfe geometrische Eigenschaften wie Länge, Abstand und Winkel gemessen werden können, beispielsweise:
wo cos(a,b) den Cosinus des Winkels zwischen den Vektoren a und b ausgibt. Durch eine Abstandsdefinition, wie z. B. den euklidischen Abstand, wird die Metrik des Raumes bestimmt.[1]:115 Siehe auch #Tensor-Schreibweise und Krummlinige Koordinaten.
Berechnung der reziproken Basis
Werden die Basisvektoren spaltenweise in eine Matrix eingelagert, , dann finden sich die reziproken Basisvektoren in den Zeilen der Inversen oder den Spalten der transponiert inversen Matrix . Mit der Standardbasis ê1,2,…,n und dem dyadischen Produkt „⊗“ schreibt sich das:
denn
wo für die Einheitsmatrix steht. Bemerkenswert ist
Spezialfall R3
Im Vektorraum mit Standardskalarprodukt "·" und Kreuzprodukt "×" findet sich mit obiger Gleichung und der Formel für Matrizeninversion:
Im Nenner der Brüche steht das mit den Basisvektoren gebildete Spatprodukt, das invariant gegenüber einer zyklischen Vertauschung seiner Argumente ist, und das gleich der Determinante der Matrix ist, die aus den Basisvektoren gebildet wird. Die definierende Eigenschaft ist hier sofort ersichtlich.
Anwendung aus der Kristallographie
Die Bestimmung dieser dualen Basis im ist bei der Beschreibung von Kristallgittern wichtig. Dort bilden die primitiven Gittervektoren eine (i. A. nicht orthonormale) Basis des . Das Skalarprodukt zwischen Basisvektoren der reziproken Basis und primitiven Gittervektoren ist in der kristallographischen Konvention:
- ,
ist also die zu duale Basis im .
Beispiel: Die primitiven Gittervektoren des kubisch-flächenzentrierten (fcc) Gitters lauten:
Obige Gleichungen für den ergeben:
Diese bilden ein kubisch-raumzentriertes (bcc) Gitter.
Sei eine beliebige Basis eines euklidischen Vektorraums . Die dazu duale Basis in ist definiert durch die Eigenschaft
- ,
Hierbei bezeichnet das Skalarprodukt.
Weiter sei eine Orthonormalbasis in , beschreibe den Basiswechsel mit der invertierbaren Matrix .
Durch Vergleichen von
mit ergibt sich
- .
Mit dem dyadischen Produkt schreibt sich das wie eingangs angegeben.
Verallgemeinerung auf pseudo-riemannsche Metrik
Im endlichdimensionalen Vektorraum mit pseudo-riemannscher Metrik und einer Basis betrachte den Dualvektor definiert durch
- .
Dann gilt
- mit .
Dabei ist der duale Vektor im Dualraum aus der ersten Bedeutung, das äußere Produkt und der durch die pseudo-riemannsche Metrik induzierte Isomorphismus zwischen und .
Definition
Es sei ein -dimensionaler Vektorraum über einem Körper . (In Anwendungen ist der Körper oft oder .) Weiter sei eine Basis von .
Dann gibt es zu jedem genau eine lineare Abbildung mit und für , denn eine lineare Abbildung ist durch die Bilder auf einer Basis eindeutig bestimmt. Die so definierten bilden eine Basis des Dualraums , welche zur Basis von dual ist. Mit der Kronecker-Delta-Schreibweise, ist also die definierende Eigenschaft der dualen Basis .
Beispiel
Sei die Monombasis des Vektorraums der Polynome mit maximalem Grad 2. Wir definieren den Dualraum bezüglich des Skalarprodukts . Dann bilden die linearen Abbildungen die duale Basis des .
Verhalten bei Basiswechsel
Sei eine Basis von und die zugehörige duale Basis. Weiter sei eine zweite Basis von mit .
Als Matrix eines Basiswechsels ist invertierbar. Die Komponenten der Inversen seien mit bezeichnet. Ein Vergleich von
mit der definierenden Eigenschaft ergibt sofort das Transformationsverhalten der dualen Basis:
- .
Tensor-Schreibweise
Im Tensor-Formalismus der Relativitätstheorie schreibt man die Basis eines Vektorraumes (wie etwa eines Tangentialraums) mit oberen Indizes, , nennt diese Vektoren kontravariant und versteht diese als Spalten-Vektoren. Die zugehörige kovariante Basis ist dann genau die oben vorgestellte duale Basis in Form von Zeilen-Vektoren. Diese schreibt man dann mit unteren Indizes, . Die definierende Bedingung lautet dann .
Der Grund für diese Schreibweise ist das unterschiedliche Transformationsverhalten der Vektoren bei Basiswechsel.
Ist die lineare Transformation, die eine Basis auf eine andere abbildet, so gilt:
und man liest ab, dass sich die duale Basis mittels transformiert. Betrachtet man Koordinaten bezüglich der Basen, so findet man ähnliche Verhältnisse.
Ist etwa und ist , so gilt bei Beachtung der Einsteinschen Summenkonvention für einen Vektor :
.
Der Koeffizient von zum Basisvektor ist also , das heißt die Koeffizienten transformieren sich ebenfalls mittels der inversen Transformationsmatrix. Generell schreibt man alle (kontravarianten) Größen, die sich mittels transformieren, mit oberen Indizes und alle (kovarianten) Größen, die sich gegenläufig, also mittels transformieren, mit unteren Indizes.