Dautmergen

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Dautmergen

Dautmergen ist eine Gemeinde im Zollernalbkreis in Baden-Württemberg (Deutschland). Außer dem gleichnamigen Dorf gehören zur Gemeinde Dautmergen keine weiteren Orte. Dautmergen ist nach Einwohnern eine der kleinsten Gemeinden im Zollernalbkreis.[2]

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Schlichem und Kirchturm der Pfarrkirche St. Verena
Schnelle Fakten Wappen, Deutschlandkarte ...
Wappen Deutschlandkarte
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Basisdaten
Koordinaten: 48° 15′ N,  44′ O
Bundesland:Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Zollernalbkreis
Höhe: 608 m ü. NHN
Fläche: 4,54 km2
Einwohner: 447 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 98 Einwohner je km2
Postleitzahl: 72356
Vorwahl: 07427
Kfz-Kennzeichen: BL, HCH
Gemeindeschlüssel: 08 4 17 014
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Kirchweg 17
72356 Dautmergen
Website: www.gemeinde-dautmergen.de
Bürgermeister: Hans Joachim Lippus
Lage der Gemeinde Dautmergen im Zollernalbkreis
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Geographie

Geographische Lage

Dautmergen liegt im westlichen Vorland der Schwäbischen Alb. Oberhalb des Ortes liegt die Schömberger Schlichemtalsperre. Durch die Gemeinde fließt die Schlichem.

Nachbargemeinden

Die Nachbargemeinden sind (beginnend im Norden):
Geislingen, Dormettingen, Schömberg, Zimmern unter der Burg, Rosenfeld

Historische Geographie

Im Schlichemtal lag vermutlich ein Juchhausen bezeichneter Ort, der 793 als Juchhusa erstmals Erwähnung findet und wahrscheinlich im 13. Jahrhundert abgegangen ist.[3]

Schutzgebiete

Ein Teilgebiet des FFH-Gebiets Kleiner Heuberg und Albvorland bei Balingen zieht sich östlich der Ortschaft in einem Band vom Hohen Rain bis zur Gemeindegrenze zu Dormettingen. Hier befinden sich großflächige Bestände des Lebensraumtyps Magere Flachlandmähwiese. Weitere Schutzgebiete nach Naturschutzrecht sind auf dem Gemeindegebiet nicht ausgewiesen.[4]

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Frühgeschichte

In Dautmergen gebrochene Hartkohle wurde zum Schmuckstein poliert in Silber eingelassen als Gagat gehandelt.[5] Bereits in der Hallstattzeit waren Gagatarmbänder in Dautmergen gebräuchlich.[6]

Antike und Mittelalter

Die Römerstraße zwischen Arae Flaviae (heute Rottweil) und Summelocenna (heute Rottenburg a. N.) querte in einer Furt die Schlichem in Dautmergen, sodass bereits zu dieser Zeit eine Siedlung vermutet werden kann.

Im Zuge der Völkerwanderung ließen sich die Alamannen in Süddeutschland nieder und benannten ihre Siedlungen nach dem Stammvater der Sippe. Erstmals erwähnt wurde Dautmergen 1275 als Tutmaringen, bestehend aus dem Personennamen Tutmar, was für eine solche alemannische Siedlung spricht. Bis 1300 wird Dautmergen auch als Tautmoringen und Tutmeringen erwähnt.

Im Jahre 1300 verkauften Eberhard und Hug von Lupfen die Ortsherrschaft und das Dorfgericht an die Herren von Zimmern, welche der Oberhoheit der Grafschaft Hohenberg unterstanden. Zusammen mit der Grafschaft Hohenberg kam Dautmergen 1381 an die Habsburger (Schwäbisch-Österreich).[7]

Vom Beginn der Neuzeit bis zur NS-Zeit

Durch die Mediatisierung der zu Vorderösterreich gehörenden Grafschaft Hohenberg kam Dautmergen zum 1806 errichteten Königreich Württemberg. Kurzzeitig war der Ort dem Oberamt Spaichingen zugeordnet, und seit 1812 für mehr als ein Jahrhundert dem Oberamt Rottweil unterstellt. Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Dautmergen 1938 zum Landkreis Balingen.

Konzentrationslager Dautmergen

Im Jahr 1944 wurde im Zuge des „Unternehmens Wüste“ als Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof das KZ Dautmergen aufgebaut, um Zwangsarbeiter für die Ölproduktion im Rahmen des Mineralölsicherungsplans unterzubringen.

Die Menschen, die die grausamen Bedingungen in der „Mordfabrik“ Dautmergen[8] nicht überlebten, wurden nach dem Krieg auf einem Friedhof neben der heutigen Gedenkstätte Dautmergen-Schömberg bestattet.

Nachkriegszeit

Im Jahre 1945 wurde der Ort Teil der Französischen Besatzungszone und kam somit zum Nachkriegsland Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Bundesland Baden-Württemberg aufging.

Seit der Kreisreform von 1973 ist Dautmergen Teil des Zollernalbkreises.[7]

Religion

Dautmergen ist überwiegend römisch-katholisch geprägt. Die heutige katholische Kirchengemeinde St. Verena wurde als Pfarrei erstmals 1275 erwähnt. Das Patronatsrecht wechselte über die Jahrhunderte häufig den Inhaber, bis es 1774 durch Vermählung von den Herren von Hornstein an die Familie der Fürsten von Waldburg-Zeil überging, die es bis heute hält.[9]

Die Gottesdienste werden in der frühgotischen katholischen Pfarrkirche St. Verena gefeiert, welche mit dem denkmalgeschützten Pfarrhaus, der Pfarrscheune (heutiges Bürgerhaus), dem Pfarrgarten und dem Friedhof ein historisches Ensemble bildet.

Die katholische Kirchengemeinde St. Verena ist Teil der Seelsorgeeinheit Oberes Schlichemtal im Dekanat Balingen der Diözese Rottenburg-Stuttgart.[10] Evangelische Gläubige gehören der Evangelischen Kirchengemeinde Täbingen, Dautmergen und Zimmern unter der Burg an, die im Kirchenbezirk Balingen der Württembergischen Landeskirche liegt.[11]

Politik und Verwaltung

Zusammenfassung
Kontext

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Dautmergen hat acht Mitglieder. Bei der Kommunalwahl am 9. Juni 2024 wurde der Gemeinderat durch Mehrheitswahl gewählt. Mehrheitswahl findet statt, wenn kein oder nur ein Wahlvorschlag (Freie Wählerschaft) eingereicht wurde. Die Bewerber mit den höchsten Stimmenzahlen sind dann gewählt. Der Gemeinderat besteht aus den ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Die Wahlbeteiligung lag bei 70,1 % (2019: 60,4 %).

Bürgermeister

Seit 2011 ist Hans Joachim Lippus ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde.[12] 2019 wurde er mit 99,2 % der gültigen Stimmen für weitere acht Jahre in seinem Amt bestätigt.[13]

Verwaltungsgemeinschaft

Zusammen mit Dormettingen, Dotternhausen, Hausen am Tann, Ratshausen, Schömberg, Weilen unter den Rinnen und Zimmern unter der Burg bildet Dautmergen den Gemeindeverwaltungsverband Oberes Schlichemtal.

Wappen

Blasonierung: „Von Silber (Weiß), Rot und Gold (Gelb) geteilt, im goldenen (gelben) Feld ein schreitender, rot bewehrter und rot bezungter schwarzer Löwe.“[14]

Das Wappen erinnert an die frühere territoriale Zugehörigkeit der Gemeinde zur Grafschaft Hohenberg, deren Schild von Silber und Rot geteilt ist. Der schreitende schwarze Löwe auf goldenem Grund ist vom Staatswappen des Königreichs Württemberg abgeleitet. Das Gemeindewappen wurde vom Innenministerium Württemberg-Hohenzollern am 11. Januar 1949, die Flagge am 7. Dezember 1987 vom Landratsamt Zollernalbkreis verliehen.[14]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Katholische Pfarrkirche St. Verena
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Statue des Heiligen Nepomuk auf der Brücke über die Schlichem

Vereine und ähnliche Organisationen

  • Fußball- und Sportverein Dautmergen e. V. (gegründet 1983)
  • Narrenzunft Dautmergen e. V. (gegründet 1962)
  • Soziales nachbarschaftliches Netzwerk – SonNe e. V. (gegründet 2011, in Kooperation mit den Gemeinden Dormettingen und Dotternhausen)
  • Wanderverein Dautmergen e. V. (gegründet 1974)
  • Freiwillige Feuerwehr Dautmergen (gegründet vor 1835)
  • Jugendhaus Dautmergen (gegründet 2013)[15]
  • Kirchenchor Dautmergen (gegründet 1814)

Quelle:[16]

Sehenswürdigkeiten

Tourismus

Dautmergen liegt am Schlichemwanderweg, einem 33,3 km langem Wanderweg, der von der Quelle bis zur Mündung entlang der Schlichem verläuft.[18]

Innerhalb des Gemeindegebiets ist ein 6 km langer Rundweg ausgewiesen.[19]

Wirtschaft und Infrastruktur

Öffentlicher Nahverkehr

Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (naldo) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 334.

An Sonn- und Feiertagen zwischen dem 1. Mai und Mitte Oktober verkehrt die Buslinie 337 als Schlichem-WanderBus entlang des Schlichemwanderwegs. Zwischen Balingen, Tieringen und Epfendorf werden an diesen Tagen drei Fahrtenpaare, jeweils über Dautmergen, angeboten.[20][21]

Individualverkehr

Durch die Gemeinde verlaufen die Kreisstraße 7132 sowie die Landesstraße 435. In rund 4 km Entfernung befindet sich die Bundesstraße 27.

Persönlichkeiten

  • Erwin Dold (1919–2012), Feldwebel und Lagerkommandant, der einzige KZ-Kommandant, der nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs angeklagt und freigesprochen wurde

Trivia

Ein 1683 erbautes Weber- und Kleinbauernhaus aus Dautmergen ist heute im Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck ausgestellt.[22]

Literatur

  • Dautmergen. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Rottweil (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 56). H. Lindemann, Stuttgart 1875, S. 357–361 (Volltext [Wikisource]).

Einzelnachweise

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