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Kunstmärchen von E. T. A. Hoffmann Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das fremde Kind ist ein romantisches[1] Kunstmärchen von E. T. A. Hoffmann, das im vierten Abschnitt des zweiten Bandes der Sammlung „Die Serapionsbrüder“ 1819 bei G. Reimer in Berlin erschien.[2] Ende November 1817 war es bereits im letzten Band der zweibändigen Sammlung „Kinder-Mährchen“ – ebenfalls bei Reimer – erschienen.[3][4]
Der Serapionsbruder Lothar (vermutlich Friedrich de la Motte Fouqué) liest vor:
Schloss nennen die vier Bauern im Dörfchen Brakelheim das niedrige Häuschen ihres gnädigen Herrn Thaddäus von Brakel. Der Edelmann, seine Frau und die gemeinsamen Kinder Christlieb und Felix werden vom Grafen Cyprianus von Brakel, einem wohlhabenden Vetter des Hausherrn, besucht. Mit Cyprianus steigen noch dessen dicke Frau und die mustergültig erzogenen Kinder Adelgundchen und Herrmann aus der Kutsche. Der Besuch kommt nicht mit leeren Händen aus der Stadt. Christlieb und Felix bekommen kompliziertes mechanisches Spielzeug geschenkt.
Cyprianus bemerkt, Christlieb und Felix müssten unbedingt erzogen werden; seine eigenen Kinder seien nämlich in den Wissenschaften gedrillt. Der gnädige Onkel wird einen Hofmeister schicken. Christlieb und Felix sind erleichtert, als der Besuch in seiner Kutsche wieder davonfährt. Das Mädchen und der Junge erfreuen sich einen Tag an den neuen Spielsachen; doch dann nehmen sie die Geschenke – unter anderen einen Harfenmann, einen Jägersmann und eine „schön geputzte“ Puppe – mit in den nahen Wald und werfen das „nichtsnützige Zeug“ in den Teich. Darauf begegnen die Geschwister im Walde einem fremden Kind mit lilienweißem Gesicht, rosenroten Wangen, kirschroten Lippen, blauglänzenden Augen und goldgelocktem Haar. Es spielt mit Christlieb und Felix wundervolle Spiele in der freien Natur. Aus Grashalmen zaubert es die schönsten Puppen und aus Zweigen allerliebste Jäger. Felix hält das fremde Kind für einen Jungen und Christlieb meint, sie habe ein Mädchen vor sich. Bevor sich Christlieb und Felix „unversehens“ zu Hause wiederfinden, schweben sie zusammen mit dem fremden Kinde noch ein wenig auf unerreichbare Luftschlösser zu. Die Eltern stempeln den Bericht ihrer Kinder als Märchen ab. Anderntags spielen sie erneut; dann plaudert das fremde Kind im Walde den Geschwistern von seiner Mutter und seiner königlichen Herkunft. In jenem Königreich hatte der große Gelehrte Pepasilio die Herrschaft an sich gerissen. Seine Gesellen hatten dort die Rosen, Lilien, Edelsteine und sogar den Regenbogen „mit einem ekelhaften schwarzen Saft“(= Tinte: Wissenschaft) überzogen. Hinter dem summenden, brausenden Scheusal Pepasilio verbarg sich kein Geringerer als der Gnomen-König Pepser. Glücklicherweise wurde der garstige Pepser von einer Kinderschar mit Fliegenklatschen erschlagen. Fortan erblühten Blumen, glänzten Edelsteine und erstrahlte der Regenbogen wieder in alter Pracht.
Im Beisein seiner Kinder Christlieb und Felix empfängt Herr Thaddäus von Brakel den von seinem Vetter versprochenen Hofmeister. Der pechschwarz gekleidete Herr heißt Magister Tinte. Während der Begrüßung mit Handschlag sticht der Magister die beiden neuen Schüler mit einer verborgenen Nadel in die Hände. Nach den ersten Lektionen im Hause bestehen die Kinder auf einem Waldspaziergang. Im Walde fühlt sich Magister Tinte gar nicht wohl. Er reißt Maiblümchen aus und tötet einen armen Vogel; er versteht und liebt die Natur nicht.
Daraufhin verabschiedet sich das fremde Kind von den beiden Schülern. Es könne nicht mehr mit ihnen spielen, denn Pepser habe sich ihrer bemächtigt. Der Lehrer hat sich indes in eine große scheußliche Fliege verwandelt und will das fremde Kind mit „abscheulichem Sumsen und Brummen“ verfolgen. Aus dem Walde zurück, stürzt sich der Magister in einen Napf Milch und schlürft das Getränk „mit widrigem Rauschen“ ein. Die Eltern verständigen sich, dass sie den Magister Tinte nicht mögen. Herr von Brakel vertreibt den sausenden, brausenden Hofmeister mit der Fliegenklatsche in den Wald.
Christlieb und Felix hoffen im Walde auf die Wiederkehr des fremden Kindes, werden aber am Teich von den entsorgten Spielsachen Harfenmann, Jägersmann und Puppe bedrängt, die sich als Zöglinge des Magisters Tinte bekennen. Das fremde Kind lässt sich nicht mehr blicken; also meiden die Geschwister bald den Wald. Dem Herrn von Brakel geht es nicht mehr gut, seit er den Magister Tinte mit der Fliegenklatsche traktiert hat. Kurz vor seinem Tode gesteht der Vater seinen Kindern, dass er zu Kinderzeiten das fremde Kind ebenfalls kannte. Herr von Brakel wünscht, Christlieb und Felix sollen dem fremden Kind treu bleiben, und stirbt. Graf Cyprianus enteignet die Witwe. Obdachlos müssen die drei Brakels mit einem „kleinen Bündelchen“ Wäsche das Dörfchen Brakelheim verlassen. Unterwegs auf der Brücke des Waldstroms will die Witwe vor lauter Gram in Ohnmacht sinken. Da begegnet den drei Vertriebenen das fremde Kind und macht den Kindern Mut; sie erzählen der Mutter von dieser Begegnung. Die Mutter spricht: „Ich weiß nicht, warum ich heute an euer Märchen glauben muß.“ Sie kommen bei Verwandten unter, und fortan wird alles gut.
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