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Erzählung von E. T. A. Hoffmann Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Doge und Dogaresse ist eine Erzählung von E. T. A. Hoffmann, die im Sommer 1817 entstand[1] und im Herbst 1818 im „Taschenbuch für das Jahr 1819. Der Liebe und Freundschaft gewidmet“ bei den Gebrüdern Wilmans in Frankfurt am Main von Dr. Stephan Schütze herausgegeben wurde.[2] 1819 erschien der Text im dritten Abschnitt des zweiten Bandes der Sammlung „Die Serapionsbrüder“ bei G. Reimer in Berlin.[3]
Der Serapionsbruder Ottmar (Julius Eduard Hitzig) liest aus seinem Manuskript vor. Zwei parallel laufende Handlungsstränge, diese enthalten einmal die Liebesgeschichte des Antonio alias Anton Dalbirger[4] und auch noch die Geschichte der Regentschaft des Dogen Marino Falieri, werden schließlich zusammengeführt. Gleichsam als Rahmen fungiert der zweimalige Verweis auf das Ölgemälde „Doge und Dogaresse“ von Carl Wilhelm Kolbe. E. T. A. Hoffmann sah es im September 1816 in der Akademie der Künste.[5] Eine Schwarz-Weiß-Reproduktion des Bildes findet sich in der verwendeten Ausgabe nach der S. 1199 als Abb. 4[6]. E. T. A. Hoffmann verweist[7] auf eine seiner Quellen – Johann Friedrich LeBret: „Staatsgeschichte der Republik Venedig, von ihrem Ursprunge bis auf unsere Zeiten“ (1769–1777).[8]
Eine geradezu tragende Rolle spielt an mehreren Textstellen das furchterregende Meer vor Venedig. Zum Beispiel als das Liebespaar Antonio und Annunziata am Textende zusammen mit Margaretha darin untergeht, schreibt E. T. A. Hoffmann: „»O mein Antonio! – o meine Annunziata!« So riefen sie des Sturms nicht achtend, der immer entsetzlicher tobte und brauste. Da streckte das Meer, die eifersüchtige Witwe des enthaupteten Falieri, die schäumenden Wellen wie Riesenarme empor, erfaßte die Liebenden und riß sie samt der Alten hinab in den bodenlosen Abgrund!“[9]
Textgestalt: Absätze sind eine Seltenheit. Anführungszeichen werden vom Autor (wie auch in seinen anderen Arbeiten beobachtbar) nach Lust und Laune gesetzt oder weggelassen. Trotzdem ist die Erzählung lesbar. E. T. A. Hoffmanns Stil erscheint als flüssig und erreicht stellenweise beinahe poetische Höhe.
Im Spätsommer 1354, ausgerechnet als der genuesische Admiral Paganino Doria vor Venedig kreuzt, stirbt der Doge. Marino Bodoeri, der älteste Rat, schlägt seinen alten Freund, den 80-jährigen, gerade in Avignon weilenden Marino Falieri erfolgreich als Nachfolger vor.
Vor den Säulen des Dogenpalastes liegend, fühlt Antonio, ein im Hafen zusammengeschlagener junger Lastenträger, sein Ende nahen. Ein altes, kicherndes Bettelweib[A 1], das Antonio – alias Anton aus Augsburg – kennt, richtet den vermeintlich Sterbenden auf. Im Golf von Venedig stürmt während der Rückkehr des Marino Falieri die See. Antonio, von den Salben des Bettelweibes wiedererweckt, springt in einen „geringen Fischerkahn“ und rettet den in Seenot geratenen neuen Dogen aus seinem prächtigen Bucintoro. Ein böses Omen begleitet die Ankunft des neuen Herrschers. In der Eile wird Marino Falieri auf einem Weg durch jene zwei Säulen geführt, den gewöhnlich Straftäter vor ihrer Hinrichtung passieren müssen. In dem Palast schenkt der Doge seinem Retter dreitausend Zechinen. Damit ist für Marino Falieri dieser Fall erledigt. Zwar hat er eigentlich nur Sorgen, doch das neue Amt bringt dem Greis auch eine Annehmlichkeit. Marino Bodoeri führt dem Junggesellen seine 19-jährige Nichte, die Jungfrau Annunziata, als Eheweib zu. Die blutjunge Gattin mit dem engelsreinen Gemüt wird von den jungen Venezianern, allen voran Michaele Steno, heftig begehrt. Der eifersüchtige Doge geht gegen den Heißsporn vor. Zum Giovedi grasso zelebriert Antonio überm Markusplatz den akrobatisch-riskanten Engelsflug, überreicht auf dem Höhepunkt der gefährlichen Luftfahrt Annunziata einen Blumenstrauß und nennt die Schöne bei ihrem Namen. Fortan sind Antonio und Annunziata ein Liebespaar. Verkleidet nähert sich Antonio der holden Geliebten und wird von dem Bettelweib – gleichsam in einem Anamnese-Prozedere[10] – mit seiner vergessenen Herkunft und Vergangenheit wieder bekanntgemacht. Das Bettelweib ist seine alte Amme und Pflegerin, die treue Margaretha, Tochter eines Wundarztes. Antonios Mutter war während seiner Geburt gestorben. Antonios Vater, ein reicher Augsburger Kaufmann, war als Falschmünzer verleumdet und in Venedig hingerichtet worden. Margaretha hatte Antonio bei dem „edlen Venezianer“ Bertuccio Nenolo auf einem Landhause bei Treviso untergebracht. Dort war der Junge zusammen mit Nenolos Tochter Annunziata aufgewachsen.
Der Doge stellt sich an die Spitze einer Verschwörung wider die Signorie. Er will souveräner Herzog von Venedig, sprich Alleinherrscher, werden. Bertuccio Nenolo gewinnt Antonio als Verschwörer. Das Unternehmen scheitert. Die Signorie lässt die Verschwörer, unter ihnen Marino Bodoeri sowie Bertuccio Nenolo, erdrosseln und den Dogen vor seinem Palast enthaupten. Auf der Flucht in einer Barke nach Chiozza kommen Annunziata, Antonio und Margaretha auf hoher See um.
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