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Volk nordamerikanischer Ureinwohner Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Cree (englisch, auch Kri, französisch Les Cris, m pl / Les Cries, f pl) sind ein indigenes Volk der Indianer Nordamerikas. Ihr Stammesgebiet erstreckt sich von den Rocky Mountains bis zum Atlantischen Ozean über Teile der Vereinigten Staaten und Kanadas. Sie selbst bezeichnen sich als Ayisiniwok und Aha payew – „Wahre Menschen“ oder im Sinne von „das Volk“ als Iniwak, Iyiniwok, Eenou, Iynu oder Eeyou. Später bezeichneten sich viele Gruppen auch als Wi Iniwak oder Wiyiniwak, was so viel bedeutet wie „Volk, mit gemischter Herkunft“.[1]
Ihre Sprache, das Cree, gehört der Algonkin-Sprachgruppe an; mit ihr verwandt ist das Michif der Métis. Die Cree stellen heute die mit Abstand größte Gruppe unter den First Nations dar. Ihre 135 staatlich anerkannten Stämme umfassen rund 200.000 Menschen. Kein anderes indigenes Volk in Nordamerika hat ein so großes Verbreitungsgebiet.
Die verschiedenen Bands der Cree identifizierten sich zwar anhand der gemeinsamen Sprache als „Cree“, ab 1700 konnten jedoch mindestens vier regionale Stammesgruppen unterschieden werden, die abweichende Dialektvarianten sprachen und deren Kulturen sich untereinander unterschieden (teilweise bekämpften sie sich gegenseitig). Die Oji-Cree (auch: Severn Ojibwa oder Northern Ojibwa) werden zwar kulturell sowie historisch zur Stammesgruppe der Anishinabeg gerechnet, identifizieren sich jedoch selbst als „Swampy Cree“ und nicht als Ojibwa. Heute sind die „Plains Cree“ die berühmtesten Vertreter der Cree-Gruppen, dies ist sowohl auf das europäische Stereotyp des Edlen Wilden und des „Indianers“ schlechthin – speziell auf die Prärie-Indianer begrenzt – zurückzuführen, als auch darauf, dass diese als führendes Mitglied der Cree-Konföderation (Nehiyaw-Pwat) oder Iron Confederacy (Plains Cree, Woodland Cree, Assiniboine, Saulteaux) den Siedlern und der kanadischen Regierung als Letzte militärischen Widerstand leisteten. Heute identifizieren sich daher manche sprachlich und kulturell zu den „Woodland Cree“ zählenden Bands als „Plains Cree“.
Plains Cree bzw. Western Cree oder Paskwāwiyiniwak (Nehiyawak, Eigenbezeichnung: ᐸᐢᑳᐧᐤ ᓀᐦᐃᔭᐁᐧᐃᐧᐣ, Paskwâw Nehiyawewin – „Volk auf den Plains (Ebenen)“, von anderen Cree-Gruppen auch als ᐸᐢᑳᐧᐃᐧᔨᓂᐤ, Paskwâwiyiniwak, ᐸᐢᑳᐧᐃᐧᓃᒧᐃᐧᐣ, Paskwâwinîmowin bezeichnet): lebten als nomadische Bisonjäger und Reitervolk in den Steppen der kanadischen Prärieprovinzen von Zentral-Manitoba, Zentral-Saskatchewan und Nord-Alberta südwärts bis auf den amerikanischen Nördlichen Plains von Montana; manche Bands zogen weiter westwärts und nordwärts nach British Columbia und in die Nordwest-Territorien. Kulturell zählen sie zum Kulturareal der Prärien und Plains, da sie größtenteils den Lebensstil der südlich lebenden Plains-Indianer übernommen hatten und in Tipi wohnten. Sprachlich unterscheidet man heute ihre Sprache – das „Plains Cree“ (Nêhiyawêwin, ᓀᐦᐃᔭᐍᐏᐣ) bzw. den „y“-Dialekt – in zwei Dialektgruppen:
Woods Cree, Woodland Cree bzw. in Alberta Bush Cree oder Sakāwithiniwak (Nīhithawak, Eigenbezeichnung: ᓴᑳᐃᐧᔨᓃᐃᐧᐤ, Sakâwiyinîwiw – „Volk im Waldland“) bzw. Northern Cree (ᑮᐁᐧᑎᓅᑖᐃᐧᔨᓂᐤ, Kîwêtinôtâwiyiniw – „Nördlich lebendes Volk“): lebten nördlich und westlich der Plains Cree in der Waldtundra und den borealen Nadelwäldern im Norden Manitobas, Saskatchewans und Albertas, lebten vergleichsweise ortsfest und wanderten in relativ engem räumlichen Rahmen in jährlich sich wiederholenden Zyklen. Sie lebten größtenteils von der Jagd (Waldkaribus, Waldbisons, Hirsche und Elche) und dem Fischfang (insbesondere Lake Whitefish) sowie dem Sammeln von Beeren, essbaren Gräsern, Stauden und Wurzeln sowie Ahornsirup. Im Frühjahr und Herbst jagten die Woodland Cree Enten und Gänse, im Winter Schneehühner. Wie viele andere Stämme, die auf Schneeschuhhasen als Nahrungs- und Kleidungsquelle angewiesen waren, litten sie unter dem periodischen Rückgang der Hasen-Populationen (insbesondere jedes neunte/zehnte Jahr, als die Hasen fast ganz verschwanden). Sie übernahmen nur spät (teilweise auch gar nicht) das Pferd als Reit- und Transportmittel und lebten in den südlichen Gebieten in kuppelförmigen Wigwams aus Birkenrinde und weiter nördlich, wo die Birke stärker verkümmert war, bewohnten sie konische Stangenzelte (ähnlich den Tipis) die mit Abdeckungen aus Kiefernzweigen und Karibuhaut bedeckt waren. Kulturell und sprachlich werden zwei Untergruppen unterschieden:
Swampy Cree oder Maškēkowak bzw. Omaškêkowak (Nēhinawak bzw. Néhinaw, ᒪᐢᑫᑯᐃᐧᔨᓂᐤ, Maskekowiyiniwak, auch ᐅᒪᐢᑫᑯᐤ, Omaskekiw – „Volk des Sumpflandes“): lebten im Nordosten von Saskatchewans, Norden Manitobas sowie entlang der Ufer der Hudson Bay und James Bay in Ontario und Quebec. Ihre Sprache – das „Swampy Cree“ (Nêhinawêwin, ᓀᐦᐃᓇᐍᐏᐣ) bzw. „n“-Dialekt – wird meist geographisch in zwei Dialektgruppen unterteilt:
Moose Cree, Moosonee oder Mōsonī („Volk von der Elchinsel“, Ililiw): lebten entlang den Ufern der James Bay und entlang des Moose Rivers im Norden Ontarios, ihre saisonalen Wanderungen führten die einzelnen Bands weit ins Landesinnere in die Rainy Lake-Region. Die heute übliche Bezeichnung „Moose Cree“ leitet sich entweder von Môsoniy („Elchinsel“), dem historischen Name für ein Sommerquartier, oder von Môso-sîpiy (Moose River („Elch-Fluss“)), dem Namen des Flusses, in dem sich die Insel befindet, ab. Die heutige Gemeinde Moosonee am Moose River sowie die Insel mit dem offiziellen englischen Namen Moose Factory Island[2] leiten ihre Namen von dieser Stammes- und Dialektgruppe der Cree her. Zudem wird in Nordamerika der Elch meist als Moose bezeichnet.
Ihre Sprache – das „Moose Cree“ (Ililîmowin, ᐃᓕᓖᒧᐎᓐ) ist der „l“-Dialekt der Cree-Sprache. Zusammen mit den „n“-Dialekt-sprechenden Eastern Swampy Cree/Western James Bay Cree wurden sie auch als „Central Cree“, „Lowland (Homeguard) Cree“, „West Main Cree“ oder als „Western James Bay Cree“ bezeichnet, im Gegenzug zu den „(Eastern) James Bay Cree/East Main Cree“ der „East Cree (Östlichen Cree)“. Die Moose Cree identifizieren sich selbst als „Swampy Cree“, so dass oft nur auf Grund sprachlicher Unterschiede zwischen diesen beiden Gruppen unterschieden werden kann.
East Cree (Östliche Cree), (Östliche) James Bay Cree, East Main Cree oder Eenou-Eeyou[3]: lebten in Nord-du-Québec (bestehend aus Nunavik, Jamésie und Eeyou Istchee) auf der Labrador-Halbinsel im Norden der Provinz Québec an der Ostküste der südlichen Hudson Bay und der James Bay sowie landeinwärts südöstlich der James Bay. Die East Cree (Östliche Cree) unterteilten sich geographisch und daher auch kulturell sowie sprachlich in zwei Gruppen; die „Nördlichen James Bay Cree/East Cree“ (Iyyiw / Iiyiyuu / Iyiyuuch, heute: Eeyou) lebten als Vollnomaden meist in der lichten Waldtundra von der Jagd auf Elche und in der offenen Tundra auf Karibus; zudem vom Fischfang sowie dem Sammeln von Wurzeln und Wildpflanzen. Die „Südlichen James Bay Cree/East Cree“ (Iyniw / Iinuu, heute: Eenou) waren vorwiegend mehr gebietsgebundene halbnomadische Jäger und Sammler, die in den offenen Flechtenwäldern der borealen Zone Elche, Karibus und Kleinwild jagten. Manche Küsten-Gruppen betrieben auch Feldbau, fischten und ernteten Ahornsirup. Ähnlich den „Swampy Cree“ und „Woodland Cree“ bewohnten die südlichen Bands kuppelförmigen Wigwams aus Birkenrinde und weiter nördlich, wo die Birke stärker verkümmert war, konische Stangenzelte (ähnlich den Tipis) die mit Abdeckungen aus Kiefernzweigen und Karibufellen bedeckt waren. Die East Cree (Östliche Cree) unterhielten enge kulturelle Verbindungen zu den östlich und nördlich wohnenden Innu (Montagnais) (Innut / Innuat / Ilnuatsh) und Naskapi (Iiyuu / Iyiyiw, ᓇᔅᑲᐱ) mit denen sie zusammen zu den Algonkin-Völkern des Kulturareales der Subarktis zählen. Im 19. Jahrhundert bildeten die Waswanipi Eenouch und Mistissini Eenou der East Cree (Östlichen Cree) zusammen mit den Manawani Iriniw, Opitcino Iriniw und Wemotaci Iriniw Bands der Atikamekw und den Ilnuatsh du Pekuakami der Innu (Montagnais) eine lose und flexible Allianz unter Führung eines Großen Häuptlingsrats (Kice Okimaw). Die zugehörigen indigenen Bands trafen sich mehrmals um territoriale Streitigkeiten beizulegen und sich gegenseitig beizustehen. Seit den 1880er Jahren bildete diese Allianz eine gemeinsame Front im Kampf gegen das immer weitere Vordringen der Europäer auf indigenes Land.
Ihre Sprache – das „East Cree“ bzw. „y“-Dialekt – wird geographisch in zwei Dialektgruppen unterteilt:
Die Cree haben sich wohl vor 1500 von der James-Bay-Region, also dem südlichen Ende der Hudson Bay aus westwärts ausgebreitet. Im 16. Jahrhundert finden sich Spuren einer als Clearwater Punctuate bezeichneten Tonware in Saskatchewan.
Die ersten Europäer, die mit den Swampy Cree südlich der James Bay in Kontakt kamen, bezeichneten sie als „Kristineaux“ oder doppeldeutig als „Kristinue“, beide Bezeichnungen sind lautliche Annäherungen sowohl an das Ojibwa-Wort „kristanowak“ („Menschen im Norden“) als auch an deren Selbstbezeichnung als „kenistenoag“ oder „kinistenog“ (abgel. von Ka Nistaw Inew – „Menschen, die miteinander verwandt sind“ oder „Menschen, die untereinander heiraten“).[4] Daraus entwickelten sich Kree oder Cri und zuletzt Cree. Alexander MacKenzie verfasste bei seiner Reise in den Nordwesten 1789 einen ersten Bericht über die dort lebenden „Kinisteneaus“. Während seiner Überwinterung am Red Deer Lake („Lac La Biche“) handelte David Thompson mit den Nahathaway. Die Selbstbezeichnung der in den Plains lebenden Cree lautet nêhiyawak. 1780–1781 traf die Region jedoch eine erste Pockenepidemie, der vielleicht die Hälfte der Cree zum Opfer fiel. 1838 folgte eine ebenso heftige Epidemie, so dass die Zahl der westlichen Cree wohl um fünf Sechstel, wenn nicht mehr zurückging.
Schon vor dem ersten Kontakt mit den Weißen hatten sich die damals noch in den borealen Wald- und Seengebieten zwischen Rainy Lake, Lake of the Woods, und den südlichen Lake Manitoba und Lake Winnipeg lebenden Assiniboine (in Cree: ᐊᓯᓂᐸᐧᑕᐠ, Asinipwatak – „Sioux (Feinde), die auf Steinen kochen“) von den Wazikute (“Shooters Among the Pines”) der Upper Yanktonai abgespaltet – daher bezeichneten die Europäer sie als Nördliche Nakoda, um sie von den südlich in Minnesota lebenden Dakota („Südliche Nakoda“) zu unterscheiden. Diese südöstlichen Assiniboine-Gruppen lebten vom Fischfang, der Jagd auf Vögel und Wild, dem Anbau von Feldfrüchten sowie dem Anbau von Wildreis. Nachdem die Franzosen und Engländer Anfang des 17. Jahrhunderts erste Handelsposten im Gebiet der Großen Seen sowie entlang der Hudson Bay errichtet hatten, entwickelten sich diese Gruppen der Assiniboine als erste, mittels des Pelzhandels bereits ab 1650 zu unverzichtbaren Mitspielern im Handelsnetzwerk der Odawa (Adawe – „Händler“) und Franzosen der westlichen Großen Seen. Da die Franzosen bestrebt waren, den Pelzhandel mit den Assiniboine zu erweitern, errichtete Daniel Greysolon Dulhut 1678 einen Handelsposten am Lake Nipigon.
Jedoch hatten Swampy Cree und Woodland Cree, die nördlich der Assiniboine entlang der südlichen Hudson Bay und James Bay wohnten, bereits früher Kontakt zu den europäischen Händlern und deren Produkten (Eisenwaren, Waffen, Munition, Perlen). Besonders als 1670 die Hudson’s Bay Company mitten im Cree-Gebiet die Handelsstation York Factory errichtete, hatten die Cree einen unmittelbaren militärischen Vorteil gegenüber ihren benachbarten Stämmen – auch die südlich lebenden Assiniboine sollten dies erfahren. Bereits von Feinden im Osten, den Ojibwa, und den Dakota im Süden umgeben, entschieden sich die Assiniboine um Frieden zu bitten und verbündeten sich mit den Cree.[5] Beide Stämme lebten daraufhin oft miteinander und gingen in großer Zahl Mischehen ein – wobei die Cree-Gruppen meist versuchten, sich in unmittelbarer Nähe der Handelsstationen anzusiedeln und die Assiniboine ihrer semi-nomadischen Lebensweise weiterhin nachgingen. Die Assiniboine und Cree bildeten eine starke Militärallianz, die als Cree-Konföderation oder Iron Confederacy bezeichnet wurde – sie selber bezeichneten ihre Allianz als Nehiyaw-Pwat (auf Cree: Nehiyaw – „Cree“ und Pwat oder Pwat-sak – „Sioux (Feinde)“). Bereits im 17. Jahrhundert berichteten die europäischen Händler und Reisenden, dass die Assiniboine Cree als Zweitsprache nutzen sowie dass viele Cree-Gruppen ihrerseits Assiniboine sprachen. Anfang des 18. Jahrhunderts schlossen sich die west- und südwestwärts gezogenen Plains Ojibwa (Saulteaux) (in Cree: ᓇᐦᑲᐃᐧᔨᓂᐤ, Nahkawiyiniwak, ᓇᐦᑲᐃᐧᓂᐤ, Nahkawiniwak – „gemischtes/mischrassiges Volk“, auch Soto genannt) der Cree-Assiniboine-Konföderation an.
Diese Allianz ermöglichte es den verbündeten Stämmen ab 1680 ein umfangreiches Kanu-Handelssystem entlang des Lake Winnipeg und des Nelson River, Rainy Lake, Lake of the Woods, Winnipeg River und Lake Winnipeg nordostwärts bis zur York Factory an der Hudson Bay aufzubauen. Viele Cree-Gruppen siedelten sich in der Nähe der Handelsstationen an, um so zunächst an die für sie wichtigen Güter (Eisenwaren, Geschirr, Waffen und Mehl) zu gelangen, um dann den Zwischenhandel mit den Stämmen im Westen (Blackfoot, Gros Ventre, Sarcee), im Norden (Chipewyan, Dogrib) und im Süden (Hidatsa, Mandan) möglichst zu monopolisieren. So handelten sie mit den Indianern abseits der Forts um Pelze, die sie den Europäern, vor allem der Hudson’s Bay und der North West Company anbieten konnten. Ohne die Cree und Assiniboine, die die Kontrolle über die einzigen Transportwege, die mit den sogenannten Pelzhandelskanus befahrenen Flüsse und Seen, innehatten, hätte es den Pelzhandel nie gegeben.[6] Gleichzeitig gestattete ihnen die bessere Waffenausrüstung die Expansion nach Westen und Norden – wobei sie militärisch gegen die Chipewyan (in Cree: ᐅᒉᐸᐧᔭᓀᐤ Ocepwayanew, ᐁᐧᒌᐸᐧᔮᐣ Wêcîpwayân, Wêcîpwayâniw, Cîpwayân, Cīpwayān – „Volk, das spitzulaufend geschnittene Pelze trägt“) im Norden und den Dakota im Süden (1670–1700) vorgingen. Für die Sioux (Dakota, Nakota, Lakota) gehörten die Assiniboine nunmehr nicht mehr zu den Oceti Sakowin („Das Feuer der sieben Stämme“, „Die sieben Ratsfeuer“) – sie waren nun Feinde, die als Hohe („Rebellen“) galten.
Viele Cree verließen nun den Hudson-Bay-Raum (ab etwa 1740), wo die Pelzhandelsgesellschaft eine erste Handelsstation am Lac Waswanipi eingerichtet hatte. Dabei folgten sie den Flussläufen von Red River, Saskatchewan River (in Cree: Kisi Skaciwani Sipi, kisiskāciwani-sīpiy – „Großer, schnell fließender Fluss“), Assiniboine und Qu’Appelle River und verbündeten sich mit den Blackfoot (in Cree: ᐊᔭᐦᒋᔨᓂᐤ, Ayachi-w Ini-w/Ayahciyiniw, Ayachiw Iniwak/Ayahtci Iniwuk/Ayahciyiniwak – „Fremdartiges Volk“, d. h. „Feinde“, oft auch Earchithinue) und Sarcee (in Cree: Sasi-wak). Mit ihnen bildeten sie eine Handels- und Militärallianz im Kampf gegen die Nördlichen und Östlichen Shoshone (in Cree: ᑭᓀᐱᑯᐃᐧᔨᓂᐤ, Kinêpikowiyiniw – „Schlangenvolk“), Arapaho (in Cree: Asâsowiyiniw – „Tätowiertes Volk“) und Sioux (in Cree: ᐸᐧᑕᐠ, Pwatak, Pwatuk oder Pwat-sak – „Feinde“) ebenso wie die Iron Confederacy oder Cree-Assiniboine-Konföderation mit den Plains Ojibwa, den Assiniboine und Stoney (Assiniboine und Stoney wurden beide von den Cree als Asinipwatak – 'Sioux (Feinde), die auf Steinen kochen' bezeichnet).
Die Assiniboine und Cree etablierten somit ein Monopol im Handel zwischen den weiter im Westen lebenden Plains-Stämmen (Blackfoot, Sarcee, Gros Ventre, Absarokee u. a.) und Plateau-Stämmen (Flathead, Kutenai, Sekani, Secwepemc), den Missouri River-Stämmen (Mandan, Hidatsa und Arikaree, ᑳ ᐅᑕᓯᐢᑮᑲᒥᑯᐊᐧᐠ, kâ-otasiskîkamikowak – 'Volk, das in Lehmhäusern wohnt') im Süden und den athapaskisch-sprachigen Stämmen im Norden (Chipewyan, Daneẕaa, Slavey, Yellowknife, und Dogrib). Sie boten den Stämmen zu erhöhten Preisen (die Gewinnspannen waren enorm) englische und französische Güter (besonders Gewehre, Munition, Metallwaren, Messer, Ahlen, Äxte, Tomahawks, Kessel, Tabak und Alkohol) im Tausch gegen Feldfrüchte, die hochgeschätzten Leder- und Federarbeiten der Mandan, bemalte Bisonroben, gegerbte mit Pelzen und Federn verzierte Wildlederhäute sowie bemalte Federn an. Ab 1740 tauschten sie bei den Blackfoot, Absarokee und Gros Ventre, den damals größten Pferdehändlern der Region, gegen die europäischen Handelsgüter vermehrt Pferde ein. Die Assiniboine und Cree handelten nun ihrerseits diese Güter, zusammen mit den von ihnen während des Jahres gesammelten Biberfellen, Nerzfellen, Luchsfellen, Otterfellen sowie Bisamfellen.
Die Assiniboine und nun meist als Westliche bzw. Plains Cree zogen auf der Suche nach neuen Jagdgründen zur Versorgung der europäischen Händler mit Pelzen sowie um den ab 1720 nun ebenfalls mit französischen Waffen ausgestatteten Dakota auszuweichen immer weiter west- und nordwärts auf die Plains und in die Wälder. Da die Blackfoot und Gros Ventre in ihrem Kampf gegen die pferdereichen und mächtigen Shoshone entlang des South Saskatchewan Gewehre und Munition benötigten, waren sie von den Cree und Assiniboine abhängig, die als einzige direkten Zugang zu den Handelsstationen der Franzosen und Engländer hatten, und es etablierte sich bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts eine friedliche Koexistenz in den Plains und Parklands.
Die Südlichen Assiniboine (oder „Plains Assiniboine“), Plains Cree und Plains Ojibwa entwickelten sich durch das Vordringen nach Westen und Südwesten langsam von ehemals per Kanu und zu Fuß reisenden Nordöstlichen Waldland-Indianern zu Plains-Indianern (wobei lediglich die Südlichen Assiniboine wirklich zu den Plains-Völkern zu rechnen sind, da die Cree und Ojibwa weiterhin meist in der Nähe der Handelsposten der Engländer, Franzosen und Amerikaner siedelten und nur zur Jagd auf die Plains zogen). Obwohl die neuen Stammesgebiete der Nordwestlichen Plains und Aspen Parklands weniger reich an Kleinwild (Biber, Bisamratten) sowie Fischen und Vögeln waren als die Wälder und Seen im Osten, bot sich den Stämmen doch bedeutend mehr Großwild (Antilopen, Wapiti, Weißwedelhirsche, Maultierhirsche) und besonders Bisons als Nahrungsgrundlage.
Zwischen 1730 und 1740 erreichten die ersten französischen Händler die Dörfer der Mandan und Hidatsa und begannen (verstärkt nach der Errichtung von Fort Souris und Brandon House an der Mündung des Souris River in den Assiniboine River) mit diesen direkt zu handeln, was die Cree und ihre Verbündeten in ihrer Stellung als Zwischenhändler auf den Plains in Frage stellte. Die Mandan und Hidatsa tauschten Wolfsfelle und Fuchsfelle, Biberpelze, Bisonhäute, Fleisch, Mais, Hunde sowie kriegsgefangene indianische Frauen (oft verächtlich Squaws genannt) gegen Gewehre, Munition, Pulver, Tabak, Äxte, Messer, Ahlen, Meißel und sog. Luxusartikel, wie billige Perlen und Glaskugeln. Hunde waren besonders im Winter in den angrenzenden nördlichen Wäldern und Rocky Mountains als Transporttiere nützlich und zudem in der Haltung billiger als Pferde. Von nun an häuften sich die Überfälle der Assiniboine und Cree auf die Mandan und Hidatsa, um an Pferde zu gelangen und Frauen zu rauben – sowie den Handel mit den Europäern so stark wie möglich zu stören und zu hintertreiben.
Die französischen Händler oder Voyageurs und Waldläufer (franz.: Coureurs des bois) kauften die jungen indianischen Frauen und heirateten diese, wobei ihre indianischen Frauen oft als Fürsprecher und Übersetzer im Kontakt mit ihren Stämmen sowie den benachbarten Stämmen auftraten. Aus diesen Verbindungen bildeten sich verschiedene Gruppen der Métis (neben französischer, auch englischer und schottischer Herkunft) und bildeten alsbald unabhängige indigene Ethnien, die ab ca. 1800 eine wichtige Rolle im Pelzhandel und insbesondere in der Versorgung der Forts und Handelsposten mit Nahrungsmitteln sowie Pemmikan, als auch deren militärischer Sicherung gegen feindliche indianische Stämme übernahmen. Wichtige Persönlichkeiten sowie manch berühmte Häuptlingsfamilien (Cayen dit Boudreau, Piche, Cardinal, George Sutherland, Belanger) der Nehiyaw-Pwat waren kulturell zwar Indianer, ethnisch jedoch Métis (in Cree: ᐋᐱᐦᑕᐃᐧᑯᓯᓵᐣ, Âpihtawikosisân, Apihtawikosisan).
Die Abhängigkeit der Blackfoot-Konföderation von den Nehiyaw-Pwat endete, als mit dem Ende des Siebenjährigen Krieges in Nordamerika (1754–1763) des letzten Franzosen- und Indianerkrieges, die frankokanadische North West Company und anglokanadische Hudson’s Bay Company begannen, Handelsposten westwärts entlang des Red River Valley, des Assiniboine River sowie des Saskatchewan River zu errichten. 1774 wurde Cumberland House am Unteren Saskatchewan River, 1777 Hudson’s House und 1795 Edmonton House (in Cree: Amiskwāciwakahikan – „Beaver Hills House“) am North Saskatchewan River und 1799 Rocky Mountain House und Acton House am Zusammenfluss des Clearwater River und North Saskatchewan River – diese neuen Posten befanden sich entweder am östlichen Rand oder mitten im Gebiet der Blackfoot und Gros Ventre.
Die Cree und Assiniboine verloren somit ihre Position als Zwischenhändler zwischen der Blackfoot-Konföderation und den Handelsstationen. Die Blackfoot und ihre Verbündeten waren nun nicht mehr darauf angewiesen ihnen Pferde, Pelze und Bisonfleisch im Tausch zu den durch den Zwischenhandel teuren Gütern der Weißen zu geben. Der Prozess der Entfremdung wurde zudem beschleunigt als die traditionelle Quelle der Cree und Assiniboine für Pferde, die Hidatsa und Mandan (in Cree: K'ôtasiskîwikamikôwak, Kotasiakikamikowuk – „Volk, das in Lehmhäusern wohnt“)[7] im Missouri River Valley durch Pocken- und Choleraepidemien stark dezimiert,[8] nicht mehr länger in der Lage waren, Pferde in ausreichender Menge zu liefern. Zudem hatten die Blackfoot (ausgestattet mit Cree- und Assiniboine-Gewehren), zusammen mit den weiter westwärts wandernden Plains Cree und Plains Assiniboine die Shoshone und Arapaho aus dem Gebiet des South Saskatchewan Rivers (in Cree: Wawaskesiw Sipi – „Wapiti-Fluss“) südwärts nach Wyoming und Idaho von den Nordwestlichen Plains erfolgreich vertrieben.
Die Pocken-Epidemie von 1780 bis 1781 schwächte auch die Nehiyaw-Pwat sehr – ganze Gruppen der Südlichen Assiniboine wurden ausgelöscht und mussten neu organisiert und stabilisiert werden. Die Plains Cree (von denen Schätzungen nach vielleicht die Hälfte der Seuche erlagen) konnten zwar zusammen mit den Plains Ojibwa das Machtgleichgewicht das durch die Vernichtung großer Teile der südlichen Gruppen der Plains Assiniboine bedroht war, wiederherstellen – doch die Assiniboine, deren Population sich zwar teilweise erholte, konnten ihre alte Machtstellung nie wiederherstellen. Die Pocken-Epidemie hatte aber den europäischen Händlern klargemacht, dass sie, im Angesicht der augenblicklichen Schwäche der Nehiyaw-Pwat, direkten Kontakt zu den weiter westwärts lebenden Plains- und Plateau-Stämmen aufnehmen (und hierfür die Blackfoot-Konföderation als Partner gewinnen) mussten.
Doch durch die vermehrten Handelskontakte kam es immer wieder zu schweren Epidemien unter den Stämmen, die oft auf Jahre hinaus den Pelzhandel zusammenbrechen ließen. 1835 sollte sich eine entlang des Athabasca und Peace River ausbrechende Grippe-Epidemie als mindestens ebenso katastrophal auswirken, der viele Wood Stoney, Woodland Assiniboine und Woodland Cree im Norden zum Opfer fielen. 1838 folgte eine ebenso heftige Epidemie, so dass die Zahl der Plains Cree wohl um fünf Sechstel, wenn nicht mehr zurückging. Um 1780 gab es gemäß Schätzungen zwischen 6.000 und 10.000 Assiniboine, zwischen 1836 und 1839 starben rund 4.000 Stammesangehörige (zwischen der Hälfte und zwei Drittel) an den Pocken.
Da immer mehr Cree- und Assiniboine-Gruppen westwärts auf die Plains zogen (die im Osten aufgegebenen Gebiete besiedelten die mit ihnen verbündeten Plains Ojibwa) und der gemeinsame Feind, die Shoshone und Arapaho, fehlte, begann um 1800 eine lange Phase scharfer Konkurrenz, die häufig militärisch eskalierte. Dies hing neben dem Pelzhandel damit zusammen, dass beide Gruppen nach etwa 1730 ihre Lebensweise auf das Pferd eingestellt hatten, das sie als Reit-, Jagd- und Transporttier einsetzten und somit die ausreichende Versorgung mit Pferden um die Jahrhundertmitte zur Existenzfrage wurde. Daher knüpften die Cree Kontakte mit den Flathead (in Cree: ᓇᐸᑭᐢᑎᑳᐧᐣ, Napakistikwân, Napakstigweu, Napakictigwanuk) und verbündeten sich mit den Absarokee (Crow) (in Cree: ᑳᐦᑳᑭᐊᐧᒋᔨᓂᐤ, Kâhkâkiwaciyiniw, Kâhkâkiwaciyin) im heutigen Montana, die zunächst Pferde von Spaniern bezogen, aber auch verwilderte Pferde einfingen und bald selbst züchteten. Da aber diese beiden Stämme bereits erbitterte Feinde der Blackfoot waren, zerbrach die Cree-Assiniboine-Blackfoot-Allianz und es kam zu erbitterten Kämpfen. Pferdediebstahl war in dieser Phase nicht nur ein Beweis des Mutes, sondern oftmals ein verzweifelter Beitrag zum Überleben, denn viele ethnische Gruppen konkurrierten um die Jagd in den Graslandschaften. Bereits Anfang des 18. Jahrhunderts hatten die Cree, vermittelt durch die Mountain Stoney, mit den Secwepemc (engl. Shuswap, in Cree: Siwap Wi Iniwak – „Liebreizendes, freundliches Volk“) und Kutenai (in Cree: Kutuna-hew) Frieden geschlossen und sie in das große Netzwerk der Cree-Konföderation (Nehiyaw-Pwat) eingegliedert. Besonders stark hatten die mit den Blackfoot verbündeten pferdereichen Gros Ventre (in Cree: ᐹᐃᐧᐢᑎᑯᐃᐧᔨᓂᐤ, Pâwistikowiyiniwak – „Volk an den Stromschnellen“, auch als Niya Wati Inew, Naywattamee – „They Live in Holes People“ bekannt) unter den Raub- und Kriegszügen der Cree und Assiniboine zu leiden, da sie ihre Wohngebiete entlang der Saskatchewan River Forks (dem Zusammenfluss von North und South Saskatchewan River) hatten und als erste den mit Gewehren bewaffneten Angriffen standhalten mussten. Als Vergeltung für die Versorgung ihrer Feinde mit Waffen griffen die Gros Ventre 1793 die Niederlassung der Hudson’s Bay Company in South Branch House am South Saskatchewan River nahe der heutigen Stadt St. Louis an und brannten sie nieder. Anschließend zog der Stamm südwärts an den Milk River in Montana und verband sich mit den ebenfalls nach Südwesten ausgewichenen Blackfoot. Das Gebiet zwischen dem North Saskatchewan River und Battle River (der Name leitet sich von den Krieg zwischen den beiden Gruppen her) wurde zur Grenze der nun verfeindeten Stammesallianzen.[9]
Zwischen 1790 und 1850 befanden sich die Cree (Plains Cree und Woodland Cree) sowie ihre Verbündeten, die Assiniboine, Stoney, Plains Ojibwa (auch als Saulteaux bekannt) und Métis auf dem Höhepunkt ihrer Macht – sie konnten erfolgreich ihre Gebiete gegenüber den Sioux (Lakota, Nakota und Dakota) und der Konföderation der Blackfoot (Siksika, Piegan, Kainai, Inuk`sik, Gros Ventre, Sarcee) behaupten. Hierbei drangen sie immer weiter ins Territorium der Blackfoot-Konföderation vor, so dass sich die Piegan (in Cree: ᐲᑲᓄᐃᐧᔨᓂᐤ, Pîkanowiyiniw, Pîkanowînaw) gezwungen sahen in die Region des Missouri River (in Cree: Pikano Sipi – „Schlammiger, trüber Fluss“) auszuweichen, die Kainai (in Cree: ᒥᐦᑯᐃᐧᔨᓂᐤ, Mihkowiyiniw -„die mit Blut befleckten“, d. h. die „Blutrünstigen, Grausamen“, daher im engl. oft als Blood bezeichnet) zogen sich bis zum Bow River und Belly River zurück, einzig die Siksika (in Cree: ᑲᐢᑭᑌᐊᐧᔭᓯᐟ, Kaskitêwayasit) konnten ihre Gebiete entlang des Red Deer River (ᒥᐦᑳᐧᑲᒦᐤ ᓰᐱᕀ, Mihkwâkamîw-sîpiy) verteidigen. Gegen 1870 zerbrach das Bündnis mit den Blackfoot und die Gros Ventre mussten bei ihren einstigen Feinden, den südlichen Assiniboine, Schutz suchen.
Die Plains Cree bildeten zusammen mit den Assiniboine und Stoney, den Plains Ojibwa (oft als Saulteaux bezeichnet, daher von den Cree Soto genannt) die Nehiyaw-Pwat oder Cree-Konföderation. Mit der Expansion der Cree nach Norden, Westen und Südwesten integrierten sie größere Gruppen von Irokesen, Chipewyan, Daneẕaa (Dunneza – „The real (prototypical) people“ – „das wahre, prototypische Volk“),[10] Kutenai, Flathead und später Gros Ventre in ihre lokalen Gruppen (engl. bands). Lose verbündet mit dieser Stammeskonföderation waren benachbarte Stämme (Kutenai und Secwepemc) oder indianische Handelspartner (Nez Percé, Flathead), die jedoch politisch unabhängig waren.[11]
Die verschiedenen Cree-, Assiniboine-, Stoney- und Ojibwa-Gruppen der Nehiyaw-Pwat heirateten oft untereinander oder gingen Allianzen ein, die durch Familienbande gestärkt wurden – so dass fast jede Gruppe der Iron Confederacy ethnisch und sprachlich gemischter Herkunft war. Viele Gruppen waren nur noch nominell (dem Namen nach) Cree („Nehiyaw“), Nakoda („Pwat-sak“ – „Assiniboine“ – „Stoney“) oder Plains Ojibwa („Soto“), da sie von Außenstehenden oft ethnisch und politisch nicht voneinander zu unterscheiden waren.
So wurden die Wadopahnatonwan der Assiniboine von dem Amerikanern in Fort Union am Oberen Missouri als Nakoda (sprich Assiniboine) identifiziert, zugleich im kanadischen Fort Edmonton (früher „Edmonton House“) als Cree und später südliche Splittergruppen wiederum als Chippewa (sprich „Ojibwa“) bezeichnet. Zudem identifizierten sich mehrere Gruppen der Assiniboine später als Cree und übernahmen die Cree-Sprache als Muttersprache, so z. B. die später als Calling River / Qu’Appelle Cree (Kitopwe Sipi Wi Iniwak) bezeichneten Gruppen. Besonders sind hier die Sahiyaiyeskabi („Cree-Sprecher“) der Assiniboine genannt, die besser als Cree-Assiniboine / Young Dogs (Nehiyaw-Pwat, Nēhiyawi-pwātak) bekannt sind und heute allgemein zu den „Downstream People“ der Cree gezählt werden. Kompliziert wurde die Angelegenheit zudem hierdurch, dass sich einzelne regionale Unterstämme einer Großgruppe oft als „Cree“, „Nakoda“ oder „Soto“ bezeichneten, da sich die Mehrheit ihrer Lokalgruppen als zu je diesen Gruppen nominell zugehörig fühlten. So gab es z. B. die ethnisch und sprachlich gemischte Großgruppe der Asini Wachi Wi Iniwak („Volk, das entlang der Berge lebt“), die wiederum regionale Unterstämme umfasste, die sich primär als Cree (Asini Wachi Nehiyawak – Cree, die entlang der Berge leben, die Assiniboine nannten sie Sahiya Ye Xa Yabine – Cree, die in den Bergen wohnen) oder primär als Assiniboine- und Stoney (Ye Xa Yabine oder Hebina Assiniboine – Berg-Volk, die Cree nannten sie Asini Pwat-sak) begriffen.[12]
Die Cree („Nehiyaw“) und Assiniboine („Pwat-sak“) repräsentierten die Mehrheit, gefolgt von den Ojibwa („Soto“) sowie kleineren Gruppen benachbarter Stämme (Chipewyan, Daneẕaa, Kutenai, Flathead, Secwepemc) sowie indianischen Händlern im Nordwesten, die sich ethnisch zu den Irokesen zählten. Generell waren die südlich auf den Plains lebenden Gruppen tendenziell überwiegend nominell Nakoda, die östlichen und südöstlichen Gruppen nominell Soto und die nördlichen sowie nordwestlichen Gruppen nominell Cree. Diese Bezeichnungen sagten meist wenig über die ethnische und sprachliche Identität und Herkunft der so bezeichneten Gruppen aus – es gab sogar, besonders im Nordwesten und später im Südosten, Gruppen der Nakoda und Soto, die ursprünglich Secwepemc, Kutenai, Daneẕaa oder gar Métis waren.
Die Cree lebten ebenso wie die Blackfoot von der Jagd auf den Amerikanischen Bison, der auch als Büffel bekannt ist. Doch aus verschiedenen Gründen ging ihre Zahl immer mehr zurück, und die Jäger folgten ihrer Beute, die sich ab etwa 1850 fast nur noch auf dem Gebiet der Blackfoot fand. 1870 begannen die Cree einen letzten Versuch, ihrer Beute habhaft zu werden, indem sie einen Krieg begannen. Sie hofften, die von Pocken geschwächten Gegner besiegen zu können und griffen ein Lager bei Fort Whoop-Up an. Doch unterlagen sie in der Schlacht (nahe Lethbridge) und verloren über 300 Krieger. Im nächsten Winter zwang sie der Hunger zu Verhandlungen mit ihren Gegnern, mit denen sie Frieden schlossen, und auch mit dem 1867 gegründeten Kanada traten sie in Verhandlungen. Sie mussten ihren Lebensstil aufgeben und Bauern werden, doch forderten sie Hilfe beim Übergang und wollten nur unter dieser Bedingung weiße Siedler akzeptieren.
In den Jahren 1874 bis 1876 schlossen Kanada und die Cree mehrere der so genannten Numbered Treaties, genauer gesagt die Verträge mit den Nummern 4, 5 und 6. Noch bis etwa 1880 versuchten kleine Gruppen weiterhin von der Büffeljagd zu leben, und zogen dazu bis nach Montana, doch sie sammelten sich ausgehungert um die Forts, nachdem die letzten Bisons verschwunden waren. Edgar Dewdney, der zuständige Commissioner of Indian Affairs, nutzte die Gelegenheit, den Cree zu verdeutlichen, dass sie keine Autonomie mehr besaßen und zwang sie durch Zurückhalten der Notrationen, sich seiner Interpretation der Verträge zu beugen. Mit dem Aufstand der Métis von 1885 entstand aus sporadischen Plünderungen eine Rebellion, die aber gegen die kanadischen Truppen ohne Aussicht auf Erfolg war.
Zahllose Prozesse der Assimilation oder Verdrängung durch die rapide anwachsende Zahl der Siedler, bis hin zum völligen Vergessen der Geschichte der Cree-Gruppen, gingen vonstatten. Dabei begannen die Siedler bereits eine erhebliche Rolle in der Entstehung einer öffentlichen Meinung zu spielen. Mehrere Jahre nachdem sich Häuptling Papasschayo 1877 bereit erklärt hatte, für seinen Stamm von 241 Menschen das Papaschase Reserve Number 136[13] nahe Edmonton, rund 6 km südlich des North Saskatchewan River zu akzeptieren, verlangten die Einwanderer einen Abzug der Ureinwohner. Hierbei spielte die lokale Zeitung, The Bulletin, eine wichtige Rolle. Herausgeber dieser Zeitung war Frank Oliver. Er hatte zuvor für die Winnipeg Free Press gearbeitet und zog 1876 nach Edmonton, wo er ab 1880 seine eigene Zeitung herausbrachte. Dort machte sich die Tatsache bemerkbar, dass das Monopol der Hudson’s Bay Company 1869 beendet worden war, und dass Wettbewerb und der Druck der Siedler zunahmen. Letztere verbanden sich in einer Lobbyistengruppe, dem Edmonton Settlers' Rights Movement,[14] das sich gegen jede Beschränkung durch Verträge wehrte. Oliver und seine Gruppe verlangten die Umsiedlung der ihrer Meinung nach zu nahe an Edmonton lebenden Indianer.
Dabei nutzte er alle Stereotype gegen sie und lancierte sie über sein Bulletin. Er erklärte den Stamm für eine fragwürdige Gruppe von „Halbbluten“, geführt von einem Häuptling und sechs oder sieben seiner „faulen Brüder“, dazu alte Squaws, die um die Forts herumlungerten. Obwohl er am 30. September 1882 den legalen Anspruch des Stammes auf sein Reservat akzeptierte, versuchte er mit dem Argument der Siedlungsbehinderung, des wirtschaftlichen und moralischen Schadens, und unterschwellig der Minderwertigkeit der Indianer die Stimmung so sehr anzuheizen, dass rechtliche Argumente ins Hintertreffen gerieten. Speziell die Papaschase diffamierte er, indem er ihnen unterstellte, gar keine Indianer zu sein, sondern nur in den Genuss der Vorzüge staatlicher Alimentation gelangen zu wollen. 1883 wurde Frank Oliver in den North West Territories Council gewählt, und gehörte 1888 bis 1896 der daraus hervorgegangenen Gesetzgebenden Versammlung an. 1905 wurde er zum Innenminister erhoben. Nun konnte Oliver mit erheblich größeren Machtmitteln gegen die angeblich übertrieben großen Reservate vorgehen und Druck auf die Stämme ausüben, Land herauszugeben oder gleich umzusiedeln. 1911 wurde das Indianergesetz durch eine Bestimmung ergänzt, die die Enteignung von Reservatsland zugunsten öffentlicher Bauten gestattete.
Noch 1883 beschwerte sich Pater Scollen im Namen des Stammes in einem Schreiben an den Premierminister, die kanadische Regierung wolle den Stamm durch Hunger ausrotten. In dieser verzweifelten Situation akzeptierten viele Cree das so genannte Scrip, das den „Mischlingen“ gestattete, Land zu bekommen, wie die Weißen. Der zuständige Agent akzeptierte aber auch Anträge von Treaty Indians, also von Indianern, die einen der Verträge unterschrieben hatten, und die sicher keine Métis waren, wie es das Gesetz vorschrieb. Es handelte sich dabei allein von Juni bis Juli 1885 um 202 Anträge. Den meisten blieb nichts anderes übrig, als ihr Scrip gleich gegen Lebensmittel zu verkaufen. Die Papaschase gaben 1888 ihr Reservat auf, in dem sie ohne Nahrungsmittel und staatliche Hilfe nicht leben konnten. 2001 forderten sie ihr Gebiet zurück.[15]
Die Cree am Frog Lake im Osten des District of Saskatchewan, der heute zu Alberta gehört, erhoben sich unter ihrem Häuptling Mistahimaskwa (Big Bear)[16], um gegen das Zurückhalten ihrer Lebensmittel zu protestieren. Mit diesen hoffte Edgar Dewdney, der für Indianerangelegenheiten zuständig war, die Cree unter Druck setzen zu können, damit sie sich nicht dem Aufstand der Métis anschlossen. Am 1. April 1885 wurden jedoch neun Menschen Opfer eines Massakers unter Führung des Cree-Kriegers Wandering Spirit[17] am Frog Lake, und der Stamm bedrohte Fort Pitt.
Der leitende Inspector Francis Dickens, Sohn von Charles Dickens, musste den Posten aufgeben und sich nach Battleford zurückziehen. Eine andere Cree-Gruppe unter Häuptling Pitikwahanapiwiyin (Poundmaker) beunruhigte wiederum diese Gegend, so dass die Regierung einen allgemeinen Aufstand fürchtete. Lieutenant Colonel Otter versuchte entgegen dem Befehl den Ort zu entsetzen, doch unterlag er in einem Gefecht am Cut Knife Hill am 2. Mai 1885. Doch nachdem die Métis nach der Schlacht bei Batoche unterlegen waren, ergab sich auch Poundmaker am 25. Mai.
Eine dritte kanadische Einheit zog gegen Big Bear in der Gegend um den Frog Lake. Es kam zu einem Gefecht bei Frenchman’s Butte gegen die Leute von Wandering Spirit, dem es nicht gelungen war, den Abfall der Wood Cree zu verhindern. Big Bear wiederum war es nicht gelungen, seine Truppen mit Poundmaker zu vereinigen. Trotz eines Sieges musste Big Bear sich nordwärts Richtung Beaver River zurückziehen. Nahe dem Loon Lake kam es am Rat Foot Creek (Steele Narrows) zu einem kurzen Gefecht. Schließlich musste Big Bear am 2. Juli in Fort Carlton aufgeben. Einige der Gefangenen, wie Wandering Spirit, wurden nicht als Kriegsgegner behandelt, sondern als Verbrecher hingerichtet.
Das gigantische Baie-James-Wasserkraftprojekt mit Stauseen von über 15.000 km² betrachteten die rund 7000 Cree und 4500 Inuit, die an der Bucht und in Nord-Québec lebten, als Bedrohung ihrer auf Jagd und Fallenstellerei beruhenden Lebensweise in ihrem rund eine Million km² umfassenden Gebiet. Ein Aufsehen erregender Prozess – ein Urteil, das die Quebec Association of Indians vor Gericht erwirkt hatte, wurde vom Appellationsgerichtshof der Provinz widerrufen – mündete 1975 im Abkommen der Baie James und des Quebecer Nordens. Einen ähnlichen Vertrag schlossen drei Jahre später die rund 500 Naskapi. Seit 1974 hatte sich der Grand Council of the Crees, ein Stammesrat, der neun Stämme aus dem Norden Quebecs repräsentierte, dafür eingesetzt. 1984 wurden die indigenen Völker aus der Vormundschaft des Indianerministeriums formal entlassen, und sie besitzen seitdem alle Rechte der kanadischen Gebietskörperschaften, sie dürfen also Verträge schließen, Verordnungen erlassen, Ortspolizeidienststellen unterhalten, ein eigenes Budget verwalten und Anteile an Unternehmen besitzen. Wie jede Gemeinde bestimmen sie die Flächennutzung und können zudem Nichtangehörigen den Zugang zu ihrem Territorium verweigern.
Am Ende weiterer, zäher Verhandlungen unterzeichneten die Cree und Inuit 1991 einen Vertrag, der Kanada die Nutzung der Wasserkraft zugestand (aus der ca. drei Fünftel der Elektrizität Kanadas gewonnen wird) – gegen Kompensationszahlungen und Selbstverwaltungsrechte in einem Teil des Konventionsgebiets. Innerhalb eines Kerngebiets (etwa 1,3 % der Fläche, also ca. 14.000 km²), dem Gebiet ihrer neun Siedlungen, erhielten die Cree das alleinige Nutzungsrecht. In weiteren Gebieten hatten sie exklusive Jagd- und Fischrechte. Die Provinz kann Teile dieser Gebiete für Entwicklungsprojekte in Anspruch nehmen, muss aber Ersatzland oder Entschädigung leisten. Die Cree sind hier paritätisch an allen Entscheidungen beteiligt. Doch in rund 85 % des Vertragsgebiets haben sie nur einige Jagdprivilegien.
Im Kerngebiet bieten sich Beschäftigungsmöglichkeiten in der Verwaltung und in der Wirtschaft, vom Gesundheitswesen über den Umweltschutz und zur Förderung der Jagdtraditionen bis zum Betrieb der Fluggesellschaft Air Creebec. Ein Programm garantiert allen Cree-Jägern ein festes Einkommen unter der Bedingung, dass sie mindestens 90 Tage pro Jahr der traditionellen Jagd nachgehen.
Das seit den späten 1970er Jahren aufgebaute Schulsystem vermittelt Sprache und Kultur der Cree. Erste Sprache ist Cree bzw. Nehiyawewina (ᓀᐦᐃᔭᐁᐧᐃᐧᐣ), später stehen Quebecer Französisch (ᐁᐧᒥᐢᑎᑰᓰᒧᐃᐧᐣ, Wêmistikôsîmowin) und Canadian English (ᐋᑲᔮᓯᒧᐃᐧᐣ,Âkayâsimowin) zur Wahl. Die Cree-Sprache hat eine eigene Silbenschrift (ᓀᐦᐃᔭᐤ ᒐᐦᑭᐯᐊᐧᓯᓇᐦᐃᑫᐃᐧᐣ, Nehiyaw Cahkipewasinahikewin, auch: Nehiyawasinahikewin – „Schreiben mittels Cree-Silbenschrift“, die dem Abugida-Prinzip folgt, auch Alphasyllabar genannt)[18], die als Grundlage zum Aufbau von Silbenschriften vieler indigener Sprachen Kanadas diente. Zahlreiche Orte führen inzwischen (wieder) Cree-Namen, die Ortsschilder, Verkehrsschilder, Zeitschriften in den Reservaten sind heute oftmals in den beiden regionalen Varianten der Cree-Silbenschrift wiedergegeben. Die „Östliche Cree-Silbenschrift (Syllabics)“ wird für alle Cree-Dialekete von Moosonee, Ontario bis nach Kawawachikamach an der Quebec-Labrador-Grenze, die eine Silbenschrift nutzen, gebraucht: „East Cree/(Eastern) James Bay Cree“, „Moose Cree“ sowie das „Naskapi“ (der östlichste Cree-Dialekt). Ungefähr westlich der Manitoba-Ontario-Grenze werden die Dialekte „Plains Cree“, „Woods Cree“ und westliche Varianten des „Swampy Cree“ sowie einige Cree-Dialekte der USA mittels der „Westlichen Cree-Silbenschrift (Syllabics)“ wiedergegeben.
Die meisten Organisationen der Cree wurden von Val-d’Or in das Baie-James-Gebiet verlegt. Seit 1993 existiert das Nachrichtenmagazin The Nation, ein wichtiges regionales Diskursforum.
Zugleich wenden sich die Cree gegen den Quebecer Separatismus, weil sie fürchten, die Zuwanderung frankophoner Kanadier in den Norden könnte in einem unabhängigen Staat Québec zu ihren Lasten gefördert werden. Sie fürchten eine „ethnische Besetzung“. In einem eigenen Referendum sprachen sich 95 % der Quebecer Cree für ein Verbleiben bei Kanada aus.[19]
Diese Befürchtungen sind insofern begründet, als mit dem 1986 angekündigten Great Whale Project, bei dem fünf Flüsse, die in die Hudson Bay münden, aufgestaut und umgeleitet werden, rund 3500 km² Cree-Land überschwemmt werden sollten. Der Strom sollte vor allem in die USA exportiert werden. 1991 ruderten Cree in Kanus bis nach New York, um dort als Lobbyisten auf die Abnehmer einzuwirken. 1994 gab die Provinz Quebec das Projekt auf, gegen das auch Umweltschützer protestiert hatten.
Bei allen Fortschritten zeigt sich hier jedoch ein grundlegendes Problem: Die Zersplitterung und Individualisierung schreitet voran, eine Entwicklung, die 1994 zur Einberufung einer Sonderversammlung des Stammes führte. Außerdem hat die Gesellschaft der Cree in den Jahrzehnten zunehmender Eigenständigkeit eine Umstrukturierung erlebt, die eine neue Führungsschicht hervorgebracht hat, die die Verwaltung dominiert. Daneben existieren weiterhin die der traditionellen Jagd nachgehenden Familien, dazu die Jungen, deren Zahl schnell wächst, die aber weder in der einen noch in der anderen Gruppe ausreichend vertreten sind. Der erste indianische Vizegouverneur Kanadas, James Bartleman von Ontario (2002–07), wandte dieser Gruppe seine Aufmerksamkeit zu. Er sammelte für die Schulen über eine Million gebrauchte Bücher, förderte Schreib- und Lesefähigkeit und brachte ihre Probleme verstärkt ins öffentliche Bewusstsein.
Dazu kommt, dass das auslösende Projekt, das gigantische Baie-James-Wasserkraftprojekt, mittlerweile kritischer betrachtet wird. In der Schlussphase (seit 2007) wurde der Rivière Rupert weitgehend umgeleitet, ein Projekt, gegen das sich der 2005 gewählte Grand Chief of the Crees of Quebec, Matthew Mukash gewandt hat. Damit stellt er die Abmachung von 2002, die als Paix des Braves bekannt wurde, in Frage, und fordert die Förderung von Windkraftanlagen.
In einer anderen Hinsicht geraten inzwischen Provinz-, Bundes- und Reservatsgesetze in Konflikt, eine Auseinandersetzung, die in den USA bereits die mediale Öffentlichkeit erreicht hat. Hierbei geht es um die Kasinos, die dort unter erheblichen steuerlichen Erleichterungen prosperieren und längst zu einem Milliardengeschäft geworden sind. Doch ist dies nicht der strittige Punkt, sondern die Verteilung der Mittel und die „Vergiftung“ der Mentalität durch Profitdenken und Stammesegoismen.
Da die Verträge mit Kanada und der Provinz entsprechende Deutungen zulassen, akzeptieren die Cree nicht mehr alle Gesetze. So gilt seit dem 1. Januar ein Rauchverbot, das aber die Enoch Cree First Nation in ihrem Casino nicht einhalten will. Häuptling Ron Morin ist der Ansicht, das Casino stehe auf Bundesland und unterliege damit nicht der Gesetzgebung der Provinz. Ähnlich wollen die Besitzer des Grey Eagle Casinos auf dem Land der Tsuu T'ina südwestlich von Calgary verfahren.
Der Streit um die natürlichen Ressourcen setzt sich kaum vermindert fort. Jüngstes Beispiel ist die Auseinandersetzung um einen wichtigen borealen Urwald der Provinz Québec, den Broadback Valley Forest.
Plains Cree bzw. Western Cree (Eigenbezeichnung: ᐸᐢᑳᐧᐤ ᓀᐦᐃᔭᐁᐧᐃᐧᐣ (Paskwāwiyiniwak / Paskwa Wi Iniwak) – „Volk auf den Plains (Ebenen)“ bzw. „Nehiyawak“, von anderen Cree-Gruppen auch als ᐸᐢᑳᐧᐃᐧᔨᓂᐤ (Paskwâwiyiniwak) oder ᐸᐢᑳᐧᐃᐧᓃᒧᐃᐧᐣ (Paskwâwinîmowin) bezeichnet, sprachen ᐸᐢᑳᐧᐃᐧᓃᒧᐃᐧᐣ (Paskwâwinîmowin) den y-Dialekt; westlichste und südlichste Gruppe der Cree, lebten primär in Alberta und im südlichen Saskatchewan sowie in Manitoba, nordwärts bis zum Great Slave Lake im Süden der Nordwest-Territorien und südwärts bis zum Missouri River und Milk River im Norden von Montana in den USA)
Woodland Cree („Waldland-Cree“, Saka Wi Iniwak, Sakau Wiyiniwak, Sakāwithiniwak – „Volk im Waldland“, Nīhithawak, lebten nördlich und nordöstlich der Plains Cree sowie im Nordwesten der Swampy Cree im äußersten Nordosten Albertas, im Norden von Saskatchewan und Nordwesten von Manitoba)
Swampy Cree („Sumpfland-Cree“, Maskiki Wi Iniwak, Mushkegowuk,[88] Maškēkowak, daher oft Maskegon genannt / Nēhinawak, Swampy Cree lebten im Norden Manitobas, Nordosten von Saskatchewan entlang des Saskatchewan River und entlang der Küste der Hudson Bay sowie angrenzenden Gebieten im Inland im Süden und Westen, sowie in Ontario entlang der Küsten von Hudson Bay und James Bay)
Moose Cree („Elch-Cree“, Ililī)
Östliche Cree / (Östliche) James Bay Cree, East Main Cree (lebten in den James Bay und Nunavik-Regionen im Norden von Quebec, unterteilen sich kulturell, geographisch und sprachlich in zwei Gruppen: den Iyyiw, Iiyiyuu im Norden und entlang der Küste und den Iyniw, Iinuu im Süden und im Inland, hatten enge kulturelle Verbindungen zu den östlich wohnenden Innu und Naskapi)[89]
Sprachlich und kulturell lassen sich die Cree (von West nach Ost) in obige Stammesgruppen unterteilen.
Die Atikamekw (Nehiraw / Nehirowisiwok), Montagnais (Nehilaw / Ilniw ) und Naskapi (Iyiyiw / Innu) werden allgemein als eigenständige Gruppen betrachtet und gelten nicht im engeren Sinne als Cree.[92]
Bei den weitgehend traditionell lebenden Mitgliedern der östlichen Cree in Quebec existiert heute eine sogenannte kompartmentalisierte Religiosität; das heißt, im Sommerlager geht man zum christlichen Gottesdienst und in den winterlichen Jagdlagern wird nach wie vor die traditionelle Religion (mit einigen synkretistisch-eingemischten christlichen Elementen) praktiziert.[96]
die Moose Cree identifizieren sich oft als „Swampy Cree“, so dass oft nur auf Grund sprachlicher Unterschiede zwischen diesen beiden Gruppen unterschieden werden kann:
die Oji-Cree umfassen heute mehrere First Nations und sind Nachfahren von Mischehen zwischen Anishinabe (Ojibwa) und Cree – daher ihre engl. Bezeichnung, leb(t)en zwischen den traditionellen Territorien der Ojibwa im Süden und der Cree im Norden und werden meist den Ojibwa (Anishinaabe) zugerechnet, da sich die „Oji-Cree“ jedoch selbst als Cree identifizierten und nicht als Ojibwa,[120] bezeichneten britische und kanadische Regierungen sie ebenfalls als Cree; ihre Sprache, das Anishininiimowin bzw. die Oji-Cree-Sprache mit ca. 12.600 Sprechern, ist strukturell dem Ojibwa näher, obwohl die literarische Tradierung mehr das Cree widerspiegelt und Anishininiimowin die Cree-Silbenschrift nutzt (Heute, zusammen mit „n-Cree“-Dialekt-sprechenden Woodland Cree, den Lowlands und Uplands Swampy Cree, den Moose Cree (die jedoch den „l-Cree“-Dialekt sprechen) sowie benachbarten Upland Cree identifizieren sich die Oji-Cree kulturell als Swampy Cree).
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