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Deutscher Mathematiker und Autor Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Claus Peter Ortlieb (* 1. Mai 1947 in Reinbek; † 15. September 2019[1] in Hamburg) war ein deutscher Mathematiker, wissenschafts- und gesellschaftskritischer Autor und Redakteur der Zeitschrift EXIT!.
Claus Peter Ortlieb wurde 1947 als Sohn des Hochschullehrers Heinz-Dietrich Ortlieb und seiner Frau Anneliese (geb. Witt) in Reinbek im Kreis Stormarn geboren.
Ortlieb studierte Mathematik an der Universität Hamburg (Promotion im Jahr 1976 bei Lothar Collatz)[2][3] und lehrte dort als Professor am Fachbereich Mathematik von 1985 bis 2011.
Neben seinem ursprünglichen mathematischen Forschungsgebiet, der Theorie optimaler Steuerungen, beschäftigte er sich wissenschaftskritisch mit den Problemen der mathematischen Modellbildung[4] insbesondere in der Biologie[5] und der Makroökonomie.[6] Daneben war er als Redakteur der wertkritischen Zeitschrift EXIT![7] tätig und verfasste eine Anzahl gesellschaftskritischer Beiträge in der Zeitschrift konkret.[8]
Ortlieb starb unerwartet im September 2019 im Alter von 72 Jahren[1] und wurde auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf beigesetzt.
„Unter der Annahme, die Wirklichkeit folge mathematischen Gesetzen, versuchen wir diejenige mathematische Struktur und Gesetzmäßigkeit herauszufinden, die mit kontrollierten Beobachtungen am besten zusammenpasst. Offenbar funktioniert das in vielen Bereichen, nur folgt daraus eben nicht die Richtigkeit der zu Grunde liegenden Annahme. Umgekehrt wird es schlüssig: Durch die Wahl eines bestimmten Instrumentariums – das der exakten Wissenschaften – fokussieren wir und beschränken wir uns auf die Erkenntnis derjenigen Aspekte der Wirklichkeit, die sich mit diesem Instrumentarium erfassen lassen. Und es spricht nichts dafür, dass das schon die ganze Wirklichkeit wäre oder einmal werden könnte.“[9]
„Im ‚Mannesalter‘ der Aufklärung werden die in Zahlen und anderen mathematischen Formen gefassten Gesetze endgültig für eine Eigenschaft der Natur gehalten, das Erkenntnissubjekt kommt als Gegenstand der entsorgten Metaphysik nicht mehr vor, und solche feinen Unterscheidungen wie die zwischen Experiment und Beobachtung lässt man doch besser weg, sie stören nur noch. Diese Schludrigkeit erst erlaubt es, die mathematisch-naturwissenschaftliche Methode umstandslos für Gebiete wie etwa die Volkswirtschaftslehre geeignet zu halten, in denen Experimente nicht möglich sind. Und die Überschätzung der nicht verstandenen Methode führt dazu, alle Fragen, die sich mit ihr nicht angehen lassen, auszublenden bzw. in die irrelevant gewordene ‚Kindheitsphase‘ der Menschheit zu verweisen.“[10]
„Zumindest was die neoklassische Lehre angeht, muss man wohl eher von einer wissenschaftlich verbrämten Ideologie sprechen. Ich stelle bei der Lektüre von VWL-Lehrbüchern regelmäßig fest, dass die Wirklichkeit der kapitalistischen Wirtschaft dort gar nicht reflektiert wird. Stattdessen werden die eigenen ideologischen Vorurteile in mathematische Modelle gegossen und diese der Wirklichkeit einfach übergestülpt. Damit hat aber in der Tat das Fach Wirtschaftswissenschaft seinen Gegenstand letztlich aufgegeben und streng genommen seinen wissenschaftlichen Status verloren.“[11]
„So oder so hat sich die kapitalistische Produktionsweise durch ihre zwanghafte Eigendynamik ans Ende ihrer Entwicklungsmöglichkeiten gebracht. Die Weltgesellschaft steht deshalb vor der Alternative, entweder mit ihr unterzugehen oder aber sich der Zwänge des abstrakten Reichtums zu entledigen und die eigene Reproduktion allein nach stofflichen Kriterien zu planen. Dann könnte auch die Produktivitätsentwicklung ihre Unschuld wiedergewinnen: Einerseits müsste nicht jede mögliche Erhöhung der Produktivität auch zwanghaft vollzogen werden, denn schließlich wird nicht jede Tätigkeit dadurch angenehmer, dass man sie schneller erledigt. Und andererseits ließe sie sich ggf. tatsächlich zur Erleichterung des menschlichen Lebens einsetzen.“[12]
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