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deutscher Finanzunternehmer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Carsten Maschmeyer (* 8. Mai 1959 in Bremen) ist ein deutscher Finanzunternehmer. Als Geschäftsführer der Maschmeyer Group investiert er in Unternehmensgründungen aus verschiedenen Branchen. Davor baute er die Finanzvertriebsgesellschaft AWD Holding AG (heute als Swiss Life Select zu Swiss Life, der früheren Rentenanstalt, gehörend) auf und war Vorstand der gemeinsam mit Bert Rürup gegründeten MaschmeyerRürup AG. Maschmeyers Geschäftspraktiken und seine engen Kontakte zu Spitzenpolitikern riefen Kritik hervor.
Maschmeyers Mutter war eine alleinstehende Frau, die nach einem One-Night-Stand mit einem verheirateten Mann ein Kind bekommen hatte, mittellos bis hin zur Armut. Sie arbeitete als Sekretärin in einem Schulamt und lebte zunächst alleinerziehend mit ihm in einem Mutter-Kind-Heim in Hildesheim. Seinen leiblichen Vater hat er nie gesehen.[1] Später wurde er von ihr und seinem Stiefvater, einem Ingenieur bei Blaupunkt, streng erzogen.[2][3]
Maschmeyer war in seinen Jugendjahren Bezirksjugendmeister im Mittel- und Langstreckenlauf. 1978 endete seine Schulzeit mit dem Abitur an der Robert-Bosch-Gesamtschule in Hildesheim.[4]
Nach dem Abitur verpflichtete er sich als Soldat auf Zeit (SaZ) für zwei Jahre bei der Bundeswehr. Er wurde zum Reserveoffizier beim Sanitätsdienst der Bundeswehr ausgebildet. Danach begann er ein Studium der Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover. Um es finanzieren zu können, arbeitete er nebenbei im Vertrieb bei OVB Vermögensberatung. Er absolvierte zahlreiche Fortbildungen und widmete sich intensiv der Finanzberatung, mit der Folge, dass er im Frühjahr 1982 aufgrund zu hoher Fehlzeiten zwangsexmatrikuliert wurde.[5][2]
Die Verkaufstätigkeit verlief für Carsten Maschmeyer wirtschaftlich erfolgreich; 1983 stieg er zum Landesdirektor auf. 1987 kündigte Maschmeyer bei der OVB und erhielt eine Abfindung.
Wenig später stieg er mit 900.000 DM in den vermutlich 1987 von seinem späteren Schwager Kai Lange gegründeten Allgemeinen Wirtschaftsdienst (AWD) ein und übernahm Mehrheit und Leitung des Finanzvertriebs,[6][7][8] der das Ziel hatte, unabhängig von Versicherungsunternehmen und Banken zu beraten und zu agieren.
Ab 1991 begann Maschmeyer mit der Auslandsexpansion des AWD. Er gründete ein österreichisches Tochterunternehmen, den AWD Österreich mit Sitz in Wien. Es folgten Markteintritte in der Schweiz, Großbritannien sowie Mittel- und Osteuropa. 2000, als die Aktienkurse an den Börsen nach der Hausse bereits nachgaben, brachte er den AWD an die Börse. Bei einem Ausgabekurs von 54 Euro pro Aktie wurde ein Emissionserlös von etwa 500 Mio. Euro erzielt.
Im Dezember 2007 unterstützte Maschmeyer in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender die Übernahme des AWD durch den Schweizer Versicherungskonzern Swiss Life (früher Schweizerische Lebensversicherungs- und Rentenanstalt). Die Swiss Life bot den Aktionären einen Preis von 30 Euro je Aktie. Im Zuge des Übernahmeangebots veräußerte auch die Familie Maschmeyer ihren rund 30-prozentigen AWD-Anteil an Swiss Life, welche damit 97,71 Prozent am AWD hält.[9] Im August 2008 verkaufte Maschmeyer der Swiss Life ein Aktienpaket von 26,75 Prozent Anteil an der AWD-Konkurrentin MLP AG, das er zuvor zusammengekauft hatte.[9] Im Gegenzug hatte er sich mit Aktien im Wert von 300 Mio. CHF an Swiss Life beteiligt, wodurch er größter privater Aktionär des Unternehmens wurde.
Im Rahmen des weiteren Ausbaus des AWD wurde Maschmeyer ab dem 1. September 2008 Manfred Behrens, bisher CEO Deutschland von Swiss Life, als Co-CEO zur Seite gestellt und der AWD-Vorstand von bisher drei auf acht Mitglieder erweitert.[9] Im Mai 2009 schied Maschmeyer aus dem AWD-Vorstand aus und Manfred Behrens übernahm die alleinige Führung.[10] Maschmeyer selbst wechselte von Mai 2009 bis Dezember 2011 in den Verwaltungsrat der Swiss Life.[11]
Im Januar 2010 gründete Maschmeyer gemeinsam mit dem ehemaligen Wirtschaftsweisen und Ökonomen Bert Rürup die MaschmeyerRürup AG. Das unabhängige, international tätige Unternehmen beriet Banken, Versicherungen und Regierungen bei Fragen der Alters- und Gesundheitsvorsorge; es wurde nach dem Ausscheiden von Rürup 2013 liquidiert.
Unter dem strategischen Dach der Maschmeyer Group sind alle Tätigkeiten von Carsten Maschmeyer aufgehängt. Mit seinem Investmentvehikel Alternative Strategic Investments GmbH (Alstin) investiert er in Wachstumsunternehmen aus verschiedenen Branchen.[12] Neben Alstin finanziert er über seinen Fonds seed&speed ventures frühphasige Investments.[13] Daneben befinden sich innerhalb der Maschmeyer Group Beratungsaktivitäten, Gemeinschaftsunternehmen und Investitionen, die Maschmeyer gemeinsam mit seiner Familie, Partnern und Kollegen tätigt.[14]
Ein weiteres Unternehmen Maschmeyers ist die HMNC Brain Health,[17] ein Biotechnologieunternehmen, das er gemeinsam mit dem ehemaligen Direktor des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, Florian Holsboer gegründet hat[18] und das sich auf die Erforschung und Entwicklung von neuen Medikamenten gegen Depressionen und Angsterkrankungen spezialisiert hat.
Zur Maschmeyer Group zählt ebenso die Paladin Asset Management GmbH, eine Vermögensverwaltung in Hannover, die mit langfristig orientierten Aktieninvestments eine nachhaltige Wertsteigerung anstrebt. Maschmeyer war zudem an der MIFA (Mitteldeutsche Fahrradwerke AG) beteiligt, welche im Oktober 2014 Insolvenz anmelden musste, und an der GCI mit ihrer Hauptbeteiligung an der Maschinenfabrik Spaichingen.[19] Maschmeyer übte heftige Kritik an den damaligen Restrukturierungsberatern und Wirtschaftsprüfern der MIFA, indem er ihnen vorwarf, Kapital aus der Notlage des Unternehmens zu schlagen.[20] Außerdem war er bis 2015 an der Biofrontera AG beteiligt, die mit Ameluz ein Mittel gegen den Basalzellenkrebs auf den Markt gebracht hat.[21]
Maschmeyer ist an mehreren Startup-Unternehmen beteiligt, darunter Blacklane, nu3, barzahlen, orderbird, pflege.de oder crealytics. Im Mai 2013 investierte er einen hohen siebenstelligen Betrag in das Veranstaltungsführer-Startup Mobile Event Guide und hält damit 25 Prozent der Unternehmensanteile.[22] Darüber hinaus erwarb Maschmeyer 2013 erstmals Anteile am Medizintechnik-Startup Syntellix und erweiterte seine Beteiligung in der Folgezeit auf 43 Prozent.[23] Ab 2015 kam es daraufhin zwischen Maschmeyer und Syntellix-Gründer Utz Claassen zu einer Auseinandersetzung im Aufsichtsrat über die Kontrolle des Unternehmens.[24] Diese wurde schließlich Ende 2016 dadurch beendet, dass Maschmeyer seine Anteile an Claassen verkaufte.[25]
Maschmeyer ist Mitglied des Kuratoriums der Internationalen Stiftung Neurobionik.[26] Die Stiftung fördert die Forschung auf dem Gebiet der Neurobionik. Maschmeyer war zudem Kuratoriumsmitglied der Initiative Deutschland – Land der Ideen.
Im August 2010 positionierte sich Maschmeyer als einer von 40 prominenten Unterzeichnern des Energiepolitischen Appells, einer Initiative der vier den deutschen Markt dominierenden Stromkonzerne, welche die Laufzeitverlängerung deutscher Kernkraftwerke befürwortet. Maschmeyer vertrat einerseits die Ansicht, dass der Ausstieg aus der Atomenergie ein Wagnis sei, solange die erneuerbaren Energien noch nicht leistungsstark und ausreichend wettbewerbsfähig sind; andererseits ist er heute der Überzeugung, dass erneuerbare Energien die Zukunft sind.
Im März 2012 veröffentlichte Maschmeyer sein Buch Selfmade – erfolg reich leben.[27] Im Februar 2016 kam sein zweites Buch Die Millionärsformel – Der Weg zur finanziellen Unabhängigkeit auf den Markt.
Seit der dritten Staffel der VOX-Fernsehsendung Die Höhle der Löwen, die 2016 ausgestrahlt wurde, ist Maschmeyer einer der Investoren.[28] Die ersten Ausstrahlungen der dritten Staffel erzielten hohe Einschaltquoten.[29]
Im Juli 2017 gab Sat.1 die Verpflichtung von Maschmeyer bekannt.[30] Er moderierte im Frühjahr 2018 die Existenzgründungs (Startup)-Show Das ist deine Chance.[31] Nach Ausstrahlung der ersten drei Folgen wurde das Ende der Show wegen zu geringer Quoten bekannt gegeben.[32]
Maschmeyer lernte seine spätere Frau Bettina bei dem Finanzvermittlungskonzern OVB kennen, wo sie seine persönliche Assistentin war.[2] Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor. Die Ehe wurde Anfang 2009 nach 20 Jahren geschieden.[33]
Seit 2009 ist Maschmeyer mit der Schauspielerin Veronica Ferres liiert,[34][35] seit September 2014 ist das Paar verheiratet. Seine Stieftochter ist somit Lilly Krug.
In einem Interview mit dem Medium The Pioneer sowie auf seinem Instagram-Profil gab er am 6. September 2021 bekannt, in den Jahren 2003 bis 2010 schwer tablettensüchtig und dadurch am Ende nicht mehr arbeitsfähig gewesen zu sein.[36] Als Nebenwirkung der Medikamente war Maschmeyer nach eigenen Angaben zeitweise schwer depressiv. Erst nach mehreren gescheiterten Versuchen gelang ihm eine erfolgreiche Entzugstherapie in einer psychiatrischen Klinik.[37]
Maschmeyers Vermögen wurde Ende 2010 auf 650 Mio. Euro geschätzt.[38] Die Tageszeitung Die Welt gab Maschmeyers Vermögen im Jahr 2020 auf ihrer Liste der „1001 reichsten Deutschen“ mit 1,3 Mrd. Euro an, womit er Platz 166 der reichsten Deutschen belegte. Für 2021 lag die Schätzung des Finanzmagazins Forbes bei rund 1,1 Milliarden US-Dollar.[39] 2024 wurde die Schätzung mit 1,6 Milliarden US-Dollar deutlich erhöht.
Maschmeyer finanzierte 1998 vor der Landtagswahl in Niedersachsen eine 650.000 Mark teure Werbekampagne mit dem anonym in Tageszeitungen geschalteten Text „Der nächste Kanzler muss ein Niedersachse sein“. Damit wollte er nach eigenen Aussagen nicht direkt Gerhard Schröder unterstützen, sondern Lafontaine als Kanzler verhindern.[40][41][42]
Am 13. Juni 1998 kündigte die Initiative Handwerk und Mittelstand für Gerhard Schröder der SPD-geführten niedersächsischen Staatskanzlei mit einem Schreiben an, für Schröders Bundestagswahlkampf 1998 eine Maschmeyer-Spende von 150.000 Mark weiterzuleiten. Durch die Herkunftsverschleierung wäre dies ein Verstoß gegen das Parteispendengesetz gewesen. Mit der Spende sollten nach Angaben des ARD-Magazins Panorama ganzseitige Wahlkampfanzeigen in der FAZ, der Welt und der Welt am Sonntag finanziert werden. Maschmeyer selbst dementierte 2011 die Zahlung dieser Summe an die Initiative.
Im Dezember 2011 wurde bekannt, dass Carsten Maschmeyer während des niedersächsischen Wahlkampfs im Herbst 2007 die Anzeigenkampagne für Hugo Müller-Voggs Interviewbuch mit Christian Wulff Besser die Wahrheit mit knapp 43.000 Euro aus seinem Privatvermögen finanziert hatte. Das Buch, in dem Wulff sein privates und politisches Leben beschreibt, diente laut Recherche der Boulevardzeitung Bild auch zu Wahlkampfzwecken. Christian Wulff erklärte, nichts über die Hintergründe der Finanzierung der Anzeigenkampagne gewusst zu haben, was von einem Sprecher Maschmeyers bestätigt wurde.[43][44] Maschmeyer habe den Vertrieb des Buchs unterstützt, da er mit dem Buchverlag Hoffmann und Campe in einem Geschäftsverhältnis stand. Wulff, der mit Maschmeyer befreundet ist, hatte im Juli 2010 einen Sommerurlaub in Maschmeyers Villa auf Mallorca verbracht.[45]
Im Dezember 2003 bot der ehemalige AWD-Mitarbeiter Stefan Schabirosky der DVAG-Deutsche Vermögensberatung AG nach eigener Aussage an, mit einer Verleumdungskampagne gegen Carsten Maschmeyer und dessen Finanzvertrieb AWD vorzugehen. Die DVAG habe dieses Angebot angenommen und schloss mit ihm einen Beratervertrag als Controller, der dann bis Ende 2008 verlängert wurde. Im Nachhinein bestritt die DVAG, in eine Rufmord-Kampagne verwickelt gewesen zu sein, und wies alle Vorwürfe „entschieden zurück“.[46] Seine Vereinbarungen mit der DVAG und seine Aktivitäten bei Journalisten veröffentlichte Schabirosky im August 2017 unter dem Titel Mein Auftrag: Rufmord.[47] Seiner Rolle als alleiniger Informant der Redaktionen widersprach insbesondere Panorama. Demnach sei das seinerzeit von Schabirosky berichtete umstrittene Geschäftsgebaren der AWD durch andere Quellen belegt.[48] Schabirosky habe nach eigenen Angaben insgesamt 513.500 Euro Honorar erhalten, was ihm aber nicht genügt habe.[49] Seine Forderung auf Zahlung von drei Millionen Euro als Erfolgshonorar wurde wiederum von der DVAG zurückgewiesen, und so wandte er sich an Carsten Maschmeyer, der sich, so Schabirosky, nach Streichung einiger Passagen mit persönlichen Angriffen mit der Veröffentlichung einverstanden zeigte, zumal er die von der Konkurrenz finanzierte Verleumdungskampagne nunmehr als Begründung für den Verkauf seiner AWD-Anteile an die Swiss Life und seinen späteren vollständigen Rückzug darstellen konnte.[50]
Obwohl Maschmeyer den AWD 2007 verkauft hat und nicht mehr operativ dort tätig ist, wird er noch immer mit dem AWD verbunden. Das Unternehmen AWD sowie Maschmeyer waren lange Zeit mit einem schlechten Image behaftet. Nach seinem Ausscheiden bei AWD veränderten sich Medienberichterstattung und Image. Zusammen mit seiner Partnerin Veronica Ferres wird er neuerdings insbesondere in Boulevardmedien häufig erwähnt. Die Financial Times Deutschland schrieb im Januar 2011 zu seiner Außenwirkung: „Nach der Gründung von AWD im Jahr 1988 war Maschmeyer jahrelang der Aussätzige der unbeliebten Drückerkolonne.“[51]
Einige Beiträge brachten Maschmeyer als Unternehmenslenker und Verantwortlichen, aber auch mit umstrittenen Geschäftspraktiken des AWD in direkte Verbindung. Im September 2010 strahlte die ARD in der Sendung Panorama einen Beitrag über Maschmeyer mit dem Titel Abzocker Maschmeyer: Liebling der Politik, Freund des Bundespräsidenten aus. Darin wird über Tausende von Kleinanlegern berichtet, die ihr Geld mit beim AWD erworbenen Finanzprodukten verloren haben sollen.[52][53] Der NDR griff die Vorwürfe danach erneut auf und produzierte die Dokumentation Der Drückerkönig und die Politik aus der Reihe ARD-exclusiv; diese wurde am 12. Januar 2011 ausgestrahlt.[54] Maschmeyers Anwalt hatte zuvor versucht, die Ausstrahlung der Sendung zu verhindern.[55][56]
Eine nach Ausstrahlung der Dokumentation erwirkte einstweilige Verfügung am Landgericht Berlin untersagt dem NDR, eine bestimmte Szene weiterhin zu zeigen.[57][58] In der Folge ging Maschmeyer anwaltlich sowohl gegen den NDR als auch gegen einige an den beiden ARD-Beiträgen beteiligte Journalisten vor. Diese erhielten Abmahnschreiben an ihre Privatadressen und wurden von Wirtschaftauskunfteien telefonisch detailliert über ihre Beschäftigungsverhältnisse befragt. Außerdem beauftragte Maschmeyer einen Strafrechtler, ein Gutachten über die Frage zu erstellen, ob sich Journalisten im Zusammenhang mit den NDR-Beiträgen strafbar gemacht hätten. Als mögliche Straftatbestände kämen Nötigung, politische Verdächtigung und die Verbreitung von Bildern ohne die Zustimmung der darauf Abgebildeten in Frage.[59]
Der FAZ-Journalist Michael Hanfeld schrieb in diesem Zusammenhang von einem Zurückschlagen „mit allen Mitteln“ und einem „veritablen Angriff auf die Pressefreiheit und den freien Journalismus“.[60] Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) stellte zu Maschmeyers Vorgehen fest, dass er „Pressefreiheit und Demokratie bedroht“ hätte, und verlangte von ihm, „sofort mit den presse- und strafrechtlichen Nachstellungen […] aufzuhören“.[61][62]
Maschmeyer begründete sein Verhalten gegenüber dem NDR und die Inanspruchnahme eines Medienanwalts sowie eines Strafrechtlers damit, dass er die mehrfachen Interviewanfragen eines „übereifrigen Journalisten“ als „Nötigung“ empfand und sich insoweit auch „verfolgt gefühlt habe“. Seine Maßnahmen vor dem Hintergrund eines nicht zustande gekommenen bzw. auch nicht im Vorfeld abgesteckten Panorama-Interviews rechtfertigte er unter anderem mit seiner Auffassung, dass er nicht habe zulassen können und dürfen, dass Tausende seiner ehemaligen Mitarbeiter diffamiert würden.[63]
Im April 2011 stellte der Verein für Konsumentenschutz-Informationen (VKI) in Wien Strafanzeige gegen Maschmeyer wegen des Verdachts auf gewerbsmäßigen Betrug und Gründung bzw. Mitgliedschaft einer kriminellen Vereinigung.[64][65] Bis März 2012 hatten sich 2300 Kleinanleger dem Strafverfahren angeschlossen.[66] Im März 2013 war der Prozess für fünf Sammelklagen für 2500 Anleger aufgrund der Verzögerung durch die AWD noch nicht in Gang gekommen.[67] Im August 2013 zahlte die vormalige AWD (umbenannt in Swiss Life Select) im Rahmen einer einvernehmlichen Einigung über die Sammelklagen sieben Millionen Euro Entschädigung und damit 30 % des erlittenen Differenzschadens an die Anleger.[68]
Im Juli 2011 gab der NDR bekannt, dass Maschmeyer und der NDR sich geeinigt haben, sämtliche Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit der NDR-Berichterstattung über Maschmeyer nicht mehr weiterzuverfolgen.[69][70]
Nachdem schon im Frühjahr 2011 spekuliert worden war, ob eine 154 Jahre alte „ehrwürdige Institution“ wie die Rentenanstalt derartige Presse wolle, schied Maschmeyer im Dezember 2011 aus dem Verwaltungsrat der Swiss Life aus und reduzierte seinen fünfprozentigen Aktienanteil auf unter drei Prozent.[11][71]
In seinem Buch Selfmade und auch in einem TV-Auftritt in der Sendung Menschen bei Maischberger im März 2012 räumte Maschmeyer ein, im Bereich Kommunikation in der Vergangenheit „einiges falsch gemacht“ zu haben.[72]
2014 titelte der Stern, dass Maschmeyer und andere Prominente Geld in sogenannte Cum-Ex-Fonds bei der Schweizer Bank J. Safra Sarasin investiert hatten. Maschmeyer forderte von der Bank sein Investment zurück, erhielt anfangs aber nur einen Teil davon, sodass ein Rechtsstreit zwischen ihm und der Bank folgte. Während dieser Zeit erhielt Maschmeyer zwei Morddrohungen, die er aus dem Umfeld der Bankiersfamilie vermutete.[73] Durch einen Vergleich zahlte die Bank schließlich Maschmeyer den Großteil seines Investments zurück.[74]
Im November 2014 meldete der Stern, dass Maschmeyer für die Rechte an Gerhard Schröders Memoiren 2 Millionen Euro gezahlt habe. Das Geschäft sei im Sommer 2005 angebahnt worden,[75] nachdem im Januar 2005 das für den AWD sehr lukrative Alterseinkünftegesetz in Kraft getreten war. Nach Erkenntnis der Autoren seien 2 Millionen Euro ein „absurd hohes“ Honorar gewesen, das durch den späteren Buchverkauf nicht annähernd wieder hereingeholt werden konnte.[76]
Die Universität Hildesheim verlieh Maschmeyer an seinem 50. Geburtstag am 8. Mai 2009 den Titel eines Ehrendoktors. Zuvor hatte er eine dortige Professur am Institut für Psychologie mit einer Spende von 500.000 Euro gefördert.[77] Die Laudatio hielt Christian Wulff.[78] Die Verleihung der Ehrendoktorwürde auf Grund seiner „Verdienste um die Förderung der Wissenschaften“ stand in der Kritik und wurde bei der Staatsanwaltschaft Hannover angezeigt. Das Verfahren wurde jedoch nach Vorermittlungen von der Antikorruptionsabteilung mangels nachweisbaren Zusammenhangs zwischen Spende und Ehrenpromotion eingestellt. Zudem erklärte die Staatsanwaltschaft, die Verleihung eines Ehrendoktortitels an einen Spender liege ohnehin im rechtlich zulässigen Beurteilungsspielraum der Universität.[79]
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