Bimorphismus ist ein Begriff aus dem mathematischen Teilgebiet der Kategorientheorie.
Ein Morphismus einer Kategorie heißt Bimorphismus, wenn er Epimorphismus und Monomorphismus ist.[1][2][3]
Die lateinische Vorsilbe bi bedeutet zwei. Da ein Bimorphismus durch zwei Eigenschaften definiert wird, ist obige Definition damit naheliegend. Manche Autoren bezeichnen aber auch spezielle Abbildungen, die auf einem Produkt zweier Objekte definiert sind, als Bimorphismen, da diese Abbildungen in zwei Variablen verallgemeinern.[4][5] Das hat mit dem hier behandelten Begriff nichts zu tun.
- Dieser Begriff hängt, genau wie der des Epi- und Monomorphismus, von der umgebenden Kategorie ab. Bei Verkleinerung oder Vergrößerung der Kategorie kann diese Eigenschaft verloren gehen. Siehe dazu die unten gegebenen Beispiele.
- Der Begriff ist selbstdual, das heißt ist ein Morphismus in einer Kategorie Bimorphismus, so ist derselbe Morphismus, aufgefasst als Morphismus in der dualen Kategorie, ebenfalls Bimorphismus. Das ist klar, da die Begriffe Epi- zu Monomorphismus zueinander dual sind.
- Kompositionen von Bimorphismen sind offenbar wieder Bimorphismen, da die Eigenschaften Epi- und Monomorphismus bei Kompositionen erhalten bleiben.
- Nach obigem ist jeder Isomorphismus ein Bimorphismus. Kategorien, in denen stets die Umkehrung gilt, heißen ausgeglichen.
- Fasst man eine quasigeordnete Menge in üblicher Weise als Kategorie auf, das heißt die Objekte sind die Elemente von und für ist einelementig, falls , und leer anderenfalls, dann ist in dieser Kategorie jeder Morphismus ein Bimorphismus.[7]
- In der Kategorie der abelschen, teilbaren Gruppen und den Gruppenhomomorphismen ist die Quotientenabbildung ein Bimorphismus, der kein Isomorphismus ist. In der größeren Kategorie aller Gruppen ist kein Monomorphismus.
- In der Kategorie der abelschen, torsionsfreien Gruppen ist die Inklusion ein Bimorphismus, der kein Isomorphismus ist. In der größeren Kategorie aller Gruppen ist kein Epimorphismus.
- Ist eine konkrete Kategorie, das heißt die Objekte haben unterliegende Mengen (per Vergissfunktor) und die Morphismen sind Abbildungen zwischen diesen Mengen, so ist jeder Morphismus, der eine bijektive Abbildung zwischen den unterliegenden Mengen ist, ein Bimorphismus.[8]
- Seien und zwei Topologien auf einer Menge mit einer echten Inklusionsbeziehung . Dann ist ein Bimorphismus, der kein Homöomorphismus ist, das heißt kein Isomorphismus in der Kategorie der topologischen Räume. Dies ist ein Beispiel eines Morphismus mit unterliegender bijektiver Abbildung.
- In der Kategorie aller Hausdorffräume ist jede injektive, stetige Abbildung mit dichtem Bild ein Bimorphismus. Dies zeigt, das Bimorphismen mit unterliegenden Abbildungen zwischen Mengen nicht notwendig bijektiv sein müssen.
- In der Kategorie der differenzierbaren Mannigfaltigkeiten mit den differenzierbaren Abbildungen als Morphismen ist ein Bimorphismus, der kein Diffeomorphismus ist, das heißt kein Isomorphismus in der Kategorie der differenzierbaren Mannigfaltigkeiten.
Horst Herrlich, George E. Strecker: Category Theory, Allyn and Bacon Inc. 1973, Definition 6.16
Zbigniew Semadeni, Antoni Wiweger: Einführung in die Theorie der Kategorien und Funktoren, Teubner-Verlag 1979, Definition 3.9.1
Patrik Eklund, Javier Gutiérrez García, Ulrich Höhle, Jari Kortelainen: Semigroups in Complete Lattices, Springer-Verlag 2018, ISBN 3-319-78947-3, Definition 3.1.28
Ramon Antoine, Francesc Perera, Hannes Thiel: Tensor Products and Regularity Properties of Cuntz Semigroups, Memoirs of The American Mathematical Societey 2018, Definition 3.1.28
Horst Herrlich, George E. Strecker: Category Theory, Allyn and Bacon Inc. 1973, Satz 17.13
Vieweg Mathematik Lexikon, Begriffe/Definitionen/Sätze/Beispiele für das Grundstudium, Vieweg-Verlag 1988, ISBN 978-3-528-06308-5, Eintrag Bimorphismus
Horst Herrlich, George E. Strecker: Category Theory, Allyn and Bacon Inc. 1973, Satz 34.6