Loading AI tools
italienische Architektin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Benedetta Tagliabue (geboren 24. Juni 1963 in Mailand) ist eine italienische Architektin, die seit 1990 in Barcelona ansässig ist. Sie gründete 1993 mit dem katalanischen Architekten Enric Miralles das international tätige Architekturbüro Miralles Tagliabue EMBT in Barcelona und führt das Unternehmen seit dem Tod ihres Mannes im Jahr 2000 alleine. Heute hat EMBT auch Niederlassungen in Shanghai und Paris.[1] Tagliabue hat zahlreiche Preise für ihre Projekte erhalten und ist seit 2014 Mitglied der Jury für den Pritzker-Preis. Großes Aufsehen erregte der Spanische Pavillon auf der Expo 2010 in Shanghai. Sie verband dabei eine spektakuläre Gebäude-Konstruktion mit der Verwendung von pflanzlichen Materialien für die Fassade, was zu einem Markenzeichen für ihre Arbeit wurde.
Tagliabue wuchs in Mailand auf und war 1980 Gaststudentin an der Columbia University, New York. 1981 begann sie Architektur zu studieren am Istituto Universitario di Architettura di Venezia (IUAV) in Italien. 1989 beendete sie ihre Diplomarbeit über den Central Park, wobei sie von Diane Lewis betreut wurde, und schloss damit ihr Studium an der IUAV ab.[2] Parallel zum Studium arbeitete sie seit 1988 im Architekturbüro Transbuilding and Gandelsonas-Agrest in New York.
Benedetta Tagliabue und Enric Miralles trafen sich erstmals 1989 an der Columbia University, wo Miralles eine Gastprofessur hatte. 1990 zog Tagliabue nach Barcelona und arbeitete im Architekturbüro Espinet-Ubach. Miralles trennte sich 1991 von seiner Ehefrau und Geschäftspartnerin, der Architektin Carme Pinós. Schließlich heirateten Miralles und Tagliabue und gründeten 1993 das gemeinsame Architekturbüro Miralles Tagliabue EMBT. 1995 kam die Tochter Catarina zur Welt, später der Sohn Domenec.[3][4]
Einige der ersten gemeinsamen Projekte mit Miralles hatten mit dem eigenen Alltag zu tun. Zuerst renovierten sie ihr Wohnhaus in der carrer Mercaders in Barcelonas Altstadt und zogen 1993 ein. Mit der Geburt der Tochter integrierten sie 1995 ein Kinderzimmer. Dann übernahmen sie den Umbau des Mercat de Santa Caterina. Auch mit einigen anderen Projekten, wie das Altenheim am Rande des Marktes, sollte die Wohnumgebung ein freundliches, lebenswertes Gesicht bekommen.[5]
Die Bandbreite ihrer Arbeiten wurde mit der Zeit immer vielfältiger. Nicht nur im Bereich Architektur sind EMBT Arquitectes tätig, sondern auch in den Bereichen Landschaftsarchitektur, öffentlicher Raum, Gebäuderestaurierung, temporäre Installationen, Möbel- und Produkt-Design.[6]
Zu den gemeinsamen Arbeiten gehören ikonische Gebäude und öffentliche Räume in Barcelona wie der Torre Mare Nostrum, der Park Diagonal Mar, die Erweiterung des Rathauses von Utrecht, des eigenen Wohnhauses in der Altstadt von Barcelona und die Erweiterung der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg. Ihre Philosophie war es, die jeweilige Geschichte und Kultur eines Ortes zu respektieren und dennoch mit dem Bauwerk eigene Akzente zu setzen.[7]
Im Jahr 1997 eröffneten sie ihr neues Architekturbüro in der Passatge de la Pau, Barcelona, mit dem Werk Mai per atzar von Valerio Ferrari.[3]
Nach dem frühen Tod von Enric Miralles im Jahr 2000 führte Tagliabue das Architekturbüro weiter. Wichtige Bauten wie das schottische Parlament in Edinburgh oder das Hochhaus für die spanische Gasgesellschaft Gas Natural, der Torre Mare Nostrum in Barcelona, wurden erst nach dem Tod von Miralles fertig.[2]
Für die Nachlassverwaltung ihres Mannes hat Tagliabue die Fondació Enric Miralles gegründet und ist Präsidentin der Stiftung. Im Gedenken an ihren Ehemann fördert sie darüber Veranstaltungen zur experimentellen Architektur.[8][6]
Unter Leitung von Tagliabue entwickelte sich das Architekturbüro EMBT bis heute international weiter und firmiert für zahlreiche Projekte, die die Fachwelt als poetisch und stilistisch einzigartig bezeichnet.[7][2][1]
Nach dem Tod ihres Ehe-, Kreativ- und Geschäftspartners wurde ihr ihre Rolle als Frau in einem Männerberuf schlagartig bewusst. Sie war nun die Chefin eines Architekturbüros und konfrontiert mit einer männerdominierten Bauindustrie, deren Akzeptanz sie gewinnen musste. Sie stellte sich selbstbewusst der Herausforderung und besteht dennoch auf kleinen Unterschieden.
„Ich bin mir sicher, dass Frauen in der Architektur viele verschiedene Möglichkeiten haben, sich dem Beruf zu nähern, und dass die Fähigkeiten von Frauen und die subtilen Unterschiede, die Frauen interpretieren können, für die Gesellschaft sehr nützlich sind.“
Die Bandbreite der Projekte von Miralles Tagliabue EMBT reicht vom Produktdesign, über landschafts- und städtebauliche Entwürfe, bis zu öffentlichen Bauten und privatwirtschaftlichen Nutzbauten. Auf der Expo 2010 in Shanghai und der Expo 2015 in Mailand hat Tagliabue mit ihrem Büro außergewöhnliche Entwürfe für den spanischen Pavillon entwickelt.
„Meine Arbeit soll dazu beitragen, den Menschen zu helfen. Soll helfen, alles anders zu sehen. Soll den Menschen helfen, sich wohl und zu Hause zu fühlen.“
Ihren kreativen Prozess beginnt Tagliabue häufig mit Collagen aus Fotos und Objekten der Umgebung des zukünftigen Projekts und Informationen aus dem Auftrag.[6]
Was mit dem Parc de Diagonal Mar, dem Parc dels Colors und dem Parc de Els Colors in der Landschaftsgestaltung begonnen wurde, setzte Tagliabue in der Gestaltung von öffentlichen Räumen der HafenCity in Hamburg fort. Der Masterplan für die Hafencity wurde 2002 entwickelt und in verschiedenen Bauphasen realisiert.[9] Das Konzept sieht den Zugang zum Wasser der Elbe, Treppenlandschaften, Gehwege und Spielplätze vor. So wurden zwischen 2005 und 2013 die Magellan-Terrassen, die Marco-Polo-Terrassen, die Dalmannkai-Treppen, der Sandtorpark, der Vorplatz der Elbphilharmonie, die Dalmannkai-Promenade und der Grasbrookpark von EMBT gestaltet.[10][11] Auch das East Coast Café setzt Akzente in der HafenCity.
2019 wurde das Kálida Sant Pau Centre, ein Rehabilitationszentrum für Krebspatienten, in Barcelona seiner Bestimmung übergeben. Ein heller, freundlicher Gebäudekomplex bietet Begegnungs- und Rückzugsmöglichkeiten und ist von gestaltetem Grün umgeben. Die Ziegelfassade wird durch Keramikmosaiken aufgelockert.[6] Für dieses Projekt erhielten Miralles Tagliabue EMBT in Zusammenarbeit mit Patricia Urquiola den zweiten Preis des international ausgelobten „AIT-Award | Best of architecture and interior“ in der Kategorie „Gesundheit | Pflege“.[12]
In Anlehnung an die Erfahrungen mit dem Verwaltungsgebäude für die Gas Natural in Barcelona entstand in Taichung der 2019 fertiggestellte Chinatrust Tower in Taichung, Taiwan.
2004 begann Taglibue mit der Planung einer Metrostation im neapolitanischen Stadtteil Centro Direzionale. Da in Neapel die Mühlen sehr langsam malen, ist das Projekt noch heute im Bau. Die Metrostation soll mit einer geschwungenen Holzkonstruktion und einem Garten einen naturnahen Kontrast setzen zur Architektur der 1970er Jahre von Kenzo Tange. Tagliabue vermutete noch 2021, dass die 2014 begonnene Metrostation in Paris, die EMBT wohl auch wegen des Entwurfs für Neapel gewonnen hatte, früher fertig werden wird als die in Neapel.[13] Jedoch ist die Metrostation Clichy-Montfermeil derzeit noch in der Planungsphase.[14]
Tagliabue war Gastprofessorin an der Harvard University und der Columbia University. Gegenwärtig lehrt sie an der Escola Tècnica Superior d'Arquitectura de Barcelona (ETSAB), einem Institut der Universitat Politècnica de Catalunya, und hält regelmäßig Vorträge in Architekturforen.[2]
Tagliabue ist Mitglied der Royal Incorporation of Architects in Schottland. Sie sitzt seit 2014 in der Jury des Pritzker-Preises und ist außerdem Mitglied der Jurys des Premio Princesa de Asturias, des arcVision Prize und von Young Architects Competition.[15]
Papst Franziskus ernannte sie im März 2022 zum ordentlichen Mitglied der Päpstlichen Akademie der schönen Künste und der Literatur für das Fach Architektur.[16]
Nur realisierte Projekte sind hier aufgelistet. Zahlreiche, nicht erwähnte Wettbewerbsentwürfe und geplante oder noch im Bau befindliche Projekte werden nicht aufgeführt.[17]
Wohn- und Bürogebäude
Öffentliche Einrichtungen
Landschafts- und Stadtgestaltung
Möbel und Kunst
Gebäude für Einzelhandel und Privatwirtschaft
Messe- und Ausstellungsgebäude
Wegen des großen Umfangs an Preisen und Auszeichnungen für Miralles Tagliabue EMBT, werden im Folgenden nur Preise für realisierte Projekte und keine gewonnenen Wettbewerbe oder Nominierungen aufgelistet.
Preise für Enric Miralles und Benedetta Tagliabue:[81][82]
Preise für Benedetta Tagliabue:[82]
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.