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deutscher Historiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Arnold Oskar Meyer (* 20. Oktober 1877 in Breslau; † 3. Juni 1944 in Berlin) war ein deutscher Historiker. Er arbeitete vor allem zur Geschichte der Reformation und Gegenreformation in England sowie zur Biografie Otto von Bismarcks. Beeinflusst von seinen akademischen Lehrern Dietrich Schäfer und Erich Marcks arbeitete Meyer in der Tradition des Historismus und suchte während des Nationalsozialismus Anschluss an nationalsozialistische historiographische Interpretationsmuster.
Der Vater Oskar Emil Meyer war ordentlicher Professor für Physik an der Universität Breslau, seine Brüder Herbert Oskar (1875–1941) und Oskar Erich (1883–1939) Jurist bzw. Geologe. Arnold schloss seine Schulausbildung am Maria-Magdalenen-Gymnasium im Herbst 1895 mit dem Abitur ab.
Anschließend studierte er Geschichte, Philosophie, Germanistik und Anglistik an den Universitäten Tübingen, Leipzig, Berlin, Heidelberg und Breslau, unter anderem bei Dietrich Schäfer und Erich Marcks. In seiner Heimatstadt promovierte er 1900 zum Dr. phil. über Die englische Diplomatie in Deutschland zur Zeit Eduards VI. und Mariens. 1901 legte er das Staatsexamen für das Lehramt an höheren Schulen (Geschichte, Philosophische Propädeutik) und mittleren Schulen (Deutsch und Englisch) ab. Es folgten eine Bildungsreise nach England, und bis 1902 war Meyer im Breslauer Stadtarchiv tätig. Ab 1903 arbeitete er am Preußischen Historischen Institut in Rom und habilitierte sich 1908 über England und die katholische Kirche vom Regierungsantritt Elisabeths bis zur Gründung der Seminare an der Universität Breslau.
Als Privatdozent und Universitätsarchivar ging Meyer 1910 an die Universität Rostock, wo er 1913 zum außerordentlichen Professor für Geschichte ernannt wurde. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 meldete sich Meyer freiwillig zum Kriegsdienst, aus dem er 1916 krankheitsbedingt ausschied. 1915 wurde er als ordentlicher Professor an die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel berufen.
Von 1922 bis 1929 lehrte Meyer an der Georg-August-Universität Göttingen und anschließend bis 1936 an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 1936 wurde er als Nachfolger Hermann Onckens als ordentlicher Professor für Mittlere und Neuere Geschichte an die Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität berufen und 1944 dort emeritiert.
Meyer war Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Honorary Corresponding Member of the Royal Historical Society. Er war seit 1923 ordentliches und seit 1929 auswärtiges Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften.[1] Von 1919 bis 1930 war er Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei. Ab 1929 war er Präsident der Deutschen Akademie. In der Zeit des Nationalsozialismus gehörte er dem Sachverständigenbeirat des NS-Reichsinstituts für Geschichte des Neuen Deutschlands an.[2]
Meyer starb durch einen Reitunfall. Der 1911 geschlossenen Ehe entstammten drei Töchter und ein Sohn.
Meyers Geschichtsbild war konservativ-preußisch-obrigkeitsstaatlich und zugleich völkisch-rassistisch, alldeutsch-nationalistisch und antisemitisch geprägt.[3] Zu seinen Fachgebieten gehörte einerseits die Geschichte der Reformation und Gegenreformation in England. Sein 1911 erschienenes Buch England und die katholische Kirche unter Elisabeth wurde 1916 ins Englische übersetzt. In seinem Werk Deutsche und Engländer. Wesen und Werden in großer Geschichte von 1937 stilisierte Meyer England zur mit Deutschland konkurrierenden Weltmacht. Aus germanischer Wurzel stammend hätten sie früh ein gesamtstaatliches Nationalbewusstsein ausgebildet und Führergestalten hervorgebracht, die den Volkswillen ausfüllten. Dadurch seien die Engländer das Volk mit dem größten Lebensraum geworden, während das deutsche Volk ein „Volk ohne Raum“ geblieben sei.[3]
Andererseits beschäftigte sich Meyer seit den 1920er Jahren mit dem Leben und Werk Otto von Bismarcks. 1944 erschien posthum eine umfangreiche Biographie aus seiner Feder. Entsprechend dem Staatsverständnis Carl Schmitts stellte Meyer Bismarck als Inkarnation des dem Parteienhader übergeordneten Staates dar,[3] rühmte die kleindeutsche Lösung und die Deutsche Reichsgründung 1871.[4] Nach 1933 stellte er Bismarck zudem in eine Traditionslinie zum „Dritten Reich“. Bismarck wurde bei ihm zum „Herrenmenschen“ und „Urgestein germanischer Art“, dessen Sehnsucht, „Führer eines innerlich einigen, in seiner Nationalkraft fest zusammengefaßten Volkes zu sein“, am einzelstaatlichen Partikularismus und den Parteien gescheitert sei.[5] Während Hans Rothfels in seinem Geleitwort zur unveränderten Neuausgabe von Meyers Bismarck-Biographie 1945 feststellte, dass das Buch „völlig frei von Verbeugungen gegenüber dem Hitler-Regime“ gewesen sei,[6] sieht Helga Grebing bei Meyer eine nach 1933 erheblich verstärkte völkisch-rassistische Argumentation. Meyer habe die nationalsozialistische Rassenpolitik begrüßt und sich angestrengt, Bismarcks völkisch-nationale Seite hervorzukehren. Sie sieht darin „graduelle Affinitäten des völkisch-nationalistisch aufgeblasenen traditionellen preußischen Konservatismus zum Nationalsozialismus“ zum Ausdruck gebracht.[6]
Meyer führte das Handbuch der deutschen Geschichte (Brandt-Meyer-Just) fort[7] und veröffentlichte Beiträge in Fachzeitschriften (beispielsweise Militärwissenschaftliche Rundschau, Zeitschrift für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Süddeutsche Monatshefte, Pommersche Lebensbilder. Bd. 2, Mitteilungen des Universitäts-Bundes Göttingen). Zu seinen Schülern gehörten Fritz Valjavec, Günther Franz und Heinrich Scheel.
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