Loading AI tools
deutscher Straftäter und Kannibale Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Armin Meiwes (* 1. Dezember 1961 in Essen) ist ein wegen Mordes und Störung der Totenruhe zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilter deutscher Straftäter. Er wurde als „Kannibale von Rotenburg“ bekannt, weil er Teile der Leiche seines Opfers gegessen hatte.
Meiwes’ Vater, der dritte Ehemann seiner Mutter, verließ die Familie, als Meiwes acht Jahre alt war. Nachdem seine beiden älteren Halbbrüder nach Berlin gezogen waren, wuchs Meiwes allein bei seiner Mutter in Essen-Holsterhausen auf. Im Alter von ungefähr zwölf Jahren entwickelte er die ersten kannibalistischen Fantasien. Nach eigenen Angaben wurde er dabei unter anderem durch eine Verfilmung von Daniel Defoes Roman Robinson Crusoe inspiriert.[1][2] Meiwes litt nach Einschätzung eines Psychiaters, der ihn nach der Tat untersuchte, bereits seit seiner Kindheit unter Minderwertigkeitskomplexen und einer Bindungsstörung.[3] Nach der Hauptschule und einer abgebrochenen kaufmännischen Ausbildung verpflichtete Meiwes sich 1981 für zwölf Jahre als Zeitsoldat bei der Bundeswehr, wo er die meiste Zeit im nordhessischen Rotenburg an der Fulda stationiert war. Dort lebte er mit seiner Mutter in einem großen Haus in Rotenburg-Wüstefeld. Er absolvierte eine Ausbildung zum Unteroffizier und Verwaltungsfachangestellten und beendete seinen Dienst mit dem Rang des Oberfeldwebels.[1][2] Später war er als Computertechniker für ein Bankenrechenzentrum in Kassel tätig.[4][5]
Nach dem Tod seiner Mutter im Jahr 1999 suchte er über das Internet per Kontaktanzeige Menschen, die bereit waren, sich als Kannibalismusopfer zur Verfügung zu stellen.[2] Im Februar 2001 lernte er dabei den damals 43-jährigen Diplom-Ingenieur Bernd Jürgen Brandes kennen, der bis zuletzt in leitender Position bei der Siemens AG in Berlin angestellt war und nach Angaben eines Zeugen bereits in der Berliner Stricherszene den Wunsch nach Verstümmelung geäußert hatte.[1] Am 9. März 2001 trafen sich Meiwes und Brandes am Kasseler Bahnhof und fuhren zu Meiwes’ Haus in Rotenburg-Wüstefeld. Meiwes gab wiederholt und ohne sich selbst zu widersprechen an, Brandes habe dort der Abtrennung des äußeren Teiles seines Penis und dem versuchten Verzehr seines Geschlechtsteils sowie in die einige Stunden später folgende Tötung durch Meiwes eingewilligt.
In einem Interview stellte Meiwes den Ablauf wie folgt dar:[6] Brandes wünschte sich ursprünglich ein Abreißen seines Fleisches durch Bisse. Nachdem dieser Plan trotz Bemühungen misslungen war, schluckte Brandes zehn Schlaftabletten und Hustensaft, um eine Müdigkeit hervorzurufen, damit der Plan mit einem Messer fortgeführt werden könne. Nach der Abtrennung seines Penis mit einem Messer durch Meiwes ließ sich Brandes mehrere Stunden ausbluten. Spätestens mit einem Stich in den Hals beendete Meiwes das Leben von Brandes. Möglicherweise war Brandes jedoch schon zuvor verstorben.
Danach zerlegte Meiwes die Leiche und fror Fleischstücke für den späteren Verzehr ein. Die Vorgänge wurden von Meiwes größtenteils filmisch dokumentiert.[7] Psychiater, die Meiwes nach der Tat untersuchten, vermuteten, er habe die Identität seines Opfers annehmen und mit diesem „verschmelzen“ wollen.[8]
Am 10. Dezember 2002 stellte sich Meiwes nach einer Hausdurchsuchung seinem Anwalt und legte ein vollständiges Geständnis ab. Auf seine Spur kam die Polizei durch den Hinweis eines Studenten aus Innsbruck, der auf eine Kontaktanzeige von Meiwes aufmerksam geworden war. Meiwes wurde in die JVA Kassel-Wehlheiden eingewiesen.
Im Dezember 2003 wurde Meiwes vor dem Landgericht Kassel des Mordes an Brandes angeklagt. Zu Beginn des Prozesses legte Meiwes ein umfassendes Geständnis ab, wobei er jedoch betonte, dass er nicht aus sexuellen Motiven getötet habe. Sein Verteidiger erklärte, dass Meiwes von seinem zwanghaften Verlangen nach Menschenfleisch getrieben worden sei, und plädierte auf eine „angemessene Strafe“ wegen Tötung auf Verlangen. Laut der Staatsanwaltschaft litt das Opfer unter einer extremen Form von Masochismus und nicht mehr kontrollierbaren Selbstvernichtungsfantasien. Sie beantragte die Verurteilung wegen Mordes, plädierte jedoch nicht auf die Feststellung einer besonderen Schwere der Schuld.[9] Am 30. Januar 2004 verurteilte das Landgericht Kassel Meiwes wegen Totschlags zu achteinhalb Jahren Freiheitsstrafe. Das Gericht befand Meiwes für schuldfähig und stufte sein Opfer als testierunfähig ein. Insofern sei es schuldhaft gewesen, dessen Tötungsverlangen nachzukommen. Das vorliegende viereinhalbstündige Tatvideo, das von Meiwes aufgezeichnet und in dem das Geschehen dokumentiert worden war, diente als Grundlage für die forensischen Untersuchungen. Sie wurden von dem Mediziner Manfred Riße durchgeführt, der im September 2007 ein Buch veröffentlichte, in dem die Arbeiten besonders zu diesem Fall aufgearbeitet und dargestellt werden.
Am 22. April 2005 hob der Bundesgerichtshof das Urteil auf und verwies den Fall mit folgender Begründung an das Landgericht Frankfurt am Main zur Neuverhandlung: „Die der Verneinung des Mordmerkmals ‚zur Befriedigung des Geschlechtstriebes‘ zugrunde liegende Beweiswürdigung hält rechtlicher Überprüfung nicht stand. Hierauf beruht das Urteil, zumal Inhalt und Reichweite dieses Mordmerkmals von der Strafkammer nicht zutreffend erfaßt worden sind.“[10] Die Hauptverhandlung vor der 21. Strafkammer des Schwurgerichts begann am 12. Januar 2006, am 9. Mai 2006 wurde Meiwes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe wegen Mordes und Störung der Totenruhe verurteilt, die das Verzehren einer Leiche nach Auffassung des Gerichtes darstellte. Der Bundesgerichtshof bestätigte diese Entscheidung im Februar 2007.[11] Eine hiergegen gerichtete Verfassungsbeschwerde Meiwes’ wurde vom Bundesverfassungsgericht mit Beschluss vom 7. Oktober 2008 nicht zur Entscheidung angenommen.[12]
Meiwes befindet sich mittlerweile in der Justizvollzugsanstalt Kassel II, einer sozialtherapeutischen Anstalt. Dort trat er der „Grünen Knastgruppe“ bei, die sich als politisch den Grünen nahestehender Gesprächs- und Selbsthilfekreis innerhalb des Gefängnisses versteht, was 2007 für Empörung bei der CDU Hessen sorgte.[13] Der grüne Landtagsabgeordnete Andreas Jürgens gab an, dass Meiwes dadurch kein ordentliches Mitglied der Grünen geworden sei.[13]
Seine Tat bezeichnete Meiwes im Juli 2013 in einem Zeitungsinterview als falsch und „völlig abnorm“. Eine Entlassung aus der Haft war frühestens im Dezember 2017 möglich.[14] Im November 2017 stellte Meiwes einen Antrag auf vorzeitige Entlassung aus der Haft. Das Landgericht Kassel lehnte den Antrag ab, woraufhin er eine Beschwerde beim Oberlandesgericht Frankfurt am Main einreichte. Das OLG verwarf mit Beschluss vom 27. September 2018 die Beschwerde, weil „das LG zutreffend angenommen habe, dass dem Verurteilten gegenwärtig keine günstige Prognose gestellt werden könne“. Der Beschluss ist nicht anfechtbar.[15] Im August 2020 lehnte die zuständige Strafvollstreckungskammer eine bedingte Haftentlassung von Meiwes erneut mangels einer günstigen Prognose ab.[16]
Meiwes selbst und seine Mutter wohnten einst in dem Anwesen in Wüstefeld, dem Herrenhaus eines ehemaligen Gutshofes. Zum Tatzeitpunkt im Jahr 2001 war seine Mutter bereits verstorben. Seit seiner Verhaftung stand das Haus leer. Immer wieder kam es zu Bränden auf dem Gelände. Es wurde auch regelmäßig Ziel von Einbrechern und Schaulustigen. Da der Fall international für Aufsehen sorgte, kamen die Besucher in größeren Gruppen aus dem In- und Ausland, um vor dem Gebäude oder seinem Mercedes zu posieren. Der Ort galt als Lost Place. Anwohner berichteten in der Vergangenheit immer wieder von Störern und bemerkten auch Brände und Einbrüche. Ihnen fiel schließlich auch der Großbrand auf, der das Gebäude vollständig zerstörte.[17]
Am 4. November 2007 gegen 16:00 Uhr entdeckte die Nachbarin ein Feuer auf dem Grundstück. Damals brannte eine Gartenhütte ab. Das 20 Meter entfernt liegende Wohnhaus blieb bei diesem Brand unversehrt.[18]
Durch Witterungseinflüsse war das Haus bereits vor der Zerstörung in einem desolaten Zustand und galt als einsturzgefährdet.[19]
In der Nacht vom 16. auf den 17. April 2023 kam es gegen 3:20 Uhr in dem leerstehenden Haus zu einem Feuer. Bei Ankunft der Feuerwehr stand das Gebäude bereits in Vollbrand, sodass man es kontrolliert abbrennen ließ. Auf die benachbarte Straße stürzten Gebäudeteile, die von Fachleuten beiseite geräumt wurden. Der Sachschaden liegt im unteren sechsstelligen Bereich.[20] Die Brandursache ist unklar, die Polizei schloss Brandstiftung nicht aus. Es wird geprüft, ob das Gebäude komplett niedergelegt werden muss.[21] Ein ehemaliger Arbeitskollege von Meiwes berichtete in einem Interview, dass zum Zeitpunkt des Feuers das Gebäude nicht mit Strom versorgt war, weshalb er von Brandstiftung ausgehe.[22] Laut Meiwes’ Rechtsanwalt war der Strom bereits seit zehn Jahren abgestellt und das Haus das letzte Eigentum, das er hatte. Er ist noch Eigentümer des Grundstücks.[23]
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.