Unterlinden-Museum
Kunstmuseum in Colmar Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Unterlinden-Museum (französisch: Musée Unterlinden, früher: Musée d’Unterlinden) ist ein Kunstmuseum im elsässischen Colmar. Es verfügt über eine große Sammlung von Objekten vom Neolithikum bis hin zur Gegenwart, besonders auch von oberrheinischer Sakralkunst vom Mittelalter bis zur Renaissance. Das Museum nutzt die Gebäude des ehemaligen Dominikanerinnen-Klosters Unter den Linden, das in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet worden war. Nach dessen Auflösung während der Französischen Revolution wurde in der Folgezeit ein Großteil der Gebäude abgerissen. 1853 konnte das Museum in den noch erhaltenen Teilen der Klosteranlage eröffnet werden.
Außenansicht des Museums vor dem Umbau 2012–2015 | |
Daten | |
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Ort | Colmar |
Art |
Kunstmuseum, Historisches Museum, Archäologisches Museum
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Architekt | Herzog & de Meuron (Neu- und Umbau 2012–15) |
Eröffnung | 3. April 1853 |
Besucheranzahl (jährlich) | 196.614 (2018)[1] |
Betreiber |
Stadt Colmar
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Leitung |
Pantxika Béguerie-de Paepe
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Website |
Bereits im ersten Jahr der Französischen Revolution wurden die Kirchengüter verstaatlicht, und so kam es auch zur Auflösung des Colmarer Unterlindenklosters. Dagegen setzten sich Bürger der Stadt zur Wehr. Sie engagierten sich für die Erhaltung der Gebäude und Kunstwerke und ließen das bewegliche Kulturgut zur Aufbewahrung ins Collège national (heute Lycée Bartholdi) bringen.[2] Die Klostergebäude selbst gingen 1792 endgültig in den Besitz der Stadt Colmar über und wurden zuerst als Militärkaserne genutzt; im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden dann das südliche Seitenschiff der Kirche und fast alle Klausurbauten abgerissen. Erst 1847 konnte der Colmarer Archivar und Bibliothekar Louis Hugot (1805–1864) das Ende des Abbruchs bewirken und die Kirche mit dem angrenzenden Kreuzgang vor der Zerstörung retten. Hugot gründete dafür die Société Schongauer (= Schongauer-Gesellschaft), um eine neue Nutzung der restlichen Klosteranlagen als Museum durchzusetzen. Die Entdeckung eines gallo-römischen Mosaiks im nahegelegenen Bergheim, das in der Kirche des Unterlinden-Klosters gelagert wurde, beförderte diese Pläne. Am 3. April 1853 konnte schließlich das neue Museum in den noch erhaltenen Bauten des alten Dominikanerinnenkonvents eröffnet werden. Schon bald darauf erhielt die gesamte Anlage 1854 die Klassifizierung als Monument historique.
2012 wurde eine Erweiterung des Museums durch die Basler Architekten Herzog & de Meuron unternommen, um den umfangreichen Sammlungsbestand des Museums vollständiger und in moderner ausstellungsdidaktischer Konzeption zeigen zu können. Dabei wurde auch die angrenzende ehemalige städtische Badeanstalt einbezogen, ein ebenfalls architektonisch bemerkenswerter Bau von 1906 mit Stilelementen des Art nouveau und einer imposanten neo-barocken Fassade. Eine unterirdische Galerie mit drei Ausstellungsräumen verläuft unter der Rue des Unterlinden und dem Mühlbach. Sie führt zum neuen Gebäude, dem Ackerhof, so genannt nach dem alten Bauernhof des Klosters. Nach der umfassenden Neugestaltung des gesamten Museumskomplexes wurde das Museum am 12. Dezember 2015 neu eröffnet. Die Gesamtkosten für das Projekt beliefen sich auf 44 Mio. €.[3]
Das Museum hat einen internationalen Ruf, vor allem wegen seines wichtigsten Exponats, dem weltberühmten Isenheimer Altar von Matthias Grünewald, Anfang des 16. Jahrhunderts erschaffen. Als hervorragend gilt auch die Sammlung von Gemälden und Skulpturen des späten Mittelalters und der Renaissance, u. a. mit Werken von Martin Schongauer, dessen Meister Caspar Isenmann, Cranach dem Älteren und Holbein dem Älteren.
Die enzyklopädische Dimension des Museums erweist sich in einer Sammlung archäologischer Fundstücke vom Neolithikum bis hin zur Merowingerzeit, ebenso wie in der Sammlung von Kunstgewerbe und Volkskunst vom 16. bis zum 19. Jahrhundert und in einer vielfältigen Kollektion von Gemälden des 19. Jahrhunderts. Weiterhin eine Sammlung fernöstlicher Kunst von Florine Langweil. Der sehr reiche Fundus an moderner und zeitgenössischer Kunst wurde aufgrund von Platzmangel bis 2012 nur unregelmäßig zur Schau gestellt, ist aber seit der Wiedereröffnung der auf 8.000 m² erweiterten Ausstellungsfläche Ende 2015 fester Bestandteil der Dauerausstellung. Die Erweiterung des Museums besteht aus dem angrenzenden ehemaligen Schwimmbad mit einer neobarocken Fassade und einem schmucklosen Neubau („Ackerhof“) mit einer Ziegelsteinfassade[5][6] und Satteldach (Architekten: Herzog & de Meuron).[7]
Das Unterlinden-Museum ist als ein Musée de France ausgezeichnet. Mit jährlich ca. 200 000 Besuchern nimmt es unter den meistbesuchten Kunstmuseen den ersten Platz im Elsass ein.[8]
Das Museum liegt in der Colmarer Innenstadt, Rue d’Unterlinden Nr. 1.
Historisch und baugeschichtlich von Bedeutung ist das ehemalige Dominikanerinnenkloster, in dessen erhaltenen Gebäuden sich heute das Museum befindet. 1232 hatten zwei adelige Witwen aus Colmar, Agnes von Mittelheim und Agnes von Hergheim (Herenkheim), mit Unterstützung von Dominikanern aus Straßburg ein Kloster Unter den Linden („sub tilia“) gegründet. Das Kloster wurde dann 1245 in den Dominikanerorden inkorporiert. Im Laufe des 13. Jahrhunderts baute man eine umfangreiche Klosteranlage; die 1252 begonnene und 1269 durch Albertus Magnus geweihte Kirche wurde auch für andere Klöster vorbildlich. 1289 konnte der Kreuzgang fertiggestellt werden.[9][10] Religions- und literaturgeschichtlich bedeutend ist das wahrscheinlich Anfang des 14. Jahrhunderts von der Priorin Katharina von Gebersweiler († 1330/45)[11] in lateinischer Sprache verfasste Schwesternbuch von Unterlinden; von mystischer Spiritualität beeinflusst,[12] berichtet es, hagiographisch überhöht, vom Tugendstreben, der harten asketischen Praxis und den Gnadenerfahrungen verstorbener Nonnen.[13] Im 15. Jahrhundert schloss sich das Kloster schon 1419 der klösterlichen Reformbewegung an und beteiligte sich in der Folgezeit geistig und personell auch an der Reform anderer Klöster;[14] dazu erweiterte es beträchtlich seine Bibliothek.[15]
Trotz wechselvoller geschichtlicher Ereignisse in den folgenden Jahrhunderten der Neuzeit erlebte das Kloster bis zu seiner erzwungenen Aufhebung keinen Niedergang.
Unter den Meisterwerken der Sammlungen des Unterlinden-Museums befinden sich viele Werke des Colmarer Künstlers Martin Schongauer (15. Jahrhundert), der für seine bereits von Albrecht Dürer bewunderten Stiche bekannt ist.
Der internationale Ruf des Museums gründet auf dem Meisterwerk des Isenheimer Altars, das Matthias Grünewald zwischen 1512 und 1516 für den Antoniter-Orden in Isenheim, einem etwa zwanzig Kilometer von Colmar entfernten Dorf, gemalt hatte. Der bildhauerische Teil stammt von Nicolas de Haguenau (um 1515). Das Altarbild wurde 1852 in die Kirche des ehemaligen Dominikanerklosters Unterlinden überführt und war das Juwel des damals dort gegründeten Museums.
Das Museum zeigt insbesondere auch:
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