Universität Graz
Universität in Österreich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Universität Graz (alt Karl-Franzens-Universität Graz,[5] lateinisch Carolo-Franciscea) in Graz ist die größte Universität der Steiermark und nach der Universität Wien die zweitälteste Universität Österreichs. Ihr Name leitet sich von Erzherzog Karl II. von Innerösterreich sowie Franz I. von Österreich ab. Die Universität Graz wurde am 1. Jänner 1585 gegründet (Überreichung des Stiftungsbriefes von Kaiser Rudolf II. am 14. April 1586).[6][7]
Universität Graz | |
---|---|
Gründung | 1585/1586 |
Trägerschaft | staatlich |
Ort | Graz |
Bundesland | Steiermark |
Land | Österreich |
Rektor | Peter Riedler[1] |
Studierende | fast 30.000 (Wintersemester 2022/23)[2] – davon Frauen: 62 % |
Mitarbeiter | 4.681 (2022)[2] – davon wissenschaftliches Personal: 3.292 |
Jahresetat | 268,0 Mio. Euro (2022)[2] – Öffentliche Mittel (inkl. Studienbeiträge): 234,3 Mio. Euro |
Netzwerke | Coimbra-Gruppe, IAU[3]
Arqus, European University Alliance[4] |
Website | www.uni-graz.at |
Sie ist insofern keine Volluniversität im klassischen Sinne mehr, als die Medizinische Fakultät durch das Universitätsgesetz 2002 mit 1. Jänner 2004 als Medizinische Universität Graz ausgegliedert wurde.
Sie ist gemäß § 20 Absatz 4 des Universitätsgesetzes 2002 in sechs Fakultäten gegliedert:
Die Medizinische Fakultät wurde durch das Universitätsgesetz 2002 im Laufe des Jahres 2003 mit Wirksamkeit vom 1. Jänner 2004 in eine eigene Universität ausgegliedert: Medizinische Universität Graz.
Mit der Gründung der Umwelt-, Regional- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät ist die Universität Graz seit Oktober 2007 wieder in sechs Fakultäten gegliedert.
Um die gesellschaftliche Rolle zu stärken und interdisziplinär zu institutionalisieren, wurde in Ergänzung zu den sechs bestehenden Fakultäten die sogenannte „7. Fakultät“ – das Zentrum für Gesellschaft, Wissen und Kommunikation – eingerichtet.
2011 haben die Universität Graz, die Medizinische Universität Graz und Technische Universität Graz an der Schnittstelle von Biomedizinischen Grundlagen, Technologischen Entwicklungen und Medizinischen Anwendungen mit BioTechMed-Graz eine Initiative zur Zusammenarbeit und Vernetzung der genannten Bereiche ins Leben gerufen.
Mit der Technischen Universität Graz besteht seit 2004 die strategische Kooperation NAWI Graz, in deren Rahmen große Teile der Naturwissenschaftlichen Fakultät mit den jeweiligen verwandten Fachbereichen an der Technischen Universität in Forschung und Lehre zusammenarbeiten. Im Wintersemester 2006/2007 starteten erste gemeinsame Studien im Bereich der Chemie, Molekularbiologie und Erdwissenschaften. Mittlerweile werden alle Bachelor- und Masterstudien in den Fächern Molekularbiologie, Chemie, Geowissenschaften, USW NAWI TECH, Mathematik und Physik in Kooperation angeboten.
Seit 2000 hat die Universität einen strategischen Schwerpunkt „Südosteuropa“, 2008 wurde das überfakultäre Kompetenzzentrum Südosteuropa (heute Zentrum für Südosteuropastudien) gegründet. Außerdem veranstaltet die Rechtswissenschaftliche Fakultät seit dem Wintersemester 2004/05 den Universitätslehrgang „South East European Law and European Integration (LL.M.)“ – ein LL.M.-Programm. Dieses LL.M.-Programm bietet eine fundierte postgraduale Ausbildung zur Zukunftsregion Südosteuropa und eine Vorbereitung auf die nächste Erweiterungsrunde der Europäischen Union.
Die Universität ist Mitglied des 2012 gegründeten Verbunds Allianz Nachhaltiger Universitäten mit dem Ziel, Nachhaltigkeit an Universitäten zu fördern.
Die Universität Graz begann im Herbst 2022 mit dem Bau eines eigenen Hauses am Standort der Forschungsstation Sermilik in Grönland.[8][9][10][11] Ab Frühling 2024 steht die Station für Polarforscher zur Verfügung.
Die ÖH Uni Graz ist die gesetzliche Vertretung der Studierenden an der Universität Graz.
Für die Funktionsperiode 2023 bis 2028 wurde Herbert Beiglböck als Nachfolgender von Caroline List zum Vorsitzenden des Universitätsrates gewählt, stellvertretenden Vorsitzende wurde Angelika Vollmar. Weitere Mitglieder wurden Eva Eckkrammer, Gerhard Fabisch, Gottfried Musger, Regina Friedrich, Ada Pellert, Heidrun Primas und Peter Koren.[12]
Die Gründung der Universität erfolgte am 1. Jänner 1585 durch Erzherzog Karl II. von Innerösterreich,[6] doch erst am 14. April 1586 wurden Stiftungsbrief samt Zepter und Siegel dem Ordensprovinzial der Societas Jesu und gleichzeitig dem ersten Rektor, Pater Heinrich Blyssem SJ (1526–1586) in der Grazer Pfarrkirche St. Ägidius, dem heutigen Grazer Dom, feierlich überreicht.[7] Die neu gegründete Universität wurde an die Jesuiten übergeben, um dadurch allen sozialen Schichten eine elitäre Ausbildung angedeihen zu lassen.
Ein päpstlicher und ein kaiserlicher Bestätigungsbrief besiegelten die landesfürstliche Gründung. Diese Urkunden sicherten der Universität volle Autonomie sowie besondere Gerichts- und Steuerprivilegien zu. Dem Landesfürsten schwebte ursprünglich eine Volluniversität mit vier Fakultäten vor, doch es sollten anfänglich nur zwei werden. Die Theologische Fakultät hatte die Aufgabe, für die Schaffung eines neuen, verlässlichen Klerus zu sorgen, und die Artistische Fakultät befasste sich mit der Lehre der Freien Künste (septem artes liberales) – den philosophischen Disziplinen.[7]
Nach der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 wurde die Universität vom Staat übernommen und die Jesuiten an der Theologischen Fakultät ausnahmslos durch Weltgeistliche ersetzt.[13] Ziele der Ausbildung waren das Heranziehen treuer Staatsdiener und die Vermittlung ausschließlich praktisch verwertbarer Kenntnisse. 1778 wurde die Juristische Fakultät gegründet, und 1782 erfolgten unter Kaiser Joseph II. die Umwandlung der Universität in ein Lyzeum[14] sowie die Schaffung des medizinisch-chirurgischen Studiums.
Die Wiedererrichtung der Universität durch Kaiser Franz I. erfolgte 1827. Nach der Universitätsreform Wilhelm von Humboldts wurde 1848 die Lehr- und Lernfreiheit mit einer starken Autonomie der Hochschule eingeführt. Die Universität wurde damit Trägerin der Wissenschaft, die Studenten sollten im Studium in das wissenschaftliche Forschen eingeführt werden („Bildung durch Wissenschaft“). Diese Grundstruktur blieb – abgesehen von der Periode des Nationalsozialismus 1938–1945 – im Wesentlichen bis 1975 erhalten.
Nachdem Frauen lange Zeit kein Recht zu studieren hatten, wurde Seraphine Puchleitner im Jahr 1898 als erste ordentliche Hörerin an der Universität Graz zugelassen.[15][16] 1902 promovierte sie in ihrem Studium der Geographie als erste Frau an der Universität Graz.[15][17] 1905 promovierte in Graz Oktavia Aigner-Rollett als erste praktizierende Ärztin.[15][18] Nachdem die Habilitation von der Germanistin Christine Touaillon 1920 an der philosophischen Fakultät noch aufgrund ihres Geschlechts zurückgewiesen wurde,[19] habilitierte Dora Börner-Patzelt in Histologie und Embryologie 1929 als erste Frau an der Universität Graz.[15][20] Zur ersten Professorin an der Universität wurde die Histologin Carla Zawisch-Ossenitz 1949 ernannt.[15][21] Der Anteil der Studentinnen an der Hochschule lag 1970 bereits bei 32 % und erhöhte sich bis 2021 auf 62 %.[15] Der Anteil der Professorinnen an der Universität Graz liegt 2021 bei 34,5 %[15]
Nach dem „Anschluss“ Österreichs im Jahr 1938 kam es zu zahlreichen Entlassungen. Darunter befanden sich auch die Nobelpreisträger Otto Loewi, Victor Franz Hess und Erwin Schrödinger. Der Akademische Senat der Universität beschloss am 17. März 1938 – vier Tag nach dem Anschluss Österreichs – „ein Gesuch an den Führer und Reichskanzler“ zu stellen, „die Schirmherrschaft über die Universität Graz zu übernehmen und gleichzeitig zu gestatten, dass diese den Titel ‚Adolf Hitler Universität‘ führen darf“.[22] Das Unterrichtsministerium lehnte das Ansuchen im September 1938 ab.[23] 1941 wurde die Universität in Karl-Franzens-Reichsuniversität Graz, 1942 in Reichsuniversität Graz umbenannt. Die Universitätsreform von 1975 brachte das Ende der Professorenuniversität, mit umfassender Mitbestimmung des akademischen Mittelbaus und der Studierenden in allen Gremien. Weitere entscheidende Einschnitte brachten das Inkrafttreten des Universitätsorganisationsgesetzes 1993, das eine Teilautonomie und Teilrechtsfähigkeit ab dem 3. Dezember 2000 ermöglichte, sowie die Weiterführung dieser Entwicklung zur Vollautonomie und selbständigen Rechtsperson im Rahmen des Universitätsgesetzes 2002.
Anfang 2017 kam es zu einer Auseinandersetzung im Zuge des Berufungsverfahrens für den Lehrstuhl für Zeitgeschichte nach der Emeritierung von Helmut Konrad. Der Gutachter Pieter M. Judson stellte fest, es seien nicht die kompetentesten Bewerber in Betracht gezogen worden, und trat schließlich aus Protest zurück. „Deutsche Seilschaften“ bzw. eine „Tübinger Runde“ seien am Zug. Es wurde auch kritisiert, dass nur deutsche und Schweizer Bewerber, aber keine Österreicher, in die engere Auswahl kamen. Verschiedene Medien berichteten zu dem Vorgang. In Folge reagierte die damalige Rektorin Christa Neuper auf die Vorwürfe und brach das Berufungsverfahren ab, da eine Überprüfung ergeben habe, dass „nicht alle geeigneten Bewerber und Bewerberinnen die Möglichkeit erhalten hatten, sich dem externen Begutachtungsprozess zu stellen“.[24] 2020 wurde die Stelle nach erneuter Ausschreibung schließlich mit Christiane Berth besetzt[25]
Universitätskirche ist seit 1985 die Leechkirche.
Per September 2023 sind alle medizinischen Institute zur MedUni, Stiftingtalstraße östlich des LKH-Universitätsklinikums, abgesiedelt, nur das Gerichtsmedizinische Institut folgt als Letztes bis Frühjahr 2024.[veraltet] Im Herbst 2023 begann der Abriss der sogenannten Vorklinik. An seiner Stelle soll bis 2030 das Graz Center of Physics entstehen, in dem die Physik-Institute der Universität Graz und der Technischen Universität Graz gemeinsam untergebracht werden.[26]
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