Adelsgeschlecht Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Familie von Thüngen ist ein altes, edelfreiesfränkischesAdelsgeschlecht. Sie ist benannt nach dem heutigen Markt Thüngen mit dem Stammhaus Burg Thüngen und ist (als Reichsfreiherren von Thüngen) in den Freiherrenstand aufgestiegen.
Der Ort Thüngen wurde am 19. April 788 erstmals urkundlich erwähnt. Mit den EdelfreienCarl ac filius ejus Eylhard de Dungethi trat das Geschlecht am 5. Februar 1100 erstmals urkundlich in Erscheinung.[1] Andreas, Friedrich, Albert und Lutz von Thüngen wurden 1306/1307 mit dem Burggut belehnt. 1406 erwarb es Burg und Dorf Thüngen als freies Eigentum.
Das Stammwappen zeigt in Silber einen mit drei gewellten roten Pfählen belegten goldenen Balken. Die drei gewellten Pfähle symbolisieren die drei Flüsse Sinn, Wern und Saale, über deren Einzugsgebiet sich die Herrschaft derer von Thüngen erstreckte.[6] Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken steht der Rumpf eines graubärtigen Mannes in rotem Kleid mit silbernem Kragen, dessen Haupt bedeckt ist mit einer silber gestulpten roten Haube, die auf der Spitze und an beiden Seiten mit Hahnenfedern bestückt ist.
Konrad I. von Thüngen (12. Jahrhundert, erstmals 1136 genannt)
Dietz (oder Fritz) I. von Thüngen (14. Jahrhundert), Gutsbesitzer unter anderem in „Obern Lynach“ (Oberleinach) und „Lynach“ (Unterleinach), fuldaischer Amtmann und Vogt von Hammelburg, der 1311 vom Abt von Fulda ausgewählt wurde, den Landfrieden mit Waffengewalt zu wahren[9]
Adolf von Thüngen (gestorben 1501), Deutschordensritter, Hauskomtur der Kommende Horneck, 1500–1501 Komtur in Würzburg
Philip Christoph Dietrich Reichsfreiherr von Thüngen (1696–1780), SchwedischerLegationsrat, Ritterrat, Ritterhauptmann, der souveräne Landesherr war eines der mächtigsten und einflussreichsten Familienmitglieder. Er einigte Familienbesitz, brachte verlorenen Besitz zurück, erbaute Kirchen und Schlösser und erließ eine Gerichtsordnung.
Wolfgang VI. Freiherr von Thüngen (1814–1888), von 1850 bis 1876 gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm VII. Majoratsherr und von 1876 bis 1880 gemeinsam mit seinem Sohn Hans Karl VII. Majoratsherr. Bayerischer Gesandter in Athen, Darmstadt und Kassel sowie bevollmächtigter Minister des Königs.
Rudolf Freiherr von Thüngen (1855–1929), bayerischer Oberst a.D., Kammerherr, Dr. phil. h. c. der Universität Erlangen, Gutsherr auf Heilsberg bei Zeitlofs.
Elisabeth Freiin von Thüngen (1893–1988), Tochter von Rudolf von Thüngen und Ehefrau von Reinold von Thadden-Trieglaff, Gründer des Deutschen Evangelischen Kirchentages.
Dietz XII. Freiherr von Thüngen (1894–1973), Reichstagsabgeordneter, Majoratsherr (1922–1948) und Verwaltungsbeauftragter (1948–1973) der Thüngener Verwaltung. Ehrenpräsident der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft.
Wolf-Hartmann II. Freiherr von Thüngen (1923–2001), stellvertretender Verwaltungsbeauftragter von 1963 bis 1973; Verwaltungsbeauftragter von 1973 bis 1985. Forstmann, der die Flurbereiche Detter, Weißenbach, Höllrich und Thüngen neu geordnet hat. Kommendator des Johanniterordens. Sein Sohn Lutz XII. Freiherr von Thüngen, geboren 1949, ist heute für das Centamt in Weißenbach und Höllrich verantwortlich. Sein Sohn Hanskarl VIII. Freiherr von Thüngen, geboren 1950, verwaltet und bewirtschaftet das Domänenamt einschließlich des Burgschlosses sowie die Burgbrauerei „Herzog von Franken“ in Thüngen; der übrige Teil einschließlich des Spitalschlosses in Thüngen wird von der Linie Thüngen-Roßbach geführt.
Friedrich Israel, Walter Möllenberg: Urkundenbuch des Erzstifts Magdeburg I (937 - 1192); Hrsg. Landesgeschichtliche Forschungsstelle für die Provinz Sachsen und für Anhalt Magdeburg, Selbstverlag, Magdeburg 1937, S. 235–238, Nr. 175.
Rudolf Freiherr von Thüngen: Das reichsritterliche Geschlecht der Freiherrn von Thüngen. Forschungen zu seiner Familiengeschichte. Würzburg 1926, S. 164.
Vgl. auch Christine Demel u.a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. 1999, S. 6, 124, 367–369 (Das Hofgut der Freiherren von Thüngen zu Unterleinach) und 429, 1999.
Christine Demel u.a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 110 und 127–129 (Die Freiherren von Thüngen, ihre Rechte und Einkünfte im Leinachtal).
Julien Demade: Parenté, noblesse et échec de la genèse de l’État: le cas allemand. In: Annales. Histoire, Sciences sociales. 61-3, mai-juin 2006. S. 609–631. (Buchbesprechung (französisch))
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlicher Häuser 1942, A (Uradel), Jg. 92. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft, Justus Perthes, Gotha 1941, S. 518–524.
Joseph Morsel: La noblesse contre le prince: l’espace social des Thüngen à la fin du Moyen Âge (Franconie, vers 1250–1525). (Beihefte der Francia, 49). Thorbecke, Stuttgart 2000, ISBN 3-7995-7443-3. (Digitalisat)
Neues Genealogisches Handbuch auf das Jahr 1778 enthaltend die Geschlechtstafeln des in- u. ausser dem H. R. Reich blühenden Adels etc., Theil 1, (Selbst)-Verlag der adelichen Handbuch-Comptoirs, Frankfurt am Main 1778, S. 212 ff. Digitalisat
Hans-Karl Freiherr von Thüngen: Das Haus Thüngen 788–1988. Geschichte eines fränkischen Adelsgeschlechts. (Kostbares Unterfranken). Echter, Würzburg 1988, ISBN 3-429-01162-0.
Rudolf Freiherr von Thüngen: Das reichsritterliche Geschlecht der Freiherrn von Thüngen. Forschungen zu seiner Familiengeschichte. (Reprint der Ausgabe Würzburg 1926), (Reihe IX, Darstellungen aus der fränkischen Geschichte, Band 43), Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1997. ISBN 3-86652-943-0.