Loading AI tools
Adelshof in der Gemarkung Sulze; später aufgegangen in der Gemarkung von Kreuznach im Nahetal vor dem Dorf Münster am Stein Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Sulzer Hof, auch Hof zu Selzen (1362), Sultzer Hof (1596) oder Hof zu Sültz (1743) war ein Adelshof der Familien Ansenbruch, Leyen,[1] Gulpen genannt von Heddesheim, Eltz und Ebersberg genannt von Weyhers in der Gemarkung Sulze (1203; später aufgegangen in der Gemarkung von Kreuznach) im Nahetal vor dem Dorf Münster am Stein. Der Name weist auf solehaltige Quellen in diesem Bereich hin. Reste eines Festen Hauses (Niederungsburg) sind im Salinental im Bereich der Saline Theodorshalle neben dem Gebäude Burgweg 2 erhalten.
Auf dem Gelände am Sulzer Hof, wo 1742 die Saline Theodorshalle errichtet wurde, hat wahrscheinlich bereits eine römische Siedlung gestanden.[2] Der kurpfälzische Verwaltungsjurist und Landvermesser Peter Immanuel Dahn berichtete, dass in Kreuznach nicht nur an der sogenannten Heidenmauer, den Überresten eines römischen Kastells, sondern auch „bei der Saline Erbauung … Römische Gräbern, Urnen, Geknöche und Münzen“ vorgefunden wurden. „Es ist zu bedauern, daß diese Urnen, aus einem Rechte des Aberglaubens, eines Schätzbegirigen Pöbels, so viel ich weiß alle zertrümmert, und die Münzen an die Kupferschmitten, Gürtler, Juden &c. so schändlich veräußert worden sind, daß sich dermalen nur noch wenig unter hiesigen Einwohnern vorfinden.“[3]
Der Name „Sulze“ (Sulcze) bezeichnete eine dörfliche Siedlung und deutet auf die Nutzung von Salzquellen bereits im Mittelalter hin. Der Ort wird urkundlich erstmals 1203 erwähnt, als Ritter Gernod von Bosenheim (Bosinheim) dem St. Peterskloster bei Kreuznach fünf Hufen (Joche) Weingärten im Belz („Belce“) am Kautzenberg, Güter in Ippesheim sowie Geldrenten zu Sulze und in der Hosterburc (untergegangenes Dorf Osterburg am Römerkastell) stiftete.[4] Die „Sultzer gemarcken“ grenzte im Süden an den Bezirk Münster am Stein der Rheingrafschaft.[5] Zur Siedlung „Sülczen“ gehörte eine Kapelle, nach dem Altar- und Pfründenverzeichnis des Landkapitels (Archipresbyteriats) Münsterappel im Archidiakonat des Mainzer Dompropstes besaß der „cappellanus in Sülczen“ 1401 eine Pfründe von 12 Schilling Heller.[6] Die Kollatur am „St. Nicolaus-Altar zu Sulzen ußwendig der Stadt“ Kreuznach wurde noch 1529 durch Peter I. von Leyen (* um 1487; † 1551)[7] wahrgenommen.[8][9] Eine Zuwegung nach Sulzen von Kreuznach aus führte bereits im Mittelalter über einen Uferweg auf der linken Naheseite (heute Priegerpromenade).
Graf Simon III. von Sponheim-Kreuznach erlaubte 1382 der Stadt Kreuznach auf 5 Jahre, zur Begleichung ihrer Schulden pro Malter Salz eine Steuer von 2 Hellern zu erheben.[10] Salz wurde in Kreuznach auf einem speziellen Markt gehandelt, dem Salzmarkt in der Neustadt (Mannheimer Straße zwischen Metzger- und Gerberviertel), zunächst allerdings wohl nur in geringem Umfang aus örtlicher Produktion.[11] Die Salzwaage befand sich in der Mannheimer Straße 38.
1490 verlieh Kurfürst Philipp von der Pfalz die „saltz- und badbronnen“ zwischen der Ebernburg und Kreuznach seinen Köchen Conrad Brunn und Matthes von Nuwendorff.[12] Die solehaltigen Quellen waren wahrscheinlich 1478 entdeckt bzw. wiederentdeckt worden. Eine längerfristige wirtschaftliche Nutzung kam allerdings zunächst noch nicht zu Stande.
Das eigenständige Dorf Sulze wurde spätestens 1743 mit dem Bau der Saline Theodorshalle als Ortsteil von Kreuznach aufgegeben und damit zur Wüstung.
Der Hof Sulz oder der Seltzer Hof war ein Festes Haus (hus),[13] das im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit zu 2⁄3 von der Raugrafschaft zu Altenbamberg[14] und zu 1⁄3 vom Erzstift Mainz lehensrührig war.[15] Die Herren von Ansenbruch (Anselburg bei Neuhemsbach)[16] zu Heddesheim genannt von Sultzen erhielten das Lehen für ihren Dienst als Burgmänner der Raugrafen auf der Altenbaumburg.[14]
Die Raugrafen Georg II. von Stolzenburg († 1349) und sein Bruder Konrad V. (VI.) von Stolzenburg († nach 1340) sicherten ihrem Lehensträger Edelknecht Rudolf von „Ansenbrucg“ d. Ä. 1316 zu, seine Lehen „Sulczen und Hedesheym“ an Rheingraf Syfridde (Siegfried) II. vom Stein (* um 1240; † vor 1327) zu vergeben, falls Rudolf ohne Leibeserben sterben sollte.[17] 1362 gingen die raugräflichen 2⁄3 der Lehnshoheit auf die Grafen von Sponheim über.[18] Der Edelknecht Rudolf von Ansenburg d. J. zu Heddesheim, der das Lehen als Burglehen innehatte,[19] wechselte im Tausch mit Ulrich I. von Layen († 1372) aus dem Dienst von Raugraf Philipp von Stolzenburg († 1377) zu Bolanden und Altenbamberg in den Dienst von Graf Walram von Sponheim-Kreuznach.[20][14]
Raugraf Wilhelm von Stolzenburg († 1358) stimmte 1354 einer Bewittumung der Frau des Rudolf von Ansenburg auf das Haus Sulzen zu.[21] Rudolf von Ansenburg zeigte 1355 dem Mainzer Erzbischof an, dass er 1⁄3 von Haus Sulz zu Mannlehen besitze, Erzbischof Gerlach von Nassau bewilligte daraufhin, dass Rudolf von Ansenburg, „sein lieber Getreuer“, seine Frau Grede (Kämmerer von Worms genannt Fuchs von Rüdesheim), eine Tochter des Ritters Gieselbrecht Voisses,[22][23] mit dem 1⁄3 des Hauses Sulcze, das vom Erzbischof zu Lehen rührte, bewidmete.[13] Graf Walram von Sponheim stimmte am 9. Juni 1361 einer weiblichen Erbfolge für die Ansenburger Lehen zu.[24]
Lehensträger des sponheimischen 2⁄3-Anteils am Sulzer Hof (1437 bzw. 1444 bis 1707 kurpfälzisch-markgräflich badisches Kondominium) wurden:[35][36]
Zu dem befestigten Sulzer Hof gehörten 1596 noch 100 Morgen Äcker, 10 Morgen Wiesen, 179 Morgen Waldung und als Zubehör verschiedene Gerechtigkeiten: Weidgang, Jagd, Fischerei und Überfahrt (Fährgerechtsame; es gab dort noch keine Nahe-Brücke).[57] Die Lehensträger ließen die Ländereien bewirtschaften, 1472 wird Johann von Kastellaun zusammen mit seiner Frau Agnes als „Hofmann zu Sulzen“ erwähnt.[58] Der benachbarte Wald wurde Sulzerwald genannt.[59]
Den Seltzerhof oder Hof zu Sültz brachte Anna Philippina Amalia von Leyen (* um 1690/95; † nach 1745), Tochter des Kaiserlichen General-Feldzeugmeisters Hans Eberhard Freiherr von Leyen († 1732) zu Argenschwang und der Isabella Antonia geb. von Leyen (1664–1701), 1719 in die Ehe mit dem Kurmainzer Kämmerer Ernst Friedrich von Ebersberg genannt von Weyers-Leyen (1687–1762)[60] ein.[57] Freiherr Ernst Friedrich von Ebersberg genannt von Weyhers wurde 1735 von der Kurpfalz als Rechtsnachfolger der Grafen von Sponheim mit ½ Hof zu Sulzen belehnt.[61]
1737/38 wurde der vordersponheimische Hof Sulzen bei Kreuznach vorübergehend an den kurpfälzischen Konferenzminister Jakob Tillmann von Hallberg verkauft.[62] Um die solehaltigen Quellen zu nutzen, erwarb eine neugegründete „SalinenSozietät“ nach vertraglichen Absprachen mit den Kurfürsten Karl III. Philipp und Karl Theodor von der Pfalz 1743 den gesamten „Sälzerhof oberhalb Kreuznach“, zu dem auch Hofhaus, Scheuer, Stallung und ein Baumgarten gehörten, für 10.000 Gulden.[63] Die Freifrau von Leyen bekam noch eine Gratifikation (ein „douceur“) von hundert Spezies-Dukaten von der Sozietät. Ihr Sohn Franz Eberhard Christoph von Ebersberg genannt von Weyhers-Layen (* 1721; † nach 1764) wurde ungeachtet des Verkaufs 1764 von Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz mit ½ Hof zu Sulzen belehnt.[64]
Von dem burgartig befestigten Hof des 14. Jahrhunderts sind ein Mauerzug mit Wehrgang auf der Nordseite und anschließendem schlankem Treppenturm mit Zinnenkranz sowie ein vermauertes rundbogiges Tor erhalten.[65]
Unmittelbar westlich der Ruine des Sulzer Hofs wurde zwischen 1892 und 1895 nach einer Planung des Großherzoglichen Kreisbauamtes in Bingen eine kleine Siedlung mit Arbeiterhäusern, Scheunen, Back- und Waschhaus der Großherzoglich Hessischen Saline Theodorshalle errichtet. Architekt war wahrscheinlich der Kreis-Hochbauaufseher Ferdinand Illert (1830–1901).[66] Erhalten ist ein zweigeschossiges Backsteinhaus mit Arbeiterwohnungen von 1892 im Burgweg 2 (Sulzer Hof 2).[65] Das Gelände mit dem historischen Sulzer Hof wurde Anfang 2016 an die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH (GEWOBAU) der Stadt Bad Kreuznach verkauft.[67]
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.