Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Stoney (auch Stoney Nation, Nakoda Nation oder Stoney Nakoda Nation)[1] sind eine First Nation in der kanadischen Provinz Alberta. Sie sind eng mit den Assiniboine (auch bekannt als Stone Sioux) verwandt und bezeichneten sich oft selbst als Iyethkabi oder Îyârhe Nakodabi (‘Rocky Mountain People’, meist falsch als ‘Stone Sioux’ wiedergegeben),[2][3] daher werden sie oft mit den ebenfalls als ‘Stone Sioux’ bezeichneten Assiniboine verwechselt. Sie selbst bezeichneten sich (und waren hierfür bei benachbarten Stämmen bekannt) als Wapamakθé (Wapamathe oder Wa-p-a-muk-kthey – ‘Head Decapitators’), da sie jeden Eindringling in ihr Stammesgebiet erbittert bekämpften.
Oft bezeichneten sie sich selbst auch als Yéθkabi (Yéθka oder Iyéθka – ‘Those Without Blemish’ – ‘Diejenigen ohne Makel’).[4]
Ihr Stammesgebiet lag nördlich und westlich der Assiniboine auf den kanadischen Prärieprovinzen und in den Ausläufern der Rocky Mountains und reichte vom Süden British Columbias und dem westlichen Alberta bis ins nördliche Montana und Idaho.
Die Stoney sind Nachfahren einzelner Gruppen der Woodland und Plains Assiniboine (oder Nakota), die auf Grund mehrerer schwerer Epidemien gegen 1744 sich in die Rocky Mountains und Wälder im äußersten Nordwesten geflüchtet hatten. Wie viele Gruppen der Assiniboine hatten auch diese oftmals unter Plains und Woodland Cree geheiratet und sprachen Cree fließend. Zudem gehörten ihnen auch viele Métis an sowie auch einige nordwärts gewanderte Lakota und Dakota.
Einige Assiniboine in Saskatchewan und Montana bezeichnen die Stoneys daher auch als Lost Tribe der Assiniboine. Die Assiniboine nannten die nach Westen gezogenen Gruppen der Stoney Te'ha Nakota (‘Far Away Assiniboine’ – ‘Weit weg lebende Assiniboine’).[5]
Die Stoney unterteilten sich geographisch und kulturell in zwei Stammesgruppen (engl. division) mit verschiedenen Dialekten, die wiederum in mehrere Gruppen (engl. bands) unterteilt waren:[6][7]
Die Unterscheidung zwischen den beiden Stammesgruppen der Stoney war primär eine ökologische und geographische.[10]
Die Wood Stoney bewohnten die Wald- und Seen-Regionen westlich von Edmonton, vom Little Smokey River (Osoda Wa-pta – ‘Smoky River’) im Norden, südwärts entlang der Oberläufe des Athabasca, McLeod, Pembina, Brazeau (Ožadé Tãga – ‘The Big Fork’) und North Saskatchewan Rivers im Süden und wanderten ostwärts bis zum Lac Ste. Anne (Waka Mne – ‘God's Lake’)[11] und Pigeon Lake.
Die Wood Stoney lebten vom Frühjahr bis Frühherbst vom Fischen, Fallenstellen und der Jagd auf Wasservögel, Kleinwild (Bibern, Bisamratten, Stachelschweinen) sowie auf Wild (Wapiti, Hirsche, Dickhornschafe, Schneeziegen), ergänzt durch das Sammeln von Früchten, Beeren und Wurzeln. Südöstliche Gruppen der Wood Stoney, die am Rande der Plains lebten, gingen auch der Bisonjagd auf den Plains von Alberta nach.
Die Mountain Stoney lebten in den Bergausläufern entlang der Rocky Mountains südlich von Rocky Mountain House entlang den Oberläufen des North Saskatchewan River, Clearwater, Red Deer, Ghost, Bow, Jumpingpound, Sheep, Highwood, Pekisko und bis zur Wasserscheide des Oldman River. Ihre Jagd- und Streifgebiete erstreckten sich noch weiter nach Süden und Westen in die Bergregionen entlang des Kootenay, Columbia (Čã-okiyé Wa-pta – ‘Permanent Tipi-like Structure River’) und Milk River im Südwesten British Columbias, im Norden von Idaho und bis nach Tobacco Plains (Ĩdukabi Tĩda – ‘tobacco plains’) und Chief Mountain (Hũga Baha – ‘Chief Hill’) im Norden Montanas sowie ostwärts bis zu den Cypress Hills (Wotawa Baha – ‘War Standard Hill’) im Süden Saskatchewans.
Die Sharphead's band (auch oft Plains Assiniboine genannt) streifte meist östlich der Rocky Mountains auf den Kootenay Plains sowie zwischen dem Red Deer River im Süden bis zum Pigeon Lake im Norden. Sie unterhielt durch ihre Streifzüge auf die nordwestlichen Plains besonders enge Kontakte zu den Plains Cree und Plains Assiniboine, mit denen sie oft gemeinsame Bisonjagden sowie Kriegszüge gegen feindliche Stämme unternahm.
Die Mountain Stoney jagten hingegen meist Großwild (Dickhornschafe, Hirsche, Elche, Waldbisons), ergänzten ihre Nahrungsbasis ebenfalls durch Bisamratten, Stachelschweine und Biber sowie durch das Sammeln von Früchten, Beeren und Wurzeln. Da die Mountain Stoney mehr Pferde besaßen als ihre nördlichen Verwandten waren sie mobiler und glichen sich der Lebensweise auf den Plains immer mehr an. Besonders für die südlichen Gruppen in Montana und Idaho als auch für Sharphead's band stellte die Bisonjagd bald eine der Hauptquellen für den Nahrungserwerb dar. Im Gegenzug zu benachbarten Plains-Stämmen blieb der Fisch weiterhin für die Stoney bedeutend.
Die Stoney waren auf den Nordwestlichen Plains Verbündete der Plains Ojibwa[12], Plains Cree[13] sowie der Assiniboine. Dies hatte zur Folge, dass sie Feinde der Blackfoot, der Gros Ventre, der Sarcee sowie der übrigen Sioux (Lakota, Yankton, Yanktonai und Dakota) waren. Anfang des 18. Jahrhunderts schlossen die Mountain Stoney mit den Secwepemc (engl. Shuswap) und Kutenai Frieden und gliederten sie somit in das große Netzwerk der Cree-Konföderation (oder Nehiyaw-Pwat) ein.
Auf der Höhe ihrer Macht zu Beginn des 19. Jahrhunderts kontrollierten die Blackfoot und ihre Verbündeten, die Gros Ventre und Sarcee, ein Gebiet vom North Saskatchewan River bis zum Oberlauf des Missouri River im Süden. In den folgenden Jahren konnten immer mehr verbündete Stoney, Assiniboine und Plains Cree ins Territorium der Blackfoot-Konföderation vordringen, so dass sich die Piegan gezwungen sahen, in die Region des Missouri auszuweichen, die Kainai zogen sich bis zum Bow River und Belly River zurück, einzig die Siksika konnten ihre Gebiete entlang des Red Deer River verteidigen.
Die Stoney hatten ab ca. 1770 reguläre Kontakte zu den rivalisierenden Handelskompanien der Hudson’s Bay Company und North West Company, mit denen sie Pelze, Fleisch und Pemmikan gegen europäische Güter (metallene Kessel, Besteck, Gewehre, Alkohol, Kleidung) tauschten. Die Hudson’s Bay Company errichtete Fort Edmonton als Handelspunkt für die Plains Cree und benachbarte Stämme wie den Wood Stoney und der Sharphead's band der Mountain Stoney. Die North West Company hingegen errichtete für die Gruppen der Mountain Stoney eine Handelsstation in der Nähe von Rocky Mountain House. Die Stoney waren gegenüber den Weißen meist friedlich gesinnt und boten sich in den folgenden Jahren den europäischen Händlern und Entdeckungsreisenden oft als Führer und bewaffnete Eskorte zu deren Schutz an. Die ersten Weißen wirkten wegen ihrer Bärte und Schnurrbärte auf die Stoney oft mürrisch und ernst, so dass sie diese als Wasi ja – ‘die Trauernden’ oder ‘die Klagenden’ bezeichneten.[14][15]
Doch durch die vermehrten Handelskontakte kam es immer wieder zu schweren Epidemien. 1786 traf die Region eine erste Pockenepidemie, der vielleicht die Hälfte der Plains Cree zum Opfer fiel. 1835 brach entlang des Athabasca und Peace River eine Grippeepidemie aus, der viele Wood Stoney, Woodland Assiniboine und Woodland Cree zum Opfer fielen. 1838 folgte eine ebenso heftige Epidemie, so dass die Zahl der Plains Cree wohl um fünf Sechstel, wenn nicht mehr zurückging. Um 1780 gab es gemäß Schätzungen zwischen 6.000 und 10.000 Assiniboine, zwischen 1836 und 1839 starben rund 4.000 Stammesangehörige (zwischen der Hälfte und zwei Drittel) an den Pocken. Die Stoney zogen sich daraufhin noch tiefer in die Wälder und Berge ihres Gebietes zurück und suchten in der Abgeschiedenheit laut ihren Überlieferungen Schutz vor den Seuchen.
Da alle Stämme (auch die Blackfoot, Sarcee, Gros Ventre u. a.) von den Pocken und anderen Epidemien dezimiert worden waren, stellte sich schnell wieder ein Machtgleichgewicht her – jedoch konnten die Assiniboine niemals wieder ihre dominante Stellung erlangen.
Wie alle Plainsstämme, so waren auch die Plains Cree von der Bisonjagd abhängig, leider waren diese ab 1850 nur noch auf dem Gebiet der feindlichen Blackfoot zu finden, so dass die Cree 1870 gegen die durch die Pocken geschwächten Blackfoot Krieg führten; doch unterlagen sie bei Fort Whoop-Up (nahe Lethbridge) und verloren über 300 Krieger. Daraufhin mussten sie im darauffolgenden Jahr mit den Blackfoot Frieden schließen, um nicht verhungern zu müssen.
1851 unterzeichneten die Assiniboine ihren ersten Vertrag mit den Vereinigten Staaten und wurden in Reservate eingewiesen. In den Jahren 1874 bis 1876 schlossen Kanada, die Cree und ihre Verbündete mehrere der so genannten Numbered Treaties, genauer gesagt die Treaties No. 4, 5 und 6. Die Alexis, Paul und Sharphead-Gruppen der Wood Stoney unterzeichneten 1876 den Treaty 6 und wurden in Reservate westlich von Edmonton umgesiedelt. Im Jahr 1877 wurde den Mountain Stoney, unter der Führung der Häuptlinge Jacob Bearspaw, Jacob Goodstoney und John Chiniki (oder Chiniquay), im Treaty 7 von Blackfoot Crossing von der britischen Krone Unabhängigkeit zugesichert – trotzdem mussten diese in Reservate westlich von Calgary ziehen.
Die meisten der heute ca. 9000 Stammesmitglieder der Stoney (Stand: Oktober 2012) leben in fünf größeren Reservaten im Südwesten von Alberta: die ca. 5200 Nachfahren der Mountain Stoney gehören heute der Stoney Nakoda First Nation an, die ca. 3.800 Nachfahren der Wood Stoney bilden die heutigen Alexis Nakota Sioux Nation und Paul First Nation und leben in mehreren Reservaten westlich von Edmonton:
Wood Stoney
Mountain Stoney
Der größte Teil der Sharphead's band, ursprünglich beheimatet in den Kootenay Plains (die Stoney nannten dieses fruchtbare, geschützte und wildreiche Gebiet Kadonnha Tinda oder Ke-don-Ne-Ha Tin-Da – ‘Plains (Grasebene) der Winde’),[24] ließen sich zunächst am Pigeon Lake nieder, mussten jedoch 1883, als das Fischen sie nicht mehr ernähren konnte, in ein Reservat am Wolf Creek südlich der heutigen Stadt Ponoka umsiedeln. Drei Jahre später erlitten sie schwere Verluste durch die Masern, 1889 und 1890 wurden sie nochmals durch eine Influenza-Epidemie bis auf eine Handvoll dezimiert. Daraufhin wurde ihr Reservat geschlossen, ca. 70 der Überlebenden schlossen sich in den Jahren 1890–1892 der Paul First Nation an und ließen sich unter Führung von Old Man Rain im Buck Lake Indian Reserve #133C nieder. Jedoch wütete die Spanische Grippe (1918–1920) unter ihnen so stark, dass sie das Reservat aufgeben mussten und letztendlich in die Reservate rund um Wabamun Lake zogen und ihre Identität als eigenständige Gruppe verloren. Einige wenige, darunter auch Sharphead selbst, waren jedoch weiter gezogen und hatten sich 1896 der Wesley First Nation, einer der drei First Nations der heutigen Stoney Nakoda First Nation, angeschlossen. Zur Sicherung ihrer wirtschaftlichen Zukunft plant die Stoney Nakoda Nation derzeit (Stand 2006) den Bau eines Spielkasinos, der jedoch innerhalb des Stammes umstritten ist[25].
Die Sprache der Stoney wird als Isga l'abi oder Isga Owawabi (engl.: meist Stoney) bezeichnet, und gehört zusammen mit der Sprache der Assiniboine, zum Nakoda-Dialekt der Sioux-Sprachen. Sie unterteilt sich in drei Dialekte, das Alexis First Nation, Paul First Nation sowie das Nakota Nation (‘Morley’). Sie ist im Aussterben begriffen und wird von unter 35-Jährigen kaum noch flüssig gesprochen (Stand 2006). Es gibt Bemühungen, sie am Leben zu erhalten.[26]
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.