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deutscher Kunsthistoriker und Denkmalpfleger, erster Provinzialkonservator der Rheinprovinz Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Paul Clemen (* 31. Oktober 1866 in Sommerfeld bei Leipzig; † 8. Juli 1947 in Endorf) war ein deutscher Kunsthistoriker und Denkmalpfleger. Er wurde 1893 zum ersten Provinzialkonservator der Rheinprovinz berufen.
Paul Clemen war der Sohn des evangelischen Pfarrers August Clemen (1838–1920), seine Brüder waren der Theologe Carl Clemen und der Historiker Otto Clemen. Er besuchte die Fürstenschule in Grimma (1879–1885).[1] 1885 nahm er ein Studium in den Fächern Kunstgeschichte und deutsche Philologie an der Universität Leipzig auf, das er 1887 an der Universität Bonn und ab 1888 an der Universität Straßburg fortsetzte. 1889 wurde Clemen bei dem Kunsthistoriker Hubert Janitschek mit einer Dissertation über Die Porträtdarstellungen Karls des Großen zum Dr. phil. promoviert. Am 1. Oktober 1890 erhielt er seine Beauftragung und feste Anstellung durch die Kommission für die Denkmälerstatistik für die Inventarisierung der Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. 1893 folgte die Ernennung zum ersten Provinzialkonservator der Rheinprovinz.
Paul Clemen war Geheimer Regierungsrat und lehrte von 1894 bis zu seiner Emeritierung 1936 als Kunsthistoriker an der Universität Bonn. 1892 hatte er sich bei Carl Justi zur Habilitation an der Universität Bonn für das Fach mittlere und neuere Kunstgeschichte angemeldet, die Habilitationsschrift wurde ihm angesichts seiner Publikationsliste erlassen. Im Februar 1893 weilte er in Rom, wo er in den Deutschen Künstlerverein eingeführt wurde.[2] Im Sommersemester 1894 begann er als Privatdozent mit Vorlesungen an der Universität Bonn, 1898 ernannte man ihn zum außerordentlichen Professor in der Philosophischen Fakultät. Ein Jahr später wurde er ordentlicher Professor der Kunstgeschichte und Literatur an der Kunstakademie Düsseldorf. 1902 ging er nach Bonn zurück, wo er Carl Justi als Professor für Kunstgeschichte nachfolgte und das Kunsthistorische Institut der Universität begründete.
1901 begleitete Clemen den Kronprinzen Wilhelm nach Belgien und in die Niederlande.[3] Nach dessen Immatrikulation in Bonn wurde er für zwei Semester sein Lehrer. Ende des Jahres wurde er dort durch „Allerhöchst vollzogene Bestallung“ zum ordentlichen Professor ernannt. Gleichzeitig blieb Clemen im Amt des Provinzialkonservators. 1904 war er vorsitzender Vorstand der Kunsthistorischen Ausstellung im Kunstpalast Düsseldorf. Bei seinem Ausscheiden 1911 übernahm er das Amt des Vorsitzenden des neu gegründeten Denkmalrates der Rheinprovinz. In diesen Funktionen setzte er sich stark für den Denkmalschutz ein,[4] auch für Gründung und Aufbau eines Kunstschutzes im Ersten Weltkrieg. Er war außerdem einer der Initiatoren für die Gründung des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz und wurde 1924 zum Vorsitzenden des Tages für Denkmalpflege und Heimatschutz gewählt.[4] Clemen, Mitbegründer dieser Institution und zuvor ihr langjähriger stellvertretender Vorsitzender, behielt das Amt bis 1932. Sein Lebenswerk, die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz in 56 Bänden, ist ein Standardwerk der deutschen Kunstgeschichte. 1933 etablierte er den Symbolbegriff für Denkmäler als „Sinnzeichen nationaler Geschichte“ und „Medien der Gesinnungsbildung“.[5][6] 1935 wurde er emeritiert.[3] Seinen Lebensabend verbrachte er in Endorf in Oberbayern. Im Juni 1946 kehrte er ein letztes Mal in das vom Bombenkrieg schwer getroffene Rheinland zurück. Im zerstörten Quirinus-Münster in Neuss, mit dessen Wiederaufbau man begonnen hatte, hielt er eine programmatische Rede über Rheinische Baudenkmäler und ihr Schicksal – Ein Aufruf an die Rheinländer.[3] Seine Ansprache erfuhr ein so starkes Echo, dass sie als Kleinschrift verlegt wurde.
Ein Teil seines schriftlichen Nachlasses befindet sich im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.
Am 15. Juni 1905 heiratete Paul Clemen Lilli von Wätjen (1884–1966), Tochter des Regierungsrates Hermann von Wätjen und Enkelin des Reeders Diedrich Heinrich Wätjen, auf dem Rittergut Altenrode. Sie hatten zwei Kinder: Wolfgang Clemen (1909–1990) und Petra Clemen (1911–1986).
1908/09 ließ sich Paul Clemen nahe dem Bonner Rheinufer (Coblenzer Straße 119a) eine Villa als privaten Wohnsitz errichten, die nach einem Entwurf des Bonner Architekten und Regierungsbaumeisters Julius Rolffs gleichzeitig mit der benachbarten Villa des Professors Karl Bülbring entstand. Stilistisch lässt sie sich dem picturesquen Barock zurechnen. Da Clemen die Villa widerrechtlich noch vor der im Juni 1909 erfolgten Gebrauchsabnahme bezogen hatte, stellte die Baubehörde einen Strafantrag gegen ihn. 1934 ließ Clemen sie in ein Dreifamilienhaus umbauen (Entwurf: Rolffs).
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude im Zuge der alliierten Bombenangriffe auf Bonn bei dem verheerenden Luftschlag am 18. Oktober 1944 vollständig zerstört. Die im Haus gelagerten Archivalien, Kunstgegenstände und die knapp 10.000 Bände umfassende Bibliothek Clemens konnten nicht gerettet werden. Ein Wiederaufbau der Villa unterblieb, auf ihrem Grundstück entstand später die Universitäts-Kinderklinik.[7]
Am 31. Oktober 1936 richtete Heinrich Haake (NSDAP), als Landeshauptmann der Rheinprovinz (Rechtsvorgängerin des LVR), anlässlich des 70. Geburtstages von Paul Clemen das Paul-Clemen-Stipendium (seit 2008 Paul-Clemen-Preis) ein.[10]
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